Filderchöpf "Nordwand" - Plaisir-Herb


Publiziert von simba , 29. September 2023 um 11:33.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 9 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: VI (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PP an der Schranke unterhalb der Vorderen Neuenalp. Parkticket (4 CHF für 12 Stunden) muss unterhalb am großen PP entlang der Straße gelöst werden (KfZ-Kennzeichen eingeben)

Für eine Route, die nach den Eckdaten eigentlich ein Fall für den Plaisir-Führer ist - Schwierigkeit um den 6. Grad, kurzer Zustieg, guter Fels und nach Darstellung im Gebietsführer ebensolche Absicherung - ist die klassische Nordwand auf den Filderchöpf eine durchaus eindrückliche und etwas herbe Angelegenheit...oft unbequeme Stände, erhebliche Ausgesetztheit und die harten Alpstein-Bewertungen gleichen den Plaisir-Anteil aus und ergeben eine lohnende und in Erinnerung bleibende alpine Klettertour.

Zustieg
Vom beschrankten Straßenende dem Weg (mit Abkürzungen) bis zur Oberen Neuenalp folgen, sodann dem Wanderweg zur Alp Filder. Nach Querung einer breiten Lawinenrinne geht es direkt danach steil entlang einer Rippe an der (im Aufstieg) rechten Begrenzung der Rinne und des dort befindlichen Weidezauns hoch bis unter die Wand, wo sich als Rucksackdepot die drei auffälligen Tannen rechts der Wand anbieten. Die Einstiege erreicht man über eine kurze Querung durch eine Schrofenrinne und ein teils ausgesetztes, brüchiges und grasiges Band (T4).

Route:
Die ersten beiden Seillängen (jeweils mit 5b bewertet) geben die Währung vor. Es muss in beinahe senkrechter Wand in Verschneidungsrissen gepiazzt und geklemmt werden. Die erste SL ist die mit Abstand schwerste 5b, die ich je geklettert bin - wenn das als 6a im Kletterführer stünde, hätte ich mich nicht gewundert ;) Man folgt der Verschneidung aber nicht durchgehend, sondern quert etwa nach 2/3 nach links hinaus zum ersten Stand (hier gut erkennbar). Eine direkte Variante durchgehend in der Verschneidung und mit einem zusätzlichen Stand ist hier eingebohrt, aber nochmals deutlich schwerer (~ 6b). Danach bleibt die Kletterei anhaltend im fünften Grad und immer eindrücklich ausgesetzt. Die nominelle Schlüsselstelle in SL 4 (5c+) ist verglichen mit SL 1 kaum der Rede wert: einmal sauber hoch anstehen und zum perfekten Henkel greifen. Die ausgesetzte und durch einen neuen Normalhaken sicherheitsmäßig massiv entschärfte Querung in der 5. SL führt zum ersten bequemen Standplatz vor dem Ausstiegskamin in SL 6 und SL 7, wobei ersterer als einzige SL etwas brüchig ist. Ansonsten ist der Fels von oben bis unten exzellenter Schrattenkalk, es dominieren dabei oft vertikale Strukturen, was Anforderungen an die Fußtechnik stellt. Wer nicht völlig über den Schwierigkeiten steht, kann (und sollte) auch die Absicherung ergänzen: SL 2 und 5 weisen jeweils vom Stand weg lange Runouts auf, in SL 3 und 6 gibt es mobil absicherbare Stellen, die (wohl bewusst) nicht gebohrt sind und ohne mobile Ergänzungen erhebliche Hakenabstände im Fünfer-Gelände ergeben würden. Hier helfen vor allem mittlere bis große Friends. Am ansonsten sehr bequemen Stand vor der 6. SL ist einer der beiden Bohrhaken locker und so verrostet, dass er nicht mehr zugezogen werden kann, mit einem kleinen Keil kann der Stand aber perfekt ergänzt und abgespannt werden.

Vom letzten Stand auf einer Plattform knapp unter dem Gipfel sind es einige Schritte zum kleinen Gipfel (dort kein Stand möglich, das Kreuz ist instabil und dafür ungeeignet) und nochmals einige im Abstieg zur Abseilstelle nach Süden. Wir wählten die lange Variante (50m reichen gerade so bis ins absteigbare Schrofengelände) durch die Rinne nach SW, die weitere kürzere Abseilstelle nach kurzem Abstieg nach SO war für uns nicht nachvollziehbar bzw. auffindbar. Man landet auf der langen Variante etwa 20m vom Wanderweg zwischen Alp Filder und der Ebenalp entfernt.

Die Tour lässt sich prima durch die beiden lohnenden Klettergartenrouten (6a+ links und 5c rechts) in einer steilen Rinne einige Meter oberhalb des Endes der Abseilstrecke ergänzen: Fantastischer Fels und sehr gute Absicherung. Wer schonmal hier ist, sollte sich das nicht entgehen lassen!

Material: Mind. 50m Doppelseil (Abseilen), halbes Set Keile, 2-3 Friends mittel bis groß.

Tourengänger: simba


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