Rasa – ein Paradies im Centovalli
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
„Wir treffen uns um 10 00 Uhr vor der Kirche in Rasa“ schreibt mir
kraxeldani. Ich bin 10 Minuten zu früh und folge den Stimmen. Schon bald werde ich begrüsst und unkompliziert der etwa zwanzig-köpfigen Runde vorgestellt. Holzerwoche. Zwei Mal im Jahr: März und Oktober im Campo Rasa, einer Institution der Vereinigten Bibelgruppe (www.evbg.ch).

Ich will unbedingt etwas beitragen und finde dazu Gelegenheit mit Daniel zusammen zu arbeiten. Wir räumen den Holzweg von Eis. Sehr symbolisch. Ich könnte mir vorstellen, dass hier schon viele Menschen den Holzweg räumen konnten…
Während der kleinen Führung durch Rasa fallen mir die herrschaftlichen Häuser auf. Das ursprüngliche Dorf (Terra vecchia) wurde erweitert durch eine neue Siedlung hier auf einem Balkon über dem Centovalli mit Blick auf die Walliser – Viertausender. Den Reichtum erarbeiteten sie im Hafen von Livorno, wo sie ein Verladerecht hatten. Granit überall: Dächer – Mauern – Balkone – Türeinfassungen (Sopra Porta) – Kaminfeuerstellen – Böden. Jedem Haus sein Gärtchen! Weite und grosszügige Anlage.
Die Kirche ist teilweise verputzt. Der Innenraum ist in italienischem Barock eher düster gehalten. Die ursprünglich leicht gelblich gehaltene Farbe hat Patina bekommen. Auf der Empore eine Trouvaille: Eine lombardische Klein-Orgel mit Original Blasebalg – Vom Kalkanten (der von Hand Luft pumpt) wird er betätigt. Der beste Orgelspieler nützt nichts, wenn ihm die Luft ausgeht. Der Kalkant ist somit ebenso wichtig. Beim Fortissimo an Weihnachten mag diese eine Riesenleistung sein.
Mittagessen unter dem Tonnengewölbe an langen Tischen. Ausgezeichnetes Risotto mit Fenchel und Anis, garniert mit einem Meerrettich-Häubchen. Dazu ein farbenfroher Blattsalat mit Cherry-Tomätchen. Ich entwickle einen riesen Appetit und hoffe, dass ich meine Freunde nicht zu armen Tagen gegessen habe. Herzlichen Dank!
Nach dem Kaffee in einem andern ehrwürdigen Palast (durch das Hinter-Türchen) und einem letzten Schwatz verlasse ich Campo Rasa Richtung NE über eine Rippe. Tief unten liegt die Schlucht der Melezza. Die 68-er Generation hat im Corte di Mezzo Unglaubliches geschaffen. Seilbahn oben – Seilbahn unten! Doch weiter unten fristet Cadulom einen eigenartigen Dornröschenschlaf. Der Arbeits-Rock einer schätzungsweise kleinen Frau aus den Fünfziger-Jahren hängt sauber gewaschen an einem Holz-Kleiderbügel. Wie lange schon? Wie lange noch?
Ein ruppiger, in den Felsen eingehauener Weg führt brüsk nach S in einen Nebengraben, der anschliessend aus diesem heraus zur gigantischen Hängebrücke (Baujahr 1977) über die Melezza führt. Auf der andern Seite steil nach Carcopolo hinauf an einem alten Waschhäuschen vorbei. Bemoost. Feucht trotz Südhang.
In Carcopolo entschliesse ich mich, zu Fuss nach Stazione Verdasio zu marschieren. Welch eine Überraschung: Die Strasse habe ich am Morgen in der gleichen Richtung gefahren. Aber jetzt sehe ich so viele Einzelheiten der (kurvigen) Strassenführung und der Viadukte der Centovalli-Bahn. Manchmal führt die Strasse im Slalom um die Brückenpfeiler der Bahn herum. Und von Zeit zu Zeit kurvt die Bahn von Tunnel zu Tunnel….Action pur, gepaart mit den rassigen Italiener-Autos.
Glücklich erreiche ich den Ausgangspunkt. Ein tiefes Erlebnis.
Tourengänger:
Seeger

Communities: Ticino Selvaggio
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (7)