Irgendwann musste es ja passieren: Nachdem ich der Versuchung (aus diversen Gründen) jahrzehntelang widerstehen konnte, machte ich mich nun doch einmal mit dem "Fremdkörper" Ski vertraut. Die Motive, die
Berglurch,
Delta und mich heute mit diesen Schneesportgeräten zum Pizol führten, waren recht unterschiedlich: Der eine wollte eine seiner alljährlichen Wintermessungen auf dem Pizolgletscher durchführen und suchte hierfür noch Begleiter bzw. Gehilfen (sozusagen "Messdiener"), der andere wollte diese Aktivitäten mit einer rassigen Skitour verbinden - tja, und ich war gespannt auf meine ersten Schritte auf Ski - aber auch darauf, einem Glaziologen einmal bei der Arbeit für seine wissenschaftlichen Studien über die Schulter zu gucken.
Der Pizolgletscher ist dank der Pizolbahnen, die bis auf eine Höhe von 2.200 m hinaufführen, schnell erreicht. Wir reihten uns ab der Bergstation an der Pizolhütte in den langen Tatzelwurm an Skitourengehern ein, die gen Pizol strebten. Bereits hier erregten wir einige Aufmerksamkeit, ragten doch aus
Delta´s Rucksack einige Gerätschaften, die auf einer Skitour nicht unbedingt üblich sind. Nach der Wildseeluggen (2493 m) muss man im Winter einen kleinen Höhenverlust (ca. 60 HM) hinnehmen, indem man kurz zum Wildsee abfährt, der noch immer von einer dicken Eis- und Schneeschicht bedeckt ist (obwohl sich am Rand bereits erste wässrige Löcher zeigten).
Auf dem Pizolgletscher angekommen, wurden die für die Messungen erforderlichen Gerätschaften (u.a. eine 4 m lange Metallsonde) ausgepackt bzw. zusammengebaut und die "Arbeit" begann. Nach ersten Sondierungen, bei denen wir feststellten, dass derzeit die Schneedecke auf dem Pizolgletscher -zu meinem Erstaunen- im Schnitt ca. 3,50 m tief ist, ging es dann richtig zur Sache: Um die Schneedichte der einzelnen Schichten messen zu können, musste eine ca. 3 m tiefe Grube ausgehoben werden. Mit vereinten Kräften schaufelten wir in der Mittagssonne, was das Zeug hielt - und zogen immer wieder erstaunte, neugierige, teilweise amüsierte Blicke vieler Tourengeher auf uns. Die einen hielten uns für Mitarbeiter des SLF, die anderen meinten, wir hielten eine Lawinenverschüttetensuchübung ab. Wieder andere vermuteten einen verspäteten Aprilscherz oder glaubten, wir schaufelten uns ein gewaltiges Biwak... :-)
Während
Delta mit Hilfe von
Berglurch anschliessend noch weitere Sondierungen auf dem gesamten Pizolgletscher vornahm, stieg ich bereits zum Pizolsattel (2790 m) auf. Zwischenzeitlich waren wir fast die letzten, die dort ankamen. Ohne Gepäck nahmen wir nun auch noch das letzte, felsdurchsetzte Stück zum Gipfel in Angriff. Abweichend von der (drahtseilgesicherten) Sommerroute kraxelten wir über eine Felsstufe direkt auf den Südostgrat und erreichten so -stellenweise etwas luftig- in wenigen Minuten den Pizolgipfel. Aufgrund der vorgerückten Stunde hatten wir dann doch tatsächlich einmal den Gipfel für uns alleine! Meine Bedenken, dass der Abstieg auf der Aufstiegsroute ohne Steigeisen etwas heikel sein könnte, zerstreuten sich zum Glück nach einigen Metern, im übrigen hat es überall genügend Felsen, an denen man sich halten kann. Eine weitere Erfahrung, die ich heute machen durfte, ist die, dass es mit Skitourenschuhen auf schneebedeckten Tritten wesentlich unangenehmer ist, als ich dies von Bergschuhen gewohnt bin.
Während meine Begleiter noch einmal die Arbeit auf dem Pizolgletscher aufnahmen, trat ich nach kurzer Pause am Pizolsattel die Abfahrt an - ein Kapitel, über das ich besser den Mantel des Schweigens hülle ;-) Nur soviel: ich hätte nie gedacht, dass Runterfahren so anstrengend sein kann (es sieht bei anderen immer so spielerisch aus)...
Nach dem kurzen Gegenanstieg, für den ich noch einmal die Felle aufzog, erreichten wir nun wieder gemeinsam die Wildseeluggen. Nachdem der Sichler (2643 m) nordöstlich des Wildsees auf Hikr.org noch keinen Touren-Eintrag hat, entschieden wir, diesen noch schnell (zu Fuss) "mitzunehmen". Der Aufstieg erfolgt direkt von der Wildseeluggen über die bis 40 ° steile, mit einigen Felsen durchsetzte Südflanke - nach wenigen Minuten hatten wir den Gipfelsteinmann erreicht und genossen noch einmal die Aussicht u.a. auf den Pizol und nach Norden auf die Schwarzen Hörner direkt vor uns.
Die Schneeverhältnisse waren am heutigen Tag ein Traum: 25 cm Pulver auf einer tragenden Unterlage - gerade für mich als totalen Anfänger deutlich angenehmer als die harte und teilweise eisige Piste, die wir dann noch ab der Station "Gaffia" hinunterfuhren.
Fazit: Ein toller und interessanter Tag und die Erkenntnis: Aller Anfang ist schwer...
Delta: Danke
marmotta für den vollständigen Bericht! Und danke euch beiden für die Begleitung bei meinem diesjährigen April-Besuch auf dem Pizolgletscher. Hier wie immer ein ganz kurzer Resultat-Abriss: Auf dem Pizolgletscher liegt dieses Jahr unterdurchschnittlich viel Schnee. Im Mittel sind es immerhin gut 3 Meter. Und dazu noch ein paar Bildli von meiner Seite.
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