Eine bis heute offiziell nie aufgehobene Verordnung besagt,


Publiziert von Henrik , 5. Januar 2010 um 01:19.

Region: Welt » Schweiz » Jura
Tour Datum: 2 Januar 2010
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-JU 
Zeitbedarf: 1 Tage 4:00
Aufstieg: 230 m
Strecke:Noirmont - La Chaux d'Abel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel de la Chaux d'Abel
Kartennummer:ivs-gis

dass die Täufer sich nicht unter 1000m.ü.M. ansiedeln durften!
 
Wie meistens bei meinen Unternehmungen gab es Vorgaben, Wünsche und Hoffnungen – dies haben wir, davon gehe ich aus, mit vielen hikr.s gemein. Eigentlich wollte Claudia Schneeschuhlaufen, doch ich redete ihr das aus – wir hätten diese allenfalls kurz vor dem Mont Soleil für einige Mulden gebrauchen können, rückblickend waren wir aber froh, diese nicht mitgeschleppt zu haben.
 
Claudia stand hinter mir auf der Rolltreppe, im Basler Bahnhof, Schalterhalle, stieß mich an und fragte keck....ob ich denn keine Augen im Kopf hätte...ich sei an ihr vorbeigedüst! Auf der Passarelle angekommen fehlte ihr ein Handschuh – es waren noch knapp 10 Minuten bis zur Abfahrt, und wir standen auf der Höhe von Gleis 4 und mussten zum Gleis 16....jetzt war nicht ich mehr der Wirbelwind, sondern „Maus“....der Handschuh fand sich dann, zum Glück.
 
Wir fuhren nach Glovelier mit der S 3 – dieser verbindet Olten mit Porrentruy zweimal die Stunde über Basel. Dieser Flirt hat mir zumindesten bis heute nicht zu einem Flirt verholfen – ist er doch mein Pendlerzug zu meinem Arbeitsplatz in Laufen (Spital).
Der Kurs um 11.37 ab Basel war bis zum Bezirkshauptort Laufen gut besetzt, danach holperte er faktisch leer nach Pruntrut – zweisprachig wird aufs Umsteigen hingewiesen, obwohl die Sprachgrenze schon längst hinter uns liegt: hier beginnt für viele Basler ein weiter (im wahrsten Sinne) Naherholungsraum. Die CJ bringt uns sanft ansteigend in die Freiberge oder Franche Montagne – in Combe Tabeillon die obligate Spitzkehre, manchmal findet hier die einzige Billetkontrolle statt, denn die Züge verkehren im Ein-Mann-Betrieb (ganzjährig). Vorbei am neu gestalteten Bahnhöfli La Combe, nach wie vor steht dort ein Patent Ochsner als Abfallbehälter.
 
„Arret sur Demande“ – niemand steigt aus in Pré-Petitjean, wo die Auberge de la Gare seit 1. Dezember eine modernisierte Küche erhalten hat. In Saignelégier gibt es 10 Minuten Aufenthalt, die Raucher wandeln wie kleine Schornsteine auf dem Bahnhof herum, danach nochmals ein paar Fahrtminuten und Le Noirmont ist erreicht. Hier steht ein Kulinarik-Tempel erster Güte, den wir, die TuT-Gemeinde, noch völlig außer Acht gelassen haben (wie konnten wir den Georges Wenger vergessen?).
 
Der Bahnhofsvorplatz ist vereist, doch die Gleisanlagen sind nass – Schnee hat es, er deckt das Land gerade mal so zu, dass kein Grün hervorschimmert. Handschuhe und Mütze finden sofortige Verwendung, der Wind bläst uns ins Gesicht. Wir befinden uns auf 970 m Höhe, folgen der Beschilderung zum Weiler Le Peuchapatte und kommen zuerst durch etwas flaches Gelände, welches abgelöst wird durch den Hügelaufbau zum Le Pont de Vue (1184.6) oberhalb Le Peuchapatte. Allerorten finden sich menschliche und tierische Spuren – der Schnee zeigt vor allem, dass unsere Landschaften Wild(-tiere) beherbergen, die wir nie oder selten sehen. Wir bleiben auf einem Weg stehen, kreuzen uns doch unverhofft fünf Hunde und drei Wanderer – die Hunde sind nicht angeleint, eine kleine Anspannung meinerseits wird durch die Begrüßung auf Bärndütsch gelockert. Kurz vor dem Weiler wird unsere Aufmerksamkeit auf einen Schlitten-Jöring gelenkt – Winterfreuden wie einst. Uns begegnet sogar ein einzelner Reiter in Begleitung eines Hundes, der mit sich selbst beschäftigt war...

La Peuchapatte gehört politisch zur Gemeinde Muriaux, ein Stelldichein für klassische Fahrzeuge aus aller Welt (Museum). Der Weiler wirkte nicht verschlafen, sah aufgeräumt aus, Kinderstimmen waren zu hören, Hunde kläfften und Schweine grunzten aus ihrem warmen Versteck hinter Mauern. Wir verpassten ein Markierungsschild und standen an einem Waldrand, folgten ihm intuitiv nach Südwesten, die Schneetiefe nahm zu und die Kälte begann den Rücken hinauf zu kriechen...Claudia het zem Glick d’Händschli z’Basel nit verlore!
 
Im nächsten Weiler, den wir passierten – La Cerneux-Veusil-Dessous (auch Gemeinde Muriaux) – lugte die Sonne aus den Kältewolken hervor, doch der Wind nahm zu und wir verspürten die Sehnsucht nach einer warmen Tasse Tee bzw. einem Teller Suppe...Wir schlugen im Schnee Haken, überwanden ungeladene Drahtzäune und gelangten zur Hofgruppe La Tuilerie, ein einziges Windrad drehte sich wie gelangweilt im herannahenden Abend, Licht, wie wir es aus Norwegen oder Island kennen, tauchte die Umgebung in ein mystisches Feld...dazu passte denn auch, dass wir hier Geschichte nachspüren konnten – wir waren in der Nähe unseres Tagesziels, dem Hotel de la Chaux d’Abel, das nach dieser Region benennt ist. Dazu ein Blick in eine Arbeit eines Mennoniten: http://www.chauxdabel.menno.ch/CdA-OBuehler.pdf
  
La Chaux-d'Abel liegt im Berner Jura. Man kann es nicht wirklich als Dorf bezeichnen. Es ist auch keine politische Gemeinde. Es müsste eher als Landschaft bezeichnet werden, die aus zwei Dutzend zum Teil ziemlich versteckten und abgelegenen Einzelhöfen und drei Weilern besteht. Der mittlere Weiler besteht aus einigen Höfen, dem Schulhaus, der Käserei und der Kapelle. Ich nenne ihn hier das Zentrum, weil er das beinhaltet, was zentral für die Mennonitengemeinde La Chaux-d'Abel ist, nämlich Kapelle und Schulhaus.
 
Östlich davon, etwas tiefer gelegen befindet sich der zweite Weiler, auf der Karte mit „La Tuilerie bezeichnet. In Dokumenten wird er oft Petite Chaux-d'Abel genannt, ist aber auch bekannt unter dem Namen „Sagiloch. Auf die Herkunft dieser Ortsbezeichnungen komme ich weiter unten noch zurück. Zwischen dem Zentrum und dem Petite Chaux-d'Abel befindet sich ein Moor, in dem bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Torf gestochen wurde, den man als Heizmaterial zum Ersatz der fehlenden Holzkohle benutzte.
 
Der dritte Weiler ist gut zwei Wegkilometer westlich von der Kapelle zu finden. Dort steht ein Restaurant, das früher auch das unterdessen eingegangene Postbüro beherbergte. Ebenfalls eingegangen ist die sich dort befindliche zweite Käserei mit Lebensmittelladen. Dieser Teil des Ortes liegt direkt an der Verkehrsverbindung Les Breuleux - La Ferrière und wird mit Ortstafeln als La Chaux-d'Abel gekennzeichnet.
 
Bei Petite Coronelle trafen wir auf die langgezogene Strasse und die letzten Sonnenstrahlen, eine Stehpause mit einer geteilten Tafel Schokolade gab nochmals Schub! Aus der Stille auf eine Strasse kommend, können schon ein paar vorbeibrausende Fahrzeuge als immenser Lärm wahrgenommen werden und stören, wir zogen uns zurück auf die begleitenden Wiesen und nahmen in Kauf, zwar schon etwas müde, doch lieber schweigend durch den Schnee zu stapfen, die Seele mit Ruhe betankt. Schliesslich zwang uns die Topografie auf die Strasse und wir suchten das Hotelschild...die Dämmerung legte sich nicht wie sonst weich auf uns, die Kälte kam in den Fingern an, trotz guter Handschuhe, die Blase meldete sich auch noch und ja, jetzt reicht es dann – wir waren bloss dreieinhalb Stunden unterwegs gewesen, warum meldete sich jetzt die Mühsal? Wir sahen den wuchtigen Bau vor uns auf einer Anhöhe, wir kamen am Schild vorbei, doch der Weg war vereist und nochmals läppische 30 Meter Steigung. Ich nahm „Maus“ an der Hand und schob sie sanft nach oben – sie dankte es, lehnte sich an mich und wir traten ein in wohlige Wärme: Hotel de la Chaux d’Abel. Man bedeutete uns, die Schuhe abzuziehen, es stünden Pantoffeln bereit – Ankunft Tagesziel!



(First part of the journey - in another section these days)


Tourengänger: Henrik
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Kommentare (2)


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Pfaelzer hat gesagt: The second part...
Gesendet am 5. Januar 2010 um 21:15
I'm looking forward to read the next...

Gruss,

Wolfgang

goppa hat gesagt: Gefesselt...
Gesendet am 7. Februar 2010 um 12:43
von den Worten - die, aneinandergereiht wie die Steinmännchen - mich hinführen, zum "Kalkstein".
Sag, Henrik - kennst du Lili
www.li-li.at/


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