Croda dei Toni 3094m - High noon
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Beinahe hätten wir es exakt zum Zwölfuhrläuten auf den Hohen Zwölfer geschafft, zum Höhepunkt der Sextner Sonnenuhr. Doch der Höhepunkt seiner Besteigung ist sowieso erst das Läuten der Zwölferglocke nach geglücktem Abstieg am Nachmittag.
Wir starten früh, sehr früh, denn bei so einer Unternehmung sollte man Zeitreserven haben. Sogar Manuel ist erstaunt, als ich ihm meine Startzeit vorschlage ;-) Als Begleiter haben wir wieder Dandl dabei, die Dreierseilschaft hat sich bestens bewährt ecco. Wir haben allerlei Topos gespeichert und den Bericht vom Bergteufel studiert und trotzdem werden wir später Probleme bekommen...
Zunächst geht es ohne Probleme und ohne Tageslicht vom Fischleinboden Richtung Zsigmondyhütte und Zwölferscharte. Mit den ersten Sonnenstrahlen stehen wir unter der gewaltigen Zwölferwestwand und lassen sie wirken, was für ein Koloss. Der Einstieg ist offensichtlich und die Route (II bis III) mit Steinmännern gut markiert bis zum Abzweig der Draschvariante.
Wir haben uns für den alten, klassischen Normalweg entschieden und der wird kaum noch begangen, bzw. nicht mehr gepflegt oder markiert. Die Draschvariante ist heute Standard, aber irgendwie gefällt sie mir nicht, sportliche Kletterrouten im 4. Grat sind nicht mein Revier. Mich zieht es in die Normalführe, sie ist abwechslungsreicher und nebenbei kommt man hier auf das obere Ringband zur spektakulären Kriechstelle.
Meine Begleiter fügen sich, auch wenn Manuel den Direktaufstieg über die Drasch bevorzugt hätte. Nicht ohne Grund, wie wir bald feststellen werden. Denn von Markierungen ist auf unserer Variante keine Spur mehr, von den einst vielen Steinmännern ist einer! übriggeblieben. Früher gab es auf der Normalroute sogar rote Punkte, davon ist heute rein gar nichts mehr zu sehen!
Damit sind wir gefordert und auf uns alleine gestellt. Die Fotos von Rudi haben wir zwar dabei, aber in der Realität schaut das Gelände immer anders aus. Trotzdem treffen wir die Route gut, bis zur großen Höhle kommen wir, queren unterhalb links vorbei, steigen im Dreiergelände an und plötzlich wissen wir nicht mehr weiter. Links zweigt eine steile Rinne mit einem unüberwindbaren Klemmblock ab und über uns eine senkrechte Wand im sehr hohen Dreier, das kann kein Normalweg sein!?
Ein kurzer Anflug von Panik kommt auf, es gibt keinen Hauch von Hinweisen, sind wir komplett falsch? Wir queren hin und her auf der Suche nach einer vertretbaren Linie und verlieren viel Zeit dabei, hoffentlich bleibt das Wetter stabil! Dandl steigt versuchshalber doch zu dem Klemmblock und von rechts lässt er sich tatsächlich etwas akrobatisch in die Schotterrinne übersteigen. Wir folgen mit fragender Miene, bis zu dem befreienden "Da hängt eine Schlinge!" Wir atmen auf, durchsteigen die Geröllrinne, steigen über einen IIIer Absatz aus und stehen auf dem Ringband.
Bis high noon werden wir es jetzt zwar nicht mehr zum Gipfel schaffen, aber ab hier ist das Entscheidende geschafft. Wir folgen dem spektakulären Schotterband, kriechen auf allen Vieren unter der Engstelle durch und queren auf die Ostseite zum Gipfelaufbau. Die letzten Felsen im Zweiergelände und ein kurzer Absatz III- sind nach dem was hinter uns liegt nur noch Formsache und wir stehen am Kreuz.
Noch will kein rechtes Glücksgefühl aufkommen, es dauert ein wenig, bis die Entspannung einsetzt. Unser "Normalweg" war ein sehr anspruchsvolles Unternehmen, so gut wie ohne Markierung oder Begehungsspuren, mit schwieriger Orientierung und mehreren Stellen im hohen 3. Grad!
Erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass ich mit dem Zwölfer alle Gipfel der Sextener Sonnenuhr komplettiert habe, "Willkommen im Kreis der Uhrmacher!", gratuliert Manuel.
Aber bis zum Höhepunkt des Tages, zum Läuten der Zwölferglocke dauert es noch und wir rüsten zum Abstieg. Die ersten Felsen steigen wir frei ab, queren über das Band in die Nordflanke und dort setzt die legendäre Draschabseilroute an. Bestens eingerichtet zieht sie in die Tiefe, immer leicht von der Eisrinne weg nach rechts!
Natürlich ist der Blick auf den Himmel gerichtet, ein paar dunkle Wolken verziehen sich aber bald und wir stehen in der Sonne an der Zwölferscharte. Alle drei Zwölferkandidaten dürfen jetzt die Glocke schlagen und ich kann ein paar Tränen nicht unterdrücken. Heute war der Höhepunkt meiner bergsteigerischen Laufbahn, vor Jahren hätte ich es mir noch nicht erträumt, irgendwann auf allen Gipfeln der Sextener Sonnenuhr zu stehen.
Spontan beschließen wir als Zuckerl den Abstieg über die Büllelejochhütte, den kleinen Umweg gönnen wir uns, das Wetter hält und die Hütte ist wohl die schönstgelegene und sympathischste der Gegend. Der "kleine Umweg" gestaltet sich zu einer spektakulären Wanderung über den Kriegssteig, allein das wäre ein Höhepunt für sich, wären wir nicht vorher auf dem Zwölfer gestanden.
Zufrieden lassen wir uns ein paar Kaltgetränke und leckeren Strudel schmecken, aber dann müssen wir nach Hause, bevor wir in die Dunkelheit geraten. Die Beine werden schwer am Ende des Tages, aber die umherziehenden Gewitter beschleunigen unseren Schritt. Glücklicherweise bleiben wir von Blitzen verschont, nur in der Ferne grollt der Donner, sehr passend zum Namen Croda dei "Toni".
Wir starten früh, sehr früh, denn bei so einer Unternehmung sollte man Zeitreserven haben. Sogar Manuel ist erstaunt, als ich ihm meine Startzeit vorschlage ;-) Als Begleiter haben wir wieder Dandl dabei, die Dreierseilschaft hat sich bestens bewährt ecco. Wir haben allerlei Topos gespeichert und den Bericht vom Bergteufel studiert und trotzdem werden wir später Probleme bekommen...
Zunächst geht es ohne Probleme und ohne Tageslicht vom Fischleinboden Richtung Zsigmondyhütte und Zwölferscharte. Mit den ersten Sonnenstrahlen stehen wir unter der gewaltigen Zwölferwestwand und lassen sie wirken, was für ein Koloss. Der Einstieg ist offensichtlich und die Route (II bis III) mit Steinmännern gut markiert bis zum Abzweig der Draschvariante.
Wir haben uns für den alten, klassischen Normalweg entschieden und der wird kaum noch begangen, bzw. nicht mehr gepflegt oder markiert. Die Draschvariante ist heute Standard, aber irgendwie gefällt sie mir nicht, sportliche Kletterrouten im 4. Grat sind nicht mein Revier. Mich zieht es in die Normalführe, sie ist abwechslungsreicher und nebenbei kommt man hier auf das obere Ringband zur spektakulären Kriechstelle.
Meine Begleiter fügen sich, auch wenn Manuel den Direktaufstieg über die Drasch bevorzugt hätte. Nicht ohne Grund, wie wir bald feststellen werden. Denn von Markierungen ist auf unserer Variante keine Spur mehr, von den einst vielen Steinmännern ist einer! übriggeblieben. Früher gab es auf der Normalroute sogar rote Punkte, davon ist heute rein gar nichts mehr zu sehen!
Damit sind wir gefordert und auf uns alleine gestellt. Die Fotos von Rudi haben wir zwar dabei, aber in der Realität schaut das Gelände immer anders aus. Trotzdem treffen wir die Route gut, bis zur großen Höhle kommen wir, queren unterhalb links vorbei, steigen im Dreiergelände an und plötzlich wissen wir nicht mehr weiter. Links zweigt eine steile Rinne mit einem unüberwindbaren Klemmblock ab und über uns eine senkrechte Wand im sehr hohen Dreier, das kann kein Normalweg sein!?
Ein kurzer Anflug von Panik kommt auf, es gibt keinen Hauch von Hinweisen, sind wir komplett falsch? Wir queren hin und her auf der Suche nach einer vertretbaren Linie und verlieren viel Zeit dabei, hoffentlich bleibt das Wetter stabil! Dandl steigt versuchshalber doch zu dem Klemmblock und von rechts lässt er sich tatsächlich etwas akrobatisch in die Schotterrinne übersteigen. Wir folgen mit fragender Miene, bis zu dem befreienden "Da hängt eine Schlinge!" Wir atmen auf, durchsteigen die Geröllrinne, steigen über einen IIIer Absatz aus und stehen auf dem Ringband.
Bis high noon werden wir es jetzt zwar nicht mehr zum Gipfel schaffen, aber ab hier ist das Entscheidende geschafft. Wir folgen dem spektakulären Schotterband, kriechen auf allen Vieren unter der Engstelle durch und queren auf die Ostseite zum Gipfelaufbau. Die letzten Felsen im Zweiergelände und ein kurzer Absatz III- sind nach dem was hinter uns liegt nur noch Formsache und wir stehen am Kreuz.
Noch will kein rechtes Glücksgefühl aufkommen, es dauert ein wenig, bis die Entspannung einsetzt. Unser "Normalweg" war ein sehr anspruchsvolles Unternehmen, so gut wie ohne Markierung oder Begehungsspuren, mit schwieriger Orientierung und mehreren Stellen im hohen 3. Grad!
Erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass ich mit dem Zwölfer alle Gipfel der Sextener Sonnenuhr komplettiert habe, "Willkommen im Kreis der Uhrmacher!", gratuliert Manuel.
Aber bis zum Höhepunkt des Tages, zum Läuten der Zwölferglocke dauert es noch und wir rüsten zum Abstieg. Die ersten Felsen steigen wir frei ab, queren über das Band in die Nordflanke und dort setzt die legendäre Draschabseilroute an. Bestens eingerichtet zieht sie in die Tiefe, immer leicht von der Eisrinne weg nach rechts!
Natürlich ist der Blick auf den Himmel gerichtet, ein paar dunkle Wolken verziehen sich aber bald und wir stehen in der Sonne an der Zwölferscharte. Alle drei Zwölferkandidaten dürfen jetzt die Glocke schlagen und ich kann ein paar Tränen nicht unterdrücken. Heute war der Höhepunkt meiner bergsteigerischen Laufbahn, vor Jahren hätte ich es mir noch nicht erträumt, irgendwann auf allen Gipfeln der Sextener Sonnenuhr zu stehen.
Spontan beschließen wir als Zuckerl den Abstieg über die Büllelejochhütte, den kleinen Umweg gönnen wir uns, das Wetter hält und die Hütte ist wohl die schönstgelegene und sympathischste der Gegend. Der "kleine Umweg" gestaltet sich zu einer spektakulären Wanderung über den Kriegssteig, allein das wäre ein Höhepunt für sich, wären wir nicht vorher auf dem Zwölfer gestanden.
Zufrieden lassen wir uns ein paar Kaltgetränke und leckeren Strudel schmecken, aber dann müssen wir nach Hause, bevor wir in die Dunkelheit geraten. Die Beine werden schwer am Ende des Tages, aber die umherziehenden Gewitter beschleunigen unseren Schritt. Glücklicherweise bleiben wir von Blitzen verschont, nur in der Ferne grollt der Donner, sehr passend zum Namen Croda dei "Toni".
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