Daniel 2340m am verlängerten Himmelfahrtswochenende


Publiziert von alpensucht , 14. Mai 2024 um 14:16.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 9 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Lermoos Unterdorf - Tuftlalm - Grüner Ups - Upsspitze - Daniel - Tuftlalm - Grüner Ups - Lermoos Unterdorf - ca. 14km

Schon seit 2009, als ich mit meinem Kumpel Heiko im Gebiet war, wollte ich gern auf den Daniel steigen. Damals hatten wir im Frühsommer zu schlechtes Wetter und sind Tage später zumindest zu unserem ersten 3000er, dem Sulzkogel gekommen. In den Jahren danach gab es selten sog. Eingeh- oder Vorbereitungstouren, da es meist gut trainiert direkt zur Sache ging. Also war er in dieser Zeit nicht so interessant. Zu niedrig, zu einfach. Wahrscheinlich sind inzwischen meine "wildesten Jahre" vorbei, was eventuell den einen oder die andere Leserin aufatmen lässt, war ich das eine oder andere Mal doch recht riskant unterwegs. Im Sommer ist die Spaghettitour als DAV-Angebot geplant und nach einer (leider noch nicht verheilten Verletzung) versuche ich mich nun langsam wieder heranzutasten an die Belastung des Bergsteigens.

Donnerstag, 9.5.24  Anstieg von Lermoos zu Tuftlalm und Grüner Ups,  T2, 3,5h
Am späten Mittag beginne ich meinen Anstieg in Lermoos am Kohlbergsteig, nachdem ich einige Anreiseutensilien deponiert habe. Da mein Höhenmesser gerade ausfiel und ich in unbekanntem Gebiet bin, fühle ich mich etwas unwohl, war ich doch zuvor nie nie nie ohne das wertvolle Gerät unterwegs. Eine Handyapp schaffte Abhilfe. Abhängigkeit vom Handyakku. Passt mir auch nicht recht, doch Aufladen geht ja wohl an der Tuftlalm. Abgesehen vom Dreitagegepäck erschweren auch Schneeschuhe und LVS das Gepäck. Zusammen mit meinem nicht trainierten Zustand ergibt das ein ziemlich langsames Aufstiegstempo, jedenfalls für meine Verhältnisse. Doch ich habe viel Zeit und genieße umso mehr die immer besseren Ausblicke zu den Miemingern und Lechtalern.
Der Kohlbergsteig streift und überquert die Forststraße mehrfach. Kein Mensch auf meinem Steig! Doch es gibt noch vier weitere Aufstiegsvarianten: Böser Winkel, Kärlesteig und zwei Forststraßen für Fahrräder. Weiter oben nehme ich den Abzweiger unter den überhängenden Kalkfelsen, der nach wenigen Treppenstufen auf dem Almplateau nahe der Aussichtsplattform endet. Ich gelange also 1h 15min nach Start an der Alm an, checke die Karte und gehe gleich weiter zum Grünen Ups. Verhältnisse erkunden.

Doch den direkten Anstieg nehme ich zunächst nicht, da es unterhalb am Ende eines breiten Weges nochmal eine gute Wasserstelle gibt (Quellgebiet Tuftlbach  ).   Dorthin gehe ich, in der Hoffnung direkt von da weglos hinauf zum markierten Anstieg zu gelangen. Am Wasser nehme ich ein kleines Mittagessen ein und ruhe mich aus. Der weglose Übergang über freies Gelände zum Weg mit dem nun 7kg schwereren Rucksack ist mühevoll aber gelingt. Den Grünen Ups erreiche ich sehr gemütlich und ziemlich kaputt gegen 17 Uhr. Auf einmal liegt hier eine Menge Schnee, der bald Geschichte ist. Der ist ziemlich aufgeweicht, deshalb benutze ich nun die Schneeschuhe.
Ich erkunde den morgigen Anstieg bis etwas über 2000m. Häufig liegt nun noch Schnee. Bisher sind nur Abstiegsspuren auszumachen. Wie die Axt im Walde, nichts hilfreiches, für mich am Folgetag. Also lege ich an allen steileren Stellen eine anständige Spur, da ich keine Steigeisen mit habe. Der markierte Steig befindet sich oben unter einer tiefen Schneedecke. Das Gelände ist ca. 30-35° steil. Das ist mir bei so weichem Schnee zu gefährlich. Ich quere deshalb unten hinüber in steilen Schutt (Trittspuren) und weiter oben auf die andere Seite, weil hüben ein Felsriegel (vermutlich zu ersteigen auch möglich, I) den Schutt unterbricht. Auf der anderen Seite jenseits von Latschen gibt es erneut Trittspuren. Hier kehre ich wieder um, wird es doch oben flacher und sicher leicht zu den Markierungen zu finden.
Der Abstieg geht schnell vonstatten. Die erhöhte Schauerneigung am Abend führt zu dichter Bewölkung, doch bleibt es zum Glück trocken. Später verschwinden die meisten Wolken und es wird sehr kalt.

Freitag, 10.5.24 Upsspitze und Daniel – eine schöne Runde, T3, 6h
Am nächsten Morgen wache ich schon kurz nach 5 Uhr auf wegen des Lichts und der lauten Vögel. Nach sehr knappem Frühstück beginne ich um 6:30 Uhr den Anstieg zur Upsspitze darauf gefasst, vielleicht auch umkehren zu müssen. Der Schnee ist hier unten tragfähig gefroren. Dennoch nehme ich in Voraussicht auf den Tagesverlauf die Schneeschuhe wieder mit. Sehr froh bin ich um die gelegte Spur von gestern. Das spart enorm Zeit. Oberhalb meines Umkehrpunkts muss ich teilweise per Sichelschlag die Spur legen, was nur gerade so funktioniert. Steigeisen und Pickel wären hier die bessere Wahl gewesen. Für Grödel wirkt es an manchen Stellen etwas zu steil. Den markierten Weg finde ich tatsächlich einfach, doch der Steig bleibt ziemlich steil. Auf etwa 2200m flacht es ab. Nun liegt überall sehr viel Schnee. Der letzte Anstieg zum Wegweiser ist relativ gleichmäßig zu gehen. 8 Uhr. Eine halbe Stunde später stehe ich auf dem Gipfel der Upsspitze und frühstücke ausgiebig. Bald erkenne ich einen Wanderer im Anstieg zum Daniel. Er quert mit seinen Laufschuhen den gefährlichen Abschnitt unter der Upsspitze durch (Felsabbrüche unterhalb).
Beinahe eine Stunde später steige ich erst hinüber zum Daniel. Durch den Schnee wirkt der Übergang an manchen Stellen etwas schwieriger als T3. Deshalb das kleine +. Mit dem Wanderer vom Daniel her tausche ich mich kurz über Abstiegsverhältnisse aus, da wir jeweils auf dem Anstieg des anderen absteigen wollen. Eine weitere halbe Stunde später stehe ich am Kreuz vom Danielgipfel. Doch leider zieht es gerade zu. Deshalb trete ich alsbald den Abstieg an. Nun kommen mir in einigem Abstand immer mehr Leute entgegen. Beliebter Gipfel. Die meisten wollen wissen, ob und wie es geht da oben. Noch erwische ich den Schnee nicht zu weich, dass ich die Schneeschuhe am Rucksack lassen kann.
Erst weiter unten benutze ich sie für die letzten Schneemeter, wo die Decke dünner und teils stark unterspült ist.
Dieser Weg zeigt sich als ähnlich schön, aber wesentlich kürzer von der Alm her, als mein Anstieg. Auch den Ost- und SO-Grat inspizierte ich von oben eingehend.

Die überfüllte Alm erreiche ich gegen 12:45 Uhr. Ein kleiner Schock. Eine kleine Mahlzeit und zwei Getränke tun wohl. Außerdem muss ich das Handy aufladen. Danach ziehe ich mich abseits auf eine Wiese zurück,  kontaktiere meine Lieben, trockne Schuhe und Socken und schlafe ein wenig.
Nun ist weniger los an der Alm, deshalb kehre ich zurück und genieße noch eine Mahlzeit, die ich kaum schaffe. Danach begebe ich mich zurück zu meinem Schlafplatz, den ich mit schmerzender Muskulatur erreiche. Beim Sonnenuntergang vergesse ich den Schlafsack schon in dem Biwaksack zu stecken, weshalb dieser nass wird vom Tau. Deshalb wird die Nacht grenzwertig kalt. Sogar ein wenig von den Polarlichtern bekomme ich zu sehen. Knapp 5h Schlaf bekomme ich dennoch immerhin.

Samstag, 11.5.24  Abstieg vom Grünen Ups nach Lermoos,  T2, 1,5h
Am neuen Morgen packe ich schnell mein Gepäck zusammen und steige zur Alm ab. Ich möchte den ersten Bus nach Garmisch bekommen.
Nach kurzem Besuch der Aussichtsplattform steige ich weiter ab und nehme einen falschen Abzweiger, der mich nicht zum Kohlbergsteig sondern zum Böser Winkel Steig führt. Deshalb muss ich unten ein paar 100m zurück zum Depot.

Schmerzende Oberschenkel. Selbst Schuld, wenn man unbedingt dahin muss, wo es keine Hütte gibt! Am Bushaltepunkt stürzt genau bei meiner Ankunft ein angetrunkener Mann ohne Helm mit seinem E-Bike hin und verletzt sich am Kopf. Autofahrer halten und helfen ihm gemeinsam mit mir. Nicht schlimmes passiert. Kurz nachdem die Sanitäter eintreffen, trifft auch mein Bus mit Verspätung ein. Die nervige Rückreise beginnt.
Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre ich sehr gern auch noch weiter Richtung Westen gegangen oben vom Grünen Ups aus. Doch auch so genoss ich die große Ruhe. Zwei Damen oben am Daniel meinten, gewisse seltsame Spuren, die mir auch schon auffielen oberhalb vom Grünen Ups, könnten von einem Bären sein. Es soll einer gesehen worden sein im Lechtal gleich nebenan. Super Info vor der zweiten Biwaknacht...
Das schwierige an so aussichtsreichen Gipfeln ist, dass man danach zu viele weitere Ziele vor Augen hat. Jedenfalls zu viele für jemanden der weiter entfernt von den Alpen lebt
.

Tourengänger: alpensucht


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