Der Gerstelgrat bei Waldenburg.


Publiziert von Wimpy , 18. Juni 2024 um 20:53.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum:16 Juni 2024
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL 
Zeitbedarf: 6:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkiermöglichkeiten unter der Burg bei der Zivilschutzanlage.

Gerstelgrat bei Waldenburg.

Der alpine Charakter dieser wilden Türme und Grate erinnert eher an die Voralpen als an den Baslerjura. Der ganze Gratverlauf ist sehr spartanisch mit Haken versehen. Das heisst die Absicherung dieser Tour ist jedem Begeher selbst überlassen. Am besten eignen sich Bandschlingen, um die unzähligen Bäume zum Absichern zu benutzen. Der Fels ist recht brüchig am kompletten Gratverlauf entlang. Die Ausgesetztheit steigert sich gemächlich bis zum Höhepunkt, der Überschreitung vom Drachenloch. 

Der Start dieser Grattour beginnt rechts vom Bergfried der Ruine Waldenburg. Hier befindet sich in Nähe des Ziehbrunnen ein offenes Tor. Dieses eröffnet dem Grataspiranten ein freier Blick zum Gerstelgrat.
Nun gehts los mit kraxeln. Ein erster Grat geht's nun hinauf zur Turmecke. Um dort oben über die Bergfriedfundation hinunter in den Wald abzusteigen. Jetzt wandern wir durch ein Wäldchen wo so langsam der Grat beginnt. Auf der linken Seite ist der Waldboden noch in der Nähe, hingegen gegen Süden die plattige Wand immer höher wird. Der Grat ist im unteren Teil  gut zu meistern. Die Hände kommen nur ab und zu zum Einsatz. Eine kurze steile Rinne unterbricht kurz die Kletterei. Mit Zuhilfenahme vom Wurzelwerk hangeln wir zwei uns hinab. Im weiteren Gratverlauf kommt die Armmuskulatur immer mehr zum Einsatz. Über Messerscharfe Gratstücke , die einseitig überhängen fängt so langsam der Kraxelspass an. Plattenseitig oder Überhängend oder doch oben drüber wie auf dem Pferderücken?
Hier ist nun für uns der Zeitpunkt erreicht um anzuseilen. Ein Ausrutscher oder ein loser Griff hat ab da fatale Folgen. Nun klettern wir im Chouinard - Style weiter. Das bedeutet beide klettern gleichzeitig, aber es ist immer minimum eine Zwischensicherung angebracht. So ist unsere Seilschaft minimal Abgesichert und gleichzeitig recht schnell unterwegs. Deswegen stehn wir bald unter dem stolzen Spizflühli. Der leichteste Aufstieg befindet sich auf der Südseite. Doch beim betrachten vor Ort, werde ich mir bewusst, das dieser Schlitz mit Grasbewuchs nicht's für uns ist. Also das Spitzflüeli lassen wir somit rechts am Grat liegen und widmen uns dem nächsten Gratabschnitt. Der Geissrücken ist leicht im Aufstieg dafür eine Knacknuss um runter ins Sätteli zu kommen. An losen Gesteinsbrocken , Wurzelwerk usw. haltend, zittern wir diese 5-6 Meter hinunter. Wieder etwas weiter oben ist ein schöner "Brättliplatz" im flachen Wald. Hier ist eine verdiente Rast angesagt.
Frisch verpflegt  geht es weiter zum nächsten Gratbuckel, der Tüfelschuchi. Durch ein Loch im Grat steigt die Route direkt über das Loch hinweg ( 1 Bohrhaken). Extrem schmal und luftig ist diese Kletterstelle zu erklimmen. Frei nach dem Moto: kurz und knackig.
Ein kurzes Wegstück wandern wir auf dem Bergweg aufwärts bis zum nächsten Kletterstück.Dieses beginnt direkt beim Wegweiser der im Sattel bei Punkt 810 steht. Recht steil beginnt hier die plattige Kletterei. Danach der Grat wieder mit Türmchen aufwartet die überstiegen werden müssen.Nun befinden wir uns am Zwölfer oben und nähern uns langsam aber sicher der Schlüsselstelle. Im lockeren Gehgelände können wir uns noch kurz etwas erholen bevor es ernster wird.
Jetzt geht's aber richtig los. Wir klettern auf das nächste Türmchen, wobei es immer luftiger wird. Rechts und links von uns bricht die Wand ab, der steile Waldboden ist plötzlich tief unten zu finden. Vor uns am nächsten Turm können wir eine Kette erblicken. Diese ermöglicht es links über ein schmales Felsband diesen Turm zu umgehen. Aber auch diese Umgehung mit der Kette hat viel Luft unter dem Schuhabsatz. Weiter geht unsere Reise krichend über den etwa 30cm breiten Felsgrat. Hier senkrecht unter uns befindet sich das Drachenloch. Zum Glück wachsen hier auch einige kleine Bäumchen zum Sicherungspunkte legen. Das letzte krumme Bäumlein dieser schmalen Stelle wird benutzt um sich nordseitig auf ein Grasband abzulassen ( grosse Begeher haben hier einen Vorteil ). Nun rutschen, kriechen und zittern wir uns dem folgenden sehr brüchigen Grat entlang rüber zum nächsten festeren Felsturm. Das war heftiger Tabak. So viel Luft an einem Juragrat, Wahnsinn. Das war sie die Schlüsselstelle, das überschreiten vom Drachenloch. Was nun noch kommt ist Gratkraxeln pur, von seiner schönsten Seite. Am Gipfel angekommen, ist eine Pause fällig, um Flüssigkeit nachzutanken.Der Gerstelgrat ist eine wahre Perle für Liebhaber von Clean - Rock - Kraxeleien. 
Der Abstieg erwähne ich hier nicht, weil einen Verhauer braucht es auf jeder schönen Tour durch Neuland.
Eine schöne abwechslungreiche Gratkletterei im 3. Schwierigkeitsgrad neigt sich dem Ende zu. Nicht zu unterschätzen ist die Ausgesetztheit, in stellenweise brüchigem Fels. Ausser die Kette und 2 bis 3 Bohrhaken ist alles noch clean, im kompletten Gratverlauf.

Ein ganz grosser Dank geht an unser Begleiterteam, Renate und Mäse. Merci euch beiden für diese coole Tour , "äs het eifach gfägt".

Tourengänger: Wimpy, Faxe


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