Con Ault (1733 m) und der Waltensburger Meister


Publiziert von PStraub , 8. November 2023 um 19:18.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 8 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Hausstockgruppe 
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m

Die niedrige Schneegrenze liess keine grossen Sprünge zu, darum entschloss ich mich für eine Runde in der Surselva. Mit Kultur, Geschichte und doch noch einem "neuen" Berg.

Erst fuhr ich mit der Bahn bis zur Station Waltensburg/Vuorz, welche so weit im Niemandsland liegt, dass die Zufahrtsstrasse nicht einmal geteert ist. Ab hier gings mit dem Bike bis kurz vor Waltensburg, wo ich zur ehemaligen Burganlage Jörgenberg fuhr.

Jörgenberg  ist die grössten Burganlage der Surselva und steht auf einem exponierten Felsvorsprung östlich von Waltensburg/Vuorz. Sichtbar sind noch der Hauptturm, die Schildmauer, der Glockenturm mit Resten der Kirche sowie Teile von Wohnbauten und Toranlagen.
"Jörgen" ist ein Genitiv von Jürg = Georg, St. Georg war das Patrozinium der Kirche, welche schon im 8. und 9. Jhd. erwähnt wurde.

Dem Wesen nach war es ein Kirchenkastell wie Solavers, erst im 13. Jhd. wurde es in eine Feudalburg um- bezw. ausgebaut.
Die Kirche St. Georg war eher klein und hatte eine merkwürdig vom Glockenturm abgedrängte, schief stehende Apsis. Das ist vermutlich nicht der Originalzustand, im 8. oder 9. Jhd. würde man einen Drei-Apsiden-Bau erwarten.

Dann fuhr ich auf dem "oberen" (nördlichen) Weg ins Dorf Waltensburg. Das ist streckenweise eher rupppig.

Im Dorf besuchte ich die Kirche, welche wegen ihren Fresken ein Kulturmonument von internationalem Rang ist - der namentlich nicht bekannte Maler wurde nach dem Dorf "Waltensburger Meister" genannt.
An der Aussenwand sind Fresken aus dem 15. Jhd., darunter ein Christopherus, ein Motiv, welches sonst eher an Passstrassen zu finden ist.
Die dem Waltensburger Meister zugeschriebenen Fresken sind innen an der Nordwand, sie stellen einen Passionszyklus dar. Es wäre Zeit, die fürchterliche Empore abzubrechen, welche beträchtliche Teile dieser Bilder abdeckt. Weiteres dazu im Link oben.

Dann ging es weiter zur Ruine Kropfenstein (Ruina Grotta). Wie Fracstein war das eine unter einem überhängenden Felsen gebaute Höhlenburg. Der Zugang ist mit Ketten und Geländern gesichert, was einiges darüber aussagt, wie exponiert die Burg an die Wand "geklebt" wurde.

Für die nächste Etappe musste ich erst ein Stück zurück, dann bog ich bei P. 1101 nach links ab. Das war keine brillante Idee: Das GPS hatte einen Fussweg als Strasse gelesen.

Die Ruine Vogelsberg/Cafoghel muss erst einmal gefunden werden. Am besten steigt man von der Via Alp Dado zum Stall bei 46.78137, 9.09990 ab, dann sind die Reste wenige Meter entfernt östlich am Abhang zu sehen.

Zurück beim Bike fuhr ich auf der Alp-Dado-Strasse bis kurz nach P. 1431 und dann auf der andern Talseite auf der Via Cuolm Dado bis zu einer Verzweigung auf 1530 m.
Ab hier stieg ich zu Fuss auf dem Forstweg auf, der bis fast zum höchsten Punkt des Con Ault führt. Ab ca. 1500 m hatte es Schnee, aber nur einige cm.

Der Con Ault ist touristisch eine Enttäuschung. Eigentlich hätte man eine unglaubliche Rundsicht, nur stehen da lauter Bäume herum.

Statt auf dem gleichen Weg zurück, folgte ich dem Gratrücken. Der Forstweg verlor sich, ich folgte Tierspuren. Schon im Aufstieg nahm ich an, dass das perfektes Hirschgelände wäre. Und tatsächlich sah ich welche. Erst nur ein paar flüchtende Tiere von weitem im Gebüsch, dann eine ganze Gruppe, welche Reissaus nahm, darunter einige mit stattlichen Geweihen. Hirsche sieht man fast nie, nur schon das wäre die Tour wert gewesen.

Irgendwann war mir die Stapferei durchs Unterholz zu blöd, so stieg ich durch rutschiges Gelände zum Weg im Osten des Hangs ab und kehrte auf diesem zum Bike zurück (T3+).

Eigentlich hätte es in Waltensburg noch eine vierte Burgruine: Grünenfels. Doch ich hatte genug von alten Steinen und fuhr ins Tal.

Da ich in Waltensburg/Vuorz den Zug um zwei Minuten verpasste, fuhr ich noch nach Ilanz und machte eine Runde durch die Altstadt.

Am Morgen bliesen die Schneekanonen in Obersaxen Schneestaub in die Luft, am Nachmittag hatte es über einigen Gipfeln bereits Schneewolken, die vom aufziehenden Sturm kündeten.


Bike: auf/ab ca. 1050 Hm, total 35 km

Tourengänger: PStraub
Communities: ÖV - Bike - Hike


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Kommentare (2)


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Kik hat gesagt: Con Ault ... eine Enttäuschung
Gesendet am 8. November 2023 um 20:50
Nach dem Sturm Viviane hatte man dort eine prima Aussicht ;-).
Wenn Du in der Umgebung von Waltensburg einen beeindruckenden Tiefblick willst, musst Du auf den Flanz gehen, westlich über der Grotta Casti, aber der Forstweg ist nicht (ideal) für E-bikes, das letzte Stück gar nicht.
viele Grüsse
Kik

PStraub hat gesagt: RE:Con Ault ... eine Enttäuschung
Gesendet am 9. November 2023 um 15:29
>Nach dem Sturm Viviane hatte man dort eine prima Aussicht ;-).
Das kann ich mir vorstellen, noch immer ist der Hügelzug ja eher locker bewachsen - ideales Hirschgelände eben ..

Gruss Peter


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