Überschreitung des östlichen Hagengebirges von Süd nach Nord + Hochgschirr


Publiziert von KingKaese , 23. Januar 2025 um 13:47.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:21 Juli 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1933 m
Abstieg: 1984 m
Strecke:Tenneck - Karalm - Hochgschirr - Impau Trieb - Schönbichlalm - Großboden - Neukaseralm - Verbundhütte Nord - Angeralm - Kratzalm - Golling
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖPNV: Bahnhof Tenneck PKW: Wanderparkplatz Blühnbachtal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖPNV: Bahnhof Golling PKW: Wanderparkplatz Bluntautal
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Eine weitere Überschreitung des Hagengebirges,
diesmal um einiges kürzer und weniger fordernd aber dennoch sehr eindrucksvoll und wieder einmal vollkommen einsam.

Los ging es im bewölkten Tenneck um Punkt 6 Uhr. Es war recht kühl und das nutzten wir aus um möglichst weit aufzusteigen bevor die Sonne die Wolken auflöst. Es waren nämlich 32° gemeldet!
Schnellen Schrittes ging es für uns über die obere Blühnbachstraße bis zur Abzweigung des Wegs 457, in welchen wir dann auch einbogen.
In anfangs angenehmer Steigung geht es durch dunklen Wald, bis wir wenig später eine Forststraße kreuzten. Ab dieser Stelle ist der Steig unglaublich steil aber dennoch ungefährlich, was erst kurz vor der Karalm wieder besser wird. Perfekt um den Körper auf Betriebstemperatur zu bringen.
Nach circa 500hm Steilwald lehnt sich das Gelände langsam etwas zurück und wir stießen durch die Wolkendecke. Wenig später lichtete sich auch der Wald und wir traten auf den Wiesen der ehemaligen Karalm.
Ein tolles Panorama über ein gigantisches Wolkenmeer, welches das Tal verdeckte. Die alten Mauern der Karalmruine waren der perfekte Ort für unsere Frühstückspause!

Die Sonne brannte so früh am Morgen schon gewaltig und da der Wald schon vor der Karalm aufhört, waren wir ihr ab jetzt schutzlos ausgeliefert, was den weiteren Aufstieg sehr anstrengend gestaltete. Kurz nach der Ruine gibt es die erstmal letzte Wasserquelle, welche zu dieser Jahreszeit aber nur ein mageres Rinnsal ist. Dennoch schön frisch und kalt. Hier füllten wir nochmal auf.
Nun ging es für eine gefühlte Ewigkeit über Grasmatten und anfangs noch lichten Baumbestand und Geröllfelder, durch ein steiles, sich später abflachendes Hochtal hinauf. Trittspuren werden seltener aber der Steig ist durchweg gut markiert.
Nachdem der Steig sich nach rechts wendet und sich darauf in einer langen linkskurve um einen großen Grashügel wendet, verließen wir den Steig und stiegen weglos nach links an ebendiesem Grashügel zu dem dahinterliegendem Gipfel des Hochgschirrs über einfache Wiesenhänge auf (ca. 30min ab Steig).

Am Gipfel wurde erstmal Mittagspause an einem knöchrigem Gipfelkreuz aus Naturholz mit großartigem Panorama bei klarer Sicht gemacht. Östlich sieht man über den hohen Riffel hinweg auf die blanken Westwände des Tennengebirges. Südwestlich ragt der mächtige Hochkönig auf und verhindert den Blick zum Großglockner. Im Westen hat man eine ungewöhnliche Perspektive auf die Tantalköpfe, ein Gipfelziel, welches ich im nächsten Sommer angehen möchte. Nach Nordwesten ist zwischen Bitzkogel und Hochwieskopf der Blick auf den Hochwiessattel frei. Der sichtbare Strommast der 220kV Leitung sah aus wie ein Miniaturmodell und hebt sich kaum vom Hintergrund des Karstgeländes ab. Den Horizont jenseits der Hochfläche bildet der Fagstein und die Gipfelkette von Hochseeleinkopf zum Schneibstein.

Nach ausgiebiger Rast liefen wir über den Gipfelkamm nach Norden zur Passhöhe des Impautriebs ab. Dort angekommen, stiegen wir nach links wieder auf offiziellem Weg in rund 20min, durch einen felsdurchsetzten Grashang hinab ins Tiefenbachtal. Trittspuren sind auch hier kaum auszumachen aber der Steig ist noch immer gut sichtbar markiert. In der Talsohle angekommen geht es nach rechts in einem seichten Anstieg talaufwärts, bis sich der Steig in einer Linkskurve unter den Hängen des Bitzkogels hinauf zu den Rossfeldern und dem Hochwiessattel wendet. Für uns ging es ab da, den markierten Weg verlassend, geradeaus in den Kessel der Schönbichlalm hinab. Der Abstieg geht weglos aber einfach und nicht zu steil durch ebenfalls felsdurchsetzte Grashänge. In der Senke angekommen gingen wir über die in diesem Bereich überaus buckelige Almwiese direkt zu dem kleinen Seelein, welcher in keiner mir bekannten Karte benannt ist. Deshalb nenne ich ihn hier einfach Schönbichlsee. Er war ziemlich morastig und in ihm schwammen zahlreiche Molche. Auch eine Libelle flog herum. Wenige 100m nördlich am linksseitigem Hang befindet sich die Schönbichl Jagdhütte. Ich weiß nicht ob sie neu gebaut wurde oder ob es die ehemalige Almhütte ist, welche zur Jagdhütte umgebaut wurde. Eine Ruine haben wir jedenfalls nicht gesehen. Auf halber Strecke zwischen See und Hüttte wird mager fließendes Quellwasser in einem kleinem Trog gesammelt.

An der Jagdhütte füllten wir mit einer längeren Rast unsere Energiereserven wieder auf. Ihrem Namen macht diese Alm wirklich alle Ehre. Ein wahrhaft malerischer Ort!

Langsam setzte die Müdigkeit ein, deshalb überwanden wir uns zum Weitergehen, da es bereits Nachmittag war und wir noch viel Weg vor uns hatten. Mit der Sonne im Nacken zogen wir, anfangs noch ein paar wenige Höhenmeter ansteigend nach Norden weiter. Auf dem Buckel angekommen brauchten wir etwas Zeit um den Weg zu finden. Da dort die Latschenzone beginnt hat man keinen großen Spielraum mehr beim Querfeldein-Gehen. An der rechten Talseite fanden wir ihn und zu meiner Überraschung war er sogar ganz gut als Pfad zu erkennen. Durch eine urige Landschaft geht es über Wiesen und Latschengassen hinab auf den Großboden, welchen wir mittig überquerten. Nach der Wiese muss ein weiterer Buckel überwunden werden. Hier zweigen zwei Latschengassen ab. Wichtig ist der Rechten zu folgen, welche steil hinauf auf den Hügel führt. Nach dem steilsten Stück wird es wieder flacher und die Latschengasse wird von Sauerampher überwuchert, was das Vorankommen aber zunächst nicht behindert. Dies ändert sich aber schnell. Am Ende der Gasse befindet man sich über dem Kessel der ehemaligen Neukaseralm. Hier herrschen anscheinend die besten Bedingungen für Krautbewuchs. Es ist kein Weg mehr zu erkennen. Man muss sich querfeldein, durch teils schulterhohen Sauerampher in die Senke hinabkämpfen. Am tiefsten Punkt der Senke hört es zum Glück auf und Wiese setzt sich wieder durch. Hier lebt auch eine große Murmeltierfamilie. Kurz darüber befindet sich die Ruine der Neukaseralm. Es sind nur noch ein paar Balken übrig. Auf diese setzten wir uns und machten eine kurze Rast. Hier fühlt man sich wirklich einsam!

Langsam machte sich Erschöpfung breit, was uns den darauffolgenden Buckel verfluchen lies. Die späte Nachmittagssonne hatte noch immer viel Power. Glücklicherweise war dies zunächst der letzte Anstieg, welchen wir nach wenigen Minuten bewältigt hatten. Danach geht es wieder bergab. Leider war ein Weg aber nach wie vor nicht mehr zu erkennen. Wir hielten uns einfach stets im tiefsten Grund der Talsohle. Der Bewuchs wurde immer dichter und das Vorankommen mühseliger. In der Senke hinter dem letzten Buckel fanden wir Reste eines ausgesägtem Baumstammes umgeben von Schlammlöchern. Hiervon haben die Senner der Neukaseralm damals anscheinend ihr Wasser bezogen. Hinter der Wasserstelle mühsam durch dichten Bewuchs leicht links ansteigend im Grund des Tals halten. Danach lichtet es sich ein letztes Mal bevor es in einer großen Rechtskurve in den Wald geht. Auch hier ist das Durchkommen durchwegs mühsam. Eine Machete wäre durchaus hilfreich gewesen. Das letzte Waldstück ist recht zerklüftet, was es noch nerviger machte aber als uns wirklich die letzte Lust verlassen hatte, brachen wir endlich aus dem Dickicht heraus auf den Verbundsteig, welcher in diesem Teilstück sogar angenehm freigemäht war. In 15min ging es über einige Kehren in einem urigen Wald hinab zur Verbundhütte Nord.

Auch wenn die Zeit drängte rasteten wir dort ein letztes Mal. Am Außenwasserhahn füllten wir unsere Flaschen auf und aßen unseren letzten Proviant. Das Energie-Tanken hatten wir auch nötig, da im Weiterweg zur Angeralm zunächst noch ein Anstieg von knapp 100hm zu bewältigen war.

Motiviert wieder in die Zivilisation zurückzukehren, schraubten wir uns zügig die vielen Serpentinen durch den Steilwald nach oben. Ab der Abzweigung Richtung Hochtor, an der wir uns links hielten, wurde es wieder eben und wir konnten zügig Meter machen im durch die Abendsonne durchflutetem Bergforst. So brach nicht viel später der Wald auf und eröffnete die Sicht auf die gigantische Weidefläche der Angeralm. Am ebenfalls ungewöhnlich großem Almgebäude angekommen, teilt sich der Weg Richtung Kratzalm auf. Links: länger aber ungefährlich über den Kettensteig oder geradeaus: gefährlicher aber schneller über den Höllrieglsteig.
Da die Sonne schon tief stand und langsam Gewitterwolken aufzogen entschieden wir uns für den Höllrieglsteig.

Ebenerdig geht es noch ca. 1,5km über die Almfläche hinweg und durch den märchenhaften Wald der Lärchgrube. Danach bricht das Gelände in einer über 200m hohen Steilstufe zur Almfläche der Kratzalm ab. In ihr ist der Steig aber gut sichtbar und nie schwierig. Nur etwas gruselig ausgesetzt mit unseren mittlerweile ziemlich kraftlosen Beinen. Auf der Weide angekommen waren alle Schwierigkeiten geschafft. Ab jetzt "nur noch" über die Forststraße runter nach Golling. An der wunderschön urigen Kratzalm schritten wir zügig vorbei, da sich der Himmel bereits zugezogen hatte und es anfing zu stürmen. Kurz darauf, noch vor der ersten Spitzkehre der Forststraße fing es an zu tropfen. Wir zogen unsere Regenjacken an und legten noch einen Schritt zu. Dafür war es aber schon längst zu spät. In strömendem Regen, bei Blitz und Donner stiegen wir den Rest hinab. Wir nutzten zwar so gut es ging die Abkürzungen zwischen den Serpentinen aber es nahm gefühlt kein Ende. Der Forstweg überwindet über 700hm und das zieht sich extrem.
Als wir mit komplett durchnässten Schuhen und Hosen endlich das Ende der Forststraße im Bluntautal erreichten, ließ das Gewitter nach und die Dunkelheit setzte ein. Die restliche Strecke zum Bahnhof Golling ist trivial.

Insgesamt eine wirklich schöne und einsame Tour. Wieder einmal haben wir den ganzen Tag über keinen anderen Menschen getroffen. Dazu birgt die Strecke kaum Gefahren und Trinkwasser gibt es an genügend Stellen. Wirklich nervig ist nur der Abschnitt zwischen Neukaser und Verbundsteig, da der Weg hier nicht mehr erkennbar ist und man sich die meiste Zeit durch hüfthohes Kraut kämpfen muss. Die Orientierung ist mit Karte aber nicht weiter schwierig.
Wie fast jede andere Tour im Hagengebirge auch, handelt es sich hier um eine sehr weite Strecke mit vielen Höhenmetern. Beste Kondition und Leidensfähigkeit sind unbedingt nötig!

Wer nähere Infos möchte, kann mir eine Privatnachricht schreiben.

Tourengänger: KingKaese


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