Hachelkopf und Eggstättenköpfe - Unbekanntes in den Berchtesgadener Alpen
...was wie wo sollen diese Berge sein? Es ist wirklich erstaunlich, da steht ein großer Berg direkt am Ufer des Königssee, über St. Bartolomä, direkt gegenüber der berühmten Watzmannostwand und kein Mensch beachtet ihn! Der Große Hachelkopf, denn um diesen handelt es sich, ist aber allemal einen Besuch wert! Auch wenn er einem einige Ausdauer und Mühen abverlangt, so werden diese Mühen doch mit einzigartigen Tiefblicken auf den Königssee, dem besten Einblick in die Watzmannostwand und einer perfekten Rundumsicht auf die Berchtesgadener Alpen tausendfach entlohnt.
Die Eggstättenköpfe sind da schon vergleichsweise einfacher zu erreichen, erregten aber schon seit jeher mein Interesse, da eine Überschreitung von der Weißbachlscharte zu den Schindelköpfen eine logische Linie darstellt, die Überschreitung jedoch in der Alpinliteratur keine besondere Erwähnung findet. Dass diese eine "nicht leichte Kletterarbeit" (Zeller's Führer durch die Berchtesgadener Alpen, München, 1911) darstellt, war die genaueste Beschreibung, die ich finden konnte. Ein schöner Anreiz der Sache auf den Grund zu gehen.
Da ich Start- und Endpunkt flexibel halten und Geld sparen will, beginnt meine dreitägiger Kurztrip mit einer Radtour nach München Ramersdorf. Raddepot Frauenchiemseestraße :-)
Ich stelle mich an die große Ampelkreuzung, hinter der sofort die A8 beginnt, halte den Daumen raus und hoffe auf freundliche Autofahrer mit potenziell 4 freien Sitzplätzen. Nach 20 min gabelt mich ein T3-Bus-Besitzer auf.
Weitere Autostoppstationen: Autobahnauffahrt Rosenheim, Autobahnauffahrt Bernau, Kreisel bei der Autobahnauffahrt Bad Reichenhall, Bahnhof Berchtesgaden
Nach 2:45 h erreiche ich die Bootsanlegestelle am Königssee. Um meinem "Sparwahn" noch eins drauf zu setzen, "umgehe" ich den Fahrtpreis von 8,50 € , indem ich am Ostufer noch bis zur Bedarfshaltestelle Kessel hatsche. Der Steig verliert sich leider auf Höhe Nasser Palfen. Ich gehe promt fehl und stehe rund 200 m zu hoch am Schluchtenrand des Nassen Palfen. Nicht gut! Dies ist dem Umstand geschuldet, dass ich nur die AV-Karte "Steinernes Meer" dabei habe, auf der der Abschnitt von der Anlegestelle bis Kessel nicht drauf ist...Doch dann fällt mir die kleine Übersichtskarte in meinem alten AV-Führer ein und solchermaßen kann ich den Pfad nach 20 min Abstieg wieder finden. Er bleibt die meiste Zeit in Seenähe und ist nicht so undeutlich, wie man erwarten könnte. Aber wie man sieht, wenn man nicht aufpasst und gedanklich schon an der Bedarfshaltestelle Kessel steht, kann es unangenehm werden.
Naja, wenigstens ist die Überfahrt nach St. Bartholomä schnell gemacht. Fahrtpreis 3 €
Wenn schon Hachelkopf, warum nicht gleich die Überschreitung?
Von St. Bartholomä zum Burgstallkopf
Von St. Bartholomä aus sieht man, dass eine steiler Wald- später Wiesenstreifen steil zum Sattel zwischen Burgstallkopf und Hachelgrat hinaufzieht, der sog. Burgstallgraben. Über diesen führt ein kaum mehr kenntliches Steiglein hinauf. Von der Anlegestelle aus folge ich den Schildern Richtung Saugasse/ Kärligerhaus. Am Eisbach folge ich dem beschilderten bei Hochwasser vorgesehenen Weg über den Eisbach (etwas weiter westlich als der übliche Übergang) Es geht über einen Holzsteg hinüber und weiter geradeaus in den Wald. Hier steige ich halbrechts steil zu einem Rücken hinauf. Es geht eine Weile am Rücken entlang, bis dieser sich verliert. Der Steig hält sich recht nahe des links des Waldstreifen befindlichen Steilgrabens (Burgstallgraben) mit charakteristischer Felsnische, sog. Napoleonskopf. Ab und zu führt eine kurze Serpentine sogar in den Graben hinein, überschreitet ihn jedoch nicht. Das man richtig ist, ist an wenigen Stellen durch Steigspuren und alte Eisenstifte erkennbar.
Vom Burgstallkopf zum Gr. Hachelkopf
Vom Sattel geht es sofort rechts steil den Wald hinauf, darauf abzielend möglichst bald den Grat zu erreichen. Denn sowohl in den Flanken als auch auf dem Grat gibt es Latschen, gelegentlich unterbrochen von schönen Wiesen. Von einer Begehung von vor 12 Jahren weiß ich, dass es keinen Sinn hat, sich zu tief in der Flanke aufzuhalten, weil es nachher umso schwieriger wird, zum Grat aufzusteigen. Anfangs lohnt es sich, gelegentlich den Latschengrat über ausgesetzte Wiesen der Westflanke zu umgehen. In der Regel hält man sich aber am Grat. Ich erreiche den ersten bedeutenden Hachelkopf, 1746 m, mit Steinmann und lege eine längere Rast ein.
Ca. ein Drittel des Hachelgrates ist geschafft! Jetzt ist der Grat langsam etwas felsiger und steigt bis zu einer Reihe östlich an den Grat angelehnter Türme etwas weniger steil an. Es folgen zwei große hintereinander stehende Türme. Vom vorderen, 1837 m, siehe AV-Karte, muss ausgesetzt etwas westlich in der Flanke zur Scharte abgeklettert werden. In der Scharte zum hinteren Turm finde ich einen improvisierten alten Abseilstand vor. Dies ist eine der wenigen Stellen, wo in die Südflanke abklettert werden muss. Es geht also vom Abseilstand ausgesetzt links an den Felsen des hinteren Turms entlang abwärts in die Flanke und zum grasigen Sattel, 1782 m, hinter dem Turm. Endlich verringert sich die Latscheskizität des Grats und es lässt auf dem Weg zum letzten Turm, 2002 m, gut über Gassen ausweichen. Der letzte Turm wird in der Westflanke über wenig steiles Gelände umgangen. Dann stehe ich endlich vor dem letzten Aufschwung zum Großen Hachelkopf, 2066 m, der direkt genommen wird.
Vom Gr. Hachelkopf zum Hirschwieskopf
Vom Gr. Hachelkopf biegt der Grat nach Westen ab. Hier befürchte ich zunächst, wieder arg mit Latschen in Berührung zu kommen. Es lässt sich aber auch hier alles wieder weitgend über Latschengassen umgehen. Ich halte mich recht viel in der Südflanke auf und komme so gut voran. 100 m unter dem Hirschwieskopf finde ich ein Schneefeld, an dem ich meinen Flüssigkeitbedarf decken kann. Oben am Gipfel sehe ich die ersten zwei von mehrern Partien, die heute den Hirschwieskopf besteigen. Ohne große Schwierigkeiten mit gelegentlichen II.er Stellen erreiche ich den Gipfel.
Auch auf dem Hirschwieskopf bietet sich eine wunderbare Sicht, die nun auch ins Wimbachgries und zum Hochkalterstock hinüber reicht. Ganz besonders ist aber der Blick auf die unmittelbar über einem aufragende Südseite der Watzmannsüdspitze mit der Schönfelschneid!
Dieser Ort lädt zum Verweilen ein. Ich genieße die Rundschau und mache eine gscheide Brotzeit. Mit der Überschreitung des Hachelkopf habe ich einen 12 Jahre währenden Traum endlich umgesetzt. Da ist die Freude riesengroß!
Vom Hirschwieskopf zum Ingolstädter Haus
Langsam breche ich wieder auf. Auf dem Normalweg steige ich zum Drischübelpass ab und mache mich auf den Weg zum Ingolstädter Haus. Kurz kommt mir der Gedanke, noch über die Nordflanke zum Hundstod aufzusteigen. Nicht lange und ich verwerfe die Idee angesichts der bereits hinter mir liegenden Strecke. Am Haus ist einiges los. Die meisten befinden sich auf Hüttentour und haben vorbildmäßig Übernachtungsplätze gebucht. Aber ich habe Glück und bekomme noch ein Plätzchen im Bettenlager. Gipfelsaspiranten sind kaum anzutreffen. Beim Hundstod können jedoch alle nicht widerstehen. Nachdem man sich fünf Schweinsbraten, drei Weißbier und drei Obstler gegönnt hat, fühlt man sich dann doch bemüßigt, diesem schönen Gipfel aufs Haupt zu steigen. Ich steige nach zwei Schiwassern und einer sehr guten Kaspressknödelsuppe hinab zum Rotwasser(fall) unter dem Diesbachegg ab. Der Wasserfall ist verdunstet, aber links des Weges findet sich ein kleiner Bach. Trinkwasser und Dusche (mithilfe des Trinkschlauchs) freihaus.
Vom Ingolstädter Haus zur Weißbachlscharte. Übers Hollermaißhorn und die Eggstättenköpfe zum Schindelkopf und retour
Es wird eine kurze Nacht. Im Bettenlager ist furchtbar stickigeLuft. Die zwei kleinen Fenster lassen sich nicht öffnen, sondern nur kippen; jemand spricht im Schlaf, andere Schnarchen und die Nasenschleimhäute sind trocken. Keine guten Vorraussetzungen für einen erholsamen Schlaf. Es hat keinen Zweck; um Viertel vor 3 verlasse ich das Haus und haue mich 20 min später irgendwo auf eine grüne Wiese am Wegesrand. Ich schlafe sofort ein.
Und dann kommt der Morgen und mit ihm neue Kräfte. Ich mache mich auf zur Weißbachlscharte. Wie überall im Steinernen Meer finden sich an allen möglichen und unmöglichen Stellen Dolinen. So auch auf der Scharte. In einer kleinen deponiere ich meinen Rucksack, in einer zweiten, schneegefüllten finde ich eine Weg unter den Schneepanzer und somit zu einem praktischen Schmelzwassertropf.
Befreit von Durst und Last mache ich mich an die Überschreitung zum Schindelkopf. Als erstes steht der Schartenkopf an, welcher in 10 min erreicht ist.
Dann weitet sich der Blick und ich kann den ersten Abschnitt des Grats überblicken sowie Hollermaißhorn, Grünkopf und Schindlkopf. Alles sehr grün! Eine erfreuliche Abwechslung im ansonsten so kargen Steinernen Meer. Im Süden ist die Hollermaißalm zu sehen, zu der die grünen Matten vom Grat herunter ziehen.
Vom Schartenkopf geht es weiter zum nahen Punkt 2282 m, der sogar ein kleines Gipfelkreuz trägt. Der Grat ist ein bisschen so, wie ich mir die Höfats vorstelle; ein ausgesetzter Grasgrat mit gelegentlichen Felspassagen, alles im Taschenformat. Rein techisch gesehen ist der Grat nicht schwer, ein paar Stellen I.-II. UIAA und teilweise stark ausgesetzt.
Ich komme schnell voran und habe bald das Hollermaißhorn, die Grünscharte und den Grünkopf überschritten.
Der erste Eggstättenkopf ist mir allerdings heute zu heikel. Er besteht aus vier Felsstufen, wovon die ersten beiden sicher im oberen III. Grad (müsste man ausprobieren) liegen und sehr ausgesetzt sind. Von der Scharte zieht ein tief gespaltener Riss nach Norden hinab, an dem ich auch keinen geeigneten Übertritt finden kann. Also steige ich lieber ein Stück gen Norden ab und quere am Nordhang des Kopfes zur nächsten Scharte hinauf.
Der weitere Grat verläuft dann wieder wie die Abschnitte davor, viel Gras etwas Fels, teilweise ausgesetzt. Am Grataufschwung zum Schindelkopf gibt es dann noch ein Genuss-III-.-Stelle und wenig später ist der Gipfel erreicht. Von dort geht es in die Scharte des Nördlichen Schindelkopfes und über die Nordflanke zurück zur Grünscharte und auf dem Grat zurück zur Weißbachlscharte.
Von der Weißbachlscharte zum Riemannhaus und weiter zur Wilalmkirchlbiwakschachtel
Die Gedanken wenden sich der Ernährungs- und Übernachtungsfrage zu. Die Ernährung sollte das Riemannhaus leisten, aber nicht die Übernachtung. Keine überfüllten Schlafsäle mehr! Deswegen wählte ich als letztes Tagesziel die Biwakschachtel aus, zugegeben eine sehr lange Wanderung, aber was tut man nicht alles für einen heimeligen Schlafplatz. Die Wanderung möchte ich auch jedem wärmstens empfehlen, kann man auf ihr doch die ganze Schönheit des Steinernen Meers auf sich wirken lassen. Einfach fabelhaft!
Südlicher Abstieg von der Biwakschachtel nach Hinterthal
Der Überschrift ist nichts weiter hinzuzufügen. Ich nehme langsam Abschied vom Steinernen Meer und freue mich auf eine Wiederkehr. Mit nur 2 Autostopps, Wartezeit jeweils 5 min, komme ich auf schnellstem Wege zurück nach München.
Fazit:
Ereignisreiche Tage in den Berchtesgadener Alpen! Es ist Zeit geworden, dass ich diesem Gebirge einen längeren Besuch abstatte. Der Hachelgrat ist aufgrund seiner Länge und der dichten Vegetation nicht zu unterschätzen! Der AV-Führer gibt von Bartholomä zum Hirschwieskopf 10-12 Stunden an, eine realistische Zeit. Es gibt zwischen Burgstallkopf und Hachelkopf keinerlei Begehungsspuren. All zu verbitterte Latschenkämpfe können sehr an den Kräften zehren, deswegen sollte auf eine durchdachte Wegwahl geachtet und ggf. ein Rückzug (möglichst auf der gleichen Route) in Betracht gezogen werden.
Über die Eggstättenköpfe ist eine in beide Richtungen begehbare Überschreitung möglich.
UIAA II. (bei Umgehung eines Kopfes, bei Überschreitung desselben vermutlich III+), teilweise stark ausgesetzt.
Mögliche Tagestour: Ingolstädter Haus-Schindelkopf- Eggstättenköpfe-Hollermaißhorn-Achselhorn-Mitterhorn-Breithorn-Reimannhaus.
Zur Biwakschachtel am Wildalmkirchl:
Die Schachtel ist schön eingerichtet und mit ausreichend Decken ausgestattet. Ein großer Minuspunkt ist aber, dass offenbar nur Vereinsmitglieder der Hütte Zugang zu den verschlossenen Fächern haben, die vermutlich Gaskocher und Töpfe enthalten. Angenommen, jemand kommt hier wirklich in Not und muss aus irgendwelchen Gründen länger hier bleiben, dann kann er sich nicht einmal Schnee schmelzen, geschweige denn Tee oder Nudeln kochen. Wenn man aber gscheid unterkühlt ist, reichen ein paar Decken nicht mehr, sondern da ist ein warmes Getränk oder eine warme Mahlzeit Gold wert, wenn nicht gar unabdingbar.
Die Beweggründe sind mir klar; die Hütte soll sauber bleiben und die Vereinsleute wollen unter sich sein.
Die Eggstättenköpfe sind da schon vergleichsweise einfacher zu erreichen, erregten aber schon seit jeher mein Interesse, da eine Überschreitung von der Weißbachlscharte zu den Schindelköpfen eine logische Linie darstellt, die Überschreitung jedoch in der Alpinliteratur keine besondere Erwähnung findet. Dass diese eine "nicht leichte Kletterarbeit" (Zeller's Führer durch die Berchtesgadener Alpen, München, 1911) darstellt, war die genaueste Beschreibung, die ich finden konnte. Ein schöner Anreiz der Sache auf den Grund zu gehen.
Da ich Start- und Endpunkt flexibel halten und Geld sparen will, beginnt meine dreitägiger Kurztrip mit einer Radtour nach München Ramersdorf. Raddepot Frauenchiemseestraße :-)
Ich stelle mich an die große Ampelkreuzung, hinter der sofort die A8 beginnt, halte den Daumen raus und hoffe auf freundliche Autofahrer mit potenziell 4 freien Sitzplätzen. Nach 20 min gabelt mich ein T3-Bus-Besitzer auf.
Weitere Autostoppstationen: Autobahnauffahrt Rosenheim, Autobahnauffahrt Bernau, Kreisel bei der Autobahnauffahrt Bad Reichenhall, Bahnhof Berchtesgaden
Nach 2:45 h erreiche ich die Bootsanlegestelle am Königssee. Um meinem "Sparwahn" noch eins drauf zu setzen, "umgehe" ich den Fahrtpreis von 8,50 € , indem ich am Ostufer noch bis zur Bedarfshaltestelle Kessel hatsche. Der Steig verliert sich leider auf Höhe Nasser Palfen. Ich gehe promt fehl und stehe rund 200 m zu hoch am Schluchtenrand des Nassen Palfen. Nicht gut! Dies ist dem Umstand geschuldet, dass ich nur die AV-Karte "Steinernes Meer" dabei habe, auf der der Abschnitt von der Anlegestelle bis Kessel nicht drauf ist...Doch dann fällt mir die kleine Übersichtskarte in meinem alten AV-Führer ein und solchermaßen kann ich den Pfad nach 20 min Abstieg wieder finden. Er bleibt die meiste Zeit in Seenähe und ist nicht so undeutlich, wie man erwarten könnte. Aber wie man sieht, wenn man nicht aufpasst und gedanklich schon an der Bedarfshaltestelle Kessel steht, kann es unangenehm werden.
Naja, wenigstens ist die Überfahrt nach St. Bartholomä schnell gemacht. Fahrtpreis 3 €
Wenn schon Hachelkopf, warum nicht gleich die Überschreitung?
Von St. Bartholomä zum Burgstallkopf
Von St. Bartholomä aus sieht man, dass eine steiler Wald- später Wiesenstreifen steil zum Sattel zwischen Burgstallkopf und Hachelgrat hinaufzieht, der sog. Burgstallgraben. Über diesen führt ein kaum mehr kenntliches Steiglein hinauf. Von der Anlegestelle aus folge ich den Schildern Richtung Saugasse/ Kärligerhaus. Am Eisbach folge ich dem beschilderten bei Hochwasser vorgesehenen Weg über den Eisbach (etwas weiter westlich als der übliche Übergang) Es geht über einen Holzsteg hinüber und weiter geradeaus in den Wald. Hier steige ich halbrechts steil zu einem Rücken hinauf. Es geht eine Weile am Rücken entlang, bis dieser sich verliert. Der Steig hält sich recht nahe des links des Waldstreifen befindlichen Steilgrabens (Burgstallgraben) mit charakteristischer Felsnische, sog. Napoleonskopf. Ab und zu führt eine kurze Serpentine sogar in den Graben hinein, überschreitet ihn jedoch nicht. Das man richtig ist, ist an wenigen Stellen durch Steigspuren und alte Eisenstifte erkennbar.
Vom Burgstallkopf zum Gr. Hachelkopf
Vom Sattel geht es sofort rechts steil den Wald hinauf, darauf abzielend möglichst bald den Grat zu erreichen. Denn sowohl in den Flanken als auch auf dem Grat gibt es Latschen, gelegentlich unterbrochen von schönen Wiesen. Von einer Begehung von vor 12 Jahren weiß ich, dass es keinen Sinn hat, sich zu tief in der Flanke aufzuhalten, weil es nachher umso schwieriger wird, zum Grat aufzusteigen. Anfangs lohnt es sich, gelegentlich den Latschengrat über ausgesetzte Wiesen der Westflanke zu umgehen. In der Regel hält man sich aber am Grat. Ich erreiche den ersten bedeutenden Hachelkopf, 1746 m, mit Steinmann und lege eine längere Rast ein.
Ca. ein Drittel des Hachelgrates ist geschafft! Jetzt ist der Grat langsam etwas felsiger und steigt bis zu einer Reihe östlich an den Grat angelehnter Türme etwas weniger steil an. Es folgen zwei große hintereinander stehende Türme. Vom vorderen, 1837 m, siehe AV-Karte, muss ausgesetzt etwas westlich in der Flanke zur Scharte abgeklettert werden. In der Scharte zum hinteren Turm finde ich einen improvisierten alten Abseilstand vor. Dies ist eine der wenigen Stellen, wo in die Südflanke abklettert werden muss. Es geht also vom Abseilstand ausgesetzt links an den Felsen des hinteren Turms entlang abwärts in die Flanke und zum grasigen Sattel, 1782 m, hinter dem Turm. Endlich verringert sich die Latscheskizität des Grats und es lässt auf dem Weg zum letzten Turm, 2002 m, gut über Gassen ausweichen. Der letzte Turm wird in der Westflanke über wenig steiles Gelände umgangen. Dann stehe ich endlich vor dem letzten Aufschwung zum Großen Hachelkopf, 2066 m, der direkt genommen wird.
Vom Gr. Hachelkopf zum Hirschwieskopf
Vom Gr. Hachelkopf biegt der Grat nach Westen ab. Hier befürchte ich zunächst, wieder arg mit Latschen in Berührung zu kommen. Es lässt sich aber auch hier alles wieder weitgend über Latschengassen umgehen. Ich halte mich recht viel in der Südflanke auf und komme so gut voran. 100 m unter dem Hirschwieskopf finde ich ein Schneefeld, an dem ich meinen Flüssigkeitbedarf decken kann. Oben am Gipfel sehe ich die ersten zwei von mehrern Partien, die heute den Hirschwieskopf besteigen. Ohne große Schwierigkeiten mit gelegentlichen II.er Stellen erreiche ich den Gipfel.
Auch auf dem Hirschwieskopf bietet sich eine wunderbare Sicht, die nun auch ins Wimbachgries und zum Hochkalterstock hinüber reicht. Ganz besonders ist aber der Blick auf die unmittelbar über einem aufragende Südseite der Watzmannsüdspitze mit der Schönfelschneid!
Dieser Ort lädt zum Verweilen ein. Ich genieße die Rundschau und mache eine gscheide Brotzeit. Mit der Überschreitung des Hachelkopf habe ich einen 12 Jahre währenden Traum endlich umgesetzt. Da ist die Freude riesengroß!
Vom Hirschwieskopf zum Ingolstädter Haus
Langsam breche ich wieder auf. Auf dem Normalweg steige ich zum Drischübelpass ab und mache mich auf den Weg zum Ingolstädter Haus. Kurz kommt mir der Gedanke, noch über die Nordflanke zum Hundstod aufzusteigen. Nicht lange und ich verwerfe die Idee angesichts der bereits hinter mir liegenden Strecke. Am Haus ist einiges los. Die meisten befinden sich auf Hüttentour und haben vorbildmäßig Übernachtungsplätze gebucht. Aber ich habe Glück und bekomme noch ein Plätzchen im Bettenlager. Gipfelsaspiranten sind kaum anzutreffen. Beim Hundstod können jedoch alle nicht widerstehen. Nachdem man sich fünf Schweinsbraten, drei Weißbier und drei Obstler gegönnt hat, fühlt man sich dann doch bemüßigt, diesem schönen Gipfel aufs Haupt zu steigen. Ich steige nach zwei Schiwassern und einer sehr guten Kaspressknödelsuppe hinab zum Rotwasser(fall) unter dem Diesbachegg ab. Der Wasserfall ist verdunstet, aber links des Weges findet sich ein kleiner Bach. Trinkwasser und Dusche (mithilfe des Trinkschlauchs) freihaus.
Vom Ingolstädter Haus zur Weißbachlscharte. Übers Hollermaißhorn und die Eggstättenköpfe zum Schindelkopf und retour
Es wird eine kurze Nacht. Im Bettenlager ist furchtbar stickigeLuft. Die zwei kleinen Fenster lassen sich nicht öffnen, sondern nur kippen; jemand spricht im Schlaf, andere Schnarchen und die Nasenschleimhäute sind trocken. Keine guten Vorraussetzungen für einen erholsamen Schlaf. Es hat keinen Zweck; um Viertel vor 3 verlasse ich das Haus und haue mich 20 min später irgendwo auf eine grüne Wiese am Wegesrand. Ich schlafe sofort ein.
Und dann kommt der Morgen und mit ihm neue Kräfte. Ich mache mich auf zur Weißbachlscharte. Wie überall im Steinernen Meer finden sich an allen möglichen und unmöglichen Stellen Dolinen. So auch auf der Scharte. In einer kleinen deponiere ich meinen Rucksack, in einer zweiten, schneegefüllten finde ich eine Weg unter den Schneepanzer und somit zu einem praktischen Schmelzwassertropf.
Befreit von Durst und Last mache ich mich an die Überschreitung zum Schindelkopf. Als erstes steht der Schartenkopf an, welcher in 10 min erreicht ist.
Dann weitet sich der Blick und ich kann den ersten Abschnitt des Grats überblicken sowie Hollermaißhorn, Grünkopf und Schindlkopf. Alles sehr grün! Eine erfreuliche Abwechslung im ansonsten so kargen Steinernen Meer. Im Süden ist die Hollermaißalm zu sehen, zu der die grünen Matten vom Grat herunter ziehen.
Vom Schartenkopf geht es weiter zum nahen Punkt 2282 m, der sogar ein kleines Gipfelkreuz trägt. Der Grat ist ein bisschen so, wie ich mir die Höfats vorstelle; ein ausgesetzter Grasgrat mit gelegentlichen Felspassagen, alles im Taschenformat. Rein techisch gesehen ist der Grat nicht schwer, ein paar Stellen I.-II. UIAA und teilweise stark ausgesetzt.
Ich komme schnell voran und habe bald das Hollermaißhorn, die Grünscharte und den Grünkopf überschritten.
Der erste Eggstättenkopf ist mir allerdings heute zu heikel. Er besteht aus vier Felsstufen, wovon die ersten beiden sicher im oberen III. Grad (müsste man ausprobieren) liegen und sehr ausgesetzt sind. Von der Scharte zieht ein tief gespaltener Riss nach Norden hinab, an dem ich auch keinen geeigneten Übertritt finden kann. Also steige ich lieber ein Stück gen Norden ab und quere am Nordhang des Kopfes zur nächsten Scharte hinauf.
Der weitere Grat verläuft dann wieder wie die Abschnitte davor, viel Gras etwas Fels, teilweise ausgesetzt. Am Grataufschwung zum Schindelkopf gibt es dann noch ein Genuss-III-.-Stelle und wenig später ist der Gipfel erreicht. Von dort geht es in die Scharte des Nördlichen Schindelkopfes und über die Nordflanke zurück zur Grünscharte und auf dem Grat zurück zur Weißbachlscharte.
Von der Weißbachlscharte zum Riemannhaus und weiter zur Wilalmkirchlbiwakschachtel
Die Gedanken wenden sich der Ernährungs- und Übernachtungsfrage zu. Die Ernährung sollte das Riemannhaus leisten, aber nicht die Übernachtung. Keine überfüllten Schlafsäle mehr! Deswegen wählte ich als letztes Tagesziel die Biwakschachtel aus, zugegeben eine sehr lange Wanderung, aber was tut man nicht alles für einen heimeligen Schlafplatz. Die Wanderung möchte ich auch jedem wärmstens empfehlen, kann man auf ihr doch die ganze Schönheit des Steinernen Meers auf sich wirken lassen. Einfach fabelhaft!
Südlicher Abstieg von der Biwakschachtel nach Hinterthal
Der Überschrift ist nichts weiter hinzuzufügen. Ich nehme langsam Abschied vom Steinernen Meer und freue mich auf eine Wiederkehr. Mit nur 2 Autostopps, Wartezeit jeweils 5 min, komme ich auf schnellstem Wege zurück nach München.
Fazit:
Ereignisreiche Tage in den Berchtesgadener Alpen! Es ist Zeit geworden, dass ich diesem Gebirge einen längeren Besuch abstatte. Der Hachelgrat ist aufgrund seiner Länge und der dichten Vegetation nicht zu unterschätzen! Der AV-Führer gibt von Bartholomä zum Hirschwieskopf 10-12 Stunden an, eine realistische Zeit. Es gibt zwischen Burgstallkopf und Hachelkopf keinerlei Begehungsspuren. All zu verbitterte Latschenkämpfe können sehr an den Kräften zehren, deswegen sollte auf eine durchdachte Wegwahl geachtet und ggf. ein Rückzug (möglichst auf der gleichen Route) in Betracht gezogen werden.
Über die Eggstättenköpfe ist eine in beide Richtungen begehbare Überschreitung möglich.
UIAA II. (bei Umgehung eines Kopfes, bei Überschreitung desselben vermutlich III+), teilweise stark ausgesetzt.
Mögliche Tagestour: Ingolstädter Haus-Schindelkopf- Eggstättenköpfe-Hollermaißhorn-Achselhorn-Mitterhorn-Breithorn-Reimannhaus.
Zur Biwakschachtel am Wildalmkirchl:
Die Schachtel ist schön eingerichtet und mit ausreichend Decken ausgestattet. Ein großer Minuspunkt ist aber, dass offenbar nur Vereinsmitglieder der Hütte Zugang zu den verschlossenen Fächern haben, die vermutlich Gaskocher und Töpfe enthalten. Angenommen, jemand kommt hier wirklich in Not und muss aus irgendwelchen Gründen länger hier bleiben, dann kann er sich nicht einmal Schnee schmelzen, geschweige denn Tee oder Nudeln kochen. Wenn man aber gscheid unterkühlt ist, reichen ein paar Decken nicht mehr, sondern da ist ein warmes Getränk oder eine warme Mahlzeit Gold wert, wenn nicht gar unabdingbar.
Die Beweggründe sind mir klar; die Hütte soll sauber bleiben und die Vereinsleute wollen unter sich sein.
Tourengänger:
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