Hohe Warte - Solstein: Allerheiligen-Edition
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Ein klarer, kalter Herbstmorgen liegt über den Bergen, und der Aufstieg zur Hohen Warte beginnt im Zwielicht. Allerheiligen – ein Tag der Erinnerung und des Innehaltens, der die Gedanken zur Vergänglichkeit lenkt. „Heast as net?“ scheint der Berg zu fragen, leise hallend im Rhythmus deiner Schritte.
Hinauf geht es zum Südgrat dessen Schwere du eigentlich vermeiden wolltest, aber er stellt sich als genau richtig heraus. Der Fels ist griffig, jede Bewegung sitzt. Der Himmel ist weit, die Luft kühl und trocken, und bald öffnet sich die Aussicht wie eine Leinwand unter dir – endlos, zeitlos und doch flüchtig.
Oben, am Gipfel, hälst du inne, lässt den Blick über die Täler und Gipfel gleiten, als würdest du ein Bild in dir einbrennen. In diesem Moment scheint die Welt stillzustehen. Jeder Atemzug bringt frische Kühle, und der Gedanke an das Vergehen der Zeit macht diesen Augenblick nur kostbarer. Es ist, als würdest du in einer klaren Herbstluft die Ewigkeit streifen – und dennoch vergehen Sekunden, die du niemals wieder holen kannst.
Der Grat führt dich weiter zum Solstein, und mit jedem Schritt scheint die Verbindung zwischen dir und der rauen Natur stärker zu werden. Hier, umgeben von Felsen, die Jahrtausende überdauert haben, verliert sich dein Zeitgefühl völlig. Dein Geist ist ruhig, frei, und doch ist in dir ein tiefes Wissen um die Endlichkeit. Es ist ein Tag, an dem die Welt um dich herum zu schweben scheint, zeitlos und doch im Fluss der Vergänglichkeit. Oben auf dem Kleinen Solstein, beim zweiten Gipfelsieg, schwelgst du im Triumph und dem Glück der Höhe.
Der Abstieg über den Schützensteig führt dich schließlich in die stille, fast ehrfurchtsvolle Kranebitter Klamm. Hier, wo die Felsen Zeugen vieler Zeiten sind, wird die Vergänglichkeit erneut greifbar. Doch statt Wehmut empfindest du eine ruhige Dankbarkeit für die vergänglichen Momente des heutigen Tages – die Gipfel, die klare Luft, das Gefühl des Erfolgs und die Gewissheit, dass solche Tage unvergesslich bleiben.

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