Illiniza Norte (5126) statt Sur


Publiziert von cardamine , 27. August 2023 um 14:34.

Region: Welt » Ecuador
Tour Datum: 9 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: EC 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Chaupi über holprige Piste (gerade im Neubau) zum Parkplatz "La Virgin" auf 3950 m
Unterkunftmöglichkeiten:Refugio Nuevos Horizontes 4750 m

Eigentlich wollten wir auf den Hauptgipfel Iliniza Sur. Aber das Wetter spielte uns einen fiesen Streich und so gab es statt einer anspruchsvollen Eistour eine kurze T5-Wanderung, für die wir keinen Bergführer gebraucht hätten... der Sur ist deutlich anspruchsvoller mit Eis bis 60°, daher muss man deutlich mehr Zeit einrechnen und in der Nacht starten! Spass gemacht hat die kurzweilige Kraxelei auf den Norte trotzdem, auch wenn es wehtat, den Hauptgipfel dann in strahlendem Sonnenschein zu sehen. Dieser wolkte sich aber deutlich früher ein als der Norte, ein Phänomen, das wir an mehreren Tagen schon beobachtet hatten...

Der Illiniza Norte ist in fast allen Akklimatisierungsprogrammen für den Chimborazo zu finden, da man sehr hoch schläft (4750 m) und der Aufstieg sehr kurz und nichts besonders schwierig ist. Man könnte den Gipfel aber auch gut in einem Tag machen, was viele Einheimische auch ohne Bergführer tun. Wer sich im T5-Gelände sicher fühlt, der sollte sich von dieser Touristenabzocke nicht verarschen lassen und einfach ohne Bergführer gehen. Unter den zahlreichen Leuten, die dort rumwandern, wird man kaum auffallen… 

Zustieg zum Refugio Nuevos Horizontes (T2, 800 Hm, 2 h)
Bei unserem Besuch war die Anfahrt zum Parkplatz La Virgin etwas kompliziert, da die Strasse gerade neu gepflastert wird. Statt mit dem Privatauto muss man nun eine örtliche Camioneta anmieten und überdies müssen die Bauarbeiter bestochen werden, damit sie einen passieren lassen. Das ging zum Glück sehr einfach mit Brot und Cola. 
Am Parkplatz La Virgin empfing uns eine kalte, feuchte Wolke und zügiger Wind. Da wir unsere Rucksäcke von einem Pferd zur Hütte transportieren liessen (50 $ retour), konnten wir immerhin zügig aufsteigen. Die Hütte bot leider nicht die erhoffte Zuflucht vor dem Schlechtwetter, innen war es genauso kalt und feucht wie draussen! Auch als Hüttenwart Gato zum Kochen sämtliche Gasflammen aufdrehte, wurde es nicht wirklich wärmer, da es unter der Küchentüre durchzog und sich ein Fenster nicht mehr schliessen liess. Am Abend gefror dann auch noch die Wasserleitung. Zu allem Überfluss waren wir schon um 14 Uhr auf der Hütte, da wir geplant hatten, am Zustiegstag noch den Illiniza Norte zu besteigen. Obwohl Hüttenwart und Wetterbericht der Meinung waren, am Nachmittag würde es aufklaren, warteten wir vergeblich… bei feuchten Minusgraden war das selbst im Schlafsack eine richtige Tortur und führte zum absoluten Stimmungstiefpunkt der Reise. Immerhin gab es WLAN, das sich jedoch aufgrund mangelnder Solarenergie bald verabschiedete. Ein kleiner Lichtblick war das Abendessen - frische Forelle auf 4750 m Höhe, unglaublich!

Illiniza Norte (T5- I, 400 Hm, 4 h)
Für den nächsten Tag war eigentlich super Bergwetter vorhergesagt. Um 3 Uhr morgens weckte uns der Bergführer mit den Worten wir sollen rauskommen und das Wetter anschauen. Auweia. Draussen war die feuchte Wolke wieder da. Ob wir wirklich loswollen? In frischer Erinnerung an den Tungurahua wollten wir natürlich nicht. Bei Sonnenaufgang war die Wolke immer noch da. Wir warteten. Gegen 8 Uhr brachen wir dann doch auf und erreichten nach wenigen Metern am Pass zwischen den beiden Illinizas La Ensillada die Wolkengrenze. Die andere Seite des Passes und damit auch der Aufstieg zum Illiniza Sur war wolkenfrei! Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Bergführer dieses Wolkenstauphänomen kannte und einfach nur keine Lust auf den anspruchsvollen Sur hatte...
Der Grat des Illiniza Norte waren mit Eis überzogen, hübsch anzusehen. Für uns war klar, dass wir dann halt mit Steigeisen klettern müssten, aber der Bergführer wollte den ersten Teil des Grats lieber in der Südflanke im Sand umgehen. Auf 4900 m erreichten wir den Grat und kletterten über ein paar einfache, schon abgetaute Felsen weiter. Vor dem Pico Villavicencio wichen wir nach rechts in eine ockerfarbenes Sandfeld aus und gelangten so auf die Nordostflanke des Berges. Es folgte eine kurze Abkletterstelle (I), die der Bergführer meinte, mich abseilen zu müssen. Ich wies ihn erneut darauf hin, dass wir keine Touristen, sondern klettererfahrene Bergsteiger seien, aber irgendwie wollte das bei ihm nicht ankommen. Immerhin liess er mich den Weiterweg dann ohne Seil gehen und verzichtete auf weitere Sicherungen. Auf einem leicht exponierten Sandpfad, dem Paso de la Muerte, querten wir unter dem Gipfelaufbau weiter zu einer sandigen Rinne, über die wir zu einer diagonal nach oben verlaufenden Felsterrasse aufstiegen. An deren Ende erkraxelten wir den Gipfel über grosse, feste Blöcke.

Für den Abstieg benutzten wird die Nordvariante, die wegen Steinschlaggefahr eigentlich nicht mehr empfohlen wird. Für den Abstieg sollte es aber kein Problem sein, meinte der Bergführer. Die Logik erschoss sich mir nicht ganz. Zunächst stiegen wir über den brösligen Nordgrat ab und surften dann durch die steile Geröllflanke "El Arenal" abwärts. Steinschlaggefahr von oben war dort durchaus gegeben. Nach dem Geröllfeld führt ein hübsches Pfädlein durch Blumenwiesen weiter zum Hüttenweg, der auf einer Rippe verläuft. Nun im Gegensatz zum Vortag mit wunderbarer Aussicht stiegen wir erst durch Páramo und später durch Polylepsiswald zum Parkplatz ab, wo uns Gepäck und Fahrer schon erwarteten. 

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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