Mondmilchloch, Widderfeld 2076m, Mittaggüpfi 1917m und 2 weitere Gipfel


Publiziert von Bombo , 29. November 2009 um 13:27.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum:28 November 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-LU   CH-OW 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Schybach (PP Fahrverbot) - Birchboden - Mondmilchloch - Birchboden - Stollen - Widderfeld - Rot Dossen - Mittaggüpfi - Tripolihütte - P. 1843 (Gipfel) - Stäfeliflue - Blaue Tosse - Rickmettlen - Wängen - Balismatt - Märenschlag - Schybach
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Alpnach - Lütoldsmatt - Schybach (kostenloser Parkplatz beim Fahrverbot)
Unterkunftmöglichkeiten:Im Notfall Tripolihütte oder alter Militärbunker beim Mittaggüpfi
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1170 "Alpnach"

Der perfekter Saisonabschluss - ein Feuerwerk von Erlebtem


Aus einer geplanten "sanften" Tour wurde schlussendlich doch noch ein 9h-Marathon - immer wieder tauchte ein neuer Gipfel auf und das prächtige Wetter lud dazu ein, diese alle zu besuchen. Wär eher "gemütlichen" Schrittes unterwegs ist, der sollte auf alle Fälle zu meiner Zeit noch zusätzliche Zeitreserven dazu planen.

Weiter kommt hinzu, dass infolge des kürzlichen Schneefalls die meisten Wegmarkierungen vom Schnee überdeckt sind und es somit nicht schadet, elementare Kartenkenntnisse und einen gesunden Orientierungssinn mitzubringen.

Für den Besuch des Mondmilchlochs - im Gegensatz zu anderen Hikr finde ich, dass der Besuch absolut lohnenswert ist - empfehle ich unbedingt das Mitnehmen von Schutzbekleidung (Regenhose, Regen- oder Goretex-Jacke, Helm) sowie für Alleingänger 2 Lichtquellen (eine als Reserve, am besten Stirnlampe, da die Hände benötigt werden) und 2 bis 3 Rechaud-Kerzen (ein bisschen Romantik hat noch nie geschadet :-)

Wer die Tour wie ich bei Schnee macht, dem seien für den Aufstieg vom Birchboden bzw. Tomli zum Stollenloch-Eingang Steigeisen empfohlen. Diese sind dann auch für den weiteren Anstieg zum Widderfeld sehr nützlich.

Start beim Parkplatz Schybach (ab hier Fahrverbot) und via Alp Schy 1336m zur Alp Birchboden 1616m. Um das Mondmilchloch 1710m zu erreichen folgt man nun in westliche Richtung dem Stacheldrahtzaun entlang (schon wieder die Hose verrissen...). Es heisst, dass orange Farbmarkierungen vorhanden sind, doch von diesen habe ich lediglich etwa 3 gesehen - verfehlen kann man's dennoch nur schlecht, da ein Pfad, welchen man je nach Schneeverhältnisse mal besser oder mal schlechter sieht, zur Höhle führt. Eine ganz kurze Klettereinlage entpuppt sich bei Schnee als ziemlich rutschige Angelegenheit, grössere Gefahren sind jedoch keine vorhanden. Vorsicht vor Steinschlag (meist von Tieren ausgelöst) in der Nähe der Höhle!

Die Höhle selbst  sieht man tatsächlich erst, wenn man kurz davor steht - vor der Höhle hat es noch Platz, um sich umzuziehen und auch die Rucksäcke zu deponieren. Ab jetzt wird's richtig nass... Anfänglich geht's noch ganz "harmlos" zu und her, man kann aufrecht stehen und die Schuhe bleiben vorderhand trocken. Nach rund 50m kommt dann ein eingeklemmter Felsblock," welchen man nur untendurch überwinden kann. Und niedrig geht's gleich weiter, der sogenannte "Vierfüssler" will tatsächlich "gerobbt" werden - seit da weiss ich, dass meine sogenannten Regenhosen alles andere als dicht sind... Man steht nun vor einem ersten Wasserfall (nicht zu viel erhoffen..), wo ein Fixseil die Kletterei (I) erleichtert. Folgt man nun im Kriechgang dem weiteren Verlauf, gelangt man zur "Mausefalle" - an der engsten Stelle ca. 20 bis 30cm breit. Ich hab's mehrmals versucht, das ganze war mir dann aber aufgrund meines Alleinganges nicht mehr geheuer. Hinter der "Mausefalle" wäre dann sowieso Endstation gewesen - ein zweiter Wasserfall hätte den Höhlengang abgerundet. Dank meinen aufgestellten Kerzen, welche ich übrigens in der Höhle gelassen habe (Feuerzeug nicht vergessen!) gab's eine sehr spezielle Stimmung in der Höhle. Wo ich dann wieder draussen beim Eingang stand, da wusste ich, weshalb ich Schutzbekleidung angezogen hatte... "Mondmilch" überall - ich glaube, das letzte Mal, wo ich so schmutzig ausgesehen habe, war irgendwann im Kindergarten... :-)

Vom Mondmilchloch könnte man nun direkt den Wänden der Schyflue entlang hochsteigen und so den Widderfeld erreichen. Da mir aber der Schnee schon auf dem Weg zum Mondmilchloch doch einige Probleme bereitete, verzichtete ich auf diesen sicher sehr spannenden Direktaufstieg und stieg somit wieder ab zur Alp Birchboden 1616m. Hier schrieb ich wie am Vorabend geplant an Ursula & Felix eine SMS und siehe da, wenige Sekunden später tauchten die beiden gleich unterhalb der Alp auf - wenn das kein Zufall ist.

Zusammen ging's dann auf markiertem Weg zur Alp Tumli 1681m, wo die beiden den SW-Grat auf's Tomlishorn versuchen. Ich ziehe nun weglos richtung Stolleneingang 1930m weiter, begleitet von zahlreichen Steingeissen und bin froh, dass die Steigeisen doch noch im Rucksack Platz fanden. Kurz unterhalb des Stolleneingangs (Beschreibung siehe Fotos) wurde mir die Sache zu brenzlig und ich vertraute auf meine Eisen an den Füssen - ein weiser Entscheid. Diese habe ich dann auch gleich bis zum Gipfel des Widderfeld 2076m angelassen - eine kurze Kletterpartie (mit Fixseil I, ohne II) ging problemlos damit. Der Stollen ist übrigens kürzer als ich gedacht habe - ca. 70 Schwellentritte bringen einem wieder an die Frischluft. Den Gipfel hatte ich wie alle Gipfel am heutigen Tag für mich alleine - einziger Begleiter war der immens starke Südwestwind, welcher mich mehr als nur einmal fast aus dem Stand geworfen hat. Weit unter mir sehe ich Felix & Ursula, welche ihr Vorhaben scheinbar abgebrochen haben und dafür aber an windgeschützter Stelle eine verdiente Rast einlegten.

Vom Widderfeld 2076m folgte ich den Wegmarkierungen bzw. den Steinbockspuren via Felli 1701m zum Rot Dossen 1777m. Dank des Hikr-Berichtes von felix wurde ich auch auf diesen Gipfel(chen) glustig gemacht. Und gerade vorweg, dieser Aufstieg ist wahrhaftig sehr lohnenswert! Die schwache Aufstiegsspur, welche vom offiziellen Wanderweg abzweigt findet man unmittelbar nach der Holztreppe, nachdem man die Südwand unterquert hat. Wenige, veraltete Wegmarkierungen an den Bäumen weisen den Weg, wobei man besser einfach nach eigenem Gefühl hochsteigt - falsch machen kann man eigentlich nicht viel. Es gilt, den Grat zu erreichen, hat man dies geschafft, sieht man dann automatisch den Weg. Um zum Gipfelsteinmann zu kommen, muss man nun nach rechts gehen - hier hat es keine kurze Klettereinlage (I-II), welche im Abstieg und bei Schnee seine Tücken hat. Ab auf's Hosenfüdli, die langen Beine noch länger machen und dann geht's. Im Aufstieg dann übrigens problemlos. Folgt man nun dem Pfad, erreicht man kurze Zeit später den Gipfelsteinmann des Rot Dossen 1777m und hat damit eine prächtige Aussicht zum eben zurückgelegten Widderfeld. Zu meinem Glück flog dann auch noch der "Widderfeld-Adler" an mir vorbei - diesen hatte ich schon während der ganzen Tour immer gesucht. Was für ein Prachtstück! Scheinbar hatte dieser grosse Freude am starken Wind und zeigte über mehrere Minuten lang seine Flugkünste.

Um nun das Mittaggüpfi zu erreichen, steigt man wieder den selben Weg zurück bis zum Punkt, wo man vorher den Grat erreicht hat und sollte dann möglichst oben am Grat bleiben. Ich habe hier die Wegspuren verloren, bin dann irgendwie weglos in ungefähre Himmelsrichtung weitergegangen und kam auch so wieder auf die Spuren, welche jedoch tatsächlich vorhanden gewesen wären. Deshalb, immer schön oben bleiben und dann passt's wahrscheinlich. Weiter geht's durch eine flache Moorlandschaft, bevor's dann nochmals ansteigt richtung Gipfelkreuz vom Mittaggüpfi 1917m. Die Aussicht ist genial nur der starke Wind wirkt störend. Schutz finde ich im alten Militärbunker, welcher direkt unterhalb des Gipfelkreuzes ist. Hier liegt auch das Gipfelbuch auf.

Den markierten Wegspuren folge ich nun zur Tripolihütte 1763m, welche ursprünglich mein letztes Ziel hätte sein sollen. Der Weg dorthin beinhaltet noch die sogenannte "Schlüsselstelle", ein rutschiges Steilstück, welches jedoch bestens mit Holztreppen und Seilen abgesichert ist - problemlos auch im Winter, doch vorsicht auf der Holztreppe :-).  Es war nun 14.45 Uhr (die Zeit auf den Fotos ist immer noch in Sommerzeit ausgegeben) und irgendwie wollte ich noch nicht absteigen, zumal sich die Stäfeliflue 1922m geradzu anbot, diese auch noch zu besuchen. So folge ich dem markierten Weg richtung Gipfel, steige jedoch vorher noch zum höchsten Punkt bei P. 1843 auf (da ich zuerst fälschlicherweise dachte, dies sei die Stäfeliflue...). Beim Gipfelstecken mit selten gesehener Buch-Büchse angekommen, geniesse ich einmal mehr den Rückblick auf bisher Geleistetes und schweife aber auch zum Gipfelkreuz der Blaue Tosse 1802m, welche für die Einheimischen eigentlich der Gipfel des Risetestock darstellt. Der "offizielle" Risetestock ist jedoch noch ein wenig mehr südwestlich gelegen und beträgt 1759m. Weil die Distanz von der Stäfeliflue zur Blauen Tosse nicht wirklich weit ist, besuche ich somit auch noch diesen Gipfel, welchen man ebenfalls über markierte Wegspuren erreicht. Hier musste ich nun aber defintiv aus Zeitgründen, es war 15.45 Uhr, das Gipfelsammeln beeenden und den Abstieg antreten.

Eigentlich wollte ich zurück zur Stäfeliflue, von welcher ich weglos "diretissima" nach Wängen 1571m abgestiegen wäre - das Gelände hätte es zugelassen. Wenig unterhalb des Gipfelkreuzes der Blauen Tosse hatte es jedoch einen Wegweiser mit der Aufschrift "Wängen 1h 30min" - dieser kam mir gerade recht, denn so konnte ich tatsächlich eine Rundwanderung machen. Hätte ich aber das Anschlussblatt der Landeskarte dabeigehabt, hätte ich auch gesehen, wohin mich dieser Weg führt und warum es auch 1h 30min dauert bis Wängen... Viel zu tief führt einem dieser Weg zu P. 1509, auch die Himmelsrichtung stimmte überhaupt nicht, sodass ich dann mühsam und vorallem auch müde den nächsten Punkt bei Rickmettlen 1641m ansteuern musste. Dies war alles andere als einfach, denn Wegmarkierungen waren nur noch sehr spärlich vorhanden und der Schnee überdeckte auch die letzten Wegzeugen der vergangenen Tage. Beim Wegweiser Rickmettlen 1641m angekommen sind dann wieder klare Wegspuren ersichtlich - entsprechend stieg ich wenn immer möglich diretissima nach Wängen 1571m ab und von dort auf der Alpstrasse via Balismatt 1438m, Märenschlag 1300m zum Parkplatz beim Schybach. Nachahmer sei empfohlen, entweder direkt von der Blaue Tosse nach Rickmettlen weglos abzusteigen (evtl. mühsam wegen Wald) oder aber zurück zur Stäfeliflueh zu gehen und von dort nach Wängen abzusteigen.


Nochmals ein herzliches Dankeschön meinem "Birchbodner-Empfangskomitée", ursula & felix, welche sich nicht nur als eine sympathische Hikr-Begegnung entpuppten, sondern auch als Ideen-Lieferant für diese Tour. Ich freue mich auf das nächste Wiedersehen mit Euch!

Hier noch die beiden Berichte, welche für mich als Grundlage dienten:

Bericht Widderfeld via Mondmilch- und Stollenloch von felix
Bericht vom Rot Dossen zum Mittaggüpfi von felix




Details Mondmilchloch, Auszug von Wikipedia:


Die Höhle weist eine Länge von 108 m und eine Gesamtsteigung von rund 20 m auf. Durch den hallenartigen Vorraum und den Übergangsbereich gelangt man zum spaltenförmigen Teil der Höhle (ca. 40 m). Bei 52 m befindet sich ein eingeklemmter Gesteinsblock. Von 57 bis 62 m folgt ein niedriger Querschnitt der nur ein Weiterkommen auf allen Vieren erlaubt („Vierfüssler“). Man gelangt zum ersten Wasserfall mit einer Höhe von 3,3 m. Danach folgt ein leicht ansteigender Abschnitt mit kleineren Stufen bis sich bei ca. 80 m rechts ein Seitengang öffnet, aus dem Wasser zufliesst. Jetzt gelangt man zur engsten Passage von ca. 20 cm („Mausefalle“). Bei 100 m befindet sich der zweite Wasserfall von 2,2 m Höhe. Kurz danach kommt der Wasserzutritt von der Decke her und damit das Ende der begehbaren Höhle.

Das Mondmilchloch ist entlang eines tektonischen Bruches im unteren Schrattenkalk
angelegt und durch die Auflösung von Karbonatgestein durch kohlensäurenhaltiges Wasser entstanden. Auf dem Bergrücken des Widderfeldes sind im geringmächtigen, tertiären Quarzsandstein (Hohgantsandstein) Trichterdolinen zu erkennen. Über Klüfte im daruntliegenden Schrattenkalk findet das versickernde Wasser den Weg ins Mondmilchloch.

Wenn das Wasser den Höhlenwänden entlang fliesst oder heruntertropft kann chemisch reines  Kalziumkarbonat ausfallen. Es entsteht ein weissliches, poröses Mineralaggregat, die Mondmilch.






Tourengänger: Bombo


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Kommentare (8)


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Sputnik Pro hat gesagt: Bombo-astische LU/OW-Tour
Gesendet am 29. November 2009 um 13:37
Toller Bericht und superschöne Fotos, Das Wetter war ja wirklich genial, ich war ja auch nur wenige Kilometer südlich des Glaubenbergpasses unterwegs.

Viele Grüsse, Sputnik

Bombo hat gesagt: RE:Bombo-astische LU/OW-Tour
Gesendet am 29. November 2009 um 13:44
Hab immer geschaut, wo die "Sputniksche Rakete" zündet, jedoch nichts gefunden :-) Sorry wegen dem Bier, aber das hätte ich nie und nimmer geschafft :-) Auf ein baldiges, Gruess

alpinos hat gesagt:
Gesendet am 29. November 2009 um 14:58
Tolle Tour und super Fotos! Läd ein zum Nachahmen...

Viele Grüsse,

A&R

Bombo hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. November 2009 um 15:32
Danke Euch, es lohnt sich. Aber jetzt, wo wieder Schnee erwartet ist, würde ich zuwarten bis nächsten Frühling - ist eh viel schöner, denn dann sind auch die Steinböcke wieder viel aktiver - zur Zeit sind's mehr die Gemsen und Steingeissen, welche man zu Gesicht bekommt (ausser beim Gemsmättli zwischen Widderfeld und Tomlishorn - dort habe ich aus der Distanz auch wieder 3 grasende Böcke gesehen.

Bombo hat gesagt: SW-Grat
Gesendet am 29. November 2009 um 21:34
Sorry, musste meinen Kommentar löschen, statt SE- meinte ich natürlich den SW-Grat. Hier die korrigierte Version:

Als Tourenidee könnte man übrigens bei längeren Tagen (Sommer) nach dem Mondmilchloch via Birchboden und Tomli noch den SW-Grat des Tomlishorn durchklettern, dann via Gemsmättli der Ostwand vom Widderfeld entlang zum Stollenloch und von da weiter wie in meinem Beschrieb. Das wäre dann wohl noch die non-plus-ultra Variante.

Gelöschter Kommentar

alpinos hat gesagt: RE:plus SE-Grat Tomlishorn
Gesendet am 29. November 2009 um 20:01
Vielen Dank für den Tip, der Grat hört sich wirklich noch sehr attraktiv an. Die Tour steht hiermit auf der To-Do-Liste für nächstes Jahr!

Einen guten Start in die Woche,

A&R

surfy hat gesagt: ...die Nacht des Biwaks
Gesendet am 6. Februar 2010 um 13:36
Hoi Domi

Superschöne Pics und ein gelungener Text, - wieder mal eine "Bombo-typisch" geniale Tour... War an diesem Samstag ja ganz in der Nähe: Eine Biwaknacht auf dem Gipfel des Widderfeld war angesagt... Danke noch einmal für deine Message unter der Windschutzscheibe und bis hoffentlich bald mal in den Bergen!

Sabine


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