Schneeschuhtour in die Stille: Das Parpeinahorn (2602m)
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Zusammen mit meinen Schneeschuhen, der Landeskarte "Safiental" und, wie sich eine Stunde später herausstellte, viel zu viel Kleidung, machte ich mich um halb 12 von Lohn (oberhalb Via Mala) aus auf den Weg Richtung Piz Beverin.
Der Weg führte die ersten 300 Höhenmeter eine zugleich für Winterwanderungen markierte Schlittelbahn durch ein Waldstück hinauf , an der Siedlung Dros vorbei und hinauf Richtung Libi. Schon bei Dros verlangsamte ein wunderschönes Panorama den Schritt: Blick hinunter in Val Ferrera, hinein ins Val Madrisch (Avers/Juf), hinauf zur Gipfelkette des Piz Curver (2972m) und hinüber zu den Höhen nördlich des Rheinwaldtales: Pizzas d' Anarosa, Bärenhorn, Valserhorn.
Ich sondierte das Gelände. Oberhalb von mir lockte die lange Südostrampe des Piz Beverin mit seinem markanten Nordabbruch, ein Stück weiter östlich ein ausladendes Schneefeld, das in seiner Weite und sehr guten Zugänglichkeit wohl einzigartig sein dürfte: Ein Meer von Schnee, sachte ansteigend, mit einem langen Gipfelgrat als Abschluss. Grandios! Ich strich den Piz Beverin vom Programm und folgte dem Winterwanderweg weiter bis Punkt 1977m.
Endlose Weite und fast völlige Stille verführten zum Bleiben, Schauen, Geniessen. Nach einer Viertelstunde riss ich mich davon los, zog die Schneeschuhe an und machte mich auf den Weg Richtung Einshorn. Eine handvoll Skitourenfahrer zog in weiten Schwüngen talwärts. Sonst war niemand hier. Nur die vielen Spurzeichnungen zeugten von einer Beliebtheit dieses Geländes. Ich entdeckte soetwas wie eine "Hauptspur", verfolgte sie und stellte fest, dass sie vom vielen Geläuf genügend fest war, um sogar mit normalen Strassenschuhen passierbar zu sein. Ein inoffizieller Winterwanderweg zum Nordgrat sozusagen.Sensationell!
Meter um Meter schraubte sich die Spur nach oben. Immer wieder stehenbleiben, lauschen - völlige Stille-, schauen - weisse Freiheit-, geniessen - strahlende Bergketten.
Fotografieren. Und weiter.
Nicht ein leises Lüftchen wehte. Es war an diesem windgeschützten Hang so warm, dass ich problemlos Pullover und Shirt ausziehen und jeden Sonnenstrahl des frühen Jahres an meine Haut lassen konnte.
Derart frei in jeder Weise, trekkte es sich grad doppelt so schön.
Die letzten hundert Höhenmeter wurden unerwartet steil, ich schnaufte und stapfte lokomotivenmässig zum Horizont über mir.
Dann endlich oben. Rechts das Einshorn, links die Ostwand des Piz Beverin und dazwischen... ja, was denn: da war ja noch was! Eine deutliche Erhebung, ein Gipfel, erst zu sehen von hier oben, ein richtiges Ziel, vor mir von zwei weiteren Schneeschühlern angesteuert. Ich schaute auf die Karte. Das musste der Punkt 2602m sein. Kein Name. Nur eine Kreuzmarkierung. Aber eindeutig ein Ziel, sogar das markanteste Ziel auf diesem geschwungenen kilometerlangen Kamm, der, wie ich nun feststellte, problemlos in seiner Gesamtlänge mit Schneeschuhen betappt werden konnte. Fantastisch: Vier Kilometer Gratwanderung aus dem Schatten des Piz Beverin heraus entlang Einhorn, Zwölfihorn, Rappakopf und Scherenkopf. Das Schneemeer rechts, der Abgrund nach Thusis links. Eine Rundwanderung wie im Bilderbuch. Nicht zu schwer, nicht zu leicht, nicht zu kurz, nicht zu lang - einfach richtig was zum Geniessen.
Am Gipfelpunkt des unbekannten Berges prangte ein manneshoher Steinturm mit eingelassenem Buchtresor. Davor bizarre Schneeverwehungen und die Reste eines kleinen Bauwerks aus dem gleichen Material. Ich schnappte mir das Gipfelbuch und warf einen Blick auf die erste Seite. In grossen ausgemalten Lettern stand dort: PARPEINAHORN, Punkt 2602m.
Aha.
Auf der Landeskarte war nur das 150m niedrigere "Einshorn" gekennzeichnet. Interessant. Ein Berg, den es offiziell nicht gibt? Ein Berg für Insider? Eine Regionalbezeichnung für Einheimische?
Ich machte einen kleinen Dankeseintrag, versorgte das Buch wieder in seiner Schutzwand und fotografierte, was man eh nicht und niemals recht bannen kann: Licht und Freiheit, Weite und Tiefe von Landschaft und Himmel. Jedes Foto nur ein Ecke der Andeutung... Klick. Nur ein Hauch vom riesigen Atem der Natur... Klick. Nur eine Note vom Opus der Wahrnehmungen .... Klick.
Nach einer halben Stunde, die Sonne stand nun genau auf der hundert Meter nahen Rampe des Piz Beverin , packte ich meine Sachen wieder zusammen, zog die Pullover über und stapfte mit ausladenden Schritten rüber zum Einshorn. Die tiefer stehende Sonne überzog die Schneefelder im Osten mit metallischem Glanz. Wieder unfotografierbar schön....
Ich schaute auf die Uhr: Der Aufstieg von Lohn aus, hatte mitsamt Pausen etwas mehr als drei Stunden gedauert. Jetzt am Einhorn war es schon kurz nach halb vier. Ich vermutete einen Rückweg von einer Stunde, mit Pausen wohl dreissig Minuten mehr.
"Ach, komm, das reicht, hauptsache Licht und Wärme", sagte ich mir und bog vom Gratweg ab in den Glanz der Landschaft im Osten.
Der Rückweg war märchenhaft: die tiefstehende Sonne färbte die Bergkette in warme Töne, die Schneeflächen gleissten und enthoben die vereinzelten Hütten ihrer Realität.
Im Dorf Lohn angekommen, zog die Sonne gerade ihre helles Tuch von der Kirche und ich entschloss mich zu einer kurzen Besichtigung derselben. Der spätgotische Bau mit seinem Doppelturm, ist aufgrund der exponierten Lage vom Talboden aus weit zu sehen, lockt einen geradezu hinauf in dieses Gebiet. So wie mich. Bei meinen Fahrten ins Tessin über die Bernadino-Route, sah ich schon mehrmals diese markante, uralte Kirche dort oben am Hang in der Sonne leuchten und wusste "Da muss ich mal hin!".
Getan.
Man kann sagen: Es hat sich voll und ganz geLohnt.
Der Weg führte die ersten 300 Höhenmeter eine zugleich für Winterwanderungen markierte Schlittelbahn durch ein Waldstück hinauf , an der Siedlung Dros vorbei und hinauf Richtung Libi. Schon bei Dros verlangsamte ein wunderschönes Panorama den Schritt: Blick hinunter in Val Ferrera, hinein ins Val Madrisch (Avers/Juf), hinauf zur Gipfelkette des Piz Curver (2972m) und hinüber zu den Höhen nördlich des Rheinwaldtales: Pizzas d' Anarosa, Bärenhorn, Valserhorn.
Ich sondierte das Gelände. Oberhalb von mir lockte die lange Südostrampe des Piz Beverin mit seinem markanten Nordabbruch, ein Stück weiter östlich ein ausladendes Schneefeld, das in seiner Weite und sehr guten Zugänglichkeit wohl einzigartig sein dürfte: Ein Meer von Schnee, sachte ansteigend, mit einem langen Gipfelgrat als Abschluss. Grandios! Ich strich den Piz Beverin vom Programm und folgte dem Winterwanderweg weiter bis Punkt 1977m.
Endlose Weite und fast völlige Stille verführten zum Bleiben, Schauen, Geniessen. Nach einer Viertelstunde riss ich mich davon los, zog die Schneeschuhe an und machte mich auf den Weg Richtung Einshorn. Eine handvoll Skitourenfahrer zog in weiten Schwüngen talwärts. Sonst war niemand hier. Nur die vielen Spurzeichnungen zeugten von einer Beliebtheit dieses Geländes. Ich entdeckte soetwas wie eine "Hauptspur", verfolgte sie und stellte fest, dass sie vom vielen Geläuf genügend fest war, um sogar mit normalen Strassenschuhen passierbar zu sein. Ein inoffizieller Winterwanderweg zum Nordgrat sozusagen.Sensationell!
Meter um Meter schraubte sich die Spur nach oben. Immer wieder stehenbleiben, lauschen - völlige Stille-, schauen - weisse Freiheit-, geniessen - strahlende Bergketten.
Fotografieren. Und weiter.
Nicht ein leises Lüftchen wehte. Es war an diesem windgeschützten Hang so warm, dass ich problemlos Pullover und Shirt ausziehen und jeden Sonnenstrahl des frühen Jahres an meine Haut lassen konnte.
Derart frei in jeder Weise, trekkte es sich grad doppelt so schön.
Die letzten hundert Höhenmeter wurden unerwartet steil, ich schnaufte und stapfte lokomotivenmässig zum Horizont über mir.
Dann endlich oben. Rechts das Einshorn, links die Ostwand des Piz Beverin und dazwischen... ja, was denn: da war ja noch was! Eine deutliche Erhebung, ein Gipfel, erst zu sehen von hier oben, ein richtiges Ziel, vor mir von zwei weiteren Schneeschühlern angesteuert. Ich schaute auf die Karte. Das musste der Punkt 2602m sein. Kein Name. Nur eine Kreuzmarkierung. Aber eindeutig ein Ziel, sogar das markanteste Ziel auf diesem geschwungenen kilometerlangen Kamm, der, wie ich nun feststellte, problemlos in seiner Gesamtlänge mit Schneeschuhen betappt werden konnte. Fantastisch: Vier Kilometer Gratwanderung aus dem Schatten des Piz Beverin heraus entlang Einhorn, Zwölfihorn, Rappakopf und Scherenkopf. Das Schneemeer rechts, der Abgrund nach Thusis links. Eine Rundwanderung wie im Bilderbuch. Nicht zu schwer, nicht zu leicht, nicht zu kurz, nicht zu lang - einfach richtig was zum Geniessen.
Am Gipfelpunkt des unbekannten Berges prangte ein manneshoher Steinturm mit eingelassenem Buchtresor. Davor bizarre Schneeverwehungen und die Reste eines kleinen Bauwerks aus dem gleichen Material. Ich schnappte mir das Gipfelbuch und warf einen Blick auf die erste Seite. In grossen ausgemalten Lettern stand dort: PARPEINAHORN, Punkt 2602m.
Aha.
Auf der Landeskarte war nur das 150m niedrigere "Einshorn" gekennzeichnet. Interessant. Ein Berg, den es offiziell nicht gibt? Ein Berg für Insider? Eine Regionalbezeichnung für Einheimische?
Ich machte einen kleinen Dankeseintrag, versorgte das Buch wieder in seiner Schutzwand und fotografierte, was man eh nicht und niemals recht bannen kann: Licht und Freiheit, Weite und Tiefe von Landschaft und Himmel. Jedes Foto nur ein Ecke der Andeutung... Klick. Nur ein Hauch vom riesigen Atem der Natur... Klick. Nur eine Note vom Opus der Wahrnehmungen .... Klick.
Nach einer halben Stunde, die Sonne stand nun genau auf der hundert Meter nahen Rampe des Piz Beverin , packte ich meine Sachen wieder zusammen, zog die Pullover über und stapfte mit ausladenden Schritten rüber zum Einshorn. Die tiefer stehende Sonne überzog die Schneefelder im Osten mit metallischem Glanz. Wieder unfotografierbar schön....
Ich schaute auf die Uhr: Der Aufstieg von Lohn aus, hatte mitsamt Pausen etwas mehr als drei Stunden gedauert. Jetzt am Einhorn war es schon kurz nach halb vier. Ich vermutete einen Rückweg von einer Stunde, mit Pausen wohl dreissig Minuten mehr.
"Ach, komm, das reicht, hauptsache Licht und Wärme", sagte ich mir und bog vom Gratweg ab in den Glanz der Landschaft im Osten.
Der Rückweg war märchenhaft: die tiefstehende Sonne färbte die Bergkette in warme Töne, die Schneeflächen gleissten und enthoben die vereinzelten Hütten ihrer Realität.
Im Dorf Lohn angekommen, zog die Sonne gerade ihre helles Tuch von der Kirche und ich entschloss mich zu einer kurzen Besichtigung derselben. Der spätgotische Bau mit seinem Doppelturm, ist aufgrund der exponierten Lage vom Talboden aus weit zu sehen, lockt einen geradezu hinauf in dieses Gebiet. So wie mich. Bei meinen Fahrten ins Tessin über die Bernadino-Route, sah ich schon mehrmals diese markante, uralte Kirche dort oben am Hang in der Sonne leuchten und wusste "Da muss ich mal hin!".
Getan.
Man kann sagen: Es hat sich voll und ganz geLohnt.
Tourengänger:
dyanarka

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