Körlspitze 2612m - Hinterrücks angeschlichen

Das Gsiesertal ist unsere zweite Heimat geworden, die Schneelage sagt uns zu, der Körlspitz und die Kniekichlan beim Kahnwirt locken. Wieder fahren wir Richtung St. Martin, doch mein Wagen will nicht halten und fährt direkt weiter nach St. Magdalena. Ich lasse ihn gewähren und er stellt sich beim gebührenpflichtigen Parkplatz ab, er muss es ja nicht bezahlen!?
So steht unsere Tour, wir werden über das Kalksteinjöchl auf den Körlspitz steigen, mein Auto hat es so entschieden ;-) Dandl fügt sich, er vertraut mir, mehr oder weniger. Doch je näher wir kommen, umso klarer wird, dass der Nordostgrat nicht begehbar ist, meine erste Wahl fällt damit aus. Also greift jetzt Plan B: Querung in die Villgratener Seite und hinterrücks anschleichen.
Dandl ist noch nicht begeistert, er studiert die Hangneigungskarten und folgt mir nur zögerlich. Bei der steilen Querung kommen wir viel zu hoch und müssen wieder vorsichtig abrutschen auf den Sommerweg, inzwischen zweifle auch ich an meiner Idee. Aber umdrehen will jetzt niemand mehr, wir sichten in der Ferne eine vage Abfahrtsspur und halten darauf zu.
Hinter dem nächsten Rücken zieht eine knackig steile Flanke zum Körlspitz, sie wird als Skitourenvariante beschrieben, jetzt kann uns nichts mehr halten. Besser gesagt, Dandl ist nicht mehr zu halten, er steigt gekonnt vor, selbst die Harscheisen würden ihn nur unnötig bremsen!? Ich dagegen fühle mich mit ihnen wohler und steige wesentlich lockerer mit den Eisen unter den Skiern.
Es braucht jede Menge Spitzkehren und der Hang steilt bis an die 40 Grad auf. Die letzten Meter steigen wir zu Fuß, hier wieder abzufahren behagt uns überhaupt nicht!? Auf dem Kamm können die Ski nochmal unter die Füße und nach wenigen Minuten ist der Gipfel erreicht, na also.
Beim Blick in die Abfahrtshänge Richtung Südwesten steht unsere Entscheidung schnell, zum Kalksteinjöchl werden wir heute nicht mehr zurückkehren. Wir schwingen ab ins Versell und nach St. Martin, Dandl erklärt sich bereit, auf der Loipe nach St. Magdalena zu gehen und das Auto zu holen, Respekt!
Auf den ersten, sonnenausgesetzten Steilhängen kommt sogar ein Hauch von Firn auf, aber weiter unten hat  sich der Pulver im Versell inzwischen verwandelt, ein leichtes Krüstchen knistert bei der Abfahrt und auch der Forstweg ist etwas ruppiger geworden. Während Dandl auffellt und sich auf den Weg zum Parkplatz nach St. Magdalena macht, flacke ich in der Sonne beim Kahn. Bis er den Wagen geholt hat, bestelle ich hinter seinem Rücken schonmal die ersten Köstlichkeiten.