Hexenstein Südkante (für uns Dolomiten-Anfänger)

Noch nie waren wir in den Dolomiten klettern. Also lieber einmal langsam herantasten, wer hat schon etwas gegen betonierte Haken an den Ständen und auch mal den ein oder anderen soliden Zwischenhaken. Weil das einige so sehen, ist die definitiv eine tolle Linie darstellende Südkante auf den Hexenstein meist gut besucht. Sogar bei wirklich miesem Wetter waren hinter uns drei weitere Seilschaften unterwegs, die wir aber nur am Einstieg und danach nicht mehr wieder sahen (was sicher weniger für unsere Geschwindigkeit als das Gegenteil der einen oder anderen dortigen Aspiranten spricht...). Es lohnt sich also nicht nur, die Tour zu gehen, sondern auch früh am Einstieg zu sein. 

Zustieg:
Ab dem Forte Tre Sassi (Museum) entweder um den Hexenstein herum erst ab- und dann über den Rundweg zum Einstieg aufsteigen. Erst kurz vor dem Sattel am Übergang auf die Westseite verlässt man dabei den markierten Wanderweg und steigt mit Steinmännern markiert zum eindeutigen Einstieg auf. Alternativ durch den Goigingerstollen (Abzweig vom Rundweg nach rechts einige hundert Meter ab Parkplatz) - das spart ordentlich Gegenanstieg, braucht aber zumindest eine Handylampe in den dunklen Stollen. 

Route:
Die Wegfindung ist anhand des guten Topos kein Problem. Zur Routenfindung ist nur zu ergänzen, dass der in SL 6 eingezeichnete Zwischenstand nicht nach dem Durchschlupf ist, sondern quasi direkt im Durchschlupf, weil das Gelände nur die paar Meter dorthin und am Ende der Seillänge im Ausstieg aus der Rinne hinter der Schuppe schwierig ist, braucht es den Zwischenstand wirklich nicht (es sei denn, man legt am tiefsten Punkt des Abstiegs vor der Rinne eine Sicherung, dann ist man aber selbst schuld...). Die letzte SL ließe sich rechts in einer Schuttrinne umgehen, vorzuziehen ist aber auf jeden Fall der Anstieg durch den Riss links. Nach Regen am Vortag war dies die einzige Stelle, die komplett nass triefend und deshalb bis zum ersten Ringhaken etwas kippelig war. Die Stelle zum ersten Haken (5- passt, deutlich schwerer als der Rest der Route) dürfte mit zunehmender Erosion auch immer schwieriger werden: Der Kieshaufen am Einstieg verabschiedet sich nämlich mit jedem Begeher mehr und mehr durch ein Loch in die zuvor begangene Rinne und man steigt immer weiter unten ein ;)

Die Stände sind mit betonierten Ringen versehen, dazwischen findet man selten ebensolche Zwischenhaken. Im durchgehend guten Fels mit nur geringen Abnutzungserscheinungen ist die Route mit einigen Friends, Keilen und Schlingen aber problemlos absicherbar. Auch dann noch, wenn man - wie wir - am ersten Stand direkt wesentliche Teile des Sicherungsmaterials hinunterwirft und ad hoc nicht mehr findet. 

Von der allenthalben behaupteten tollen Dolomiten-Aussicht am Gipfel sehen wir nicht viel. Weiß ist es überall. Trotz zahlreicher Wanderer auf dem Normalanstieg dürfte man auf dem weitläufigen Gipfelplateau aber immer einen Platz für eine nette Pause finden.

Der Abstieg über den Normalweg des Hexenstein verläuft oben dann fast durchgehend durch die verwinkelten Gräben. Historisch ist das sehr interessant, aber braucht deutlich mehr Zeit für die wenigen Höhenmeter als erwartet. Wir rundeten den Tag, nachdem wir morgens ohne Goigingerstollen zugestiegen waren, mit einem erneuten Gang zum Einstieg durch den sehr beeindruckenden Stollen ab und hatten das Glück unserer Material in einer Rinne oberhalb des Einstiegs wiederzufinden.