Hexenstein, 2477m, Südostwand statt Südkante
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Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nach dem Unfall im Wilden Kaiser im Juli 1990 nie wieder im Gebirge zu klettern, nur noch in der Halle oder mal in einem Klettergarten, wo die Sportkletter-Fuzzis herumhängen, die bunt bemützt mal eben lässig am Lenkrad sichern... Und auch das nur bei Sonne und warmem Fels, aus dem Alter, in dem man sich kalte Finger am kalten Fels holt, das schwere Kletterzeug Hunderte von Höhenmetern rauf und am Ende wieder runter schleppt und das auch noch lustig bzw. heldenhaft findet, bin ich längst raus. "Beim Alpinklettern friert man mehr als auf Skitour" habe ich immer wieder betont, zu lebhaft sind die Erinnerungen aus der Jugend an nicht gefundene Einstiege, nicht gefundene Routenverläufe, sehr phantasievolle Topos, alte, rostige, Luis-Trenker-Gedächtnis-Haken, nicht zu den verfügbaren Klemmkeilen/Friends passende Felsritzen, Frieren am Stand, wegen Wind nicht hörbare Rufkommandos und all die anderen Dinge, die man doch mit knapp 50 eigentlich nicht mehr braucht.
Und dann ist mir dieses Buch in die Hände gefallen, Mauro Bernardi, Klettern in Cortina d'Ampezzo und Umgebung - mit wunderbaren Topos und von anderen Kletterern hoch gelobt. Da ich letztes Jahr schon via Normalweg auf dem Hexenstein war, hab ich da gleich mal nachgelesen und gesehen, dass es da eine ziemlich beliebte Südkante gibt. Und dass das nur ein IVer ist. Das könnte man ja vielleicht doch noch mal probieren, der Zustieg ist kurz, der Abstieg bekannt und Peter frisch gebackener C-Trainer Sportklettern, also quasi ein Kletterpartner mit DAV-Gütesiegel... Naja, das war es dann mit den guten Vorsätzen von wegen nie wieder Alpinklettern.
Ob des Wetterberichtes - Tagesmaximum laut Prognose kühlschrank-lauschige +6 Grad - ziehe ich meine lange Merino-Skiunterwäsche unter die Kletterhose und nehme Pullover, Fleece- und Primaloftjacke mit, heißen Tee, Handschuhe und zwei Schlauchtücher, eines für den Hals und eines für unter den Helm. Auf Skitour würde ich damit elend schwitzen, aber man weiß ja nie, wie windig es ist, wenn man halbstundenweise mehr oder weniger regungslos am Stand festgebunden ist.
Mit leicht mulmigem Gefühl starte ich am Parkplatz. Ein Pfad führt unterhalb des Hexensteins vorbei, er ist nicht zu verfehlen. Auch die deutlichen Trittspuren nicht, die irgendwann nach rechts abzweigen. 30 min ab Auto, wie es im Führer steht. Auch Einstieg suchen war gestern, der erste Standhaken ist sofort gefunden. Wir binden uns ein und Peter klettert los. Ich wundere mich, dass er für einen läppischen IIIer so lange braucht - aber nun denn, ich steige ja nur nach und darf mich deshalb nicht beschweren. Ein bisschen ungewohnt ist es schon, wieder mit Rucksack und dick eingepackt zu klettern, aber bald sind wir in Schwung und guter Dinge. Wir sind uns einig, dass der Fels für einen IVer ganz schön kleingriffig ist - oder wir so untrainiert. Der Routenverlauf auf dem Handy-Foto passt nicht immer genau zur tatsächlichen Route, aber die neuen, noch glänzenden Bohrhaken vermitteln ein deutliches Gefühl von Sicherheit. Manchmal sind sogar noch Reepschnüre zwischen den beiden Standhaken eingefädelt, der Stand also fix und fertig.
In der vierten Seillänge bricht Peter ein Griff aus und er fällt ein kleines Stück ins Seil, nicht weiter schlimm, aber die Nervenstärke ist erstmal weg. Zitternd und frierend hängt er im Stand, als ich ihn erreiche, klassische Nähmaschine. Ich schalte um auf Mama-Modus und lasse ihn erst nach einem Schluck Tee und ganz viel Schokolade weiterklettern. Der Zucker wirkt schnell, souverän überwindet er die ersten Meter der 5. Seillänge mit beherztem Griff in eine Express-Schlinge, eine Stelle, die nie und nimmer mehr IV ist. Auch die darauf folgende Rinne ist eher eine VI als eine IV, aber so ist es halt im richtigen Leben bzw. am richtigen Berg - Ponyhof ist im Tal. Bei der schwierigen Stelle um die Felsrippe herum, bei der Peters Gibbonarme und ein Griff in die Express-Schlinge noch reichen, habe ich keine Chance. Ins Seil springen bzw. Abrutschen und rüberpendeln ist meine einzige Chance. Am Ende der Rinne ist uns endgültig klar, dass wir in der falschen Tour sind. Es folgt noch eine weitere, deutlich einfachere Seillänge, dann stehen wir in flacherem Gelände oberhalb der Südostwand. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Stolz queren wir zum Normalweg und gehen noch auf den Gipfel.
Am Abend finden wir heraus, dass wir in die Ultima Tule eingestiegen sind, diese mit 6c (VII-) bewertete Route aber an vielen Stellen durch leichtere Varianten entschärft haben.
Fazit: Gefroren habe ich nicht, aber das Finden des richtigen Einstieges ist noch genauso schwierig wie vor 30 Jahren.
Und dann ist mir dieses Buch in die Hände gefallen, Mauro Bernardi, Klettern in Cortina d'Ampezzo und Umgebung - mit wunderbaren Topos und von anderen Kletterern hoch gelobt. Da ich letztes Jahr schon via Normalweg auf dem Hexenstein war, hab ich da gleich mal nachgelesen und gesehen, dass es da eine ziemlich beliebte Südkante gibt. Und dass das nur ein IVer ist. Das könnte man ja vielleicht doch noch mal probieren, der Zustieg ist kurz, der Abstieg bekannt und Peter frisch gebackener C-Trainer Sportklettern, also quasi ein Kletterpartner mit DAV-Gütesiegel... Naja, das war es dann mit den guten Vorsätzen von wegen nie wieder Alpinklettern.
Ob des Wetterberichtes - Tagesmaximum laut Prognose kühlschrank-lauschige +6 Grad - ziehe ich meine lange Merino-Skiunterwäsche unter die Kletterhose und nehme Pullover, Fleece- und Primaloftjacke mit, heißen Tee, Handschuhe und zwei Schlauchtücher, eines für den Hals und eines für unter den Helm. Auf Skitour würde ich damit elend schwitzen, aber man weiß ja nie, wie windig es ist, wenn man halbstundenweise mehr oder weniger regungslos am Stand festgebunden ist.
Mit leicht mulmigem Gefühl starte ich am Parkplatz. Ein Pfad führt unterhalb des Hexensteins vorbei, er ist nicht zu verfehlen. Auch die deutlichen Trittspuren nicht, die irgendwann nach rechts abzweigen. 30 min ab Auto, wie es im Führer steht. Auch Einstieg suchen war gestern, der erste Standhaken ist sofort gefunden. Wir binden uns ein und Peter klettert los. Ich wundere mich, dass er für einen läppischen IIIer so lange braucht - aber nun denn, ich steige ja nur nach und darf mich deshalb nicht beschweren. Ein bisschen ungewohnt ist es schon, wieder mit Rucksack und dick eingepackt zu klettern, aber bald sind wir in Schwung und guter Dinge. Wir sind uns einig, dass der Fels für einen IVer ganz schön kleingriffig ist - oder wir so untrainiert. Der Routenverlauf auf dem Handy-Foto passt nicht immer genau zur tatsächlichen Route, aber die neuen, noch glänzenden Bohrhaken vermitteln ein deutliches Gefühl von Sicherheit. Manchmal sind sogar noch Reepschnüre zwischen den beiden Standhaken eingefädelt, der Stand also fix und fertig.
In der vierten Seillänge bricht Peter ein Griff aus und er fällt ein kleines Stück ins Seil, nicht weiter schlimm, aber die Nervenstärke ist erstmal weg. Zitternd und frierend hängt er im Stand, als ich ihn erreiche, klassische Nähmaschine. Ich schalte um auf Mama-Modus und lasse ihn erst nach einem Schluck Tee und ganz viel Schokolade weiterklettern. Der Zucker wirkt schnell, souverän überwindet er die ersten Meter der 5. Seillänge mit beherztem Griff in eine Express-Schlinge, eine Stelle, die nie und nimmer mehr IV ist. Auch die darauf folgende Rinne ist eher eine VI als eine IV, aber so ist es halt im richtigen Leben bzw. am richtigen Berg - Ponyhof ist im Tal. Bei der schwierigen Stelle um die Felsrippe herum, bei der Peters Gibbonarme und ein Griff in die Express-Schlinge noch reichen, habe ich keine Chance. Ins Seil springen bzw. Abrutschen und rüberpendeln ist meine einzige Chance. Am Ende der Rinne ist uns endgültig klar, dass wir in der falschen Tour sind. Es folgt noch eine weitere, deutlich einfachere Seillänge, dann stehen wir in flacherem Gelände oberhalb der Südostwand. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Stolz queren wir zum Normalweg und gehen noch auf den Gipfel.
Am Abend finden wir heraus, dass wir in die Ultima Tule eingestiegen sind, diese mit 6c (VII-) bewertete Route aber an vielen Stellen durch leichtere Varianten entschärft haben.
Fazit: Gefroren habe ich nicht, aber das Finden des richtigen Einstieges ist noch genauso schwierig wie vor 30 Jahren.
Tourengänger:
lila

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