Eine Lehmhölle: Dieboldslöchli


Publiziert von Bergmax , 4. Februar 2024 um 22:18.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum: 2 Februar 2024
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL 
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:Duggingen - Bämblersmatte - Dieboldslöchli - Bämblersmatte - Duggingen - Aesch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S-Bahn nach Duggingen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:S-Bahn ab Aesch
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Wenn man sich mal komplett dreckig machen möchte...

Das Dieboldslöchli, eine Karsthöhle im Birstal, ist mir erst bekannt geworden, als unlängst dieser informative Tourenbericht von bergconnaisseur erschienen ist. Überschaubare Höhlenbefahrungen dieser Schwierigkeit interessieren mich sehr, seitdem ich vor einem Jahrzehnt im Elbsandstein damit angefangen habe. Außerdem habe ich Lust, mal das Mini-Stativ auszuprobieren, dass ich kürzlich für meine wasserfeste Kamera angeschafft habe.

Die Höhle lässt sich gut mit dem Zug erreichen. Am kürzesten ist der Zustieg vom Haltepunkt Duggingen (313 m) aus. Ich benutze die Fußgängerbrücke über die Birs und wandere dann am westlichen Ufer entlang südwärts. Die Hauptstraße wird am Portal des Eggfluetunnels gequert. Danach folge ich dem Wanderweg im Schlossgraben nur bis in die erste Kehre (ca. 335 m) und gehe dann wie in dem anderen Bericht geschrieben noch ein kurzes Stück (vielleicht 50 Streckenmeter) weiter auf dem Fahrweg nordwärts. Bald entdecke ich sehr schwache Trittspuren, die an die Felswand heranführen. An ihrem Fuß halte ich mich links (südwärts) und stehe schon bald in einer Kerbe, in der ein ganzes Sortiment an Fixseilen eine eigentlich recht abweisende, bauchige Stufe zu sichern versucht. Darüber scheint sich eine breite Terrasse zu befinden.
Ich ziehe am vertrauenserweckensten Seil, um es zu prüfen. Mit dem Ergebnis, dass mir ein Stein entgegenkommt. Hmmm. Beim Anklettern fühlt sich das Ganze dann eher auch nach einer III als nach einer II an. Jedenfalls schwieriger, als ich mir den Zustieg vorgestellt hatte. Also hoch ginge ja schon noch irgendwie, aber runter würde ich so eine Stufe mit meinen bescheidenen Kletterkünsten doch lieber abseilen. Geht aber nicht ohne die richtige Ausrüstung im Rucksack. Sollte die erste Tour heuer schon am Zustieg scheitern?

Unzufrieden quere unter der Felswand hin und her. Zuerst erfolglos, doch etwa einhundert Steckenmeter weiter südlich fällt mir plötzlich eine Felsrampe auf. Und ein mächtiger Überhang darüber. Das sieht doch viel mehr nach einem Höhleneingang aus. Beim Näherkommen ist die Rampe dann auch mit einem roten Fixseil versehen. Hier bin ich richtig! Entgegen meiner Gewohnheit klemme ich mich nicht in den Riss mit dem Seil, sondern benutze die (etwas ausgesetzten) Felsen rechts daneben. Die sind so gut gestuft, dass ich nur eine I für die Kraxelei vergebe.
Runterwärts werde ich unterhalb der Rampe undeutlichen Spuren direkt "nach unten" folgen und genau in der Kehre (ca. 335 m) auf den Wanderweg treffen. Diese Variante empfehle ich mehr als den Hinweg!

Der großzügige Höhleneingang des Dieboldslöchlis (ca. 385 m) ist ein sehr guter Platz für eine Pause und auch zum Umziehen. Mir ist klar, dass es schmutzig werden würde, also habe ich eine alte Hose, Jacke, Kappe sowie Handschuhe mitgebracht. Und natürlich zwei Stirmlampen (zwei, falls eine plötzlich versagen sollte).

Hinter dem großen Portal gibt es eine sehr kurze und harmlose engere Stelle, welche in den ersten großen Raum hineinführt. Dieser ist schon schön duinkel und im hinteren Bereich findet man viel glitzerndes Leuchtmoos. Innenhaltend wird es kurz wieder etwas enger, wobei die Trennung zum zweiten Raum nicht sehr deutlich ist. Dieser wirkt länglich. Nach hinten wird es sukzessive immer enger, bis man sich auch schon in dem "berüchtigten" Gang wiederfindet, der sich bis zur Endhalle hinzieht. Eine nicht allzu hohe Lehmstufe rutsche ich einfach hinunter. Wem der Lehm nicht gefällt, der wird wohl hier umkehren. Und das ist gut so.

Die Enge des Gangs stellt mich vor keine Herausforderung. Denn da bin ich aus dem Elbsandstein Schlimmeres gewöhnt (z. B. die Bellohöhle oder gar die Höhle am Zerklüfteten Stein). Im Summe gibt es insgesamt drei, vier Stellen, an denen ich auf dem Bauch kriechen muss, alles andere geht mehr auf allen vieren. Nach vielleicht 15 Metern kommt ein kleiner Raum mit einem ganz speziellen Kunstwerk, das mein Vorschreiber auch erwähnt. Ich habe eine Foto, lade es jetzt aber mal nicht hoch. Wer das unbedingt sehen will, der soll sich wenigstens selbst schmutzig machen. Ach so - wer bis hier gekommen ist, wird es wohl auch bis in die Endhalle schaffen. Die Entfernung schätze ich auf 35 Meter. Enger wird es nicht mehr. Aber es geht noch schmutziger! Kurz vor der Endhalle wird der Gang nämlich plötzlich nass. Es ist wirklich ein spezielles Gefühl, durch dieses unheimlich klebrige Zeug zu krabbeln.

Ich betrete die Endhalle des Dieboldslöchlis an der tiefsten Stelle. Etwa so, als würde man von unten in einen Trichter einsteigen. Eine Stufe von etwa zwei Metern muss irgendwie überwunden werden. In dem anderen Bericht wird die Rückwand zu Hilfe genommen, ich dagegen finde es einfacher, mich frontal mit den Armen hochzustemmen. Ist ja auch egal, wie mans macht, Stilpunkte gibts hier eh keine.
Die Endhalle ist groß, aber fast überall schräg und steil. Eigentlich kann man nur auf der äußerst lehmigen Grundstrecke nach rechts oder links gehen. Es gibt einige Versinterungen und auch Tropfsteine, die jedoch etwas entäuschend niedrig sind. Eine Theorie macht das Basler Erdbeben von 1356 dafür verantwortlich, dass viele Tropfsteine zerbrochen sind und seitdem aus den Stümpfen neu hochwachsen.

Bald bekomme ich Durst auf Bier. Und da sich dieses im Rucksack am Höhleneingang befindet, wird es Zeit, den Rückweg anzutreten. Die niedrige Gang ist ziemlich horizontal und meiner Meinung nach in beide Richtungen etwa gleich anspruchsvoll zu befahren. Ich mache noch einige wenige Fotos, aber durch den Schutz macht das nur bedingt Spaß. Zurück am Tageslicht ziehe ich mich gleich um und bereue es, nicht auch extra Schuhe für die Höhle mitgenommen zu haben. Der Dreck ist meiner Meinung nach die größte Herausforderung dieser Höhle. Es ist etwa so, als würde man im Schweinestall herumsuhlen. Aber immerhin stinkt es nicht!
Inklusive der kleidungswechsel habe ich über eine Stunde in der Höhle verbracht. Das Bier schmeckt jetzt ausgezeichnet.

Bevor ich zum Bahnhof Duggingen zurücklaufe, mache ich noch einen Abstecher an die Birs, um die Schuhe notdürftig zu säubern. Es klappt nur mittelmäßig. Danach fährt allerdings die S-Bahn in Duggingen vor der Nase weg. Anstatt gleich eine Fahrkarte zu kaufen und zu warten, schaue ich erstmal auf den Zonenplan und stelle fest, dass ich von Aesch aus eine Zone weniger bezahlen müsste. Also gehe ich das nicht allzuweite Stück (ca. 20 min) zu Fuß, langweile mich nicht und spare ein klein wenig Geld.

Gehzeiten
Duggingen - Dieboldslöchli: 50 min (mit Wegsuche)
Bafahrung: 1 h 15 min (inkl. Umziehen)
Dieboldslöchli - Duggingen: 20 min (+ 15 min Schuhe abwaschen)

Die ersten zwei Räume der Höhle lassen sich ohne sonderliche Probleme begehen. Meiner Meinung nach genügen ein Geleucht und einigermaßen schmutzunempfindliche Kleidung. Den Zustieg schätze ich auf T4 / I.
Wer weiter möchte, braucht unbedingt Ersatzkleidung. "Elegant" wäre sicherlich ein Einteiler. Und auch die Schuhe nicht vergessen. Ausreichend Licht muss sowieso sein. Darüber hinaus hängt die Ausrüstung natürlich  vom persönlichen Sicherheitsbedürfnis ab.

Fazit - die Schuhe habe ich daheim wieder sauber bekommen - also alles super!

Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (2)


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bergconnaisseur hat gesagt: geile scheiss
Gesendet am 6. Februar 2024 um 17:29
Ciao Max, freut mich sehr, dass dir mein Bericht von Nutzen sein konnte! Man merkt beim Lesen, dass du mehr Erfahrung mit den Höhlen hast, so fehlten mir beim Schreiben meines Berichtes oftmals die richtigen Worte (meine Höhlenerfahrung beschränkt sich gewissermassen auf 2 Befahrungen des Dieboldslöchli) deshalb sehr gut, dass du hier meinen Bericht ergänzt. Am beeindruckendsten finde ich, dass du deine Kameralinse vor Schmutz bewahren konntest, meine Gopro war da nicht so glücklich.
Wirklich ein toller Ausflug, dieses Dieboldslöchli. Durch diesen nassen Schlamm zu robben ist, wie du sagst, eine sehr spezielle Erfahrung und es freut mich wirklich sehr, dass ich dich inspirieren und die Höhle in den Kopf der Community bringen konnte.

MFG
Max (Namensvetter, übrigens)

Bergmax hat gesagt: RE:geile scheiss
Gesendet am 8. Februar 2024 um 17:22
Moin Max,

also ich hatte keine Probleme, anhand Deines Berichts die Höhle richtig einzuschätzen. Passt also schon, was Du schreibst. Nur beim Zustieg stand ich - wie erwähnt - erst etwas dumm vor dem "falschen" Fixseil.
Die Kamera hatte ich die meiste Zeit über in der Jackentasche. Vor dem Fotografieren habe ich immer erst die Handschuhe ausgezogen (und danach gleich wieder angezogen). Ist zwar nervig, aber so bleibt das Gerät halbwegs sauber.

Viele Grüße

Max


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