Rosserspitz 2500m - Die Karawane

Immer noch ziehen keine Karawanen ins Versell, auch wenn es sich als Skitourenziel herumgesprochen hat. Vor allem die Multerspitze ist inzwischen kein Geheimtipp mehr. Wer den elend langen Zustieg über die Serpentinen des Forstwegs in Kauf nimmt, bekommt weiter oben zauberhaftes Skigelände und meist gut konservierten Pulver geboten.
Das hat natürlich im wahrsten Sinne des Wortes seine Schattenseite, denn Sonne sieht das Versell im Winter kaum, auf weit über 2000m wärmt uns der erste Strahl. Dabei fällt unser Blick auf eine 13 köpfige Gamskarawane an den Sonnenhängen unter dem Körlspitz, was für ein herzerwärmendes Erlebnis.
Wir schlürfen Tee und schauen uns die Umgebung genauer an, es gäbe eine Reihe von Tourenvarianten, bei den aktuell sehr sicheren Bedingungen ist vieles möglich. Die Modetour Multer schließen wir aus, am Gipfel sichten wir eine ganze Karawanserei aus dem Villgratental. Den einsamen Rosserspitz gegenüber kennen wir beide noch nicht, das passt sehr gut. Auf der Karte zieht die Skitourenspur direkt extem steil in die Pürglers Lenke, das scheint uns selbst bei den heutigen Bedingungen fragwürdig. Wir holen aus und legen unsere Spur weiter links (immerhin auch noch über 35 Grad!) auf den Kamm ein Stück nördlich der Püglers Gungge. Wir halten uns nicht an dem unscheinbaren Buckel auf, fahren mit Fell ab in die gleichnamige Lenke und steigen die wenigen Höhenmeter zum formschönen Rosserspitz, der gefällt uns besser ;-)
Hier herauf verirrt sich kaum ein Tourengeher, womöglich auch, weil die Höhe in den Karten falsch angegeben ist, die Karawanen ziehen anderswo. Wir genießen kurz den Ausblick und fellen ab, von Westen soll es am Nachmittag zuziehen, wir wollen uns die herrliche Skitour nicht von Wolkengesindel verderben lassen.
Wir queren den hartgepressten Steilhang unter der Pürglers Gungge bis wir besseren Schnee finden. Und wir finden ihn! Beinahe ungläubig schwingen wir durch die Hänge, es gibt tragende Platten und Pulverschnee im Wechsel, wer hätte das gedacht, mit dem gewissen Gespür für Schnee beinahe perfekte Bedingungen!?
Unter der Randlhütte treffen wir auf den Forstweg, er gleicht einer Rodelbahn, auch er lässt sich bestens befahren, herrlich. Was kann man von einer Skitour noch erwarten, wenn nicht eine nette Einkehrmöglichkeit. Der Kahnwirt lockt direkt neben der Kirche und der Langlaufloipe, dort müsste doch was Essbares zu haben sein!?
Es gibt aufgewärmte Kniekiachlan, ich zögere kurz!? Aber hier werden sie nicht in der Mikrowelle qualvoll gemordet, sondern im Rohr knusprig fertiggebacken! Mein Herz lacht, das ist der würdige Abschluss eines rundum gelungenen Skitages.