Pico del Teide (3718) und Pico Viejo (3129)

Der Nachtaufstieg auf den Teide ist ein Projekt, das ich schon länger mit mir herumtrage. Im März 2024 wurde es konkret. Ich hatte mich vorher bei cardamine informiert, da ich nicht über denselben Weg absteigen wollte und faszinierend fand, das ganze Massiv zu überschreiten. Zu ihrem Bericht nun ein paar aktuelle Ergänzungen.

Am Nachmittag am Tag vor meiner geplanten Tour schien alles zu passen: Wetter wird noch besser, ich bin ganz gut akklimatisiert. Dann rief mich ein Bekannter an, der Spanisch spricht und meinte, er wisse nicht ob das so stimme, wie ich das glaube, dass man vor 9:00 ohne Permit auf den Gipfel dürfe, er würde die Spanier anders verstehen (er spricht Spanisch). Nach einer Weile fand ich es auch: Man kann nun auf der Nationalparkseite einen Permit für die Zeit zwischen 6:00 und 9:00 buchen (https://www.reservasparquesnacionales.es/real/ParquesNac/usu/html/listado-actividades-oapn.aspx?ii=8DEU&cen=2). Das gibt es bisher wohl nur auf Spanisch. Und weiter findet man, dass es 50 Plätze pro Tag gibt, wenn die Hütte zu ist, wenn sie offen ist sogar nur 7. Anscheinend kostet das auch 20 Euro. Die beiden folgenden Tage waren schon ausgebucht.

Ich versuchte in meiner Unterkunft zu klären, ob das eine Neuerung ist und was es damit auf sich hat. Der Betreiber meiner Unterkunft war selbst schon drei mal auf dem Teide, erklärte mir all das, was ich schon wusste (Parkplatz Montaña Blanca, keine Wertsachen im Auto lassen, man kommt an der Hütte auf 3270 vorbei, Checkpoint an der Bergstation auf 3550, sicherheitshalber sollte man laut ihm um 8:30 da vorbei). Er schien von einer solchen Neuerung nichts zu wissen.

Ich entschied mich, es am nächsten Tag ohne Permit trotzdem einfach zu versuchen. Schlafen konnte ich praktisch nicht, ständig überlegte ich hin und her, wie und was sich da geändert haben könnte, ob tatsächlich nun Park-Ranger die ganze Nacht oben sind, wie man überhaupt nachts den Zugang zum Gipfelsteig absichern kann usw.

Ich beschloss, früher zu gehen. Vielleicht bringt es ja was, vor 6:00 am Checkpoint vorbei zu sein. Dann müsste ich allerdings die 1.5 Stunden bis zum Sonnenaufgang auf den letzten Metern irgendwie totschlagen, was bei viel Wind unangenehm werden könnte. Da ich nicht schlafen konnte, startete ich noch früher und war um 2:00 am Ausgangspunkt. Und, wie sollte es anders sein: Der Parkplatz war schon voll belegt. Später haben mir zwei Dortmunder erzählt, dass sie um 1:15 den letzten Parkplatz bekommen haben.

Die nächsten "offiziellen" Parkplätze sind knapp 2 Kilometer in beide Richtungen entfernt. Ich fuhr langsam weiter, suchte den Straßenrand  nach einer näheren, halbwegs ebenen, steinfreien Fläche ab, fand eine ca. 300 Meter entfernt, setzte den Mietwagen beim Einparken allerdings auf (mit etwas Geduld oder Einweisung kann man es sicher auch ohne schaffen).

Um 2:15 war ich dann am Ausgangspunkt. Ich ließ mir Zeit, weil ich ja ohnehin befürchtete, zu früh zu sein. Komischerweise traf ich erst nach 1,5 Stunden die ersten Mitstreiter, obwohl klar war, dass vor und hinter mit einige sind. Die Atmosphäre unter den "Nachtaufsteigern" fand ich sehr angenehm, sehr international. Die Hütte war Anfang März 2024 geschlossen ("bis auf weiteres"), das schätzte ich als großen Vorteil und der war es wohl auch: Kein Gedränge, nirgendwo.

Kurz vor 6:00 passierte ich den Checkpoint. Um es vorwegzunehmen: Die Reservierung zwischen 6:00 und 9:00 scheint ein Bluff. Es ist niemand da, auch nicht um 8:00, als ich wieder runter kam. Da kam gerade die erste Seilbahn, allerdings nicht mit Park-Rangern, sondern mit Mitarbeitern der Bahn, die das Tragseil prüften.

Und noch eine Besonderheit, die ich nirgendwo gelesen hatte: Als ich gestartet war, gab es noch eine leichte Brise. Als ich oben ankam, war es windstill. Das gibt es! Kein Wind am Gipfel des Teide, ich schätze, etwa -5°. Es war leicht, dort eine Stunde auszuhalten. Ca. 30 Personen hatten gut Platz am Gipfel und genossen die Blaue Stunde, den Erdschattenbogen und natürlich den Sonnenaufgang. Der war tatsächlich etwas früher, als es die von mir konsultierte Seite vorhergesagt hatte.

Noch ein paar Worte zum Abstieg über den Pico Viejo nach Boca Tauce: Die Länge hatte ich schon ein bisschen unterschätzt, lohnend ist es auf jeden Fall. Der erste Teil ist etwas mühsam, sehr steinig, später wird es viel angenehmer zu gehen. Ich war seltsamerweise auf dieser Route praktisch allein, nur auf den ersten Metern hatte mich ein Trail-Runner überholt. Als ich bei einer späteren Wanderung anderen vom Abstieg über den Pico Viejo erzählte, haben sie mich gefragt, ob das nicht verboten sei. Das würde die Einsamkeit erklären, allerdings habe ich weder ein Hinweisschild gesehen (was bei mir nicht so viel heißt) noch habe ich im Netz irgendwas gefunden, was das bestätigen würde.

Und wie cardamine geschrieben hat: Jemanden zu finden, der einen wieder zurückbringt, ist überhaupt kein Problem, da es da oben nur eine Straße gibt und alle, die Richtung Norden fahren am Ausgangspunkt vorbeikommen.

Mein Track und meine Fotos finden sich hier: https://cactus26.4lima.de/Teide/?openpopup=26180&zoompopup=1>

Nachtrag zum Permit: Seit Juli 2022 scheint es möglich einen Permit zwischen 6:00 und 9:00 auf der Seite des Nationalparks zu buchen:
https://web.archive.org/web/20220702132847/https://reservasparquesnacionales.es/real/ParquesNac/usu/html/listado-actividades-oapn.aspx?cen=2