Ginalser Haute Route


Publiziert von Bergamotte , 19. März 2024 um 16:59.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:16 März 2024
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 2850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Eischoll (Bergstation), dann mit Sessel-/Skilift nach Erez
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Unterbäch (Bergstation)
Kartennummer:274S

Weitläufige Grattouren sind meine liebste Disziplin, sommers wie winters. Die Idee einer Runde um das Tal von Ginals trage ich schon eine Weile mit mir rum, doch irgendwie wollte es nie klappen. Einmal war mir die Anreise zu weit, dann wiederum fehlte es dem kleinen Skigebiet Eischoll an Schnee. Die Tour selber hingegen wäre äusserst schneesicher, denn man bewegt sich fast durchgehend über 2000m. Ein weiteres Jahr wollte ich nicht mehr warten und ergriff quasi die letzte Möglichkeit, bevor sich die Bahnen in die Sommerpause verabschieden. Da liess ich mich auch vom prognostizierten Westwind nicht abhalten.

Eine erstaunlich effiziente Anreise bringt mich von Thun nach cff logo Eischoll (Bergstation). Noch zwei Stunden zuvor hat es geregnet im Dorf, doch mittlerweile liefern sich Sonne und Wolken ein wunderschönes Wechselspiel. In weiser Voraussicht habe ich die Felle gut imprägniert, denn heute werde ich mit Sicherheit selber spuren müssen. Per Sessellift geht's nach Strigge und mit dem Skilift zum Ausgangspunkt Erez. Hinter mir eine weitere Tourengruppe, sonst gähnende Leere. Eigentlich schade, die Pistenverhältnisse oben raus scheinen mir sehr günstig.

Um 9:45 kann ich endlich loslegen und spure in sanfter Querung westwärts. Ich gehe die Sache ungewohnt entspannt an: pressieren nützt eh nix, es ist noch weit und die Batterie soll nicht vorschnell entladen sein. Ins Sängtelli hoch werden die ersten Höhenmeter fällig, ich schwitze - aber damit wird bald vorbei sein... Das Ergischhorn (2525m) gewinne ich nicht wie vorgeschlagen über den NE-Kamm, sondern in etwa dem Sommerweg folgend. Das scheint mir angenehmer. Oben auf dem Grat empfängt mich giftiger Westwind. Hoppla, mit Sturmstärke hatte ich nicht gerechnet. Ich entscheide, natürlich, weiterzuziehen, solange wie's halt passt. Schliesslich kann die Runde fast überall abgebrochen werden. 

Davon abgesehen könnte das Wetter nicht schöner sein. Himmel azurblau, Wolken weiss, Sonne strahlend. Und die ganze Gegend frisch in weiss getüncht. Selbst bei schlechter Sicht wäre die Orientierung offensichtlich, immer dem Kamm entlang. Unnötiges Kartenstudium werde ich heute ohnehin vermeiden, zumal ich keinen Handschuh riskieren will. Auf dem Ergischalphorn (2850m) gibt's - in einem Windloch - eine kurze Verpflegungspause, um dann über den weiterhin recht sanften Grat das Signalhorn (2910m) zu gewinnen. Den folgenden Gegenabstieg absolviere ich durchgehend mit Fellen. Sicher nicht jedermanns Sache, aber ich bin es gewohnt.

Übers Chummetjigrätji erreiche ich das Altstafelhorn (2838m), zumindest fast. Ich war wohl wortwörtlich etwas durch den Wind und lasse die unscheinbare Erhebung unbeabsichtigt links liegen. An der Roten Ritze werden die Verhältnisse felsiger. Für eine Portage fehlen mir Nerven und Kraft und ich quere ins Steitälli. Dort lässt es sich vom Wind geschützt ganz angenehm aufsteigen, vorausgesetzt die Verhältnisse in dieser Nordmulde passen. Auf dem Ginalshorn (3026m) erspähe ich erstmals weitere Türeler, vom Seefeld herkommend. Die zuvor gewälzten Gedanken an einen Abbruch sind nun wie weggeblasen, denn bereits liegt das Dreizehntenhorn in Sichtweite. 

Also erneut mit Fellen weiter (ich werde mich ihrer erst für die Schlussabfahrt entledigen) bis vor die Schwarze Blatte, welche ich südwärts umgehe. Zurück zum Grat in die Niggelinglicke (2840m) und auf verblasener Spur zum Dreizehntenhorn (3052m) hoch. Wer mag, legt noch einen Abstecher zum Schwarzhorn hin. Kindheitserinnerungen kommen auf, mit meinem Vater stand ich vor über 30 Jahren hier oben. Wie stolz war ich damals! Eine - Ihr dürft raten - Fellabfahrt später mache ich mich an den Augstbordgrat. Wobei, die Passage zum Ginalspass ist gar rau und Ski tragen mag ich nicht, solange es auch anders geht. Also umgehe ich den Grat nordwärts und gewinne ihn erst wieder in der Chumminilicke (2802m). Das ist ohnehin schneller.

Zurück auf dem Grat öffnet sich nun erstmals das Panorama in die Welt der 4000er, z.B. Mischabel im Osten und Weisshorn im Süden. Ach was für ein Tag! Im Schlussaufstieg zum Augstbordhorn (2972m) - auch ein alter Bekannter - mobilisiere ich die letzten Kraftreserven und belohne mich oben mit dem letzten Proviant. Der Schlussabstecher zum Violenhorn (2876m) ist schnell geschafft. Etwas kniffliger gestaltet sich das Abfellen im Sturmwind... Eine ganz gefällige Abfahrt bringt mich runter ins Seefeld bzw. das Skigebiet Unterbäch (dieses schliesst übrigens erst am 1. April). Die Pisten bringen mich (noch) bis ganz runter ins Dorf (alternativ ab Brandalp mit Sessellift),wo die erlebnisreiche Rally auf einem Holzbänkli ihren Abschluss findet.


Zeiten (gespurt, inkl. Pausen)
0:55  Ergischhorn
1:30  Ergischalphorn
1:50  Signalhorn
2:50  Ginalshorn
3:50  Dreizehntenhorn
4:50  Augstbordhorn
5:45  Unterbäch

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt: schön und streng
Gesendet am 22. März 2024 um 18:44
du schreibst es - eine fantastische Gewaltstour

lg Felix

Bergamotte hat gesagt: RE:schön und streng
Gesendet am 24. März 2024 um 12:08
ja, deutlich strenger als erwartet


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