Mulhacen - Besteigung des höchsten Berges der iberischen Halbinsel


Publiziert von Simon_B , 14. November 2015 um 17:41.

Region: Welt » Spanien » Andalusien » Granada
Tour Datum: 8 November 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m

Von Anfang an war für uns klar, dass der in Sichtweite von unserem Feriendomizil gelegene Gipfel des Mulhacen unbedingt in Angriff genommen werden sollte. Wir entschieden uns dabei für den Anstieg von Süden aus über die Berghütte Rifugio Poqueira, um möglichst nicht im wirklich häßlichen Skigebiet unter dem Pico de Veleda starten zu müssen - gleich Vorweg - es war die richtige Entscheidung!

Am Sonntag, dem 08.11.2015 starteten wir gegen Mittag von dem herrlich gelegenen und ursprünglichen Bergdorf Capileira unsere Tour. Schon die Anfahrt zum Ausgangspunkt stellte ein landschaftlich eindrucksvolles Erlebnis dar! Unsere Route führte uns zuerst durch das wunderschöne Poqueira-Tal zum Wasserkraftwerk bei La Cebadilla meist über einen guten Schotterweg. Ab hier ging es über einen guten Wanderpfad erst steiler in einigen Kehren bergauf, dann wenig ansteigend weiter hinter ins Tal. Das Wetter, die Farben des Herbstes und die einsame ursprüngliche Landschaft ließen aus dem Anstieg einen Hochgenuss für die Sinne werden. Hinzu kam das Rauschen des Wassers des Baches, welcher immer wieder über alte Steinbrücken überquert wurde. Einmal kam uns eine Schafsherde inklusive Hirtenhunde entgegen. Nach einem weiteren steileren Stück im Talschluss trafen wir auf ein altes Gehöft mit einer besonders detaillierten Vogelscheuche (siehe Foto). Nach einer kurzen Pause folgten wir dem Weg welcher steiler bergauf führte. Nach insgesamt vier Stunden erreichten wir gegen17:00 Uhr schließlich das Refugio. Hier genossen wir nicht nur den kleinen "Hüttenzoo", sondern auch einen tollen Sonnenuntergang. Die Hütte war mit etwa 15 Leuten belegt und damit lange nicht ausgelastet. Alles war sehr gut organisiert und das Essen war sehr reichhaltig. Das Personal ist sehr freundlich. Die Preise sind dabei moderat.

Nach dem Frühstück starteten wir gegen 08:30 Uhr schließlich in Richtung Gipfel - wieder bei bestem Wetter. Beim Raustreten an der Hütte war es dabei auch überraschend mild. Der Weiterweg führte zuerst eben hinter ins Tal hinein. Am Bach angekommen folgten wir Steinmann-Markierungen stets rechts des Baches bergauf (in Richtung Gipfel gesehen). Steinböcke begleiteten dabei unseren Aufstieg. Achtung! - auch links gab es Pfadspuren und Steinmännchen. Solange man sich in der Nähe des Baches hält, kann man die Richtung eigentlich nicht verfehlen - aber es gibt hier scheinbar unzählige Varianten bergauf. Nach Passieren eines kleinen Bergsees linker Hand und einer weiteren kleinen Steilstufe waren wir in dem Bergkessel, an deren rechten Rand die Gipfelflanke des Mulhacen hinauf strebt. Nun ist der Weg wieder sehr deutlich zu erkennen und mit großen Steinmännern markiert. Wir folgten Diesen und querten dabei einen alten Fahrweg in etwa 3000 Metern Höhe. In der Geröllflanke wird der Weg nun richtig steil und so langsam kommt noch hart gefrorener Schnee dazu. Dennoch war bei uns alles problemlos ohne Steigeisen machbar - ein Wegrutschen hätte auch in den steilsten Stellen kaum einen finalen Absturz zur Folge gehabt. Zwei nach uns folgende Paare hatten jedoch vorsichtshalber Eisen an die Schuhe geschnallt.

Nach den letzten anstrengenden vierhundert Höhenmetern erreichten wir schließlich gegen 10:45 Uhr den Gipfel. Mit den milden Temperaturen war es jedoch vorbei. Es fegte ein eisiger Sturm über den Gipfel und wir zogen uns mit fast allem an, was wir dabei hatten. Die Aussicht war jedoch überwältigend! Im Süden glänzte das Meer - im Nordwesten konnten wir die Häuser von Granada erkennen. Überall erfasste das Auge unbekannte Bergketten und teilweise wüstenartige Flächen. Nach Norden fiel steil die bereits eisige Nordwand des Mulhacen ab - welche hier durchaus alpine Dimensionen erreicht.

Zum Schutz gegen den Sturm rasteten wir in den Gemäuern von alten Gebäuderesten. Nach ausgiebiger Pause traten wir schließlich den Rückweg an. Nach etwa 1:30 Stunden erreichten wir das Refugio. Nach einer weiteren Pause stiegen wir weiter bis zur "freizügigen" Vogelscheuche ab. Hier folgten wir nicht weiter dem Anstiegsweg, sondern bogen nach links auf einen Höhenweg ab. Dieser führt am Anfang tendenziell sogar ganz leicht bergauf, fällt aber nach einer reichlichen Stunde erst langsam, später deutlich bergab in Richtung Ausgangspunkt. Dabei werden die typischen Bewässerungskanäle gequert. Nach langen etwa 9 Wanderstunden erreichten wir schließlich wieder den Ort Capileira, wo wir die Tour bei einem schönen Kaffee beendeten.

Fazit: Es ist vielleicht eine innere Schwäche von mir, bei Bergtouren auch immer etwas die technischen, oder alpinen Herausforderungen zu suchen. Die gibt es hier bei guten Verhältnissen definitiv nicht. Vor der Tour hatte ich deshalb Bedenken, dass es eine etwas "langweilige" Latsche werden könnte. Dem ist jedoch nicht so! Bei herrlichem Sonnenschein im November verwandelt sich das Aufstiegstal in ein regelrechtes Paradies. Die Farbenpracht, eine reiche Tier- und Pflanzenwelt und eine relative Bergeinsamkeit machten die Tour für uns zu einem eindrücklichen Naturerlebnis. Konditionell wird allerdings bei den zu bewältigenden Höhenmetern eine Top - Kondition gefordert. Die Gipfelflanke kann im November sicher auch schon deutlich mehr Schnee tragen - dann könnte der Aufstieg hier deutlich ernster werden. Auch wenn es im Tal fast noch sommerlich ist - man sollte für den Gipfel immer angemessene Klamotten dabei haben.


Tourengänger: Simon_B


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