Mit einem zuckersüßen "guten Morgen" und meinem nettesten Lächeln (gelogen, Anm. d. Red.) weckte ich gegen 05.00 Uhr die weltbeste Begleiterin und wußte nach wenigen Sekunden: WoPo, obacht!! Da ist jemand noch gaaanz müde und nicht gerade amused, nun aufstehen zu dürfen. Schnell wurde ich zum Urlaubsschinder "befördert" (da war eigentlich kein Raum mehr für eine Beförderung, aber gut..lassen wir mal so stehen. A.d.R.)
Egal, heute stand das Mattwaldhorn auf dem Progarmm, dafür nehm ich auch solche "Beförderungen" in Kauf.
Unser Plan: wir wollten von Giw aus über das Ochsenhorn und weiter über den Grat auf das Simelihorn und Mattwaldhorn steigen. Und weil wir nicht die schnellsten sind, galt das Motto: der frühe Wurm fängt den Vogel .............oder so ähnlich.
Da die Welt auch in Giw morgens um halb sieben noch in Ordnung ist, konnte es sogleich herzerfrischend losgehen, sehr zur Freude des "Schinderwopos".
Den Weg hinauf zum Gebidumpass kannten wir mittlerweile schon fast auswendig, war es innerhalb von einer Woche das dritte Mal, das wir ihn hinauf oder hinunter oder beides gegangen sind. Da sich die Schönheit des Weges aber arg in Grenzen hält, gaben wir etwas "Kniegas" und "schawuppelten" hurtig nach oben.
Trotz der morgendlichen Frische perlte das eine oder andere Schweißtröpfchen an meiner Stirn hinab als der Gebidumpass erreicht wurde. Gratwanderung stand dort auf einem der Schilder und damit war unser Weg hinauf zum Ochsenhorn gemeint. Dass liest sich doch spannend, fanden wir und machten uns sogleich daran, die entsprechende Richtung einzuschlagen. Die Spannung hielt sich dann aber erstmal arg in Grenzen, denn die eigentliche Gratwanderung läßt zunächst eine ganze Weile auf sich warten. Ein breiter Bergrücken muß erwandert werden, an einer Skiliftstation gehts vorbei und weiter auf dem Rücken hinauf zum Rothorn. Das "horn" ist beim Rothorn aber nun mal echt übertrieben!! Das Gipfelkreuz stand auf einem Bergrücken, unter "Horn" stelle ich mir doch etwas andres vor.
Unterwegs lernten wir noch neue "Freunde" kennen. Eine Herde Schafe fand Gefallen an uns und folgte uns eine ganze Weile. Wollen die auch zum Ochsenhorn??? Wir sahen uns schon Schäfchen für Schäfchen vom Grat hinunter retten, aber irgendwann waren wir dann doch nicht mehr intressant genug. Oder Schäfchen sind doch schlauer als bisher angenommen...(schlauer als Begleiterinnen auf jeden Fall.. aber ich bin lernfähig; A.d.R.)
Übrigens, Stichwort "schlau", da sind wir beim Thema:
Wie man auf einigen Fotos erkennen kann, war es jenem Morgen "etwas" frisch. Die Wiesen waren mit Rauhreif überzogen und das ganze Ambiente ergab ein herrliches Bild.
Nicht ganz so herrlich war das Bild in meinem Rucksack bei der Suche nach Handschuhen bzw Stirnband zwecks Linderung der mittlerweile schon leicht schmerzenden, weil durchgefrorenen Hände. Schön, das ich so wichtiges Zeugs wie ein Fotostativ oder ein Klettersteigbuch eingepackt habe (wo es auf dieser Wanderung weit und breit keinen Klettersteig gibt). Dafür verzichtet der Mensch ja dann gerne auch mal auf so unbedeutendes Zeugs wie eben genannte Handschuhe und Stirnband.
Fortan feilte ich gezwungenermaßen an meiner Teleskopstockhaltetechnik mit ar...kalten Händen! Stöckchen wechsel dich, mal rechts, mal linkshaltend, so könnte man diese Technik auch bezeichnen. Das andere, "freie" Händchen wurde dann eiligst in die etwas wärmeren "Gefilden" gesteckt.... zum "auftauen".
Schön, daß derweil geschätzte 4 Paar Handschuhe in meiner Tasche lagen..... unten in Visperterminen. Und wenn ich auch vorher nicht an meine Handschuhe gedacht hatte, um so intensiver dachte ich nun an sie. Wer den Handschuh nicht ehrt, ist des Händefrierens wert... das zum Thema "schlau"!!!
Auch die längste "Buckelwanderung" ist irgendwann einmal zu Ende und tatsächlich, auch die münsterländer Flachlandfraktion näherte sich dem eigentlichen Beginn der Gratwanderung. Diese ist erfrischend abwechslungsreich und macht Spaß. Unterwegs muß eine felsige Klippe mit Hilfe einer Seilsicherung abgeklettert werden. Kommt man in die Nähe des Ochsehorn werden ein paar Blöcke in leichter Kletterei überwunden. Für geübte Wanderer kein Problem, ganz im Gegenteil: genießen können wir diese Abwechslung sogar. Und dann stehen wir plötzlich oben und sind überwältigt von dieser 360 Grad Rundumaussicht.
Nach einer ausgedehnten Pause gehts hinunter und wieder hinauf zum Wyssgrat. Wegspuren erleichtern etwas die Wegsuche. Eigentlich wollten wir immer weiter die Gratschneide folgend hinauf zum Simelihorn. Da jedoch eine 4 köpfige Wandertruppe, die auch unterwegs zum Simelihorn waren, einen anderen Weg einschlugen, folgten wir nun Diesen. Leider war dies nicht ganz die optimale Idee, denn eh wir uns versahen, befanden wir uns in einer etwas sehr brüchigen Flanke, die dafür aber auch entsprechend steiler war. Nix für schwache Nerven und erst recht nix für Nerven von weltbesten Begleiterinnen! Iiih (nein: määääh), war das ein Rumgeeiere. Warum einfach, wenn`s ätzend geht.
Irgendwann kamen wir an ein kleines Seelein wieder auf normalen Wege aus. Für die weltbeste Begleiterin war hier nun Schluss, trotz guten Zuredens. Der vorherige Abstieg hatte zuviel "Körner" und Nerven gekostet. (an dieser Stelle nochmals: mäh! und Dank an die guten Schwarznasenvorbilder :)
Die beiden "Hörner" vor der Nase, wollte ich jedoch noch nicht absteigen und machte mich nun hurtigen Schrittes auf, die restlichen Meter hinauf zusteigen.Genießen ist was anderes, aber bevor weltbeste Begleiterinnen anfangen zu frieren, hetzen WoPo's dann doch besser mal die Berge hinauf! Pulsierend und ziemlich schnaufend ging es aufs Simelihorn. Knips hier, knips dort und nach gestoppten 2 Minuten 16 Sek. ging es auch schon wieder runter und rauf Richtung Mattwaldhorn. Ist schon was herrliches so gemütlich seine Bergrunde zu drehen.....
Wieder oben angekommen benötigte ich 3 Minuten 52 Sek. (Müslischnitte plus 5 Wasserschlucke plus 5 zusätzliche Fotos, brachten mir dieses "Zeitdefizit" ein), um wieder abzusteigen. (...und die Fotos sind dazu noch ganz gruselig geworden. Auf den meisten ist nur ein überdimentionaler WoPo und eine Minihintergrundlandschaft zu erkennen, nix, für verwöhnte hikr-Augen!)
Falls jemand nun denkt, etwas verrückt ist DER schon, kann ich nur erwidern: Stimmt! .....aber ehrlich, .....nicht immer!! Und auch nicht öfter!!! (.....hmmm...?)
Die restliche Tour ist schnell erzählt, obwohl diese noch lange nicht zu Ende war. Am kleinen Seelein angekommen, quamlten ordentlich die Socken, am Blausee merkte ich meine Waden und auf dem langen Weg der Suone Heido Richtung Gebidumpass entlang, war ich dann endgültig "gar" gewandert. Und während des Abstiegs vom Pass nach Giw zum Auto ließ mich eine Frage nicht mehr los: WIE, bitte schön, schaffen einige Hikr-Spezialisten 2000, 3000 oder sogar 4000 Höhenmeter hinauf und hinunter zu "stiefeln"???? Wohl gemerkt : an EINEM Tag???
Für mich Flachlandheini unvorstellbar und ich ziehe meinen roten Schweizer Hut vor solchen Leistungen!!
Ohne eine wirkliche Antwort auf diese Frage gefunden zu haben, kamen wir schließlich schachmatt am Auto an.
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