Wintereinbruch in Unterwasser


Publiziert von Talida , 6. November 2023 um 21:52.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 4 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Alpstein 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 956 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:14.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Haltestelle: Unterwasser Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Haltestelle: Stein SG, Dorf

Mittlerweile ist es bereits November und die Tourenplanung wird immer schwieriger. Wo hält das Wetter einigermassen? Welche Tour ist noch vor Einbruch der Dunkelheit gegen 17.00 Uhr machbar? Und vor allem - hat es schon Schnee?

Der Wetterradar zeigte für Samstag für die Ostschweiz das bestmögliche Wetter an - auch wenn "bestmöglich" durchaus noch weit entfernt von "gut" ist. Also war die Tour bald festgelegt: Von Unterwasser zum Windenpass und anschliessend schön dem Grat entlang zu Gmeinenwis, Neuenalpspitz bis nach Stein. Natürlich war ein bisschen Schnee in der Vorhersage gemeldet - aber bei Föhn, Sonne am Morgen und hauptsächlich Südhängen ist dieser sicherlich schon fast wieder weg bis wir dort sind. Dachte ich. Schliesslich ist der typische Berggänger optimistisch.

Bezeichnend dafür war, dass ich bei der Vorbereitung meiner Wanderkollegin noch mitgeteilt habe, dass wir möglicherweise Grödel benötigen - Gamaschen aber sicherlich nicht - es sollte schliesslich nur ein bisschen Schneeflaum ganz oben am Gipfel haben...

Schon bei der Anfahrt mit dem Bus sah die Landschaft dann völlig anders aus als erwartet: Sonnig (wie schön!) und sehr, sehr weiss (So viel Schnee??!). Als uns eine nette ältere Dame im Bus ansprach, ob wir etwas im "Schnee laufen gehen würden?" war die Antwort daher "Naja, offenbar...".

Aber natürlich liessen wir uns von diesem bisschen Schnee nicht abhalten und erreichten daher auch nach wenigen Minuten das erste Highlight der Tour: Die Thurwasserfälle!
Oft sind ja Wasserfälle in echt doch nicht so spektakulär, wie online beschrieben. Bei diesen lohnt es sich aber wirklich, den kurzen Abstecher einzuplanen - man steht dabei nämlich in einer kleinen Grotte und kann von dort die beiden durchaus sehr beeindruckenden Wasserfälle bewundern. Oder man läuft durch einen in den Fels geschlagenen Weg (sagt man dem dann "Höhlenweg"?) hinauf und betrachtet diese von oben.

Anschliessend geht es schön ansteigend durch den prächtigen Herbstwald Richtung Ches. Die süssen Lamas sorgten nochmals für einige Fotostopps - nach einer kurzen Strecke auf Teerweg begann dann der innige Schneekontakt. Über die Felder konnten wir einfach den Fussspuren eines anderen Wanderers folgen - im Wald war der Weg dann ebenfalls offensichtlich. Da war die Schwierigkeit eher das russische Schneeroulette: Bei jedem Schritt konnte man sich nicht sicher sein, ob man plötzlich von oben von einem Schneeklumpen getroffen wird, der zwischen den tauenden Bäumen herabregnete.

Der idyllisch gelegene Gräppelensee stellte unser nächstes Zwischenziel dar. Hier war es leider auch vorbei mit der Sonne und das Wetter begann sich wie vorhergesagt langsam zuzuziehen. Aber da uns sowieso ein langer Auftstieg bevorstand, hatten wir keine Sorge, dass uns kalt werden könnte.

Eigentlich ist der Aufstieg simpel - bei z.T. fast knietiefem Schnee und somit nicht mehr erkennbarem Weg, war es dann trotzdem gar nicht so leicht. Zum Glück waren jedoch immer genau die Steine, auf denen das rot-weisse Wanderzeichen angebracht war, sichtbar. Wir haben uns schlussendlich schon gefragt, ob die Farbe irgendwelche Zutaten enthält, damit der Schnee darüber schneller taut - möglich wäre es ja. Möglich wäre aber auch, dass es noch viel mehr Wanderwegzeichen hatte und wir einfach die paar gefunden haben, die sich durch den Schnee gearbeitet hatten.

Kurz vor dem Windenpass hat es eine nette Hütte (oder Scheune?), vor welcher man windgeschützt eine kurze Pause einlegen konnte. Diese war durchaus auch notwendig - schliesslich waren wir die ersten, die sich hier hochkämpften - und ich dachte mehrmals an meine tollen Gamaschen, welche sicher verwahrt im warmen Schrank zu Hause lagen.

Bei manchen Orten weiss man auch sehr bald, warum sie so heissen, wie sie heissen. Beim Windenpass hat es wahrscheinlich generell sehr viel Wind. Bei diesem Wetter hiess "sehr viel" wirklich "sehr viel". Sehr, sehr, sehr viel. Der Schnee wirbelte uns um die Ohren und es war kaum möglich, die Stöcke gerade zu halten. Nebst dem Schneegestapfe waren diese Windböen auch einer der Hauptgründe, die uns an der ursprünglichen Routenwahl zweifeln liessen.

Nichtsdestotrotz entschieden wir uns, den ersten Teil des Grates (welcher weniger exponiert war) einmal anzusehen. Die Wegfindung zwischen den Latschenkiefern war hier durchaus einfacher - schliesslich gab es nicht viele Alternativen (und nach wie vor blitzte ab und zu ein bisschen rot-weiss zwischen dem Schnee hervor). Allerdings war es auch der technisch schwierigste Part - klettern auf verschneiten Steinen, zwischen denen es immer wieder mal 5 Meter tiefe Löcher (ok, evt. waren es auch nur 2 Meter. Oder 1 Meter. Auf jeden Fall tief genug, um sich den Fuss zu verknacksen, wenn man da reinfallen würde) hatte, fällt definitiv nicht unter meine Lieblingsdisziplinen. Dafür war die Sicht ein Traum, der Regenbogen herrlich und so ein verschneiter Winterwald hat schon was (wenn einem die tief hängenden Zweige nicht den Schnee in den Nacken rieseln lassen...).

Spätestens bei Alpli war der Wind dann schon fast sturmartig und wir entschieden uns, es für heute gut sein zu lassen. Der Abstieg von dort zum Risipass ist unschwierig und der Weg wieder überraschend gut zu finden. Da sich mittlerweile mein Knie und mein Fussgelenk deutlich bemerkbar machten, war ich auch ganz froh, dass der Weiterweg von dort bis nach Stein SG ein gelber Wanderweg war - und der Schnee sich von Meter zu Meter immer weiter zurückzog.

Kurz vor dem angekündigten Regen um 15.00 Uhr schafften wir es in den Gasthof Ochsen in Stein und genossen dort dann keine warme Apfelwähe (nicht im Angebot), sondern ein Vanilleglace - immerhin mit warmen Beeren.

Alles in allem eine wunderschöne und empfehlenswerte Tour, welche wir bestimmt bei schneefreieren Zeiten nochmals komplett machen möchten.

(Die angegebene Zeit ist inklusive Fotopausen aber exklusive Mittagsrast)

Tourengänger: Talida


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2023 um 09:48
Schöner Erlebnisbericht zum Einstand auf Hikr!

Grüße
Hp

Talida hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2023 um 21:21
Vielen herzlichen Dank für den netten Kommentar - ich bin ja schon lange stille Leserin von Hikr und dachte mir, dass ich nun endlich auch einmal aktiv werden sollte.
Liebe Grüsse


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