Hochkalter


Publiziert von motomounty , 31. Dezember 2009 um 14:17.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:20 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ramsau, Holzplatz beim Hintersee
Unterkunftmöglichkeiten:Blaueishütte
Kartennummer:Kompass Wanderkarte Nr. 14

Hintersee – Blaueishütte – Schöner Fleck – Kleinalter – Hochkalter – Ofental – Hintersee

 

Es ist nicht leicht, nächtens um 3 Uhr 30 noch schlaftrunken mit dem Zweirad bei Kälte, Nebel und Dunkelheit von A nach B zu brausen. „B“, in diesem Fall der Parkplatz in Hintersee in der Ramsau hüllt sich auch bei meiner Ankunft noch in Finsternis.

Der Lichtkegel eines Autos mit Gleichgesinnten macht das Ordnen der eigenen Ausrüstung  etwas einfacher.

Dämmerung: die breite Forststraße in Richtung Blaueishütte verlasse ich kurz vor der Schärtenalm  nach rechts, einen unmarkierten aber eindeutigen Waldsteig. Weg-, respektive Zeitersparnis sind die Folgen.

Höhe:1450 m die Materialseilbahn übernimmt hier den Lastentransport zur im Sommer voll bewirtschafteten Blaueishütte. Meine Last trage ich weiter über den jetzt schotterigen, steilen Weg durch den merklich lichten Hochwald.

Um 7 Uhr, 1 Stunde und 45 Minuten nach Tourbeginn sind die meisten Gipfelanwärter noch mit dem Frühstück hinter den Fenstern der Blaueishütte auf 1680 m beschäftigt, -gut für mich-.

Mächtig steht nun der Hochkalter im engen Talschluss, furchteinflösend der steile, weisschmutzige Blaueisgletscher welcher zum felsigen Gipfel strebt. Kleinkalter, Blaueisspitze, Rotpalfen und Schärtenspitze umrahmen das einmalige Szenarium.  

Der vorerst noch moderate, flache Weg Richtung Schärtenspitze ändert mit der Abzweigung zum „Schönem Fleck“ abrupt sein Gesicht. Grobes, lockeres Gestein prägen das fast weglose Steilkar. Mit zwei Schritte nach oben rutscht du Einen wieder nach unten.

Erste Sonnenstrahlen blinzeln über den Grat der Schärtenspitze und urplötzlich stehe ich im gleißenden Licht im Osthang – in der Hitze-. Der frühzeitige Touraufbruch zahlt sich spätestens jetzt voll aus. Flott die anregende Kletterpassage zum „Schönen Fleck“ nehmend, ist mir die frische Brise am Grat um 7 Uhr 50 sehr willkommen.

Die Sonne leuchtet das unten liegende Steilkar jetzt komplett aus. Kleine Grüppchen von der Blaueishütte kommend, quälen sich in dieser Hitze hoch. „Das Frühstück hat wohl länger gedauert.“

Der Steig zum Hochpalfen ist gut markiert, dennoch verliert sich der Weg im unübersichtlichen Felsgelände. Nach kurzem Versteiger stehe ich vor der zweiten Kletterpassage, einer ca. 10 m hohe aber gut griffige Wandstufe.

Unbeschreiblich schon jetzt das Panorama hier oben, besonders der ausgesetzte Tiefblick zum steilen Gletscher. Über ihn führt ebenfalls eine Route zum Hochkaltergipfel, für mich mehrere Nummern zu groß. Meine Route über den jetzt exponierten Grat des Kleinkalter zieht sich in die Länge, doch um 9 Uhr 22 nach 4 Stunden 7 Minuten geht’s nicht mehr höher.

Das hölzerne Gipfelkreuz auf 2606 m wirkt sehr lädiert und besteht eigentlich nur noch aus einem senkrechten, verwitterten Kantholz. Macht nichts, dafür sucht die himmlische Rundumsicht ihres Gleichen.

Watzmann von hier die Westwand und direkter Nachbar, sämtliche Gipfel des Steinernen Meeres, Hocheisgruppe, Leoganger Steinberge, sämtliche Gipfel der Reiteralm usw. usw. nicht zuletzt die unmittelbaren, schon erwähnten Gipfel der Kaltergruppe, jetzt unter mir.

 

Abstieg Ofental. Schon der Name beschreibt die nächste Herausforderung. Kleinsplittriges Geröll auf dem Fels und Steilrinnen. Ein Ausrutscher  hätte hier fatale Folgen. Ich steige als einziger der am Gipfel versammelten, illustren Gesellschaft hier ab und; das ist gut so.

Oben erwähnte Steilrinnen brechen im unteren Teil wandartig ins Kar ab, der Abstiegsweg umgeht diese Stück nach links querend.

War der westseitige Abstieg bis jetzt noch schattig so brennt er jetzt, der „Ofen“ im langen „Tal“. Falsch: um zu brennen braucht der Ofen Zugluft, die gibt’s HIER nicht. Sicher ist: der Begriff „Steinwüste“ wurde im Ofental geprägt.J

In medizinischer Darreichungsform  schicke ich letzte Tropfen meiner fast luftgefüllten Plastikflasche in die schon trockene Blutbahn, der -Plazeboeffekt- hilft in diesem Fall weiter.  

 

Alles ist endlich, auch dieses Kar. Erste grüne Flechten wirken fast heimelig.

Ein in der Karte schwarz gestrichelter Steig auf ca. 1300 m zweigt nach rechts zur Ofental -Diensthütte ab und quert in nahezu gleicher Höhe das halben Kaltermassiv bis zum Parkplatz.

Wäre verlockend, würde doch den weiteren Abstieg ins Klausbachtal und den anschließend langen -Hatscher- zum Hintersee wesentlich verkürzen. Aufgrund meiner einschlägigen Erfahrung mit derartig langen Querungen entscheide ich mich für die lange Variante. Eine richtige Entscheidung, wie sich später zeigen sollte (siehe Tour tef 30.07.09).

Eine alte Forststraße leitet durch den von Sturmschäden gezeichneten Wald schließlich ins  Klausbachtal.

12 Uhr 10 Gesicht und Arme tauchen im  kristallklaren, eiskalten Klausbach unter. Bereits vermisste Lebensgeister werden mit brachialer Gewalt zurückbeordert. Der gefürchtete  Hatscher zum Parkplatz am Hintersee ist in strammer Gangart nach 35 Minuten Geschichte.

 

Barfüßig und colaschlürfend sitze ich am Boden neben dem Motorrad, „heißer Ofen“! Aber da war doch heute schon was?


Tourengänger: motomounty


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