Piz Bernina, Biancograt

Endlich war es soweit!
Für Mittwoch war gutes Wetter angekündigt und so machten wir uns am Vortag auf zur Tschierva-Hütte (2584 m) wo wir grad noch rechtzeitig zum Abendessen eintrafen.
Dann ab ins Bett und um 4 Uhr, nach kaum Schlaf, gings nach kurzem Frühstück los.
Trotz Wochentag war die Hütte voll und die ersten Seilschaften kämpften schon um Positionen ;) Staus - das war uns dann klar - würde es geben! 
Den Weg bis zum Klettersteig findet man im Dunkeln gut, dank Steinnmänchen und Reflektoren. Immer am linken Bergrücken haltend, (nicht von anderen Lichtkegeln beeindrucken lassen!)gehts erst Steil dann flach querend zum ersten Mal auf den Gletscher. Steigeisen waren nicht nötig. Leicht links haltend gehts über Firn und Fels zur nächsten Gletscherterrasse. Dann weiter hoch bis zum Bergschrund. 
Über eine kleine Stufe im II Grad, man kann auch rechts vorbei über eine Spalte den Fels umgehen, wenn man die Eisen schon am Schuh hat und alles an hat, gelangt man links nach 50 m zum abgesicherten Steig.
Hier darf man sich nicht von den vielen Stangen und Bügeln zu Anfang täuschen lassen, die werden nach oben hin immer weniger!
Trotz leichter Eisschicht gingen wir ungesichert, was anfangs auch noch gut ging, alsbald mit Abnahme der Kletterhilfen aber für weiche Knie sorgte! Rückblickend war das grenzwertig und das nächste Mal bei solchen Bedingungen gehts dann am Seil hoch.
Um 6:30 Uhr standen wir in der Fuorcla Prievlusa (3430 m) . Hier staute es sich zum ersten Mal.
Schöne Kletterei im II-III Grad mit ausreichend Bohrhaken folgte und endete schon bald mit dem ersten Blick auf den Biancograt.
Was für ein Anblick und was für ein Gefühl!
Die letzten Zacken werden links umgangen und den Spuren folgend steht man schon nach kurzer Zeit am Beginn des Biancograts .
Der Firn war gut und so gings problemlos zum Pizzo Bianco (3995) hoch. Leider geht dieses Erlebnis viel zu schnell vorüber. Nach kleiner Rast gings weiter. Über den Grat und zum Teil in der Flanke gehts zu ersten Abseilstelle und von dort weiter über einen Zacken hinunter zum Gipfelaufbau. Achtung hier mit Steinschlag durch andere Seilschaften. Wir befanden uns zum Glück noch im Abstieg in die Scharte als sich bei der Seilschaft vor uns Felsbrocken lösten und in der Aufstiegslinie zu Tal donnerten!
Zum Gipfel gehts in schöner Kletterei hoch, nach Bohrhaken sucht man allerdings vergebens. Auf einem luftigen Grat erreicht man dann den Piz Bernina (4049 m).
Wir machten eine ausgedehnte Rast um uns von der kräftezehrenden Tour zu erholen und um die Tatsache zu verdauen dass wir überhaupt nicht mehr im Zeitplan waren.
Für nicht so erfahrene Hochtourengeher sei beim Zeitplan von alpinos  Vorsicht geboten. An der Stelle mein Respekt vor dieser 'Genusstour' und der super Zeit!
Über Firn und Fels steigt man dann auf dem Grat ab und gelangt über mehrere Abseilstellen auf den Gletscher oberhalb der Marco e Rosa Hütte (3597 m), die man nach ca. 10 min. erreicht.
Wir kamen dort so spät an, dass an eine Abstieg nicht mehr zu denken war.
Also übernachteten wir und stiegen am nächsten Tag bei widrigen Verhältnissen, 10 cm Neuschnee der immer mehr wurde und Nebel ab. Ein Dank an dieser Stelle dem österreichischen Paar das uns mitnahm und mit GPS sicher durch die Gletscherwelt navigierte. Die Spuren der anderen Gruppen waren zu diesem Zeitpunkt schon zugeschneit.
Zwei anstrengende und aufregende Tage liessen wir dann bei einem Kaffee auf der Diavolezza Hütte (2978 m) ausklingen....