Mulhacén 3482m und Pico del Veleta 3394m an einem Tag


Publiziert von Cubemaster , 23. März 2016 um 14:49.

Region: Welt » Spanien » Andalusien » Granada
Tour Datum:19 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 15:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:38 km

Schon lange hatte ich eine Tour auf den Mulhacén geplant und als mein guter Freund und Arbeitskollege Patrick wegen eines Workshops nach Granada fliegen wollte, beschlossen wir, die Gelegenheit zu nutzen. Unser Freund und Arbeitskollege Peter war ebenfalls begeistert von der Idee und buchte kurzentschlossen auch einen Flug. Nur kommt es im Leben manchmal eben anders als geplant und leider konnte Patrick wegen einer schweren Krankheit nicht mitkommen. So traten Peter und ich mit etwas gemischten Gefühlen dann allein die Reise an, die ohne Patrick wohl überhaupt nicht zustande gekommen wäre...

Vom Flughafen in Malaga fuhren wir mit einem Mietwagen in das schöne Bergdorf Capileira. Bei schönstem Wetter war schon diese Fahrt (größtenteils entlang der Mittelmeerküste) ein Erlebnis. In Capileira angekommen checkten wir nur kurz im Hotel ein und machten erstmal einen "kleinen" Abendspaziergang.

Wir wanderten die Hauptstraße hinauf bis zu einer verfallenen Hütte. Dort zweigt eine Straße nach rechts ab, der wir auch noch ein Stück folgten. Hier sahen wir oben in den Felsen schon die ersten Steinböcke. Wir erklommen noch einen Felsvorsprung, von dem aus wir den Sonnenuntergang beobachteten und fotografierten. Danach ging es wieder zurück zum Hotel in Capileira, wo wir bereits erwartet wurden: Patrick hatte vor seiner Krankheit noch zwei Bekannte für die Tour akquiriert. Wir gingen dann zusammen essen und planten die Tour für den nächsten Tag. So war unser Team nun also komplett.

Am nächsten Morgen fuhren wir noch im Dunkeln hinauf zum Parkplatz Hoya del Portillo. Ca. um halb acht, noch bei Dämmerung, starteten wir dort und nahmen erstmal den Fußweg durch den Wald. Bald ging die Sonne auf und im wunderschönen Morgenlicht wanderten wir durch den immer lichter werdenden Wald. Kurz vor dem Aussichtspunkt Mirador de la Molina zweigt links der Weg Richtung Refugio Poqueira ab, aber wir wollten ja über die Loma-Mulhacén-Route aufsteigen und so gingen wir rechts hinauf und trafen wieder auf die Straße.

Hier geht es erstmal schier endlos die Straße entlang, vorbei am Alto del Chorillo, immer in Richtung des breiten Rückens, der vom Mulhacén herabzieht. Auf diesem Stück überholten uns zwei Busse, die ganze Horden von Touristen ankarrten und an der Abzweigung, wo der eigentliche Gipfelanstieg beginnt, auswarfen. (Zeitlich etwas unglücklich, jetzt hatten wir eine riesige Schlange von Wanderern vor uns...)

Aber schon nach kurzer Zeit entzerrte sich die Schlange, wir überholten auch eine ganze Menge Leute. Das letzte Stück zum Vorgipfel war etwas mühsam, dann geht es wieder flacher Richtung Hauptgipfel, den wir etwa um ein Uhr erreichten. Das Wetter war fantastisch, die Sicht war relativ klar. Wir hatten tolle Aussichten auf das Mittelmeer im Süden, das Flachland im Norden und die anderen Gipfel der Sierra Nevada. Auf dem Gipfelplateau war genug Platz für die vielen Leute, nur für den eigentlichen Gipfelstein musste man etwas anstehen.

Wir blieben etwa eine halbe Stunde oben, dann begannen wir den Abstieg durch die Westflanke. Das war für mich auch notwendig, denn ich hatte von der Höhe schon wieder brutale Kopfschmerzen bekommen. (Das ist für mich völlig normal und ich hatte damit auch schon gerechnet.) Dadurch bedingt machten wir noch eine längere Pause in der Nähe der Laguna de la Caldera. Nach etwas Cola und einem Aspirin ging es wieder einigermaßen und wir beratschlagten über das weitere Vorgehen. Das Wetter war geradezu unfassbar gut, wir waren alle einigermaßen fit und etwas Zeit war auch noch übrig. Der Vorschlag, den Pico del Veleta auch noch zu machen wurde einstimmig angenommen.

Die Straße führt um den langen Rücken Loma Pelada herum und ist somit sehr lang. Wir sahen aber einen Weg, der rechts leicht ansteigend um die Laguna de la Caldera herumführt bis zu einem Sattel oberhalb des Sees und wählten diese Abkürzung. (Es sind ca. 50 hm mehr zu bewältigen, aber es ist viel kürzer, also definitiv zu empfehlen. Von unten sieht es etwas steil aus, das täuscht aber. Der Weg ist gut zu begehen und wurde auch von einigen anderen Wanderen an diesem Tag genommen.)

Auf der anderen Seite steigt man etwa 50 hm ab und erreicht wieder die Straße. Dieser folgt man dann immer weiter Richtung Westen, wobei man einen schönen Blick auf die links unten liegenden Lagunas de Rio Seco hat. Ein Stück weiter führt die Straße dann durch einen in den Fels geschlagenen Einschnitt, den wir "Stargate" tauften. Auf der immer schlechter werdenden Straße (teilweise wegen großer Felsen nicht mehr befahrbar) wanderten wir unterhalb der doch recht imposanten Südostwand des Pico del Veleta entlang.

Am Ende macht die Straße hier zwei Kehren, die wir über Fußwege teilweise abkürzten. Kurz vor dem Refugio de la Carihuela nahmen wir eine weitere Abkürzung, die uns dann mit ein paar Kraxeleinlagen in die Westflanke des Berges brachte, wo wir wieder auf eine Straße trafen. Diese führt in Kehren bis zum Gipfel des Berges und auch hier kürzten wir die Kehren über Fußwege oder einfach mitten durchs Gelände ab, wobei wir immer recht nah am "Südwestgrat" blieben. Gegen halb fünf erreichten wir dann ziemlich geschafft, aber sehr glücklich, auch noch diesen Gipfel.

Wegen der späten Uhrzeit blieben wir nur etwa 15 Minuten oben. (Ich musste sowieso schnell nach unten, da mir zusätzlich zu den obligatorischen Kopfschmerzen auch noch schlecht wurde.) Wir nahmen zuerst den gleichen Weg hinunter, inklusive der Abkürzungen. (300 hm tiefer ging es mir dann auch erstaunlich schnell besser.) In einer herrlichen Abendstimmung wanderten wir wieder die Straße entlang und passierten das "Stargate" und die Lagunas de Rio Seco. Wir fotografierten einige Steinböcke und ein wunderschönes Wolkenmeer, das von der See heraufgezogen war.

Etwa an der tiefsten Stelle der Straße nahmen wir nun die Rio-Seco-Route nach unten. Diese führt durch das Tal nach unten, in einem Bogen um den Loma Pelada herum und trifft kurz oberhalb des Refugio Poqueira wieder auf die Rio-Mulhacén-Route. Oben im Geröll muss man etwas suchen, aber es gibt viele Steinmännchen, die die Wegfindung erleichtern und weiter unten ist der Pfad sowieso nicht zu verfehlen.
Oben im Talkessel sahen wir auch noch einige Steinböcke, die deutlich weniger scheu waren als die Alpensteinböcke. (Der Rio Seco machte seinem Namen übrigens alle Ehre und war ausgetrocknet.)

Wir füllten nochmal unsere Wasserflaschen im Rio Mulhacén und erreichten bei Sonnenuntergang die Hütte, die gerade oberhalb der Wolkendecke wie am Ufer eines riesigen Nebelmeeres zu liegen schien. Kurz beratschlagten wir, ob wir hier übernachten sollten, aber da Peter und ich am nächsten Tag rechtzeitig am Flughafen sein wollten stiegen wir doch noch ganz ab. Dabei folgten wir immer dem ausgeschilderten Wanderweg, hielten uns aber immer wieder auf, weil andauernd noch jemand ein Foto machen wollte.

Irgendwann war es dann vollständig dunkel und im Schein von zwei Handys suchten wir uns unseren Weg. (Das funktionierte gar nicht mal schlecht! Wenn jeder eines gehabt hätte, wären wir kaum langsamer als mit Stirnlampen gewesen.) So dauerte es dann doch etwas länger, aber wir waren auch alle sehr erschöpft. Zwischendurch machten wir auch einmal alles Licht aus und bestaunten den Sternenhimmel. Man konnte ganz deutlich die Milchstraße erkennen, ein unglaublicher Moment!

Um halb elf erreichten wir den Parkplatz. Wir waren 15 Stunden unterwegs gewesen, hatten 2000 hm und 38 km Wegstrecke zurückgelegt. Entsprechend waren wir hungrig, glücklicherweise ist es in Spanien kein Problem um halb zwölf nachts noch etwas zu Essen zu bekommen. (Tolles Land!) Zusammen stießen wir dann beim Essen auf Patrick an, der dieses fantastische Erlebnis nicht mit uns teilen konnte und feierten trotzdem unsere Tour gebührend.

Bemerkung: Informationen zu allen im Text erwähnten Routen gibt es auf der Seite refugiopoqueira.com/ unter "Rutas". Die Seite ist natürlich auf spanisch, die Routen sind aber so ausführlich dokumentiert (Höhenprofil, Karte, GPS-Track und Bilder), dass man auch ohne spanisch zu können alles Notwendige verstehen kann.

Tourengänger: Cubemaster


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