Gruselige Halloween-Momente auf der TREFFAUER-Rundtour im Uhrzeigersinn
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Am 26. Oktober vor der Zeitumstellung war ich bereits um 0623 Uhr weggefahren, diesmal wollte ich früher los auf Grund der Winterzeit. Das habe ich aber nicht geschafft. Am österreichischen Nationalfeiertag war es noch dunkel und erst hell, als ich von der Wochenbrunner Alm weggegangen bin. Da waren schon ein paar Leute unterwegs mit Stirnlampen, die noch zwei, drei Minuten früher dort waren oder in einem Wohnmobil übernachtet hatten.
Ich hatte am letzten Oktobertag eine Stirnlampe am Kopf, als ich daheim in die Garage zum Auto ging, und legte sie dann auf den Beifahrersitz. Im Treppenhaus hatte ich mich schon a bissl geärgert, dass ich erstens selbst auf die Zeitumstellung und die wesentlich früher mögliche Abfahrtszeit vergessen hatte und zweitens nicht darauf aufmerksam gemacht wurde von meiner Mama, als sie mich fragte, wann ich fahren wollte.
Im Endeffekt war es aber ein Glücksfall, dass ich erst um 0627 weggefahren bin. Eine Dreiviertelstunde früher wäre ich zwar wahrscheinlich noch auf die Wochenbrunner Alm gekommen und hätte die ACKERLSPITZE in Angriff genommen. Wenn am Einstieg zum Hochsessel noch zu viel Schnee gelegen wäre oder ich sonst die Wand nicht hinaufgeschafft hätte und umkehren hätte müssen, war der Plan B der erste Versuch auf die WESTLICHE HOCHGRUBACHSPITZE.
Ja, nicht auszudenken, wenn ich nach meiner Tour heimfahren hätte wollen und dann nicht mehr weggekommen wäre auf Grund der Baustelle.
So chaotisch wie diesmal war ich noch nie unterwegs. Die Alpenvereinskarte hatte ich daheim auch noch in der Hand zum Auto getragen und wollte sie wie die Stirnlampe in den Rucksack packen. Nach der Straßensperre in Ellmau ging es erst mal zurück nach Scheffau, wo ich beim Jägerwirt parkte und wie vor zwei Jahren drei Euro in den Parkautomat werfen wollte. Mittlerweile kostet es aber vier, die ich gleich zur Hand hatte. Beim Auto wollte ich in Ruhe meine Sachen zusammenpacken, als ein Kombi, Audi oder BMW angefahren kam, deppert stehen blieb, so als wollte er sich direkt neben mich stellen und ich die ganze Partie aufhalte, wenn die hintere Tür offen ist, wo ich meinen Rucksack fertig machen wollte etc. Das hat mich gleich gestresst, ich vergaß, die Stirnlampe und die Karte einzupacken und konnte mich nicht in Ruhe organisieren. Wenn ich es nicht schon daheim mache, dann gern noch am Parkplatz, das Einschmieren mit Sonnencreme. Wäre diesmal eh nur das Gesicht und der Hals gewesen, weil man ist und war um diese Jahreszeit ja langärmelig und mit langer Hose unterwegs.
Ich wollte auch noch schnell ein Ei essen, das dann schon noch geschehen ist. Die Leute aus dem Kombi mit Kennzeichen SP (Spittal an der Drau, Kärnten), alles junge Kletterer, waren mindestens zu dritt. Ich hatte gesehen, dass eine große Delle an einer Fahrzeugseite war, sie unterhielten sich lautstark über den frisch verursachten Schaden bei ihrer Anfahrt. Als sie noch nicht wussten, dass zu bezahlen ist und ich ihnen das sagte, brach ich hastig auf. Es geht mir immer tierisch auf die Nerven, wenn Leute an einem Automaten ohne Möglichkeit mit Karte zahlen wollen und dann nur Scheine dabeihaben, die entweder zu groß sind oder auch nicht funktionieren. Das erste ist dann immer die Frage, ob man ihnen wechseln kann. Ich habe selbst immer genug Münzen, wobei ich heuer selbst schon viele verbraucht habe - dreimal neun € im Nationalpark Berchtesgaden. Was ich nicht oder nur schlecht kann, ist lügen. Ich muss bereits weit genug vom Auto weg sein, um zwecks Geldwechsel nicht mehr gefragt werden zu können oder so tun, als ob ich es nicht mehr höre und weitergehen. Im äußersten Fall dann doch die Notlüge, ich hätte keine Münzen, sie müssten auf die nächsten Leute warten. Es war auch ein weiteres Auto gekommen. Nachdem ich gleich nach dem Einparken meine Mama informiert hatte, dass ich auf den TREFFAUER gehe und nicht auf die ACKERLSPITZE, vergaß ich auch noch das Smartphone am Beifahrersitz. Als mir das auffiel, war ich schon zwischen zehn Minuten und einer Viertelstunde gegangen, da gab es kein Zurück mehr. Schon viel zu spät. Bei der Wegscheid Niederalm ging ich nicht den markierten Wanderweg weiter, ist im Spätherbst eh schmierig, sondern ging weiter auf der Forststraße. Vor zweieinhalb Jahren musste ich zwei Mountainbikern, die um 10 Cent zu wenig hatten, einen Fünf-Euro-Schein wechseln, diese waren auf der Forststraße bis fast zur Wegscheid-Hochalm gefahren. Wenn man es in der Karte anschaust, dann kann man annehmen, dass beide Routen gleich schnell sind. Alle anderen nach mir waren den Wanderweg gegangen, so wurde ich von niemandem mehr überholt, was auch angenehm und mental von Vorteil ist. Ich habe es gerne ruhig, höre kein Geplapper von anderen - nur ich allein dort im Gelände, wo ich gerade unterwegs bin. Etwas unterhalb der Wegscheid Hochalm stand dann der erste Gamsbock.
Nach der Hochalm kam ich zu einem Felsen, wo ein Wegweiser abseits am Boden lag. So etwas ärgert mich immer. Ich glaub, dort heißt es "In der Multer" und man befindet sich dann auf 1362 m. Rechts geht es zur Gruttenhütte, ich musste also links weiter. In der Karte ist dann bald die nächste Kreuzung, die entscheidende, um weiter über den Wasserfall auf 1524 m weiter zum TREFFAUER aufzusteigen. Ich hatte auf einem Wegweiser noch 4 Stunden gelesen. Mit meiner Mama bin bei meinem ersten TREFFAUER-Besuch vor dreieinhalb Jahren richtig gegangen. An diesen Tag unerklärlicherweise, immer den Markierungen folgend falsch links weg. Auch wenn ein Wegweiser am Boden liegt oder die Schilder in die falsche Richtung zeigen, so hätte ich doch den Weg sehen müssen. Mich hatte schon das Gefühl beschlichen, es wäre etwas sonderbar, dass keine Rechtskurve kommt. Der falsche Weg (Wilder-Kaiser-Steig 823 hatte dann eine Metalltreppe, als ich die hinaufging, sprang das erste Gamskitz links weg und auch gleich ein zweites. Letztendlich hatte das Rudel sechs Tiere, die sich bergab verzogen, zwei versprengte Tiere waren oberhalb des Wanderwegs im waldigen Gelände. Es führte auch ein kleines Steiglein weg und nahe der Treppe waren Arbeitsmaterialien der Wegmacher wie ein Drahtseil und Anker deponiert, auf der anderen Seite Holz, vielleicht von Jägern für etwaige Jagdsitzerneuerung. Ich schaute mir das Steiglein an, in der Hoffnung meinen Fehler etwas zu mildern, indem ich nur die halbe Schleife gehen musste. An der Geländekante dann tolle Blicke zum Wasserfall, eine Aussicht, die ich noch nie hatte, weil ich in diesem Gelände nie war. Nach den Bäumen kamen die Latschen, Jagdsitz hatte ich keinen entdeckt. Das Steiglein war bereits zu Ende oder unterbrochen und ich hatte keine Zeit lange zu suchen oder es einfach zu probieren, durch die Latschen durchzukommen. Das gönne ich mir ein anderes Mal, ohne Parkgebühr - man kann weiter unten parken, muss aber entsprechend viele Meter am Asphalt hinauf und auch hinab machen - wenn man nicht mehr auf die richtigen Gipfel kann wegen Schnee, dann steht noch der SONNENSTEIN mit 1714 m zur Verfügung.
So bin ich über die Kaiser-Hochalm gegangen, auf und ab, der Aufstieg Richtung Sonnenstein / Sonneck mit der Abzweigung zum Wasserfall ließ mich eine Höhe von 1586 m erreichen, wo ich dann wieder auf 1524 m absteigen musste. Es hatte sich irgendwann seit meinem letzten Begehen der Route vor zwei Jahren ein zünftiger Felssturz ereignet, wo ein Graben aufgebrochen ist und eine Geröll-Lawine mit größeren Steinen den Steig in Mitleidenschaft gezogen hat. Das kleine Hindernis kostet aber weit weniger als eine Minute Zeit, einige Sekunden, zehn mindestens. Ein lohnendes Fotomotiv wäre es meiner Meinung nach gewesen. In Summe wurde mit meiner Extra-Schleife aus einer 1500 Hm-Tour eine 1600 Hm-Angelegenheit.
Ich kam an zwei Kletterern vorbei, die ersten, die vom Parkplatz losgegangen waren, als die Kärntner noch nicht da waren. Bei meinem weiteren Aufstieg kamen mir zwei einzelne Alpinisten entgegen, ein Paar, eine Dreiergruppe Frauen (die waren die Runde in der umgekehrten Richtung gegangen) und nochmal jeweils zwei, wobei ich diese letzten vier alle noch am Gipfelkreuz gesehen hatte. Es ging der Wind, ich zog die dünne um den Körper gebundene Jacke an, aß schnell drei Tomaten und den Frischkäse mit Grissini sowie drei High Protein Salamisticks (Hühnerfleisch) - Eintrag ins Gipfelbuch mit ein paar Zeilen ausnahmsweise. Um 1355 war ich angekommen, um 1410 ging es wieder weiter, der Zeitdruck war natürlich da. Am TUXEGG war ich noch nie oben – soll luftig und ausgesetzt sein. Hätte ich zwar gerne probiert, aber auch bei richtigem Aufstiegsweg zum TREFFAUIER und mehr Zeit war das ein Tabu - weil ich kein Handy oder Smartphone mithatte. Rein vom Trainingszustand, durch das, was ich das ganze Jahr über schon gemacht habe, wäre der Zeitpunkt optimal gewesen. Es war beim weiteren Abstieg zweimal über Schnee zu gehen, alles fest und kompakt, fast nicht erwähnenswert – nur der Vollständigkeit halber.
ABER DAS SPANNENDSTE, auf das ich gerne verzichten hätte können, KOMMT JETZT: Kurz vor der Schlüsselstelle, ein Kamin mit Seil und Trittbügeln hörte ich ein Poltern, eine Gams hatte in einer Parallelrinne Steinschlag ausgelöst. Okay. Dann aber kamen große Brocken dahergeflogen auf der Wanderroute, einer sicher 3 Kilogramm - ich musste ausweichen- links und rechts rauschten die Trümmer an mir vorbei. Den Rucksack hatte ich abgenommen und vor meinen Körper gehalten, wie ein Tormann kam ich mir vor. Ich muss echt sagen, es ist sehr wahrscheinlich, dass bei einer Wanderung zu zweit oder zu dritt nicht genug Platz gewesen wäre und irgendjemand in irgendeiner Form getroffen worden wäre. Durch die Wucht hätte auch ein Absturz geschehen können, sei es in den Kamin oder parallel dazu steil hinab. Ich weiß nicht, ob der gesamte Steinschlag von der Gams war, oder ob nach mir noch jemand unterwegs war und sich dachte, es ist eh niemand mehr unterwegs, man braucht sich wegen Steinschlag nix scheißen. Ich habe lautstark geflucht - wenn es nicht nur die Gams war, so ist der- oder diejenige Person entsprechend weit hinter mir geblieben, um nur ja nie entdeckt und zur Rede gestellt werden zu können. Da hätte ich an anderer Stelle einen Feldstecher gebraucht, um jemand erkennen zu können. Zu 99,9 periodisch Prozent bin ich mir aber sicher, dass außer mir kein Mensch präsent war. DAS WICHTIGSTE IST NATÜRLICH, dass alles gut ausgegangen und nix passiert ist, außer dem Schreck und bangen Sekunden. DIE TOUR IST ZWAR GENAU SO IN DEN BÜCHERN, MAN IST auf dieser Route aber – so wie auf vielen anderen auch – AUF GLÜCK UND GOTTES GNADE ANGEWIESEN. Ganz wichtig also der Helm, den ich dabeihatte und den man ab der Tuxeggscharte aufsetzen sollte.
Beim Kamin prüfte ich mal kurz das Seil – ob an diesem Tag darauf Verlass sein hätte können. War wohl okay, dennoch vollzog ich danach den Abstieg ohne dieNutzung dieser Hilfe. Gut zu wissen, dass ich darauf nicht angewiesen bin.
Am Wilder-Kaiser-Steig 823 ging ich nicht die Schleife über die Wegscheid Hochalm, sondern nach wenigen Metern über einen Jägersteig mit einer Salzlecke bis zur Forststraße, die dann dort endet, hinab. Ich bin alle Schleifen ausgegangen, es hat einmal gut zum Abkürzen ausgesehen. Dunkel wurde es schon auch irgendwann mal, vielleicht 1735 - um 1655 war ich am 823er, eine Viertelstunde später auf der breiten Fahrstraße. Auf dieser Forststraße ist es egal, ab wann es finster ist. Ab dem Zusammentreffen (an der Kreuzung) mit der bergauf führenden Richtung zur Wegscheid-Hochalm war mein letztes Wegstück mit der Aufstiegsroute identisch. Eintreffen beim Auto um 1805.
FAZIT:
Durch die absolvierte Tour wieder mal etwas Neues angeschaut, das in Zukunft noch von Nutzen sein kann. Beim steilen Abstieg konnte bestens nachvollzogen werden, warum ich im Hochsommer 2022 hinauf so lange gebraucht habe und mir wurde nochmal klar, warum die Runde gegen den Uhrzeigersinn wohl nur bei angenehmen Temperaturen Spaß macht.
Literarisches:
In den FELSTOUREN im II. und III. Grad wird die Kletterei auf das bzw. die Besteigung des TUXEGG mit T6 und II/ A0 eingestuft. Unter A0 konnte ich mir nix vorstellen, bei den Alpinen Bergtouren Kaisergebirge und Berchtesgadener Alpen von Mark Zahel, im BRUCKMANN-Verlag 2015 erschienen, ist III- zu lesen.
Zu den Schwierigkeiten & Schlusssatz:
Für mich haben beide Begehungsrichtungen der Rundtour mit dem TREFFAUER als einzigen Gipfel denselben Schwierigkeitsgrad, nämlich T5 minus. Wenn man etwas das erste Mal macht, ist es immer am spannendsten und anspruchsvollsten.
Mittlerweile gab es die Idee bzw. Überlegung, dass es nicht schaden kann, bei meiner TUXEGG-Premiere Magnesium mitzuführen.

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