Griesener Hufeisen-Rundtour mit Kleinem Törl und Mitterkaiser + ein kleines Extra dazwischen


Publiziert von Bahoe , 27. August 2024 um 05:06.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:11 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1400 m
Kartennummer:ÖAV Nr. 8 Kaisergebirge

Am 11.08.24 um 0424 Abfahrt nach Griesenau zum Kaiserbachtal, es gab wieder Nebel – noch keinen vor der Schanz oder sonst in Ebbs, aber zwischen Durchholzen und Walchsee, nach der Abzweigung in Kössen nach Schwendt war es besonders übel. Neu für mich war, dass die Schranken bei der Mautstraße abmontiert sind und man beim Mautautomaten sein Kennzeichen eingeben und mittlerweile sechs Euro bezahlen muss – nicht sofort, sondern innerhalb von 24 Stunden. Wenn das verabsäumt wird, werden 80 (achtzig) Euro fällig. Man kann einen Beleg ausdrucken, wird aber gefragt, ob man nicht lieber abfotografiert, um Papier zu sparen. Erneute Bestätigung, damit dann gedruckt wird, war erforderlich. Angesichts des Debakels mit der Smartphone-Reparatur und dem Nichtwissen um das Abspeichern am Gerät werde ich wohl immer ausdrucken. Eine Info gab es auf einer Tafel mit Kreide zu lesen: Geschlossene Gesellschaft ab 15 Uhr bei der Fischbachalm. 

Der Ausdruck der KLEINKAISER-Tour wurde daheim vergessen, Abmarsch erfolgte um 0523. Auch andere gingen da los. Vom Lichtverhältnis her optimal erwischt. Etwas früher hätte ich meine Lampe auspacken müssen. Bei der 816er-Abzweigung war ich keine 20 Minuten später. Am Anfang war ich mir unsicher, wie lange ich im Geröllfeld weiter hinaufmüsse, um am richtigen Weg zu sein, der erste Markierungspflock kam dann aber doch, ein zweiter folgte. Die Steilstufe, die wir (meine Mama und ich) uns an Latschen hinaufgezogen hatten (weil das 2021 auch Vorgänger gemacht hatten), war nicht der richtige Weg gewesen, es geht links weiter mit der zweiten Drahtseilpassage. Nach einer Stunde und 50 Minuten wurde ich von den ersten beiden Männern überholt, nicht lang danach kam ein weiterer Wanderer. Der Solist wurde von mir gefragt, ob er schon mal am KLEINKAISER oben war. Nach seiner Bejahung meinte er, dass man eine Dreier-Stelle auch wieder runterkommen müsse.

Zwischen dem Abzweig zum LÄRCHEGG und dem Abzweig zur ACKERLSPITZE gab es zunächst die erste Gams durch den vorauseilenden Steinschlag auf ihrem Weg nach unten zu hören, das Tier dann auch noch zu sehen. Trotz großer und sicherer Entfernung zu mir sowie meiner gänzlich anderen Marschrichtung auf dem Wandersteig setzte das Tier seinen Weg im Schotter des Kares Richtung Norden fort. Zu einem späteren Zeitpunkt juckte meine Präsenz ein zweites Exemplar andernorts in geringer Entfernung beim Äsen gar nicht. Besonders gefreut hat mich zwischen der Abzweigung zur ACKERLSPITZE und dem nächsten Wegweiser die Sichtung eines Hühnervogels, wobei es mir nicht gelang, diesen fotografisch festzuhalten. Es sollte sich herausstellen, dass diese Vertreterin ihrer Spezies nicht allein war, sondern mir ein Trio vor die Augen kam. Besonders witzig fand ich ihre Laute, mit denen sie kommunizierten.

Von der Fritz -Pflaum-Hütte kamen die ersten drei Personen, zuerst ein meinen Weg kreuzendes Paar, Der mit etwas Abstand folgenden Frau stellte ich dahingehend aus, dass ich links an einem großen Felsen mit Haken an der Wand fürs Klettertraining ein paar Schritte vorbei bin und schaute, ob es die eine Sinn machende Abkürzung gäbe. Fehlanzeige. Also zurück auf die markierte Route.

Auf dem Weg zum Kleinen Törl wurde sehr auf die Markierungen und das Gelände geachtet, um beim Rückweg erstmals den Hebel Richtung KLEINKAISER anzusetzen. Die lokalisierte Stelle sollte sich dann später auch als goldrichtig entpuppen.

Ende September 2019 hatte ich meine erste Doppelüberschreitung im Wilden Kaiser gemacht (Start an der Griesner Alm, eine Runde gegen den Uhrzeigersinn – 812 Eggersteig, Steinerne Rinne – Ellmauer Tor und Mitnahme der HINTEREN GOINGR HALT – 823 WKS, also Wilder-Kaiser-Steig – Wilderer Kanzel – Gildensteig und KLEINES TÖRL – 815). Schon lange wollte ich wieder mal das KLEINE TÖRL machen.

Statt REGALPWAND von Norden mit der doppelten Überschreitung dieses Übergangs wurde es aber nun die Kombination mit einer ersten KLEINKAISER-Erkundung und der MITTERKAISER-Premiere. Vor knapp 5 Jahren war das KLEINE TÖRL jedenfalls leichter für mich, was daran lag, dass damals optimale Bedingungen herrschten. Alle Seilversicherungen intakt und nix Glitschiges – siehe Bilder.

Was meine Exploration Richtung KLEINKAISER betrifft, so bin ich den Steinmandln bis zum letzten für mich Sichtbaren gefolgt. Dort scheint es dann zur Sache zu gehen im steilen Gelände, zwei verschiedene für mich in Frage kommende Möglichkeiten bedeuteten eine Ausgangsposition für Trial & Error. Meine beiden im Juli gemachten Touren mit dem Scheiblingsteinkar waren zwar die richtige Basis für einen Versuch am KLEINKAISER, aber es gab auch zwei, drei Gründe, es bei der Erkundung zu belassen. Nachdem auch eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von fünf Prozent prognostiziert war, hatte ich immer das Wetter im Blick. Die Wolken signalisierten mir, dass es besser wäre, sich dem MITTERKAISER zuzuwenden. Am Samstag hatte ich gearbeitet, am Montag musste ich wieder um 7 Uhr auf der Matte stehen. Es galt, nicht zu lange unterwegs zu sein und sich nicht zu sehr zu verausgaben. Für mich war es sinnvoller, die beiden Ziele KLEINES TÖRL und MITTERKAISER einzutüten und mir den KLEINKAISER bzw. den Versuch mit einem Aufstieg durchs Große Griesener Tor am 815er und einem Abstieg am 816er (Kleines Griesener Tor) aufzuheben.

Meine erste Jausenpause gab es im Schatten, nach einem Großteil des Abstiegs vom KLEINEN TÖRL, etwas abseits der markierten Route. Dort erfolgte das erstmalige Auftragen von Sonnencreme, eine zweite kürzere Pause gönnte ich mir bei der Fritz-Pflaum-Hütte, wo dann abermals die Sonnencreme zum Einsatz kam. Nach dem Aufstieg zum MITTERKAISER folgte ich am vermeintlichen Südgipfel mit Steinmann den Markierungen am Grat ein kurzes Stück, sodass ich die nächsten beiden noch sehen konnte und las mal am Smartphone in den abfotografierten Tourenbeschreibungen meiner Bücher nach.

Aha, STILLE WEGE hatte den Südgipfel als Ziel. Zitat: „…auf einer gut erkennbaren Spur zum Mitterkaiser-Südgipfel, 2007 m. Der um vier Meter höhere Hauptgipfel ließe sich über den Gipfelkamm erreichen, was sich aber kaum lohnt. Der noch höhere Nordgipfel ist nicht in unserem Tourenprogramm enthalten, denn wegen seiner technischen Schwierigkeiten bleibt dieser den Kletterern vorbehalten. –

WILDE WEGE Zitat:… Richtung Grathöhe… Wir betreten diese bei P.2007, nördlich einiger schroffer Zacken, also eigentlich am höchsten Punkt des Mitterkaisers. Als Hauptgipfel gilt jedoch P.2001 weiter vorgeschoben. Aufgrund der Zerklüftung des Grates werden wir bald zu einem Ausweichen in die Westflanke gezwungen (Steinmandln). Man steigt ca. 30 m ab und quert durch Geschröf an einem Felszacken vorbei, ehe man wieder auf den Grat zurückkehrt. Das letzte Stück führt ohne besondere Schwierigkeiten an der Ostseite entlang bis zum Kreuz auf den Mitterkaiser – nur wenige Meter weiter ist P.2001 durch ein grimmiges Schartl abgespalten (II-III, wer’s unbedingt probieren möchte).

Die Beschreibungen von hikr hatte ich weder im Kopf noch abfotografiert, aber dass es ein Gipfelbuch und ein Kreuz geben soll, wusste ich schon noch. Auch, dass in der Karte zwei Kreuze drin sind, war mir geläufig. Nun, ein Gipfelkreuz konnte ich am Grat zwar mit freiem Auge nicht erkennen, doch dass dieses fehlen sollte, konnte ich mir auch nicht vorstellen. Für mich erschien es logisch, dass den Markierungen weiter zu folgen wäre und noch nicht in die Westflanke abzusteigen wäre. Aus den weiter oben geschilderten Gründen (Wetter, Arbeit am nächsten Tag, geplante Tour gegen den Uhrzeigersinn) beschloss ich abzusteigen. Die mitgeführte Karte packte ich gar nicht mehr aus, sondern hob mir die Nachbetrachtung für daheim auf.  

In den letzten beiden AV-Karten lassen sich mehrere Höhenangaben lesen und zwei Gipfelkreuze erkennen, von Süden beginnend 2007 samt Höhenkote in Dreiecksform und in quasi unmittelbarer Nähe 2011 mit einem Gipfelkreuz. Der Schriftzug Hauptgipfel und 2001 sind schon ein Stück entfernt, noch mehr der Nordgipfel mit Gipfelkreuz und 1915 Metern Seehöhe.

Bei meinem Abstieg kamen noch zwei Personen (Paar) die Rinne hinauf, an einer Stelle, an der es für alle Beteiligten ideal war, aneinander vorbeizukommen, wartete ich. Mein Fehler bezüglich der Rinne (I bis II – am besten trifft es vermutlich I+), bestand darin, mir bei der Fritz-Pflaum-Hütte nicht die Sonnencreme komplett einzupacken, sondern wie auch sonst den ganzen Tag diese in der Außentasche mitzuführen. Als sie mir das erste Mal rausfiel, konnte sie wieder aufgenommen werden. Beim zweiten Mal aber war mir das Gelände zu exponiert. Unter anderen Umständen hätte ich sie mir von dort auch noch holen können, an diesem Tag ließ ich sie aber liegen. Ein Wechsel von der linken in die rechte Außentasche ohne den Rucksack abzunehmen hätte bedeutet, dass mir eventuell Getränkeflasche(n)n rausgefallen wären und als Müll im Gelände liegen geblieben wäre. Im Idealfall sicherte sich das später aufgestiegene Paar oder jemand am Folgetag die Nivea Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 (zwischen einem Drittel und halbvoll). Der Sonnenbrand wäre vorprogrammiert gewesen, aber gleich nach der Fritz-Pflaum-Hütte befanden sich zwei Herren im Abstieg, die ich einholte. Als ich von meinem Missgeschick erzählte, war einer der beiden so nett, mir aus seiner Tube reichlich in die Handfläche zu drücken. Zu meiner Freude waren es auf dem Abstieg von fast 900 Höhenmetern nur wenige Passagen in der Sonne, der Schatten dominierte. Aber unten, nachdem man aus dem Wald heraustritt und auch auf der Autofahrt war ich der Sonne wieder ordentlich ausgesetzt.

Ein Dank an dieser Stelle an den unbekannten Wohltäter – vielleicht wird es ja mal gelesen von ihm. 

Ein weiterer Dank geht an die beiden Herrschaften, deren Stimmen ich am Kleinen Törl bereits von Süden hörte. Ursprünglich hätte ich sie vorlassen wollen, als es mir aber doch zu lange gedauert hatte, stieg ich vorher ab. Bei der Pause im Schatten gab es dann die Aussage, dass das Kleine Törl schwieriger wäre als der Mitterkaiser, den würde ich schaffen, wenn ich auch das Kleine Törl gemeistert habe. Zweifel daran, die rassige Aufstiegsrinne erfolgreich rauf- und runterzukraxeln, hatte ich zwar ohnehin nicht, dennoch waren die Worte motivierend.

Angesichts der Zusammenschau mit Literatur, AV-Karte, angelegtem Wegpunkt auf hikr schreibe ich mir vorerst mal den MITTERKAISER-Südgipfel und ein T4- auf die Fahne, auch wenn ich noch nicht beim Kreuz war. Dieses auf 2011 m sowie die Route zum Hauptgipfel (2001 m) stehen aber auf jeden Fall auf der Agenda (das Griesener Hufeisen gegen den Uhrzeigersinn).

 

Zu den Schwierigkeiten laut Literatur:

ROTHER Stille Wege – Südgipfel (2007 m) schwarz mit UIAA II (S. Garnweidner) ROTHER-Wilde-Wege – Hauptgipfel (2001 m) T4 – T5 mit UIAA I bis II (M. Zahel) ROTHER WaFü Wilder Kaiser – Variante Mitterkaiser (2001 m) ab FPH 30 min, nur rot bis schwarz ohne Angabe einer UIAA-Kletterschwierigkeit

Bei beiden Wanderbüchern handelt es sich um die Zweitauflage von 2020 (die Erstauflagen sind von 2015 bzw. 2013. In der 2015er Publikation von Mark Zahel im BRUCKMANN Verlag – Alpine Bergtouren Kaisergebirge und Berchtesgadener Alpen findet man die Mitterkaiser-Tour mit identischem Text. Die Bewertung FW4-5 deckt sich mit den Zahlen der T-Skala.

Die FELSTOUREN im II. und III. Grad angeführte Variante Mitterkaiser weist lediglich eine Einser-Kletterschwierigkeit nach UIAA aus, ebenfalls Verlag ROTHER.

 

FAZIT:

Für mich persönlich ein perfekter Bergtag, wenn vom Verlust der Sonnencreme mal abgesehen wird.

 

Schlussbemerkungen:

Mir scheint, dass im Vergleich zum Juli 2022 (dreieinhalb Wochen nicht weniger Schneefelder vorhanden waren. Auch wenn das Griesner Kar sommers als eher ruhiger, abgelegener Winkel im Kaisergebirge gilt, so dürfte von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag die Fritz-Pflaum-Selbstversorgerhütte gern genutzt werden und der MITTERKAISER bis zur Grathöhe bzw. der Südgipfel ein beliebtes Ziel der Nächtigenden sein. Den etwaigen Rummel werde ich aber wohl in Kauf nehmen müssen, damit vor dem Versuch KLEINKAISER keine Nässe mehr durch Morgentau gegeben ist. Außerdem schadet es sicher nicht, vor dem Streben nach höheren Weihen eine vorgestaffelte Kraxelei-Kletterei-Übung zu absolvieren. 


Nachdem diesmal ganze Buchpassagen aus zwei ROTHER-Publikationen und einer BRUCKMANN-Veröffentlichung in meinen Tourenbericht integriert wurden, hiermit die obligatorischen Worte: Bei Wunsch einer Löschung der entsprechenden Passagen seitens der Buchautoren oder der Verlage bitte um Mitteilung an mich!


Tourengänger: Bahoe


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