Niederkaiserkamm – große Achterrunde mit doppeltem Aufstieg am Maiklsteig


Publiziert von Bahoe , 25. Mai 2024 um 08:23.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:12 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:45
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Kartennummer:KOMPASS 09 Kufstein Walchsee St. Johann 1:25.000

2021 war ich schon mal im September am Niederkaiserkamm wie eine Schnecke unterwegs, für die große Runde gegen den Uhrzeigersinn mit Schleierwasserfall hatte ich mit einer halben Stunde Pause 7:30 benötigt (im ROTHER Wanderführer mit Route über Ghs Hinterkaiser sind 5:45 angegeben). Allerdings war ich an vier von den fünf Tagen vorher 47 Stunden intensiv gewandert – mit einer großen Runde beim Hinteren Sonnwendjoch, der Umrundung des Wilden Kaisers und dem Lärchegg. Ausgelassen hatte ich am Niederkaiser damals die Lourdesgrotte. Nachdem der Maiklsteig auch erst einmal rauf (2020) und einmal runtergegangen (2021) wurde, war es an der Zeit, diesen wieder einmal zu machen und den Abstecher zum noch unbekannten Ort der Marienverehrung nachzuholen.

Um 7:05 startete ich mit langer Hose (abzipbar) und hellem orangem Longsleeve 1:13 ab Kfz, das stimmt mit der Zeit von 1:15 vom Wanderbuch Wilder Kaiser überein. Beim GSCHEUERKOPF gibt es nur orange Vermessungsmarke, die drei Meter dort hinauf sparte ich mir. Es war alles aper, nur einige Schneereste neben der Straße zur Kaiser Niederalm gab es mal zu sehen Auf der Bank dort 15 Minuten Arbeitspause mit Abzippen der Hosenbeine und Eincremen. Bei der Granderalm fiel mir ein benutzbares Plumpsklo auf, gab es das vor drei Jahren auch schon? 

Fast unten gab es an der letzten Bank am Almwiesenrand noch einen Boxenstopp, eine Kuh näherte sich. Statt hinab zur Asphaltstraße wurde entlang des Zauns gegangen, einmal war es nötig, den Zaun zu übersteigen. In der obersten Stacheldrahtspur war Strom. War knapp ohne Niederdrücken mit Stock, aber ging. Am Rand eines gemähten Bereiches direkt zum Rummlerhof und ein gutes Stück direkt neben der Straße zum Auto. 

Bei der zweiten Runde war geplant, am Maiklsteig auf der Bank kurz zum Trinken zu pausieren. Eine Mutter mit ihren beiden Kindern, vier und acht Jahre alt, war vor mir, ich passte mein Tempo dem ihren an, d.h. ich ging etwas langsamer. Das zweimalige Überholangebot wurde nicht angenommen, denn durch den vorgesehenen Boxenstopp an der Bank wären sie dann an mir vorbei und der räumliche sowie zeitliche Abstand hätte mir weniger gepasst. Die Konsumation der zweiten Hälfte des Isostar-Riegels und des letzten Drittels eines Haferkraft-Riegels (Cranberry – Kürbiskern) war dann perfekt. Vielleicht 90 Sekunden vor mir waren sie oben. 

Auf der Bank abseits des Ursula-Kreuzes wurde dann das Gebäck verzehrt. Leider wurde verabsäumt, beim Kreuz ein Bild des Spruchs „Es gibt keinen Weg, der nicht nach Hause führt.“ zu machen. So musste ich ihn mir halt merken. Ein Deja Vu hatte ich mit der Abzweigung zur Metzgeralm (beschildert), die andere Abzweigung, welche zur Forststraße nach Gasteig führt, war in meinem Gedächtnis nicht mehr vorhanden. Es wurde interessehalber kurz bis zu dieser Forststraße gegangen. Erstmals Besuch der Lourdesgrotte, da hatte ich mir landschaftlich mehr erwartet. Längere Verweildauer in der geöffneten Gmailkapelle, etliche Sterbebilder wurden betrachtet. Die Chance auf eine Besichtigung der Einsiedelei-Kapelle Maria Blut wurde nicht genutzt (geht nur an Sonn- und Feiertagen, wenn ich mich richtig erinnere – am Gatter befand sich ein hölzernes Willkommensschild). Der leicht bergauf führende Steig über die Black Angus Rinderweide, der zum Wegweiser Maiklsteig 50 min und Einsiedelei 25 min führt, war neu für mich. 

Zu den Höhenmetern: Laut Wanderbuch Unterinntal für die Westrunde 552, Maiklsteig wären 410 Hm, nicht 450 wie im ROTHER Wanderführer Wilder Kaiser. Die Rechnung 850 minus 80 plus 410 mit der Route über den Schleierwasserfall ergäbe 1180, die andere Rechnung lautet 552 plus 410 plus 94 + Schätzung und bringt schon auch mindestens 1100 Hm. Im 4-Jahreszeiten-Wanderbuch sind für die große Runde ohne Schleierwasserfall 900 Hm angegeben. Davon 80 Höhenmeter (Differenz zwischen Kfz-Abstellplatz auf 770 und dem Ghs Hinterkaiser auf 690 m) abgezogen und 410 Hm für das zweite Mal Maiklsteig dazugezählt, ergibt 1230. Mit den Zahlen am Papier und dem auf der Wanderung persönlich erlebten Auf und Ab habe ich mich letztendlich für 1150 im Tourenkopf entschieden. 


Zu den Schwierigkeiten:
T3 bis T3+ mit persönlich logischer und konsequenter Festlegung auf T3 – da bei der Umrundung des Wilden Kaisers am Maiklsteig hinabgestiegen und bei den Eckdaten im Bericht mit T3+ von mir bewertet wurde. Für meine Niederkaiser-Tour am heurigen Muttertag waren perfekte Bedingungen gegeben, die Seilsicherungen waren alle intakt auf der gesamten Route. Nur der Maiklsteig ist auf den gelben Wegweisern mit schwarzem Punkt ausgewiesen. Im ROTHER Wanderführer Wilder Kaiser ist die Tour am Niederkaiser mit GSCHEUERKOPF und Leiter über eine Felsstufe hinab zum Schleierwasserfall schwarz klassifiziert, der Maikllsteig ist als Variante angeführt und mit einem Foto dargestellt. Zitat: Einzelne Passagen erfordern Trittsicherheit und stellenweise auch Schwindelfreiheit. Eine solche Passage ist beispielsweise einmal zwei bis drei Meter (mit Drahtseil zur psychologischen Unterstützung) eine Gratverengung, wo man es in beiden Begehungsrichtungen nicht eilig haben darf, sondern umsichtig genug drüber balancieren soll – westlich des GSCHEUERKOPFs.  

Am Maiklsteig gibt es vier Leitern, eine einzelne und drei unmittelbar aufeinander folgende. Bei der Dreierserie ist eine Leiter am unteren Ende nur an der linken Seite mit dem Berg verankert (verschraubt), das rechte untere Leitereck in der Luft bedingt bei schwereren Menschen Schwingungen, was mir vor drei Jahren als ich zwischen 19:30 und 19:35 im September spät dran war und flott abgestiegen bin, negativ aufgefallen ist.

Bei den Anforderungen im ROTHER Druckwerk ist zu lesen: häufig >>rot<<, wiederholt auch >>schwarz<< - Beim Wandern mit Kindern Sicherungen mitnehmen, nicht bei Nässe! Unter den Varianten: „Die Route über den Schatterberg zur Gmailkapelle und über die Einsiedelei…birgt wegen des sehr steilen und häufig auch feuchten Geländes (>>schwarz<<) im oberen Abschnitt erhebliche Gefahren; von einer Begehung im Abstieg wird eher abgeraten.“ Dieser Warnhinweis sollte bei der Tourenplanung berücksichtigt werden. 

Das Tiroler Vier Jahreszeiten Wanderbuch beschreibt den Charakter der Herbsttour am Niederkaiser wie folgt: Anspruchsvolle, aber großartige Rundtour für trittsichere Wanderer, nicht kindertauglich 

Die Mutter mit den beiden Kindern meinte zwar, sie sieht es sich nur mal an und sie werden wahrscheinlich umkehren, aber letztendlich kamen sie rauf. Auch wenn ich es nicht gesehen habe, so nehme ich doch an, dass keine Sicherungen mitgeführt und eingesetzt wurden. An der Bank oben ließ mich der Bub wissen, dass er Angst gehabt hatte. Ich gehe weiters davon aus, dass die Familie ebenfalls über die Gmailkapelle abgestiegen ist. Bei meiner Pause nahe dem Ursulakreuz kam das Trio wieder an mir vorbei. Diese sehr sportlichen und bergaffinen Personen haben wohl ebenso wie ich einen perfekten Bergtag erlebt, über die Ernsthaftigkeit des Geländes am Niederkaiserkamm soll meine Schilderung aber nicht hinwegtäuschen. 

FAZIT:
Schneefreiheit und Begehbarkeit, insbesondere wegen des steilen Abstiegs über die Gmailkapelle waren absolut richtig von mir eingeschätzt worden, der Niederkaiserkamm findet sich vollkommen zu Recht im privaten Ordner SÜDSEITIGE für Herbst und Frühling. 

SCHLUSSBEMERKUNGEN (zum Maiklsteig): Dies ist ein „leichter“und kurzer Klettersteig (Schwierigkeit A/B), der in direkter Linie ziemlich in der Mitte vom Niederkaiser durch die Felswände auf den Grat zieht. Es handelt sich dabei nicht um einen klassischen Klettersteig, vielmehr sind es zu Beginn Trittklammern und dann einige senkrechte Leitern, die den Weg durch die Vertikale bahnen. (Zitat Hubert Gogl, staatlich geprüfter Berg- und Schiführer und Autor des Tiroler Vier Jahreszeiten Wanderbuchs) 

Sowohl bei diesem Bericht als auch dem über die Umrundung des Wilden Kaisers, zweiter Tag, habe ich die Kletterschwierigkeit weggelassen. Unter allen Berichten auf dieser Plattform fand ich aktuell vier unterschiedliche Einstufungen (K1, K2- und K2 sowie K2+), wobei ich K2+ für den Aufstieg sicher für übertrieben halte.  

Tourengänger: Bahoe


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