Mulhacen, Alcazaba und Pico del Veleta - meine ersten 3000er


Publiziert von Meeraal , 11. März 2010 um 13:20.

Region: Welt » Spanien » Andalusien » Granada
Tour Datum:12 Juni 2001
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 5 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vom Flughafen Malaga nach Trevelez, bzw. Capileira
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Campingplätze bei bei Pitres und Trevelez, ansonsten eigenes Zelt oder Biwakschachtel Refuge Vivac de la Carihuela (eventuell stark vermüllt)
Kartennummer:Sierra Nevada, westlicher Teil, 1.50000

Da meine Frau im Frühsommer 2001 nach Spanien wollte, schauten wir uns nach einer Gegend um , wo es Berge und Meer gab. Dies wäre entweder an der katalanischen Mittelmeerküste der Fall gewesen, wo es jedoch zu dieser Zeit noch zu kalt war, oder eben in Andalusien, zwischen Malaga und Almeria. Wir entschieden uns für Letzteres und da meine Frau ihne Eltern mitnahm, war meine Anwesenheit nicht die ganze Zeit über notwendig, so dass ich den nötigen Freiraum für Bergtouren in der Sierra Nevada hatte, zumal ich Wasser und Strand ohnehin nicht mag, genau gesagt, ist ein auch nur mittelmäßig belegter Strand für mich so ziemlich das Widerlichste, was ich mir vorstellen kann. Also nahm ich nur den Flug, kein Hotel, dafür einen Mietwagen und mein Zelt mit und fuhr, nachdem ich mich am Flughafen von meiner Frau und den Schwiegereltern verabschiedet hatte direkt in die Berge. Da es bei meiner Ankunft in Trevelez schon dunkel war, schlief ich die erste Nacht im Auto, dann kaufte ich mir am nächsten Morgen als Allererstes eine Wanderkarte von der Gegend und studierte sie ausgiebig. Danach meldete ich mich auf dem Campingplatz an, baute mein Zelt auf und machte am Nachmittag eine Erkundungstour zum Alto del Chorillo. Dort stellte ich dann fest, dass ich direkt vor der Südflanke des Mulhacen stand und überlegte, ob ich noch aufsteigen sollte. Da es jedoch dafür schon zu spät war, liess ich es sein und ging erstmal zurück.
Leider muss man sagen, dass viele Wege die auf der Karte eingezeichnet waren nur andeutungsweise existierten und in irgendwelchen Feldern oder vor Zäunen endeten, oder sich schlicht und einfach irgendwo in der Landschaft verliefen, bzw. nach und nach einfach aufhörten, so dass man sich den "Weg" oft selbst suchen musste. So erkundete ich am folgenden Tag verschiedene Wege und Möglichkeiten zum Mulhacen zu kommen. Schließlich fand ich auch einen. Leider wurden auch einige Wege gleichzeitig als Wasserleitungssysteme zur Bewässerung der Felder benutzt, was zur Folge hatte, dass meine doch schon sehr alten Schuhe sich auflösten, auseinanderfielen und nicht mehr benutzbar waren. So musste ich die nächsten Tage erstmal mit der Suche nach geeigneten Schuhen verbringen, was sich als außerordentlich schwierig erwies. Hier in den Bergen  gab es anscheinend keine Schuhe zu kaufen. In Nerja, am Meer bei meiner Frau leider auch nicht die Richtigen, nur Badeschlappen und Modeschuhe, mit den ich nichts anfangen konnte. Irgendwann war ich der Überzeugung, dass es leichter zu sein schien, zum Mond zu fliegen, als hier in der Gegend auch nur halbwegs geeignete Schuhe für die Berge zu finden. Als ich schon fast aufgegeben hatte, fand ich schliesslich, nachdem ich Einheimische gefragt hatte, ganz versteckt in einer Seitengasse von Trevelez einen Laden, der auch Schuhe verkaufte. Dort bekam ich ein Paar leichte Bergschuhe, erstaunlicherweise sogar eine recht haltbare Qualität zu einem günstigen Preis. Damit wollte ich am folgenden Tag endlich losgehen. Leider war jedoch schon am Morgen das Wetter schlecht und später begann es zu regnen und mehrere Gewitter zogen von Norden her über die Berge. Es schneite bis 3000m hinunter. Daran änderte sich auch am darauffolgenden Tag nichts, wieder gewitterte und regnete es teilweise wolkenbruchartig. Doch am nächsten Morgen, dem 12. Juni war der Himmel klar und wolkenlos und so ging ich in aller Frühe los in Richtung Mulhacen. Diesmal allerdings nicht in Richtung Südflanke, sondern in Richtung Siete Lagunas, einer etwa 3000m hoch gelegenen Seenplatte, die zu dieser Jahreszeit noch fast völlig eingeschneit war. Einige der Seen waren teilweise noch zugefroren und nur als blaugrüne Flecken im Schnee erkennbar. Diesen Schnee sollte man auch nicht betreten, da er oft von Wasser unterspült und die Gefahr des Durchbrechens entsprechend hoch ist. Der weitere "Weg" führte über die Südostflanke, wo er sich in etwa 3450 Metern mit den Weg der Südflanke vereinigte. Dort wurde das Gelände auch etwas flacher. Wenig später erreichte ich dann den Gipfel, stieg über die letzten Felsen und befand mich neben der Zementsäule, die den Gipfel "schmückt". Ein Gipfelkreuz scheint es vor langer Zeit auch mal gegeben zu haben, aber das wurde längst vom Wind umgeworfen. Jedenfalls lagen dort oben Metallrohre, die zusammengebaut ein Kreuz ergeben hätten. In Ermangelung eines Gipfelbuchs standen leider auch sehr viele Namen meiner Vorgänger auf den Felsen, die sich mit wasserfesten Stiften dort verewigt hatten. Ich liess solchen Unsinn jedoch sein und sah mich um. Allzuviel gab es leider nicht zu sehen, da der Regen der letzten zwei Tage inzwischen eifrig am Verdunsten war und von unten her neue Wolken bildete. So war der Blick nach Granada durch tiefsitzende Wolken versperrt und auch der Gipfel wurde von Zeit zu Zeit in eine Nebelbank eingehüllt. Gerade als ich mit dem Abstieg begonnen hatte, kam mir ein Mann entgegen, der ebenfalls zum Gipfel ging. Er war die einzige Person, die ich an diesem Tag getroffen habe. Der Rückweg war der Gleiche und am späten Nachmittag kam ich wieder in Trevelez an.
Nach zwei Tagen, in denen ich meine Frau besucht und verschiedene Wanderungen unternommen hatte, brach ich am 15. 6. auf zur Alcazaba, einem Nachbarberg des Mulhacen, der mit 3371 Metern der dritthöchste der spanischen Sierra Nevada ist. Der Weg ist bis Siete Lagunas der Gleiche wie zum Mulhacen, dann geht man in nordwestliche Richtung über mehrere Schneefelder und einen Hang bis zum Gipfel. Auf dem letzten Wegstück begegnete mir eine große Herde Steinböcke, von denen ich bisher nicht wusste, dass es sie hier auch gibt. Eine Steinpyramide und ein Hinweisschild, das man aber nur bei genauem Hinsehen findet schmücken den Gipfel. An diesem Tag war die Aussicht wunderbar und so sah ich einwandfrei auf mein nächstes Ziel, den Pico del Veleta und auch der Mulhacen zeigt sich von hier aus einer wunderbaren Position. Wieder kam mir auf dem Rückweg eine einzelne Person entgegen, allerdings nicht die Gleiche wie am Mulhacen.
Nachdem ich wiederum einen Tag Pause gemacht und meine Frau, Sohn und Schwiegereltern besucht hatte, begann ich am 17.6. die Tour auf den Pico del Veleta. Leider war die Nacht davor eine recht schlaflose, was damit zu tun hatte, dass die Bewohner von Trevelez in selbiger das Fest zu Ehren des heiligen Antonius feierten, wozu auch jede Menge Raketen in den Nachthimmel geschossen wurden, die so laut waren, dass man meinen könnte, es würden Felsen gesprengt. Ich hätte mir zwar das Fest gerne angesehen, aber da ich am nächsten Morgen fit sein musste, trat ich den Rückzug an, packte alles zusammen und fuhr, da ich den Campingplatz am Vortag schon bezahlt hatte nach Capileira, wo ich im Auto schlief. Der Pico del Veleta kann von Trevelez aus nicht an einem Tag bestiegen werden, hierfür ist es nötig nach Capileira zu fahren und von dort aus sein Glück zu versuchen. Von Capileira führte eine Naturstraße etwa vier Kilometer nach Norden, im Richtung La Cebadilla. La Cebadilla ist eine Geisterstadt, wo niemand mehr wohnt. Die Häuser waren teilweise noch in gutem Zustand, teilweise aber befanden sie sich auch in verschiedenen Stadien des Zerfalls. Kurz hinter La Cebadilla befindet sich das Elektrizitätswerk Poqueira, wo ich das Auto am Straßenrand abstellte. Der Weg führt zunächst steil bergauf und trifft nach kurzer Zeit auf das Fallrohr (Tuberia) des Elektrizitätswerks, wo er entlangführt und wo gelegentlich Höhenangaben angebracht sind. Später hörte der Weg nach und nach auf, so dass man dem Bergrücken Loma Pua folgen muss, wo es zu dieser Jahreszeit nach würzigen Kräutern riecht. Nach einiger Zeit erreicht man den 2955 Meter hohen Pico del Sabinar, von wo aus man weitergeht und den Kleingipfel Carihuela überquert. Der Weg auf die Carihuela ist zwar vorhanden, aber erst nach einigem Suchen zu finden, so dass etwas Geduld mitgebracht werden muss, oder man klettert eben gleich über die Felsen. Von dort aus geht es etwa 20 Höhenmeter nach unten, wo man dann auf eine Biwakschachtel, die Refuge Vivac de la Carihuela trifft. Eine Übernachtung dort ist allenfalls nötig, wenn man Mehrtagestouren macht. Reingeschaut habe ich aber trotzdem und musste dabei leider feststellen, dass viele hier ihren Müll nicht mehr mitgenommen hatten, wodurch sich in den Ecken inzwischen Müllberge gebildet hatten. Einige Zeit später war ich auf dem Gipfel der Veleta und konnte eine herrliche Aussicht genießen. Der Rückweg war wieder der Gleiche und erst als ich fast zurück war, kamen mir einige Wanderer entgegen. Am Elektrizitätswerk war ein Blick durch das Fenster möglich, wo ich den Generator sehen konnte, der in vollem Betrieb war. Ich übernachtete nochmals im Auto und fuhr dann am Morgen endgültig zu meiner Frau, wo ich die letzten Tage "schwarz" im Hotel übernachtete und endlich auch etwas mit der Familie unternehmen konnte.
Im Großen und Ganzen ist die Sierra Nevada wirklich zu empfehlen, vor allem für Leute, die die Einsamkeit mögen. Auch für Anfänger ist dieses Minigebirge im Süden Spaniens hervorragend geeignet, da es sich fast durchweg um technisch leichte Berge handelt, Ausdauer sollte man aber schon mitbringen denn 2000 Höhenmeter Auf- und Abstieg an einem Tag sind doch des Öfteren notwendig, um sein Ziel zu erreichen. Des Weiteren wäre zu beachten, dass man für den Fall eines Unfalls entsprechend vorsorgt, da, anders als in den Alpen, mit fremder Hilfe kaum zu rechnen ist. Wer aber seine Toruen richtig aussucht und plant, für den werden sie zu einem unvergesslichen Erlebnis, an das man sich immer wieder gerne erinnert.

Die Daten und Informationen der Tour stammen aus dem Jahr 2001 und mögen daher stellenweise überholt oder nicht mehr ganz aktuell sein. Es gibt eine spärliche Literatur, empfehlen kann ich ein kleines Buch von Sven Deutschmann, Outdoor Handbuch Band 93 Spanien: Sierra Nevada. Wanderkarten bekommt man vor Ort. 

http://www.hikr.org/user/Meeraal/

Tourengänger: Meeraal


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

Sputnik Pro hat gesagt: Gatulation.
Gesendet am 11. März 2010 um 16:05
Gratuliere Dir zu den ersten 3000er. Der Bericht zur Tour ist auch sehr interessant, da ich als Sammler von Europäischen Landeshöhepunkten ohnehin einmal in die Sierra Nevada fahren werde. Kann Deinen schönen Bericht ja auch in die Europacommunity eintagen (http://www.hikr.org/comm/Europa/).

Viele Grüsse und tolle Touren im 2010!

Sputnik

Meeraal hat gesagt: RE:Gatulation.
Gesendet am 12. März 2010 um 19:09
Hallo Sputnik,

vielen Dank für die Gratulation. Ist leider schon einige Jahre her, daher kann es sein, dass sich dort inzwischen so einiges geändert hat und einige Informationen nicht mehr so aktuell sein mögen. Im Großen und Ganzen sind die Berge recht einfach zu besteigen, aber da ja fast jeder Berg Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden aufweist, ist auch hier für jeden etwas dabei. Eventuell bin ich im Frühsommer nächstes Jahr wieder dort, dann werde ich den Mulhacen mal von der Nordostseite versuchen, so wie er auf dem Bild zu sehen ist, das von der Alcazaba aus aufgenommen wurde. Außerdem werde ich dann versuchen, weitere 3000er zu besteigen, von denen es dort insgesamt 26 geben soll. Laut Literatur sollen die Tajos de la Virgen die anspruchsvollsten sein.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Glück und Erfolg und viele schöne Touren, wenn Du mal dort hinfährst. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Natürlich darfst Du den Bericht gerne in die Europacommunity eintragen.

Viele Grüße,

Meeraal

marmotta hat gesagt: Déjà Vu
Gesendet am 11. März 2010 um 20:17
Unterhaltsamer Bericht, der bei mir gewisse Erinnerungen weckt - kam mir alles irgendwie bekannt vor: Die Abneigung gegen den Strand und die Anziehung der Berge Andalusiens (und die damit verbundenen Zielkonflikte), kaputte (bzw. in meinem Fall unerträglich drückende) Schuhe und die Schwierigkeiten, Ersatzbergstiefel zu erwerben und natürlich die Gegend rund um die höchsten Gipfel der Sierra Nevada...

Das Hinterland des Badeorts Nerja, wo sich ja Deine Frau und die Schwiegereltern einquartiert hatten, hält übrigens auch viele schöne und wilde Touren in den Sierras de Tejeda, Almijara y Alhama bereit! Allerdings könnte es dort im Juni bereits zu heiss sein...

Gruss

marmotta


Meeraal hat gesagt: RE:Déjà Vu
Gesendet am 12. März 2010 um 19:22
Hallo marmotta,

freut mich, wenn mein Bericht gut ankommt. An dieser Stelle muss ich mal wieder meine liebe Frau loben und mich bei ihr bedanken, da sie sehr tolerant ist, und mir recht viele Freiheiten lässt, was meine Leidenschaft für die Berge betrifft.
Falls ich, wie ich ja Sputnik schon geschrieben habe, nächstes Jahr nochmals dort hinfahre, kann ich dort schon ein paar Touren mit meinen Söhnen machen, der ältere hat ja schon einen 3000er und will unbedingt wieder in die Berge. Im Hinterland von Nerja hat es tatsächlich ein paar schöne und sicherlich auch anspruchsvolle 1500er bis 1800er, das ist mir damals schon aufgefallen. Da mir inzwischen besseres Kartenmaterial zur Verfügung steht, was die Planung solcher Unternehmungen erleichtert, werde ich auch dort auf jeden Fall mal ein paar Touren machen, auch wenn es dort recht heiss sein soll.

Viele Grüße,

Meeraal

Mathias hat gesagt: Pico del Veleta
Gesendet am 22. März 2011 um 12:14
Auch bei mir weckt der Bericht Erinnerungen. Ich kam 1997 auf einer Radtour über den Veleta. Es war Oktober, es lag schon Schnee, und ich war den ganzen Tag alleine unterwegs - war sehr eindrücklich, insbesondere da man von über 3000m Aussicht auf das Meer hatte. Die Abfahrt nach Capileira auf dem ungefederten Tourenvelo war dann aber eine ziemliche Tortur für die Handgelenke...

Früher konnte man noch mit dem Auto auf den Veleta, das galt als die höchste Strasse Europas. 1997 war die Strasse von Granada her ab ca. 2700m gesperrt und wies weiter oben erste Zerfallserscheinungen auf. Wie siehts da heute aus?

Gruss
Mathias


Meeraal hat gesagt: RE:Pico del Veleta
Gesendet am 22. März 2011 um 20:10
Hallo Mathias,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Wie es heute ist weiß ich nicht. Mitte Juni 2001 war die Straße eine Art Feldweg, im oberen Teil größtenteils noch mit Schnee bedeckt und natürlich gesperrt. Soweit ich weiß aber schon kurz hinter Capileira, also viel weiter unten.

Viele Grüße,

Michael

Mathias hat gesagt: RE:Pico del Veleta
Gesendet am 24. März 2011 um 13:35
Ich hatte nicht beachtet, dass deine Erlebnisse auch schon fast 10 Jahre zurückliegen.

Auf der Südseite (d.h. von Capileira aus) gabs immer nur eine Holperpiste. Die Strasse, die ich meinte, führt(e) von Norden her hinauf, d.h. von Granada und der Skistation Sierra Nevada.

Gruss Mathias


Kommentar hinzufügen»