Steghorn 3147m ab Gemmipass


Publiziert von Ororretto , 17. Februar 2024 um 16:07.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:27 Januar 2024
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1060 m
Abstieg: 1060 m
Strecke:16.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Gemmipass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Gemmipass
Unterkunftmöglichkeiten:Lämmerenhütte SAC, Gemmi Lodge

Irgendwie bin ich mit Wintersportarten bisher noch so richtig warm geworden. Im Vergleich zum Sommerwandern verbinde ich das Schneeschuhwandern hauptsächlich mit den vergleichsweise intensiveren Anstrengungen zum Sommerwandern und so bin ich auch diesen Winter leider nur selten aus dem Haus gekommen. So war ich sehr froh, dass ich mit einem Tourenangebot von AndyZ genug extrinsische Motivation bekommen habe, um meinen inneren Schweinehund zu besiegen.

Die Ansage war klar: 07:00 Treffpunkt in Bern, das heisst für mich Tagwache um 04:30 und mangels Bus mit dem Velo zum Bahnhof um 05:30 den Zug im Zürcher Oberland zu erwischen. Die Fahrzeiten der Gemmi-Bahn lassen leider in keine Richtung irgendwelche zeitlichen Optionen offen: Mit der ersten Bahn um 09:00 gehts von Leukerbad in die Höhe, und es wird die letzte fahrplanmässige Fahrt um 17:00 sein, die uns wieder zu Tale gebracht haben wird.

Wolkenloser Himmel, gute, harte Spur, optimale Temperaturen, die Bedingungen heute sind schlicht perfekt. Nach einem kurzen Abstieg von der Gemmi-Bergstation und Gegenanstieg betreten wir bald nach Start den Lämmerenboden. Eine perfekte Ebene mit rund zwei Kilometern Länge. Auf dem Hinweg ist dies noch ganz faszinierend, und tiptop um warmzulaufen und effizient Distanz hinter sich zu bringen, obschon die Lage im Schatten ein wenig bedrückend ist. So geht's also rund eine Stunde meist schnurgerade gegen die Lämmerenhütte zu.

So einfach der Gang über den Lämmerenboden war (quasi WT0), so ist die anschliessende Etappe umso kniffliger: Eine Steilstufe, nicht ganz 100 Höhenmeter hoch, ohne Alternative in weniger steilem Gelände. Während sich die Skitürler mit den sehr engen Kehren abmühen, verlassen wir die schmale Spur bald und gehen in direkter Linie den steilen Hang hinauf. Dank dem harten Schnee finden wir guten Halt und das Ganze gestaltet sich tatsächlich als weniger anstrengend als es von unten den Anschein gemacht hat. Eine Schneetourengängerin einer anderen Gruppe scheint aber ein etwas günstigeres Schneeschuhmodell gewählt zu haben und hat damit deutlich mehr Mühe als wir.

Während das Gelände danach wieder flacher wird, besteht die Route für diesen Abschnitt oft aus für die Füsse anstrengenden Traversen. Wir kürzen an dieser Stelle gegenüber der kartographierten Schneeschuhroute, die einen Umweg zur Lämmerenhütte macht, ab. Nach einer kurzen Pause gelangen wir in das Tal des Wildstrubel- und Steghorngletschers, und die Hangtraversen sind vorbei. Von hier an folgen wir in angenehm gemässigter Steigung den bestehenden Spuren in Richtung Steghorn. Wo genau der Steghorngletscher beginnt ist schwer zu sagen.

Die Spuren führen uns auf die linke Seite des Gletschers auf den Grat namens Strubelegga - ein fantastischer Aussichtspunkt, nachdem die Route lange am Talboden ohne grosse Aussicht verlaufen war. Eine erste grössere Pause ist angesagt. Mit Tiefblick auf die wuselnde Engstligenalp, und Weitblick in die Freiburger Alpen, geniessen wir die wärmende Sonne an diesem perfekten Tag.

Die letzen 250 Höhenmeter sind nochmals etwas steiler und anstrengender als das Stück über den Gletscher, möglicherweise auch aufgrund der zunehmenden Höhe. Rund 40 Minuten später ist der Gipfel aber auch schon erreicht. Auf dem Steghorn ziehen vor allem die Walliser Viertausender ihren Blick auf sich. Aber auch der Tiefblick zur Gemmi ist befriedigend, als Bestätigung für das Geleistete. Mit der warmen Sonne und ohne jeglichen Wind ist das Gipfelglück makellos.

Wieder runter gehts in direkter Linie zum Steghorngletscher zurück, wobei wir aber darauf achten, nicht zu weit links in felsiges Gelände zu gelangen. Der Abstieg ist nicht ganz so unbeschwert, da die Schneekonsistenz alle paar Schritte zwischen weich und rutschig zu hart und festgriffig wechselt. Ein spassiges Schneesurfen ist heute leider nicht möglich. Zurück geht's danach entlang der Aufstiegsroute, wobei aber natürlich die Serpentinen der Aufstiegsspur ausgelassen werden.

Auch im Abstieg ist die Schlüsselstelle knifflig und vor allem durch ihre Steilheit sehr eindrücklich und respekteinflössend. Während keine Absturzgefahr herrscht, ist der Schnee sehr hart und damit ein Runterrutschen von zuoberst nicht unbedingt empfehlenswert. Wir wählen die schmale Skispur, bis wir etwa auf mittlerer Höhe der Steilstufe sind. Danach wird wahlweise gerutscht, oder rückwärts, also wie im Aufstieg, abgestiegen. Beim Weitergehen über den Lämmerenboden sehen wir im Zurückblicken, wie eine andere Schneeschuhläuferin fast nicht den Abhang runter kommt und schliesslich gar von ihren Skitouren-Kollegen angeseilt werden muss. Sie verlangt einiges an Selbstvertrauen ab, diese Schlüsselstelle.

Der Gang zurück über den endlosen Lämmerenboden wird etwas zur Tortur. Das Ziel will nicht näher kommen und je länger denn mehr geht einem der ständige Lärm der Schneeschuhe auf die Nerven. Aber wir bleiben tapfer und bringen die Ebene, welche schon lange wieder im Schatten liegt, hinter uns. Als Schlussspurt müssen wir nochmals die ca. 100 Höhenmeter zur Bahnstation hoch, aber auch das bringen wir tapfer hinter uns.

Für eine kurze Einkehr im sehr schönen Restaurant auf der Gemmi reicht es noch, bevor wir in die letzte Seilbahn steigen. In Visp folgt eine längere Wartezeit, während welcher wir uns dazu entscheiden, bis Brig weiterzufahren, um uns dort einen schönen Sitzplatz im Zug nach Bern und Zürich zu ergattern. Eine gute Idee, denn bereits in Brig ist der Zug sehr stark belegt.


Fazit: Eine wunderschöne und dank meist gemässigten Steigungen nicht allzu anstrengende Schneeschuhtour, durchgeführt bei besten Bedingungen. Die Steilstufe ist mental ziemlich fordernd (WT4), alles andere ist aber technisch einfach (WT2 und tiefer). Die Fahrzeiten der Seilbahn, kombiniert mit der doch beachtlichen Länge der Tour führen aber leider dazu, dass man nie allzu lange verweilen kann und ständig auf die Zeit schauen muss, um nicht in der Gemmi zu stranden.

Zeiten und Schwierigkeiten
Hinweis: Die Wegzeiten und Schwierigkeiten beziehen sich auf die Strecke zwischen dem Checkpoint der vorhergehenden Zeile und dem Checkpoint der eingetragenen Zeile.

Zeit Checkpoint Höhe Unsere Wegzeit Pause Schwierigkeit
09:45 Gemmipass Bergstation 2344m -    
10:45 Lämmerenboden Beginn Steilstufe 2313m 1 h   WT1
11:20 Verzweigung Steghorn/Wildstrubel 2550m 35 min 10 min WT4
12:40 Strubelegga 2900m 1h  10 min 20 min WT2
13:40 Steghorn 3147m 40 min 20 min WT2
14:55 Verzweigung Steghorn/Wildstrubel 2550m 55 min 5 min WT2
15:35 Lämmerenboden Beginn Steilstufe 2313m 35 min   WT4
16:30 Gemmipass Bergstation 2344m 55 min   WT1

Wegzeit Total: 5 h  50 min
Pausen Total: 55 min
Zeitaufwand Total: 6 h  45 min


Technische Ausrüstung
- Schneeschuhe
- Wanderschuhe
- Skistöcke
- Lawinensuchgerät, Schaufel, Sonde

Fotos: AndyZ

Tourengänger: AndyZ, Ororretto


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