Königssee - Über den Ostufersteig


Publiziert von DonUlmar , 25. März 2025 um 09:16.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:22 März 2025
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 570 m
Abstieg: 570 m
Strecke:15,8 km

Der Könisgssee-Ostufersteig ist landschaftlich eine der schönsten Bergtouren in den Berchtesgadener Alpen. Allerdings ist dieser Steig verfallen, unmarkiert und stellenweise ziemlich rustikal. Im Internet findet sich leider so gut wie keine Beschreibung zu dieser Tour. Höchste Zeit also, den Ostufersteig einmal selbst in Augenschein zu nehmen.
 
Vom großen Parkplatz an der Seeleite aus starten wir um 07:45 und erreichen, den Beschilderungen folgend, schon bald den Malerwinkel. Ein paar Minuten später weist ein Verbotsschild darauf hin, dass die weitere Begehung "lebensgefährlich" ist. Ab hier ist man also auf sich alleine gestellt. Es folgt eine kurze Querung unterhalb einer glatten Platte, welche wir auf „Stepstones“ im See balancierend umgehen. Danach führt ein Stahlseil über Felsen empor. Wir folgen jetzt etwa einen Kilometer dem Seeufer. Hier befindet sich auch die eine oder andere Bademöglichkeit für den Sommer (sogar ein Badesteg ist vorhanden!). Schon bald ertönt das dröhnende Rauschen des Königsbach-Wasserfalls. Auf eine Besteigung der höhergelegenen Gumpen haben wir verzichtet, aber man sieht zumindest die unteren Kaskaden dieses mächtigen Wasserfalls. Das Seeufer wird nun merklich steiler und der Weg schlängelt sich bergan. Auf laubbedeckten Pfadspuren quert man oberhalb von Felsabbrüchen ca. 50 Meter steil über dem Seeufer. Hier ist uns auch der einzige "Verhauer" auf der Tour passiert, als ich Tritten folgend zu früh zum Seeufer heruntersteigen wollte. 
 
Gegen 10 Uhr erreichen wir die Bedarfshaltestelle Kessel, einen ausgezeichneten Führstückplatz. Mittlerweile sind auch schon die ersten Schiffe auf dem See unterwegs und man hört immer wieder Hörner gegenüber der Echowand erklingen. Jeder Kapitän spielt übrigens seine eigene Melodie.
 
Der zweite Abschnitt des Ostufersteigs ist etwas länger und führt vom Kessel aus zur Saletalm. Zunächst geht es wieder am Seeufer entlang und es ergeben sich immer wieder schöne Fotomotive. Das Gelände wird allmählich steiler und man weicht nach oben aus. An einer Stelle musste eine kurze aber ausgesetzte Querung im rutschigen, laubbedeckten Steilgras bewältigt werden. Für uns war dies die "Schlüsselstelle" der Tour. Kurz darauf schlängelt sich der Weg dann wieder zum See hinunter und man erreicht die Wildtier-Fütterung. Direkt gegenüber auf dem 200 Meter entfernten Westufer befindet sich die Wallfahrtskirche St. Bartolomä, dahinter die schneebedeckte Watzmann-Ostwand. Zahlreiche Touristen betrachten uns neugierig vom anderen Ufer aus. Der weitere Übergang zur Saletalm führt durch rustikales Gelände. Zahlreiche umgestürzte Bäume müssen überklettert werden. Ein felsiger Geröllgraben wird mit Hilfe von Stahlseilen durchstiegen und auch die Wegführung ist an manchen Stellen nicht sehr eindeutig. Wir waren schließlich dann doch ganz froh, als wir gegen 13:00 den Kaunersteig und kurz darauf die Anlegestelle Salet erreicht haben.
 
Nach einer Mittagspause in der Sonne folgt die Schlussetappe: Der Übergang von der Saletalm nach St. Bartolomä. Leider müssen noch einmal 300 Höhenmeter im Anstieg bewältigt werden bevor wir schließlich gegen 15:30 die Anlegestelle erreichen.

Mit der Bewertung tue ich mich etwas schwer. Obwohl der Ostufersteig nirgends richtig schwierig ist (T3+) erfordert die Tour dennoch alpine Erfahrung und darf insbesondere aufgrund der Länge auf keinen Fall unterschätzt werden.
 
Fazit: Landschaftlich großartige Tour in wildem und ursprünglichem Gelände. Der Ostufersteig sollte vorzugsweise von November bis März begangen werden da man im Sommer vermutlich von Zecken "aufgefressen" wird (bei unserer Tour waren bereits die ersten Exemplare unterwegs). Die Saletalm wird in den Wintermonaten nicht angefahren. Wer sich also den mühseligen Rückweg über den Rinnkendlsteig ersparen will, sollte auf jeden Fall früh genug aufbrechen (das letzte Schiff in St. Bartolomä fährt übrigens um 16:20 ab). Aufgrund der rutschigen Laubauflage besser nicht bei Nässe begehen!

Tourengänger: DonUlmar


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Geodaten
 66244.gpx Ostufersteig

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Kommentare (8)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 25. März 2025 um 13:29
Schöne Tour! Zufälligerweise hat Moritz aka "frehel" diesen Steig erst kürzlich gemacht und mir davon erzählt. Seitdem steht er auch auf meiner Liste.

VG Nico

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. März 2025 um 16:41
Schöner Bericht. Die Schwierigkeitsbewertung und der Zeitbedarf hängen wohl sehr davon ab, wie viele umgestürzte Bäume nach dem letzten Herbststurm gerade auf dem Weg liegen und wie gut man an einigen kritischen Stellen den Weg findet. Aktuell hats wohl eher gute Verhältnisse.

Bei mir warns inklusive Pausen und nem Abstecher zum Obersee vor ein paar Tagen nur 5 Stunden für eure Runde.

BG, Moritz

DonUlmar hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. März 2025 um 17:32
Hallo Moritz,

vielen Dank für deinen Kommentar. Bei der Schwierigkeitsbewertung habe ich mich an die Kommot-Vorgabe gehalten.

Was die Gehzeit angeht muss ich dazu sagen: Ich war mit meiner Tochter unterwegs und wir haben uns viel Zeit gelassen. Im Nachhinein würde ich es aber wahrscheinlich wieder so machen weil die Tour landschaftlich einfach unglaublich schön ist!

VG, Florian

F3ttmull hat gesagt:
Gesendet am 25. März 2025 um 17:48
Vielen Dank für den Bericht,
den Steig hatte ich auch schon lange auf meiner Liste.
Ich hatte eigentlich vorgehabt dort zu biwakieren, ist aber natürlich nicht erlaubt im Nationalpark.

klemi74 hat gesagt:
Gesendet am 26. März 2025 um 14:37
Griaß Di,

Drei Anmerkungen bzw Fragen:

1.) Schöne Tour,
2.) Es gibt im Netz seht wohl Infos, auf Youtube hat ein Kai Sackmann ein ausführliches Video eingestellt
3.) Von Sallet aus gibt es einen markierten Weg in Richtung St. Bartholomäi? Das kann dann ja nur der Viehtriebsteig sein, aber seit wann soll der markiert sein??

Gruß,
Karsten

DonUlmar hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. März 2025 um 07:37
Hallo Karsten,

vielen Dank für deine Anmerkungen. Von der Saletalm aus ist ein Weg in Richtung Schrainbach-Wasserfall beschildert. Ob der Weg markiert ist kann ich leider nicht mehr sagen. Die Orientierung ist auf jeden Fall völlig unproblematisch.

Viele Grüße,
Florianr

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. März 2025 um 13:15
Witzigerweise war bis ins zwanzigste Jahrhundert der Abschnitt, der uns heute am selbstverständlichsten erscheint, der kritischste bei der Runde, nämlich der Weg vom Schrainbachwasserfall nach Bartholomä. Dort gab es früher nur das anspruchsvolle Schmalzsteigl direkt am Wasser. Die Weidetiere wurden nachweisbar mindestens seit der frühen Neuzeit über den Ostufersteig und den alten Viehtriebsteig auf die Almen im Steinernen Meer getrieben.

Siehe https://www.plenk-verlag.com/product/steinernes-meer-spurensuche-im-niemandsland/

DonUlmar hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. März 2025 um 11:16
Das ist wirklich interessant. Wir haben auch überlegt ob es möglich ist, direkt am Wasser von Salet nach St. Bartolomä zu laufen. Leider war die Zeit zu knapp um es auszuprobieren...


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