Crest da Tiarms (2412 m) via zwei Burgen
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Bei der heutigen Bike/Hike-Tour wollte ich Ilanz einen Besuch abstatten - der Grund steht ganz unten. Und vor der Besteigung des Crest da Tiarms zwei Burgruinen besuchen.
So fuhr ich mit der Bahn nach Ilanz und dann mit dem Bike erst bis zur Ruine Grüneck.
Von der Burg Grüneck nimmt man aufgrund der Bauweise an, sie sei um 1200 gebaut worden. Da das für die Mehrheit der Burgen der Region zutrifft, ist das keine besonders mutige Aussage.
Der Grundriss des noch teilweise vorhandenen Turmes war fünfeckig, zu sehen ist nur noch ein Teil der Westwand. Das Mauerwerk ist vor allem an den Ecken hochwertig ausgeführt.
Es hat an der Strasse ein Hinweisschild und eine kleine Treppe, dann folgt eine Wegspur. Man kommt zwar bis zur Mauer hoch, aber sonst ist ringsum alles zugewachsen.
Herren von Grüneck hat es nie geben. Die Familie, welche sich ab dem 16. Jh. so nannte, hat die Burg nie bewohnt, vermutlich war sie schon damals eine Ruine.
Dann fuhr ich nach Ruschein hoch. Das Strässchen zur Kirche ist auch der Zugang zur Ruine Frauenberg, zu Fuss braucht man knapp 10 Minuten.
Auch die Burg Frauenberg dürfte um 1200 gebaut worden sein. Sie steht an herausragender Stelle auf dem Verrucanohügel Plontabuora. Erbauer waren vermutlich die Herren von Sagogn, von denen ich hier berichtet hatte.
In Ruschein gab es im 13. Jh. eine Seitenlinie der Sagogner, welche sich von Frauenberg nannten. Der letzte männliche Frauenberger hat es sogar in die Manessische Liederhandschrift geschafft. Wie schon hier erwähnt, heisst das vor allem, dass er einen aufwendigen Lebensstil gepflegt haben muss.
Nach seinem Tod kam der Bau an die Werdenberger, welche ihn vermutlich nicht mehr nutzten.
Die Mauern sind in Opus-spicatum-Technik gebaut (schräg gestellte Steine). Das war billiger als Mauern aus behauenem Stein und solider als Bruchsteinmauern. Man braucht nur plattiges Material, und daran herrscht in einem Verrucanogebiet ja kein Mangel.
Erstaunlich ist, dass diese Burg nur aus einem mächtigen Wohnturm mit hölzernem Aufbau bestand. Es war also eher eine Villa als eine Festung. Man vermutet, dass sich die Sagogner so sicher fühlten, dass sie gar keine Angriffe befürchteten.
Auf dem Verrucanohügel Plontabuora wurden Spuren von frühzeitlicher Besiedlung und von Kultplätzen gefunden, unter anderem Schalensteine von beträchtlicher Grösse.
Die Kirche St. Georg von Ruschein ist ein neuer Bau (ca. 1900) auf einer uralten Kultstätte. Vom Kirchengebäude aus dem 8 Jh. ist nichts mehr erhalten.
Dann fuhr ich bis zum Ende der Strasse bei P. 1815 auf der Alp Muletg. Das ist eine äusserst angenehme Bike-Strecke, bis P. 1709 durchgängig mit Hartbelag.
Ab hier wanderte ich Richtung Crest da Tiarms. An sich wollte ich auf dem markierten Weg bleiben, doch da lag noch viel Schnee. So folgte ich immer dem Gratrücken, dem Schnee so weit wie möglich ausweichend. Wo das nicht ging, war es eher mühsam.
Unterwegs hat es Unmengen an Krokussen, und auch schöne Bestände an Küchenschellen. Im Abstieg habe ich zwei Schneehühner aufgescheucht, die sind noch fast weiss.
Auf der ganzen Strecke war Tenue T-Shirt angesagt, nur ab und zu ging ein thermischer Wind. Welcher im Verlauf des Tages zu immer intensiverer Quellwolkenbildung führte.
Am Schluss des Abstiegs wollte ich noch den Hügel Pez Muota (P. 1932) besteigen. Das führte vorwiegend durch Schnee und war entsprechend anstrengend.
Die östliche Muota-Kante hat eine erstaunliche Aussicht ins Churer Rheintal.
Dann fuhr ich nach Ilanz, wo ich noch eine Runde durch die Altstadt drehte.
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Letztes Jahr haben die Bündner 500 Jahre Freistaat der Drei Bünde gefeiert. Auslöser war der Bundesbrief, welcher auf den Beschlüssen der ersten Ilanzer Artikel beruhte. Zwei Jahre nach den ersten kamen die zweiten Ilanzer Artikel dazu. Wir sind jetzt also ungefähr in der (500-Jahr-)Mitte dieser zwei Ereignisse.
Ilanzer Artikel
Die ersten Ilanzer Artikel vom 4. April 1524 regelten primär kirchliche Angelegenheiten. Insbesondere waren es künftig die Gemeinden, welche die Pfarrer wählten. Was der Reformation Tür und Tor öffnete.
Im Anschluss daran wurde am 23. September 1524 in Ilanz der allgemeine Bundesbrief der Drei Bünde gesiegelt. Das wurde letztes Jahr als Gründung des Freistaates der Drei Bünde gefeiert - siehe oben.
Die zweiten Ilanzer Artikel vom 25. Juni 1526 waren unter dem Einfluss von Reformations-Aktivisten betont anti-klerikal. So standen die Klöster fortan unter staatlicher Kontrolle und durften keine Novizen mehr aufnehmen, was den Klöstern Cazis, Churwalden und St. Nicolai in Chur zum Verhängnis wurde.
"Modern" waren hingegen die zivilrechtlichen Bestimmungen: Einige Forderungen, welche in den Bauernkriegen im Heiligen Reich (nicht zuletzt wegen Luthers Seitenwechsel) in einem Blutbad endeten, wurden hier übernommen. So wurden die Frondienste und die Zehnten stark beschränkt, und alle Zehnten waren künftig ablösbar. Und als einzige zulässige Leiheform wurde die freie Erbleihe bestimmt - das entsprach dem fortschrittlichsten Pachtrecht von ganz Europa.
Die Periode 1524 bis 1526 markierte das Ende der Feudalherrschaft in der Region. Anders als fast überall entstand hier aber keine Territorialherrschaft, sondern eine Art Demokratie, in welcher die Gerichtsgemeinden die Träger der Staatsmacht waren.
So fuhr ich mit der Bahn nach Ilanz und dann mit dem Bike erst bis zur Ruine Grüneck.
Von der Burg Grüneck nimmt man aufgrund der Bauweise an, sie sei um 1200 gebaut worden. Da das für die Mehrheit der Burgen der Region zutrifft, ist das keine besonders mutige Aussage.
Der Grundriss des noch teilweise vorhandenen Turmes war fünfeckig, zu sehen ist nur noch ein Teil der Westwand. Das Mauerwerk ist vor allem an den Ecken hochwertig ausgeführt.
Es hat an der Strasse ein Hinweisschild und eine kleine Treppe, dann folgt eine Wegspur. Man kommt zwar bis zur Mauer hoch, aber sonst ist ringsum alles zugewachsen.
Herren von Grüneck hat es nie geben. Die Familie, welche sich ab dem 16. Jh. so nannte, hat die Burg nie bewohnt, vermutlich war sie schon damals eine Ruine.
Dann fuhr ich nach Ruschein hoch. Das Strässchen zur Kirche ist auch der Zugang zur Ruine Frauenberg, zu Fuss braucht man knapp 10 Minuten.
Auch die Burg Frauenberg dürfte um 1200 gebaut worden sein. Sie steht an herausragender Stelle auf dem Verrucanohügel Plontabuora. Erbauer waren vermutlich die Herren von Sagogn, von denen ich hier berichtet hatte.
In Ruschein gab es im 13. Jh. eine Seitenlinie der Sagogner, welche sich von Frauenberg nannten. Der letzte männliche Frauenberger hat es sogar in die Manessische Liederhandschrift geschafft. Wie schon hier erwähnt, heisst das vor allem, dass er einen aufwendigen Lebensstil gepflegt haben muss.
Nach seinem Tod kam der Bau an die Werdenberger, welche ihn vermutlich nicht mehr nutzten.
Die Mauern sind in Opus-spicatum-Technik gebaut (schräg gestellte Steine). Das war billiger als Mauern aus behauenem Stein und solider als Bruchsteinmauern. Man braucht nur plattiges Material, und daran herrscht in einem Verrucanogebiet ja kein Mangel.
Erstaunlich ist, dass diese Burg nur aus einem mächtigen Wohnturm mit hölzernem Aufbau bestand. Es war also eher eine Villa als eine Festung. Man vermutet, dass sich die Sagogner so sicher fühlten, dass sie gar keine Angriffe befürchteten.
Auf dem Verrucanohügel Plontabuora wurden Spuren von frühzeitlicher Besiedlung und von Kultplätzen gefunden, unter anderem Schalensteine von beträchtlicher Grösse.
Die Kirche St. Georg von Ruschein ist ein neuer Bau (ca. 1900) auf einer uralten Kultstätte. Vom Kirchengebäude aus dem 8 Jh. ist nichts mehr erhalten.
Dann fuhr ich bis zum Ende der Strasse bei P. 1815 auf der Alp Muletg. Das ist eine äusserst angenehme Bike-Strecke, bis P. 1709 durchgängig mit Hartbelag.
Ab hier wanderte ich Richtung Crest da Tiarms. An sich wollte ich auf dem markierten Weg bleiben, doch da lag noch viel Schnee. So folgte ich immer dem Gratrücken, dem Schnee so weit wie möglich ausweichend. Wo das nicht ging, war es eher mühsam.
Unterwegs hat es Unmengen an Krokussen, und auch schöne Bestände an Küchenschellen. Im Abstieg habe ich zwei Schneehühner aufgescheucht, die sind noch fast weiss.
Auf der ganzen Strecke war Tenue T-Shirt angesagt, nur ab und zu ging ein thermischer Wind. Welcher im Verlauf des Tages zu immer intensiverer Quellwolkenbildung führte.
Am Schluss des Abstiegs wollte ich noch den Hügel Pez Muota (P. 1932) besteigen. Das führte vorwiegend durch Schnee und war entsprechend anstrengend.
Die östliche Muota-Kante hat eine erstaunliche Aussicht ins Churer Rheintal.
Dann fuhr ich nach Ilanz, wo ich noch eine Runde durch die Altstadt drehte.
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Letztes Jahr haben die Bündner 500 Jahre Freistaat der Drei Bünde gefeiert. Auslöser war der Bundesbrief, welcher auf den Beschlüssen der ersten Ilanzer Artikel beruhte. Zwei Jahre nach den ersten kamen die zweiten Ilanzer Artikel dazu. Wir sind jetzt also ungefähr in der (500-Jahr-)Mitte dieser zwei Ereignisse.
Ilanzer Artikel
Die ersten Ilanzer Artikel vom 4. April 1524 regelten primär kirchliche Angelegenheiten. Insbesondere waren es künftig die Gemeinden, welche die Pfarrer wählten. Was der Reformation Tür und Tor öffnete.
Im Anschluss daran wurde am 23. September 1524 in Ilanz der allgemeine Bundesbrief der Drei Bünde gesiegelt. Das wurde letztes Jahr als Gründung des Freistaates der Drei Bünde gefeiert - siehe oben.
Die zweiten Ilanzer Artikel vom 25. Juni 1526 waren unter dem Einfluss von Reformations-Aktivisten betont anti-klerikal. So standen die Klöster fortan unter staatlicher Kontrolle und durften keine Novizen mehr aufnehmen, was den Klöstern Cazis, Churwalden und St. Nicolai in Chur zum Verhängnis wurde.
"Modern" waren hingegen die zivilrechtlichen Bestimmungen: Einige Forderungen, welche in den Bauernkriegen im Heiligen Reich (nicht zuletzt wegen Luthers Seitenwechsel) in einem Blutbad endeten, wurden hier übernommen. So wurden die Frondienste und die Zehnten stark beschränkt, und alle Zehnten waren künftig ablösbar. Und als einzige zulässige Leiheform wurde die freie Erbleihe bestimmt - das entsprach dem fortschrittlichsten Pachtrecht von ganz Europa.
Die Periode 1524 bis 1526 markierte das Ende der Feudalherrschaft in der Region. Anders als fast überall entstand hier aber keine Territorialherrschaft, sondern eine Art Demokratie, in welcher die Gerichtsgemeinden die Träger der Staatsmacht waren.
Tourengänger:
PStraub

Communities: ÖV - Bike - Hike
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