Punta del Forame de Inze 2445m - Die magische Liste
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Es gibt eine Liste, die wird länger, je mehr man von ihr abarbeitet, wie Daniel einmal festgestellt hat. Auch meine Gipfel-to-do-Liste erweitert sich gelegentlich auf magische Weise, wenn ich eigentlich gerade einen Gipfel von der Liste abgehakt hatte.
Aber kaum steht man auf einem Berg, zeigen sich in der Umgebung andere Berge, von denen man vorher nichtmal wusste. Schon stehen neue Gipfelziele auf der Liste und sie hat sich auf magische Weise verlängert, statt verkürzt.
So geschehen auf unserer letzten Tour. Beim Blick über die Punte del Forame sticht mir ein Gipfelkreuz ins Auge und es lässt mir keine Ruhe. Es muss sich um die Punta Est del Forame de Inze handeln, aber Informationen zum Kreuz oder zum Aufstieg finden sich nirgends!? Also bleibt mir nur, es selbst herauszufinden.
Die Punta Ovest direkt daneben erreicht man über die Ferrata René de Pol, das ist mein erstes Ziel. Ich starte am Lago Negro, er hat wohl selten so viel Wasser gesehen, über Nacht hat es wieder mal geregnet und sogar gegraupelt. Erste Frauenschuhe begrüßen mich direkt am Straßenrand, ein Rehbock hüpft aufgeregt vorbei, aber ansonsten herrscht hier Ruhe. Der Klettersteig de Pol ist wohl einer der am wenigsten begangenen der Region, er trifft den Zeitgeist nicht mehr, der moderne Ferratista sucht etwas anderes.
Ich trotte einsam vor mich hin durch den düsteren Wald, beinahe unheimlich. Es dauert, bis ich endlich ans Licht komme und bis sich erste Ausblicke öffnen. Einst lag hier ein ganzes Militärlager und an den Punte del Forame haben Österreicher und Italiener vor mehr als hundert Jahren um die Besetzung einzelner Felszacken gekämpft, pervers. Alle paar Meter eine in den Fels gesprengte Kaverne, Holzbalken und Metallverankerungen von 1915. Der Klettersteig folgt der uralten Linie, einst mit Holzleitern versehen, heute mit Stahlseilen versichert.
Die schwierigste Stelle wird mit B/C angegeben, es sind aber nur fünf Trittbügel, das lockt keinen Bizepsartisten. Das meiste ist Gehgelände "mit Handlauf" und viel ungesichertes Geröll, für Freunde wilden Dolomitenambientes ein Paradies. Der Steig folgt der logischen Linie, zieht an Bändern entlang und durch Steilrinnen bis knapp unter die Punta Ovest del Forame de Inze auf 2385m. Dort öffnet sich der Blick nach Süden und im Osten taucht die Nachbarpunta auf, gerade mal 60 Meter höher, aber ohne Kennzeichnung und Begehungsspuren.
Ich verlasse die Markierung und suche nach einer möglichen Linie. Ein abschüssiges Band lockt mich nordseitig um den Gipfelaufbau herum, führt aber ins Nirwana, also wieder zurück und durch die Westflanke hinauf. Tatsächlich sichte ich in der Ferne ein schüchternes Steinmännchen und wenig später ein zweites, immerhin! Ein paar ausgesetzte Zweierpassagen und viel loser Schotter später taucht das Kreuz auf, geschafft.
Hier löst sich auch das Rätsel, ein Bergführer aus Sillian hat es im Andenken an die Opfer des Gebirgskrieges errichtet, am 100. Jahrestag der Rückeroberung des Gipfels durch die Österreicher im September 1916.
Ich trage mich als Erster 2024 ins Buch ein, was für ein exklusiver Gipfel und was für ein exklusiver Tag. Am Klettersteig ist Null Bewegung, nur von der Staatsstraße dröhnt das Motorengeräusch bis hier herauf.
Bevor mich etwaige Schauerwolken einholen, ziehe ich mich wieder zurück. Mit größter Vorsicht gilt es die 2er Stellen abzuklettern und der rutschige Schotter erfordert bedächtige Schritte, eine Abseilstelle wäre auch eingerichtet, im Falle!?
Zurück auf dem Klettersteig stelle ich fest, dass es ab hier gar kein Klettersteig mehr ist, der komplette Weiterweg ist ein teils ausgesetzter, ungesicherter Gebirgssteig. Er zieht am Kamm entlang an alten Stellungen vorbei bis zur Forcella Gialla. Spektakuläres Gelände in beeindruckender Umgebung, aber natürlich nichts für ambitionierte Ferratisti.
Die Querung zur Forcella Verde lasse ich aus und steige schon an der "Gelben Scharte" ab. Ein verwildertes Steiglein zieht im Zickzack sehr steil abwärts, es wird wohl selten begangen und ist teilweise abgerissen. Überall liegen noch Kriegsreste herum, einst gab es hier sogar eine Materialseilbahn. Irgendwann treffe ich wieder auf den offiziell markierten Steig von der "Grünen Scharte" und trabe hinab zum Chalet Cimabanche, noch in bester Erinnerung vom letzten Mal.
Auch heute gibt es leckeren Apfelstrudel und um mich herum sitzen fast ausschließlich Zweiradfahrer, als Wanderer bin ich hier Exot. Ich staune über die originellen Typen aus aller Herren Länder und sie staunen über mich!? Zum Parkplatz sind es noch ein paar Kilometer Fußweg, dabei werfe ich nochmal einen Blick hinauf zur Ferrata de Pol. Zwei Gipfel von der Liste sind abgehakt und auf magische Weise sind (noch) keine neuen dazugekommen.
Aber kaum steht man auf einem Berg, zeigen sich in der Umgebung andere Berge, von denen man vorher nichtmal wusste. Schon stehen neue Gipfelziele auf der Liste und sie hat sich auf magische Weise verlängert, statt verkürzt.
So geschehen auf unserer letzten Tour. Beim Blick über die Punte del Forame sticht mir ein Gipfelkreuz ins Auge und es lässt mir keine Ruhe. Es muss sich um die Punta Est del Forame de Inze handeln, aber Informationen zum Kreuz oder zum Aufstieg finden sich nirgends!? Also bleibt mir nur, es selbst herauszufinden.
Die Punta Ovest direkt daneben erreicht man über die Ferrata René de Pol, das ist mein erstes Ziel. Ich starte am Lago Negro, er hat wohl selten so viel Wasser gesehen, über Nacht hat es wieder mal geregnet und sogar gegraupelt. Erste Frauenschuhe begrüßen mich direkt am Straßenrand, ein Rehbock hüpft aufgeregt vorbei, aber ansonsten herrscht hier Ruhe. Der Klettersteig de Pol ist wohl einer der am wenigsten begangenen der Region, er trifft den Zeitgeist nicht mehr, der moderne Ferratista sucht etwas anderes.
Ich trotte einsam vor mich hin durch den düsteren Wald, beinahe unheimlich. Es dauert, bis ich endlich ans Licht komme und bis sich erste Ausblicke öffnen. Einst lag hier ein ganzes Militärlager und an den Punte del Forame haben Österreicher und Italiener vor mehr als hundert Jahren um die Besetzung einzelner Felszacken gekämpft, pervers. Alle paar Meter eine in den Fels gesprengte Kaverne, Holzbalken und Metallverankerungen von 1915. Der Klettersteig folgt der uralten Linie, einst mit Holzleitern versehen, heute mit Stahlseilen versichert.
Die schwierigste Stelle wird mit B/C angegeben, es sind aber nur fünf Trittbügel, das lockt keinen Bizepsartisten. Das meiste ist Gehgelände "mit Handlauf" und viel ungesichertes Geröll, für Freunde wilden Dolomitenambientes ein Paradies. Der Steig folgt der logischen Linie, zieht an Bändern entlang und durch Steilrinnen bis knapp unter die Punta Ovest del Forame de Inze auf 2385m. Dort öffnet sich der Blick nach Süden und im Osten taucht die Nachbarpunta auf, gerade mal 60 Meter höher, aber ohne Kennzeichnung und Begehungsspuren.
Ich verlasse die Markierung und suche nach einer möglichen Linie. Ein abschüssiges Band lockt mich nordseitig um den Gipfelaufbau herum, führt aber ins Nirwana, also wieder zurück und durch die Westflanke hinauf. Tatsächlich sichte ich in der Ferne ein schüchternes Steinmännchen und wenig später ein zweites, immerhin! Ein paar ausgesetzte Zweierpassagen und viel loser Schotter später taucht das Kreuz auf, geschafft.
Hier löst sich auch das Rätsel, ein Bergführer aus Sillian hat es im Andenken an die Opfer des Gebirgskrieges errichtet, am 100. Jahrestag der Rückeroberung des Gipfels durch die Österreicher im September 1916.
Ich trage mich als Erster 2024 ins Buch ein, was für ein exklusiver Gipfel und was für ein exklusiver Tag. Am Klettersteig ist Null Bewegung, nur von der Staatsstraße dröhnt das Motorengeräusch bis hier herauf.
Bevor mich etwaige Schauerwolken einholen, ziehe ich mich wieder zurück. Mit größter Vorsicht gilt es die 2er Stellen abzuklettern und der rutschige Schotter erfordert bedächtige Schritte, eine Abseilstelle wäre auch eingerichtet, im Falle!?
Zurück auf dem Klettersteig stelle ich fest, dass es ab hier gar kein Klettersteig mehr ist, der komplette Weiterweg ist ein teils ausgesetzter, ungesicherter Gebirgssteig. Er zieht am Kamm entlang an alten Stellungen vorbei bis zur Forcella Gialla. Spektakuläres Gelände in beeindruckender Umgebung, aber natürlich nichts für ambitionierte Ferratisti.
Die Querung zur Forcella Verde lasse ich aus und steige schon an der "Gelben Scharte" ab. Ein verwildertes Steiglein zieht im Zickzack sehr steil abwärts, es wird wohl selten begangen und ist teilweise abgerissen. Überall liegen noch Kriegsreste herum, einst gab es hier sogar eine Materialseilbahn. Irgendwann treffe ich wieder auf den offiziell markierten Steig von der "Grünen Scharte" und trabe hinab zum Chalet Cimabanche, noch in bester Erinnerung vom letzten Mal.
Auch heute gibt es leckeren Apfelstrudel und um mich herum sitzen fast ausschließlich Zweiradfahrer, als Wanderer bin ich hier Exot. Ich staune über die originellen Typen aus aller Herren Länder und sie staunen über mich!? Zum Parkplatz sind es noch ein paar Kilometer Fußweg, dabei werfe ich nochmal einen Blick hinauf zur Ferrata de Pol. Zwei Gipfel von der Liste sind abgehakt und auf magische Weise sind (noch) keine neuen dazugekommen.
Tourengänger:
georgb

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