Über dem Alpstein...muss die Freiheit (2140 m) wohl grenzenlos sein!


Publiziert von marmotta , 4. August 2010 um 23:26.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 4 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1730 m
Strecke:Wasserauen - Seealpsee - Chrüzböhl (P. 1502) - Widderalpsattel - Hundsteinschlucht - Freiheit - Hundstein - Widderalpstöck, Hauptgipfel (P. 2066) - Hundsteinweg - Widderalpstöck, Mittelgipfel (P. 2058) - Hundsteinhütte SAC - Stifel - Rheintaler Sämtis - Plattenbödeli - Brüeltobel - Brülisau
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wasserauen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Brülisau, Kastenbahn
Kartennummer:LK 1115 Säntis (1:25.000)

Im Alpstein dürfte es kaum einen zentraleren Aussichtsgipfel als den Hundstein (2157 m) geben. Wenn auch die Aussicht vom Säntis umfassender sein mag, so ist man auf dem Hundstein sozusagen "mittendrin, statt nur dabei". Die Besteigung kann gut mit einem Besuch der Freiheit (2140 m) und den Widderalpstöcken verbunden werden, beides Gipfel, die bis dato noch immer in meinem (Alpstein-)Palmarés fehlten. Also los!

"Früher Vogel fängt den Wurm" hiess heute mal wieder das Motto, denn das klare, schöne Wetter sollte laut Meteo nur bis Mittag anhalten. Leider hatte ich verschlafen und machte mich so erst eine Stunde später als geplant auf den Weg gen Alpstein. Die Strafe folgte auf dem Fuss - schon kurz nach 11 Uhr zogen die ersten der im Alpstein fast allgegenwärtigen Quellwolken auf und hatten noch vor Erreichen des ersten Gipfels flugs alles in dichten Nebel gehüllt. Wer zu spät kommt, den bestrafen im Alpstein eben nun mal die Quellwolken resp. der Nebel...

Zur Tour:

Über den ersten Abschnitt von Wasserauen über den Seealpsee zur Meglisalp muss ich hier wohl nicht viele Worte verlieren. Auch an diesem Werktag mitten unter der Woche (gut, es waren Ferien) war unglaublich viel Volk unterwegs. Anfangs machte ich mir den Spass, die Wanderer zu zählen, die ich überholte (und die wenigen, die mir bereits entgegenkamen), um die Langeweile auf der Fahrstrasse hinauf zum Seealpsee etwas zu bekämpfen. Bei 50 hab ich dann aufgehört, zu zählen...

Nach Verlassen der Wanderautobahn bei P. 1502 kurz vor der Meglisalp wurde es dann schlagartig ruhiger. Es gibt einen alten Weg, der den Felsriegel zwischen Bötzelchopf und Marwees durch einen schluchtartigen Durchlass auf ca. 1600 m überwindet. Der etwas zugewachsene Pfad scheint nicht mehr zum offiziellen Wanderwegenetz zu gehören, ist aber noch deutlich zu erkennen und gut zu begehen.

Nach Durchquerung des Weidebodens der Alp Bötzel erreichte ich wenig später den Widderalpsattel (1856 m). Hier beginnt die weiss-blau-weiss markierte Route durch die Hundsteinschlucht. Bislang hatte ich diese Route immer nur im Abstieg begangen, wenn ich den Hundstein von Süden nach Norden travesiert hatte. Nachdem ich diesen Abstieg ob der Nässe und des brüchigen Gesteins vor allem im unteren Bereich jedesmal als etwas unangenehm empfand, war ich gespannt, ob sich dies im Aufstieg anders anfühlte. Nun, ich muss sagen, im Aufstieg ist es wirklich halb so wild - steil ist´s natürlich schon (T5, I). Und nass und kalt war´s im oberen kaminartigen Teil der Schlucht auch wieder...

An der Stelle, wo die markierte Route zum Hundstein über ein schmales Band nach Nordosten aus der Schlucht hinausquert, stieg ich diesmal in der Schlucht weiter nach oben bis in die Scharte zwischen Hundstein und Freiheit. Hier deponierte ich meinen Rucksack und stieg voller Euphorie in den "steilen, aber gut gestuften Kamin" ein, von dem ich bereits viel gelesen hatte. Doch halt! Was war das denn? Der Kamin wurde bald senkrecht und immer schmaler, feuchter und schwieriger. Klar - der Ober-Verhauer-König hat "natürlich" den falschen, (im Aufstiegssinn) rechten Kamin erwischt. Über diesen bzw. die Randfelsen kann ebenfalls zum Sattel hochgeklettert werden, wo die roten Markierungen beginnen, jedoch ist die Kletterei deutlich anspruchsvoller (III) und heikler. Durch die roten Markierungen ist die weitere Route praktisch vorgegeben, diese travesiert auf der Nordseite ohne irgendwelche (klettertechnischen) Schwierigkeiten das im Freiheit-Ostgipfel endende Grätchen, zunächst etwas absteigend, dann auf bald schmäleren, bald breiteren Bändern, bis dann zum breiten Freiheit-Westgipfel aufgestiegen wird. Statt eines Gipfelkreuzes steckt lediglich eine schlichte Eisenstange in einem Steinhaufen - dafür ist das (gut verpackte und trockene) Gipfelbuch umso hübscher eingebunden. Das Gipfelbuch enthält erst wenige Einträge und wartet auf weitere (Hikr-)Besucher!

Der Abstieg erfolgte auf der Aufstiegsroute (diesmal nahm ich gleich den richtigen Kamin). Ob T6 oder nicht, ist sicher Ansichtssache - Die klettertechnischen Schwierigkeiten im Kamin (II) halten sich in Grenzen, durch die Begehungen ist zudem (im Gegensatz zu den Altenalptürmen bspw.) alles fest und Griffe und Tritte durch entsprechende "Politur" klar ersichtlich. Die Querung auf der Nordseite ist an einigen Stellen recht ausgesetzt, man muss sich schon konzentrieren, da das Gelände keinerlei Fehler verzeiht. Durch den Kamin könnte auch in die Scharte abgeseilt werden (Schlinge mit Reepschnur vorhanden).

Wieder an der Scharte angelangt, stieg ich über die kurze, aber sehr stotzige Hundstein-Westwand (T5+,I) und weiter über pflotschnasses Gras bis zur Schrofenstufe unmittelbar am Gipfel, die dann auf dem von Norden kommenden, markierten Wanderweg überwunden wird. Aufgrund der klatschnassen Felsen empfand ich das erste Stück des Direktaufstiegs aus der Scharte über die Westwand des Hundsteingipfels schwieriger bzw. heikler als die Normalroute an der Freiheit. Eine schmierige, sehr ausgesetzte Stelle kostete wirklich einiges an Überwindung, ein allfälliger Ausrutscher mit Sturz in die Hundsteinschlucht wäre wohl auch der letzte...

Nach ausgiebiger Rast und Gipfelbuchstudium (angesichts des zwischenzeitlich dichten Nebels ringsum das einzige interessante Anschauungsobjekt) stieg ich zunächst bis zum Nordgrat ab, welcher -mit einigen Unterbrechungen durch tiefe Scharten- zu den Widderalpstöcken hinüberleitet. Da der dichte Nebel alles verhüllte, konnte ich leider die einzelnen Gipfel der Widderalpstöcke nicht sehen und auch nicht erkennen, ob allenfalls eine direkte Überschreitung von P. 2131 (kleine, felsige Graterhebung mit Steinmann, die ich vom Hundstein nach wenigen Minuten über den Nordgrat erreichte) möglich wäre.

Aus diesem Grund stieg ich auf dem markierten Hundsteinweg nach Südosten ab, bis sich der Nebel kurz lichtete und einen felsigen Gipfel freigab. Ich nahm an, dass es sich hierbei um den sog. Hauptgipfel (der wohl so heisst, weil er mit 2066 m der höchste der Widderalpstöck-Gipfel ist) handelt. Vom Hundsteinweg erreicht man über steiles Gras-Schrofengelände, einen Felsturm umgehend, die kleine Scharte westlich des in steilen Wänden abfallenden Vorgipfels des Widderalpstöck-Hauptgipfels. Von hier müssen einige Meter auf der Nordseite über (in meinem Fall unangenehm nasse und schmierige) Felsplatten abgeklettert werden (T5+, II) - der restliche Aufstieg zum Gipfel über Rasenbänder und Schrofen ist dann wieder sehr einfach.

Damit der "Hauptgipfel" nicht mehr so trostlos aussieht, habe ich auf dem höchsten Punkt einen kleinen Steinmann errichtet.

Nach Wiederabstieg zum Hundsteinweg, folgte ich diesem bis auf eine Höhe von ca. 1950 m. Glücklicherweise war nun der Nebel nicht mehr ganz so dicht, so dass ich auch noch dem "Mittelgipfel" (P. 2058) der Widderalpstöck einen kurzen Besuch abstattete. Die leichteste Route (T5) ist bereits in verschiedenen Berichten gut beschrieben, so dass ich hier nicht ins Detail gehe. Man achte im Abstieg darauf, nicht zu weit nach Osten zu geraten, wie mir dies passiert ist. Das zuvor grasige und zwar auch steile, aber gut gestufte (teilweise Tierspuren) Gelände bricht dort irgendwann in steilen Schrattenkalkplatten und -rinnen ab. Erst als ich zwei Kletterer direkt unter mir in den Platten hängen sah und neben mir eine Sicherungskette (Abseilstand) erblickte, merkte ich, dass ich mich bereits am Ausstieg aus den Südwand-Kletterrouten befand! Die Querung nach Westen war jedoch kein Problem und ich gelangte über plattige Felsen und Gras direkt an den hier zu sehenden Einstieg ab der Grasrinne oberhalb des Hundsteinwegs.

Von dort Abstieg über die Hundsteinhütte und den Stifel in die Sämtiser Ebene und Ausmarsch nach Brülisau. Der Brüeltobel ist und bleibt dabei ein Nonvaleur, dies wurde ja bereits an anderer Stelle geschrieben. 

Tour im Alleingang 
   
 


Tourengänger: marmotta


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Kommentare (1)


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goppa hat gesagt: "immer wieder die Freiheit"
Gesendet am 5. August 2010 um 00:19
Interessant, daß viele gerade hier auf Freiheit und Hundstein so empfinden, ;-)) ging mir genauso -
www.hikr.org/tour/post9188.html und wie ich feststellen konnte, auch Alpin_Rise.
Gratuliere zur schönen Tour, diese Route von Westen bin ich noch nie gegangen.
Toni


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