Kurzbericht 

Schiffli uf em Thunersee...


Publiziert von lorenzo , 14. Februar 2024 um 22:37.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:14 Februar 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 930 m
Abstieg: 1460 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Saxeten, Schulhaus
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Leissigen
Kartennummer:LK 1228 Lauterbrunnen; D. Anker, R. Schnegg, Skitouren Berner Alpen Ost, SAC 2004

Bei Spaziergängen mit unseren Grosseltern am Thuner Quai galt unser Augenmerk den sich tummelnden Booten und den Wasservögeln. "Lueg, ä Drach!", "Gsesch das Toucherli mit de Junge?", "U dert chunnt d'Blüemlisalp (notabene der stampfende und tutende Raddampfer)!" riefen wir wild durcheinander. Für die prächtigen Gipfel rund um den Thunersee hatten wir dagegen noch keinen Sinn, und erst recht keine Ahnung hatten wir vom grössten Schiff über dem oberen See, dem Gross-Schiffli. Schon zigmal war ich auf dem Weg nach Interlaken unter ihm durchgefahren, und letzten Sommer hatte ich es zweimal überschritten. Jetzt im Winter lockte aber seine abgründig steile NW-Flanke, die vom Balkon aus in makellosem Weiss leuchtete, zu einer Skiabfahrt.

Nachdem die beiden Schneefresser Regen und Wärme während den letzten Tagen in Sachen "greenwashing" 
bis weit hinauf ganze Arbeit geleistet hatten, machte ich mich auf  ausgedehntere Portagepassagen gefasst, Hauptsache, der Schein in der NW-Flanke hatte nicht getrügt. Aber auf Schonegg hatte schliesslich auch der dümbste Muni genug gegrast, und er war gottenfroh, endlich die Ski anziehen zu dürfen, zumal es beim steilen Blatti nochmals einen nahrhaften Nachschlag gab. Ab Tschingel fühlte es sich dann endlich wie auf einer richtigen Skitour an, und nach dem morgendlichen zähen Graustart war die launige SW-Flanke bei ersten Sonnenstrahlen und sich öffnendem Panorama so gut wie ein Geschenk des nun blauen Himmels.

Die düstere NW-Flanke wirkte zunächst wiederum wenig einladend, aber mit F. Engels "Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit" schickte ich mich in das Unvermeidliche. Ein kurzer Fussabstieg brachte mich zu einer natürlichen Plattform, auf der ich in die Ski steigen konnte. Bei wechselhafter Unterlage - hart, Pulver, Gras, Schrofen - musste ich alle meine Register ziehen, um zwischen den Untiefen und Steilpassagen mit Tiefensog hindurch zu navigieren. Ab dem Fareneggli konnte ich es dann endlich ziehen lassen, bis kurz vor dem Wald schon wieder Vollpackung angesagt war. Am Bahnhof Leissigen erfuhr ich dann von Serviceleuten, dass er nicht mehr bedient wird, dank Verspätung der halb eins Post erwischte ich sie aber doch noch. Auf der kurzen Fahrt nach Spiez gewahrte ich durch die Scheiben dümpelnde Segelboote und sogar ein Kursschiff, das gerade in See stach - so wie damals, nur diesmal am anderen, entgegengesetzten oberen Seeende...

Gross-Schiffli

Aufstieg SE-Flanke: von Saxeten (ca. 1110m) gelben Markierungen (gelb) folgend durch das Dorf zum Louigraben, dann nach WSW über Weide und entlang der Strasse zum Brandgraben (1491m). N über Mittelberg oder S über Blatti (steil) ausholend auf die Abflachung N von Tschingel (1810m), und über die SE-Flanke (bis 35 Grad), Felsen umgehend, zum Gipfel (2038m), 2-3h, ZS-.

Abfahrt NW-Flanke: vom Gipfelfirst an geeigneter Stelle zwischen kleinen Tannen ca. 20Hm zu Fuss nach NW absteigen, dann über die NW-Flanke (40-45 Grad) bis ca. 1790m abfahren und auf einem ausgesetzten Band nach W zum Fareneggli queren. Über den Hang E davon zu P. 1483 und dem weiss-rot markierten Bergweg (wr) folgend über Leissigbärgli und die Hütte bei P. 1305 bis hinunter zum Wald, SS. Zu Fuss wr und gelb über Schneeweidli und Froumültscha (1012m) bis vor die Meielisalp (800m), entlang dem Eybach bis Buechholzweidli, und zuletzt gelb durch das Dorf zur Postautostation beim Bahnhof Leissigen (576m), T3. 2-3h.

Variante: bei genügend Schnee kann von der Hütte bei P. 1305 über Horeweid nach Wybschwendi und entlang der Strasse nach Därligen abgefahren werden.

Verhältnisse: morgens bewölkt, gegen Mittag zunehmend aufgehellt, bei mässigem W-Wind mild. Schnee oberhalb 1250-1400m, schattseitig dünne Pulverschicht auf harter, aber meistens griffiger Unterlage. In der NW-Flanke z.T. freiliegende vereiste Schrofen, und dort stellenweise abgerutscht und geschritten. Ski bis Schonegg, ca. 100Hm auf Blatti (nach Nassschneerutschen z.T. aper), 20Hm zuoberst in der NW-Flanke (Pickel, Tannenäste), und ab ca. 1270m getragen.

Material: Helm, Pickel und Steigeisen zu üblicher Skitourenausrüstung.

Fahrplan: 7.45 Saxeten, 9.45 Gross-Schiffli, 11.15 Leissigbärgli, 12.30 Leissigen.

Tourengänger: lorenzo


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