Bitte in Einerkolonne ....


Publiziert von Henrik , 19. Mai 2010 um 22:42.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:10 Mai 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-ZH   Zürcher Oberland 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:Steg - Orüti - Strahlegg - Schnebelhorn - Sennhütte - Steg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Steg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Steg
Kartennummer:map wanderland

    
.....den Flugzug könnte ich eigentlich in Zukunft etwas öfter nehmen. Die „Bummel-Halte“ sind gar nicht so übel, da ich ja meist lese, dort wo ich die Strecke regelmässig nutze. Es regnet, als ich in Basel aufbreche und es tut dies auch noch in Zürich Altstetten. Um vorneweg noch Briefe auf die Post zu bringen, bevor ich den nächsten hikr. persönlich begegne, um mit ihm  zusammen eine Tour im ZO zu unternehmen, nutze ich die Stunde, um mir den Hauptplatz dieses Quartiers noch kurz näher anzusehen (inkl. Post). Altstetten findet sich übrigens auch auf wikipedia:

                                                                   http://de.wikipedia.org/wiki/Altstetten

Vom und zurück vom Bahnhof nehme ich den Bus und gerate allerdings nicht gerade in Begeiste-rungsstürme – das Urbane in Z.-Altstetten unterscheidet sich nicht gross vom dem eines  Gundeli z. b. in Basel. Eine gewisse Tristesse geht von ihm aus.
 

Am Bahnhof hingegen schlägt mein Herz schon etwas höher: die Schnellzüge, die hier vorbeihuschen, wecken Fernweh, so unmittelbar in der Nähe des Pulses von Zürich. Mit der S 15 fahren wir, Pfaelzer und ich, nach Rüti. Die sichtbare Komfortausstattung der neueren S-Bahn-Kompositionen gefällt mir, erstaunlich ist auch, das noch grösstenteils intakte Mobiliar, für so viel Kunststoff, der hier verbaut wurde. In Rüti steigen wir um auf den Thurbo, der uns nach Steg bringt – die Landschaft nehme ich lediglich aus den Augenwinkeln wahr. Den Bachtel sehen wir, die entfernteren Schneeberge auch, doch aufmerksam bin ich noch nicht.
 

In Steg plante ich eigentlich einen Espresso-Halt, doch das Restaurant Bahnhof (es gibt mehr davon als ich noch unlängst mit Zaza diskutierte) hatte Ruhetag. Wir zogen los, der mitgebrachte Regenschirm und die Jackenkapuze in Griffnähe. An der Bahnhofsstrasse Richtung Boden erheischt die Buddha-Statue  erste Aufmerksamkeit, gefolgt vom Mustang (Auto), der hier seit Jahren im Gras steht. Wolfgang meinte noch, dass da niemand Lust bekomme, diesen zu restaurieren, worauf ich entgegne, dass ich auch seit Jahren hadere meinen Range Rover endlich dies angedeihen zu lassen!


Im Ortsteil Breitenmatt verlassen wir die Strasse, folgen der Wegmarkierung nach Orüti: an der Holz-bank verstaue ich noch die Fleece-Jacke und den Schirm im Rucksack – hier befinden wir uns in unmittelbarer Nähe zweier Skilifte, ein Rattrack steht im Unterstand von Altschwändi. Wir wechseln die Talseite, schauen uns die beiden Wegweiser an; der alte aus Eisen und den neueren aus Holz. Wir folgen der Töss orografisch rechts bis zum Flecken „Chleger“, unterwegs ein Vater mit zwei Kindern am Holzen, die ich frage, warum sie z. Z. nicht in der Schule seien, worauf die keck antworten...“...die i dr Stadt müend in d’Schuel“!

Ein paar Schritte weiter beginnt der rot-weiss-markierte Steilanstieg hinauf zur Strahlegg: diese Passage wollte ich mir schon lange mal vornehmen. Hervorragend angelegt und etwas schweisstreibend erreichen wir Höhe und dann dieses wundersame, wohl an Sonntag zwingend nötige Hinweisschild, die Wiese in Einerkolonne zu passieren –  dazu das Bild in Wolfgangs Beitrag:

                                                       http://www.hikr.org/tour/post23043.html

Nach ein paar „Verrenkungen“ (Karte um die eigene Achse drehen bzw. Weghinweise hinter den Häusern der Strahlegg einzusehen) finden wir hinter der leicht erhöht angebrachten Holzbank tatsächlich den Weiterstieg auf den Warten. Hier wird z. Z. im grossen Stil aufwendig geholzt – zuerst können wir gleichsam einem Pfad einer Schneise auf den Warten folgen – später zwingt meine mangelnde Schwindelfreiheit den unterhalb des Grates angelegten Weg zu folgen, den die Holzfäller wahrscheinlich für ihre Anlagen in den Wald geschlagen haben; er trifft später auf die Strasse zum Restaurant „Tierhag“, das auch montags geschlossen hat. Zwar haben wir das Schnebelhorn zum erklärten Ziel unserer Wanderung erhoben, aber ich möchte heute hier nicht rauf und gleich anschliessend wieder runter. Während ich mich mit einer Zeitung auf den Granitsteinen am „Tierhag“ ein wenig ausruhe, steigt Wolfgang behände hinauf und erscheint nur 20 Minuten später wieder auf dem Platz!
 

Wir folgen dem schmalen Pfad zur Sennhütte hinab, davor passieren wir ein Hinweisschild, das uns genau drei Minuten bis zum Restaurant verheisst (ich wundere mich immer wieder über solche Schilder – sei es 1 Minute bis nach Frankreich oder eben 3 Minuten bis zur BEIZ!).

„Ob wir noch zu Essen bestellen können?“ – es ist drei Uhr nachmittags. Kein Problem – nach einem mundenden Salat kommt dieser üppige Teller auf den Tisch, für beide:

                                     http://www.hikr.org/gallery/photo279494.html?post_id=23043#1

Die Sennhütte ist mit dem Auto auch zu erreichen, eine Frauengruppe aus Wetzikon ist am Jassen, kurz nach dem wir eingetreten sind, folgte uns ein Paar, das wahrscheinlich dem Enkel einen prächtigen Tag im ZO vermitteln will, inklusive Mahl. Die Wirtsleute sind sehr nett, und überhaupt, die Sennhütte ist eine empfehlenswerte Adresse. Die Biker werden es sicher schon lange kennen – für Parkraum ist gesorgt.
 

Als wir auf die Restaurantterrasse treten, frage ich Wolfgang, mit welchen Lebenswerten und –haltungen diese Landschaft wohl auch in Verbindung gebracht werden könnte? Der Nebel hängt sich oben an der Gratfortsetzung  zur Schindelberghöchi fest, die wie Scherenschnitte wirkenden noch nackten Bäume geben ein Bild ab, als wäre Caspar David Friedrich kurz vorbeigekommen: Heimat oder Idylle, darauf wollte ich hinaus. Es beginnt zu tröpfeln, gut, dass ich den grossen Schirm dabei habe. Wir steigen zügig hinab, die Beschilderung ist hervorragend – das Nass von oben auch, es trieft, es beginnt zu schütten. Das Grün in seinen unzähligen Schattierungen und Farben macht uns Stau-nen, das Glucksen des ansteigenden Nass’ im Hang auch. Diese Üppigkeit der Natur ist egal, wo er-lebbar, immer wieder Grund innezuhalten – diese Vielfalt...Die Tropfen scheinen an Grösse zuzuneh-men, um die Würzenegg herum gelangen wir zur  Bachscheidi. Daselbst stehen zwei Holzhütten, wir halten uns nicht lange auf und folgen orografisch rechts der Töss, die hier in der Nähe entspringt. Wir kommen an gut sichtbaren Nagelflühen vorbei, die illustrieren, wie diese Landschaft entstanden ist. Auch Wegbauer mit ihren Maschinen stehen da im Regen, beim Wasserreservoir eine Terrasse, die einen spannenden Blick hinunter auf die mäandernde Töss freigibt, die sich durch die Nagelfluh ge-fressen hat (mit Wasserfall). Kurz vor dem „Chleger“ treffen wir auf Hunde, die wir bitten an die Hand zu nehmen, dem sofort nachgekommen wird!
 

Wir bleiben auf der Strasse von Orüti bis nach Steg – der Regen nimmt trotz hellen Stellen im Wolken-fluss nicht ab, im Gegenteil. Zurück am Ausgangspunkt, entschwindet gerade der sehr verspätete Zug Richtung Rüti, wir haben beinahe ¾ h Zeit uns hier die „Zeit“ zu vertreiben – das Restaurant ge-schlossen, der Unterstand teils demoliert und die Toilette wegen Frostschäden gesperrt (!) – die Sonne dringt durch, der Himmel über uns gibt die Kondensstreifen frei...und irgendwie bleibt die Zeit doch stehen. Das abendliche Licht erfasst uns in einer beinahe mystisch wirkenden Umgebung, der Agglo noch entrückt, etwas mehr als eine Stunde später Ankunft auf Gleis 2 in Winti HB.

 

Am Flughafen und in Zürich HB weiss ich, dass Eile nicht nur gut tut – es hat was Dekadentes.


Noch etwas zum Begriff Einerkolonne:

 

Einerkolonne

 

Morphologie: ein|er|kolonn|e
Grammatikangaben: Wortart: Substantiv
  Geschlecht: weiblich
  Flexion: die Einerkolonne, der Einerkolonne, der Einerkolonne, die Einerkolonne
die Einerkolonnen, der Einerkolonnen, den Einerkolonnen, die Einerkolonnen
 
 
Pragmatikangaben: gebr: schweiz.
Links zu anderen Wörtern:

 
 


Tourengänger: Henrik , Pfaelzer


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt: Schöner, unterhaltsamer
Gesendet am 20. Mai 2010 um 06:51
Bericht, der einem beim Lesen das Gefühl gibt dabei gewesen zu sein.

Grüße
Hp

Seeger hat gesagt: den ein/er/kolonn/en
Gesendet am 21. Mai 2010 um 02:00
Ciao Henrik
Freude an der Grammatik kommt rüber.
Ist ja nicht neu bei Dir...wenn ich an Deine Antwort auf mein "ersperbern" denke.
Herrlicher Bericht. Da braucht es keine Fotos. Die entstehen beim Lesen!
Cari saluti
Andreas


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