Ochsenkopf 2286 m - Ruchberg 2160 m - Scheuakopf 2159 m - Eine Grattour im Grenzbereich


Publiziert von Ivo66 , 7. August 2010 um 20:47.

Region: Welt » Liechtenstein
Tour Datum: 7 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: FL   A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Malbun FL - Sareis - Gamsgrat - Ochsenkopf - P. 2086 - Ruchberg - Bettlerjöchle - Scheuakopf - Matta - Sassförkle - Malbun FL
Kartennummer:1:25000 Drei Schwestern

Heute war es soweit: Unsere erste gemeinsame Tour mit marmotta. Wir schlugen den Ochsenkopf in Liechtenstein vor und dank marmottas Ergänzungen (Ruchberg und Scheuakopf) mutierte die anfänglich recht gemütliche Tour zu einer ernsthaften, aber sehr attraktiven alpinen Grattour. Gemäss dem neuen SAC-Führer "Ringelspitz Arosa/Rätikon" ist die Überschreitung vom Ochsenkopf über den Ruchberg gar mit T6 bewertet. Diese Einschätzung ist wohl etwas gar hoch, aber hin und wieder kitzelten wir schon ganz schüchtern am unteren T6-Bereich. Heikler als die eigentlichen Kletterschwierigkeiten ist neben der zeitweiligen Ausgesetztheit die enorme Brüchigkeit der zu begehenden Felsen und das viele lose Material, das überall herumliegt. Es ist höchste Konzentration auf längeren Abschnitten gefragt. Diesbezüglich war die Tour für uns als Grenzerfahrung zu bezeichnen. Zum andern bewegt man sich auf längeren Abschnitten genau auf der liechtensteinisch-österreichischen Landesgrenze. Die Tour scheint - ab dem Ochsenkopf - selten begangen zu sein.

Etwas überschätzt haben wir hingegen den Aufstieg von Sareis auf den Ochsenkopf. Letztes Jahr sind Lena und ich diese Tour bis zum Gamsgrat bei misslichen Verhältnissen (dichter Nebel, kurz vor Regenschauer...) begangen. Wie viel freundlicher sah heute doch alles bei gutem Wetter und uneingeschränkter Sicht aus. Die T5 gemäss SAC-Führer sind hier etwas zu hoch eingesetzt.

Herzlichen Dank an marmotta für diesen unvergesslichen, herrlichen Tag in den Bergen. Und hier nun zur Tourenbeschreibung (Erstbegehung auf hikr.org):

Malbun - Sareis (T2)

Von Malbun folgten wir dem nach Sareis ausgeschilderten Fahrweg und kürzten ihn nach dem unteren Legföhrenbereich durch gut gestufte Grashalden, zeitweise auch auf einem guten Bergweg, ab.

Sareis - Gamsgrat (T4)

Von Sareis steigt man bei der Sesselbahnstation etwas ab und geht durch die Legföhren hindurch. Man folgt Pfadspuren durch schuttiges Geröll und gewinnt immer steiler die Südrinne. Ab und zu finden sich gelbe Markierungen. Bald quert der Pfad nach rechts in felsiges Gelände und man steht bald auf dem Gamsgrat und erblickt zum ersten Mal den Ochsenkopf.

Gamsgrat - Ochsenkopf (T4+)

Weiter folgt man dem Grat auf einem guten Pfad. Die ersten Felsstufen vor dem Ochsenkopf umgeht man links (gelbe Markierung beachten, etwas ausgesetzt). Bald folgt der Pfad wieder in die Westflanke. Hier zogen wir es vor, direkt dem Grat entlang in leichter Kletterei - kurz etwas ausgesetzt - aufzusteigen. Die letzten Meter auf den Ochsenkopf sind dann wieder Gehgelände.

Ochsenkopf - P. 2086 (T5)

Weiter geht es dem Grat entlang nach Norden, zu Beginn auf guten Wegspuren. Wir stiegen möglichst lange dem Grat entlang ab, bis ein Ausweichen in die Westflanke unumgänglich war. Das Gelände ist hier recht abschüssig und zeitweise etwas heikel zu begehen. Einige Felsen boten jedoch guten Halt.. Der untere Teil des Grates ist dann wieder einfacher.

P. 2086 - Ruchberg (T3)

Der mit Abstand einfachste Gratabschnitt. Auf grasigem Gelände, teils auf Wegspuren, geht es steil meist entlang des Grates zum höchsten Punkt.

Ruchberg - Bettlerjöchle (T5+)

Der schwierigste Teil der Tour. Gleich nach dem Ruchberg folgt eine sehr heikle Stelle, die es konzentriert abzusteigen gilt. Abschüssiges Gelände und loses Material sowie vermeintliche Griffe im Fels, die der geringsten Belastung nicht standhalten - eine schlechte Kombination. Wichtig ist, dass man wirklich jeden, aber auch jeden Griff und Tritt sorgfältig prüft.

Der weitere Abstieg wird zeitweise wieder moderater. Einen grossen Felsblock umgingen wir auf der Ostseite (im Abstieg also rechts). Weiter unten benutzten wir Gämspfade durch abschüssiges Gelände, was ordentlich gut ging. Es ist auf dieser Tour oft hilfreich, sich an den Wildpfaden zu orientieren. Konzentration ist alleweil gefragt, den ein Ausrutscher hätte oft böse Folgen.

Bettlerjöchle - Scheuakopf (T4)

Auch auf diesem Abschnitt halfen uns die Wildwechsel weiter. Man wechselt bei der Begehung die Gratseite mehrmals. Die Schwierigkeiten sind hier deutlich geringer, wenn man nicht wie marmotta bisweilen direkt über den Grat geht und dann einen Felskopf sehr ausgesetzt in Fels von zweifelhafter Qualität umklettern muss. Ich empfehle hier, sich im Zweifelsfall auf der Ostseite des Grates zu bewegen. Erst weiter oben umgeht man einige Felsen westseitig und gelangt dann bald in freundliches Gehgelände. Die letzten Schritte zum Hauptgipfel (über den Vorgipfel) sind dann wieder ziemlich ausgesetzt, aber gut zu begehen. Ein Absatz wird in leichter Kletterei in gut griffigem Fels bewältigt.

Scheuakopf (Vorgipfel) -  Sassförkle (T4 -, T2)

Vom Vorgipfel stiegen wir über den steilen mit Steinen durchsetzten Rasenhang in der Falllinie ab und dann weiter durch eine sehr steile Rinne durch Legföhren. Im flacheren Gelände wird man auf verschiedene Wegspuren treffen, die zur Alpstrasse hinunter führen. Ein kurzer Gegenanstieg zum Sassförkle (70 Hm) ist noch in Kauf zu nehmen.

Sassförkle - Malbun (T1)

Weiter geht es auf dem breiten Alpsträsschen in gemütlichem Abstieg zurück nach Malbun.

Tourengänger: Ivo66, marmotta, Lena


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Kommentare (8)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2010 um 21:09
Hallo Ihr Gipfelstürmer !

Gratuliere zur tollen Grattour im Fürstentum.

Bis bald !

Herzliche Grüße
Hanspeter und Esther

Ivo66 hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2010 um 22:56
Danke Hanspeter und Esther. ...da waren wir ja gar nicht so weit von einander entfernt. Bei Euch sah es heute ziemlich hochalpin aus. Glückwunsch auch zu Eurer Tour - da geht bei diesen Verhältnissen auch nicht jeder hoch.

Bis bald zusammen mit marmotta - das kommt sehr gut!

Herzliche Grüsse

Ivo und Lena

Henrik hat gesagt: Mit Murmeltieren scheint
Gesendet am 7. August 2010 um 21:32
der geneigte Berggänger noch mehr Steilstufen erklimmen zu können!

Da habt ihr

> direkt über den Grat geht ...

sicher wieder einiges mehr dazugelernt...gäll!

Hervorragend dokumentiert.

Ciao

silberquäki

Ivo66 hat gesagt: RE:Mit Murmeltieren scheint
Gesendet am 7. August 2010 um 22:58
Ciao Silberquäki

...einfach dem Murmeltier folgen, war heute die Lösung. Wendig und sehr flink hat es uns den Weg gezeigt.

Herzliche Grüsse

Ivo

Zwieback hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2010 um 09:40
Eine sehr schöne Tour habt ihr da gemacht!

Habe mich auch schon gefragt, wie das da beim Bettlerjöchle wohl so aussieht. Scheint aber ja doch nicht ganz so schlimm zu sein, wie man anhand des Führers vermuten möchte.

Herzliche Grüsse

Zwieback

Ivo66 hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2010 um 17:17
Hallo Zwieback

Danke Dir! Der Abstieg vom Ruchberg zum Bettlerjöchle ist schon recht heikel. Dies war die schwierigste Tour, die ich je ohne Bergführer begangen bin... Es ist aber eine tolle Grattour, da man wirklich stundenlang auf dem Grat "geht".

Herzliche Grüsse

Ivo

AlpinHero hat gesagt: Feine Leistung
Gesendet am 9. August 2010 um 08:24
Hallo Ihr Drei

Kompliment zur absolvierten Tour in einer meiner bevorzugten Ecken. Eine knackige Grattour auf einsamen Pfaden - macht direkt Lust ebenfalls loszuziehen...!

Herzliche Grüsse aus dem Rheintal

Ivo66 hat gesagt: RE:Feine Leistung
Gesendet am 9. August 2010 um 18:59
Vielen Dank! Eine wirklich empfehlenswerte Gratüberschreitung, wenn man sich auch in brüchigem Gestein wohlfühlt. Wenn aber diese Berge weiterhin so vor sich hinbrösmeln, werden sie bald einmal nicht mehr dort stehen... ;-)

Herzliche Grüsse, Ivo


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