Schermberg 2396 m mit Umrundung des Sauzahn´s als Tagestour


Publiziert von jagawirtha , 3. August 2023 um 21:51.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Totes Gebirge
Tour Datum:31 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-OÖ 
Zeitbedarf: 9:45
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über die Phyrn- Autobahn A9 Wels - Graz, Abfahrt Ried im Traunkreis Richtung Gmunden - Almtal, aus Süden Abf. Kirchdorf, weiter bis Grünau im Almtal, dann der Ausschildungerung Almsee folgen, vorher in Haberau links zur Welser Hütte und Almtaler Haus abbiegen, beim Almtalerhaus parken
Unterkunftmöglichkeiten:Almtaler Haus und Welser Hütte

Ein paar Tage hintereinander stabiles Bergwetter war für diese Woche nicht angekündigt, deshalb hab ich gleich den schönsten Tag der Woche, den Montag, für eine Tagestour ausgewählt. Das Tote Gebirge ist dafür bestens geeignet und für mich relativ schnell zu erreichen. Den Schermberg hatte ich als Ziel schon länger auf dem Zettel, denn vor Jahren war ich schon mal an einem ähnlich schönen Tag auf dem Gipfel, hatte aber meine Kamera zuhause vergessen und es gab nur ein, zwei schlechte Handyfotos als Erinnerung. Für den Schermberg gibt es nur lange Zustiege und als Tagestour muss schon alles passen. Mit einem wichtigen Faktor, der Zeit, war ich schon bei der Abfahrt im Minus. Ich hoffte mindestens eine Stunde früher zu starten, besser wären zwei Stunden gewesen. Als Umkehrzeitpunkt hatte ich 14 Uhr bestimmt, das sollte gerade noch so klappen.
 
Als ich erst um 9 Uhr vom Almtalerhaus in die Hintere Hetzau starte war mir schon klar, dass es sehr eng wird. Der Zustieg bis zum Erreichen der Nordwand des Schermberges sind über vier KM und dauert schon eine Stunde bei geschafften 300 hm. Über 700 hm sind dann noch in schwierigem und steilem Aufstiegsgelände bis zum ersten Ziel, der Welser Hütte, zurück zu legen. Der Zustieg zur Hütte hat gefühlt an die 100 Kehren, ist teilweise seilversichert und  mit Treppen und Leitern entschärft. Aber das war mir alles schon bekannt und nichts Neues für mich. Je höher man steigt umso gewaltiger werden die aufragenden Felswände des Schermberges und des Hohen Kreuzes. Eine beeindruckende Kulisse tut sich auf beim Erreichen der Welser Hütte.
 
Zehn Minuten vor 12 erreiche ich die Hütte. Um meine Flüssigkeitsverluste auszugleichen gibt es Suppe und ein Radler. Beim Bezahlen rät mir die Hüttenwirtin im Abstieg über die Südseite des Sauzahnes  zu gehen, das wäre zwar weiter aber man kann die Strecke in der gleichen Zeit laufen wie den mühsamen Rückweg über den Hermann-Wöhs-Steig. Ich kannte zwar die Möglichkeit, hatte sie aber immer verworfen, weil ich der Meinung war einen weiten Umweg zu laufen. Meine Zeitrechnung mit 1,5 Std. zum Gipfel hat sie auch noch auf gut zwei Std. erhöht. Damit wird mein Ziel spätestens um 14 Uhr umzudrehen gekippt. Mit dem Hinweis, dass die Schneefelder um diese Zeit gut zu gehen sind, mache ich mich auf den Weg zu den Fleischbänken, es ist 12.30 Uhr.
 
Über eine erste Eisenleiter nach der Hütte erreiche ich schnell das Teichlein wo mir fünf Wanderer entgegen kommen. Hier findet man auch den Wegweiser zum Tassilo-Klettersteig auf den Schermberg. Zunächst steige ich am Fuß der Westwand des Großen Priel´s entlang um später über ein unschwieriges Schneefeld nach rechts zur ersten Steilstufe zu wechseln. Diese und die nächste werden durch Eisenleitern gemeistert. Ich fühle mich gut und erreiche bald den Wegweiser zum Schermberg über den Hermann-Wöhs-Steig, Weg Nr. 263. Unterhalb der Nordwand des Sauzahn´s wird im Schotter nach Westen gequert. Der Steig ist sehr gut markiert, ändert aber schnell seine Beschaffenheit. Erste Blockklettereien sind erforderlich, Platten sind auf Reibung zu gehen und Schneefelder sind zu begehen.
 
Ein Pärchen mit Klettersteigausrüstung kommt mir entgegen und erzählt vom tollen Tassilo-Steig, waren aber vom Abstieg über den Hermann-Wöhs-Steig gar nicht begeistert. Von meiner ersten Begehung wusste ich schon noch, dass es viel Blockkletterei und schwierige Übergänge zu bewältigen waren und wegen der vielen Spalten und Dolinen nicht immer der direkte Weg genommen werden kann. Dann ist mir der Rat der Wirtin wieder in den Sinn gekommen, aber noch hatte ich den Gipfel nicht erreicht. Zusätzlich gab es plötzlich saukalten Ostwind. Beim Erreichen des Südgrates spürte ich dann auch ein bisschen Ermüdung in den Beinen. Der Schlussanstieg über den breiten Südgrat zum Gipfel des Schermberges weist keine besonderen Schwierigkeit mehr auf. Eine tolle Aussicht zu den umliegenden Bergen  aber auch in die Ferne tut sich auf. Getoppt wird das  Ganze nur durch die Tiefblicke zur Welser Hütte und in die Nordwand des Schermberges bzw. in die Hintere Hetzau.  
 
Trotz Zeitnot habe ich mir 20 Min. Pause verordnet und die gute Aussicht und das schöne Wetter genossen. Auf der Nordseite gab es ein windgeschütztes Plätzchen wo ich für ein paar Minuten die Augen geschlossen habe. So schön die einsame Stimmung auch war, der Abstieg blieb mir nicht erspart. Schnell noch ein Eintrag im Gipfelbuch und der Abstieg beginnt. Als ich den Wegweiser zurück über den Hermann-Wöhs-Steig erreiche überlege ich nur kurz und entscheide mich spontan für die lange Variante der Südumrundung des Sauzahnes. Die sehenswerten Einblicke in die Westwand des Schermberges hatten mich gereizt und ich wurde nicht enttäuscht. Da hatte mir die Wirtin der Welser Hütte nicht zu viel versprochen.
 
Der Weg hinab zur Wegkreuzung zieht erst einmal nach Westen am Grat zur Pfaffenschneid. Langsam hatte ich schon Bedenken auch noch richtig unterwegs zu sein, dann drehte der Steig doch wieder in die andere Richtung nach Osten und damit zum Priel. Die gemachten Meter kamen mir besonders lange vor.  Als ich dann den Wegweiser bei der Schutzhöhle erreiche habe ich die Gewissheit richtig unterwegs zu sein. Jetzt konnte ich auch die einzigartige Landschaft des Toten Gebirges mit seinen Gipfeln wieder genießen. Ein neues altes Gipfelziel hat sich wieder angeboten; nach den heutigen Erfahrungen aber mit Übernachtung. Inzwischen schwinden die Kräfte und der Weg wird gefüllt immer länger und einfach zu gehen sind nur kurze Stücke. Viel Auf und Ab und auch ein bisschen Blockkletterei nerven jetzt. Außerdem war ich schon eine halbe Stunde länger unterwegs als im Aufstieg über den Welser Steig.  Als ich dann endlich den Anstieg zum Fleischbanksattel hinter mir habe, kommt wieder etwas Energie zurück. Von nun an geht es nur noch „bergab“.
 
Trotz aller Freude, auch der Abstieg ist nur konzentriertes vorsichtiges Gehen. Das Gelände war mir ja schon bekannt. Meine Trink- und Essensvorräte waren  spärlich bemessen und gingen langsam zur Neige. Eine Aufmunterung in Höhe des Teichleins gab es durch ein Rudel Gemsen. Sie machten keinerlei Anstalten für eine Flucht, sondern grasten seelenruhig weiter. Ich war aber besonders vorsichtig und versuchte die nur zehn Meter entfernten Tiere nicht zu erschrecken, was mir gut gelang. Dafür gab es auch einige schöne Fotos. Vom Teichlein zur Welser Hütte ist es nicht mehr so weit. Dort hatte ich auf die Schnelle zwei alkoholfreie Weizen zu mir genommen. Für eine Mahlzeit war keine Zeit mehr, denn die Bewölkung wurde dichter und die Schatten des Hetzaukammes erreicht langsam die Hintere Hetzau. Die Gefahr in die Dunkelheit zu kommen war vorhanden. Also machte ich mich gleich auf, wurde aber noch von einem Wanderer angesprochen und es stellte sich heraus, dass er aus der gleichen Heimatgemeinde stammt wie ich. Nochmals verlor ich wichtige Zeit.

Jetzt lagen noch 1000 hm Abstieg vor mir, eine Übernachtung wäre eigentlich sinnvoll gewesen aber für den nächsten Tag war Regenwetter angekündigt. Den Abstieg wollte ich keinesfalls mit nassem Untergrund durchführen, er ist auch schon im Trockenen nicht so einfach. Jetzt heißt es einfach die Zähne zusammen beißen und konzentriert und langsam die Kehren nach unten gehen. Das Schlimmste war jedoch der Forstweg im Tal hinaus zum Almtaler Haus. Er wollte einfach nicht enden. Als ich dann aber die Hütte erreichte, sah ich noch Licht. Es war ein paar Minuten vor 21 Uhr und schon alles abgeräumt, trotzdem habe ich noch eine „Aufbauhalbe“ erhalten und dafür kann ich nur ein dickes Lob aussprechen. Inzwischen hatte mich auch die Dunkelheit eingeholt, es war eine Punktlandung wie man sie nicht besser berechnen kann. Ein großartiger Tag ging mit einer gemütlichen Heimfahrt zu Ende.

Fazit:

Eine wunderschöne Tour mit viel Abwechslung, die ich nur jedem empfehlen kann. Man sollte aber keinesfalls die Länge und das schwierige Gelände unterschätzen. Für den Hermann-Wöhs-Steig empfehle ich die Mitnahme von Handschuhen.

Gesamtzeit: 12 Std.
Reine Gehzeit: 9 Std. 45 min

Tourengänger: jagawirtha


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