"Hocheisumrahmung light": vom Kammerlinghorn zur Hocheisspitze


Publiziert von Kaiserin , 26. Juli 2023 um 17:05.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:23 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:15,4
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die Pinzgauer Straße (B 311) nach Weißbach bei Lofer. Dort Richtung Hintertal/Pürzlbach abbiegen und der Straße bis zum großen Parkplatz an der Sperre fahren. Kostenpunkt günstige 3 Euro.
Unterkunftmöglichkeiten:Bergheim Hirschbichl

Als u.a. Mike und ich bereits im Juli 2021 über den Normalweg auf derHocheisspitze waren hatte sich uns das Bild des eindrucksvollen Grats zum Kammerlinghorn eingebrannt.  Nachdem wir nun spontan nach einer Tour an einem stabil angesagten Sonntag im Juli 2023 suchten kam genau dieser wieder zur Sprache: warum nicht die “Hocheisumrahmung light”?

 

Gesagt, getan.  Wie vor zwei Jahren starten wir am Parkplatz Hintertal oberhalb von Weißbach bei Lofer.  Die erste halbe Stunde Asphaltstraße zum Hirschbichl ist zwar nervig, aber letztlich erträglich.

Hinterm Hirschbichl biegen wir Richtung Mittereisalm ab und bei ebendieser folgen wir dem markierten Weg nach rechts Richtung Kammerlinghorn.  Unschwierig geht es hoch, der Weg ist nach den Regenfällen der letzten Tagen nur ein wenig nervig schmierig.  Mit kurzem Abstecher zum Karlkopf erreichen wir nach etwas unter 4 Stunden das gut besuchte Kammerlinghorn.  Bei dem was im Aufstieg los war keine Überraschung.  Bis hierher ist’s eine Wanderung, T3-.  Aber dies ist natürlich kein Wunder, die Tour geht letztlich jetzt auch erst los.

 

Der Blick nach vorne sieht erstmal abschreckend aus - wo zur Hölle soll es da aufs Hochkammerlinghorn hoch gehen?

Erstmal den Grat direkt entlang stehen wir bald vor dem ersten Aufschwung.  Über ein ausgesetztes nordseitiges Band, mit einer eher abdrängenden Stelle, geht es bis zu einem Riss der nach rechts oben führt.  Nun am Grat entlang zu einem plattigen Aufschwung und über diesen rauf aufs Hochkammerlinghorn.  Das wäre nun also geschafft.  Bis hierher vielfach II, teils ausgesetzt.

 

Vom Hochkammerlinghorn geht es erstmal dem Gratverlauf folgend nach unten.  Bei einer Gratverzweigung luftig nach links runter und dann rechts weiter zum Grat.  Hier dann in die Südflanke ausweichen und unterhalb einer Doline queren.  Anschließend wieder ein wenig nach oben queren zur ersten Schlüsselstelle, einem Abbruch mit Fixseil.  Dieses hängt zwar an einem eher rostigen Ring, scheint aber stabil zu sein.  Die Stelle entpuppt sich auch als ganz gut abkletterbar, es gibt gute Griffe, und Tritte letztendlich ebenso, auch wenn sie sich etwas verstecken.  Die Schwierigkeitsangabe mit III für die Schlüsselstelle kommt unserer Einschätzung nach hin, ansonsten gibt’s bis dahin wieder einige Stellen II.

 

Direkt gegenüber der Schlüsselstelle geht es in kompaktem Fels wieder steil aufwärts.  Oben angekommen erneut am Grat weiter bis man vor der nächsten Felswand steht.  Hier sinnvollerweise wieder einem Riss in die Nordflanke folgen, bevor man vor der Frage steht: wie weiter?  Direkt rechts hoch?  Wäre wohl machbar, aber sehr steil und ausgesetzt?  Wir entscheiden uns für das links nach oben ziehende Geröllband.  Nicht schwierig, aber extrem brüchig, die Griffe müssen gut geprüft werden, was zu einer ziemlichen Sucherei ausartet.  Vermutlich wäre die andere Variante besser gewesen, aber hinterher ist man immer schlauer.  Jedenfalls machen wir oben dann kurz einen Abstecher nach rechts da wir am höchsten Punkt vorbeigeklettert sind, und wir stehen auf dem Hocheiskopf (?).  Erneut vielfach II.

 

Von dort am Grat entlang und in die nächste Scharte abklettern.  Nach einer Weile stehen wir vor dem nächsten Gratkopf.  Dieser hat wiederum einen Riss der in der Nordflanke nach oben quert.  Vom Ende dieses Risses kommt man erneut nach rechts oben auf den Gratkopf.  Ist das nun der Hocheiskopf oder der vorherige Gratkopf?  Hier steht eine Gipfelstange, am mittleren Gratkopf nicht.  Laut Karte müsste aber eher der vorherige Aufschwung der Hocheiskopf sein.  Sei’s drum, oben waren wir auf beiden. ;)  Bis hierher wiederum II.

 

Wenige Meter am Grat weiter kommt die zweite Schlüsselstelle und unserer Meinung nach die eigentliche Schlüsselstelle.  Glücklicherweise hängt auch hier ein Fixseil drin, und ich gebe ehrlich zu, ohne dieses wäre ich nicht runtergekommen.  Erst geht’s noch einen Riss runter, dann prekär auf einen Absatz nach links, von dem aus es noch bestimmt an die 3 Meter bis nach unten sind - leider ohne Tritte, und brauchbare Griffe konnte ich auch nicht finden.  Also fest ins Seil fassen und ablassen.  Mit dieser “Technik” passt die Einstufung mit III.  Ohne Seil wäre es sicherlich schwerer, da waren wir uns beide einig.  Also entweder wir haben grob was übersehen oder aber es ist eigentlich keine III sondern schwerer (und ich bin im Mai noch ne VI vorgestiegen, klar, mit Kletterschuhen, aber ganz ehrlich - das ist keine III).  Beim nächsten Mal würde ich hier tendenziell abseilen jetzt wo ich das weiß.  Das wäre deutlich sicherer.

 

Nun ja, ab hier sind wir auf dem Normalweg zur Hocheisspitze, Entspannung ist abgesagt.  Den Gipfel und Höhepunkt unserer heutigen Tour erreichen wir in weniger als 10 Minuten.  Insgesamt haben wir für den Übergang vom Kammerlinghorn hierher ein wenig über 2 Stunden gebraucht.  Der Rückblick vom Gipfel ist ein Traum, der Blick runter ins Wimbachgries wieder wunderbar, die Sicht ins Steinerne Meer einfach schön - der Gipfel lohnt wirklich immer wieder.

 

Nach einer entspannten zweiten Gipfelpause geht’s dann entlang des uns bekannten Normalwegs zurück zum Hirschbichl.  Also ein paar Meter zurück entlang bzw. südseitig unterhalb des Grats, dann auf gut ausgeprägter Pfadspur ins Kar.  Dort ein Stück nach rechts queren und eine leider nicht allzu lange, aber halbwegs gute Schuttabfahrt wartet.  Von dort nicht nach rechts in die Rinne queren (unser Fehler vor zwei Jahren, das war nicht gut) sondern links der Rinne über eine Art Felsriegel/Schrofengelände runter.  Danach kann man nochmal ein Stück abfahren bevor man entlang des rechten Kares aus diesem heraus nach rechts queren kann.  Danach bringt uns eine jederzeit gut ausgeprägten Pfadspur erst zur Hocheisalm und dann zur Mittereisalm.  Achtung wenn jemand wie wir schnell unterwegs ist runterzugs: kurz vor der Mittereisalm kommt ein Stacheldrahtzaun der den Weg versperrt.  Nicht reinlaufen. ;)  Lässt sich zum Glück auch öffnen.  Abstieg dann auf bekanntem Weg zum Hirschbichl, wo uns ein heftiger Regenschauer überrascht.  Zum Glück erst hier, erst jetzt, und nicht früher!  Oben am Grat hätten wir nun ein ernsthaftes Problem gehabt.  Aber so viel zu Wettervorhersagen im Juli 2023, der Tag war als absolut trocken vorhergesagt… immerhin kam direkt der Bus als wir den Schauer abwarten wollten, der fuhr zum Parkplatz runter, also haben wir den kurzentschlossen genommen und haben uns den Abstieg auf der Asphaltstraße gespart.  Abstieg von der Hocheisspitze T4, nur ganz oben mal mit ein, zwei Stellen I.

 

Zusammenfassend die Eckdaten der Tour: ca. 1800 Hm und 15.4 km Wegstrecke (ohne Bus wäre es noch etwas mehr), am Grat T6, die Schlüsselstellen III, ansonsten sehr oft II.
Und noch zwei Hinweise: die Fixseile in den Schlüsselstellen waren akzeptabel, aber nicht optimal. Ich denke das nächste Mal würde ich ein Halbseil mitnehmen. Und an keiner der Almen gab es Wasser, also lieber ausreichend davon mitnehmen.


Tourengänger: Kaiserin


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Kommentare (4)


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frehel hat gesagt:
Gesendet am 3. August 2023 um 08:07
Super Tour. Danke für die ausführliche Beschreibung. (Der Teil der Umrahmung fehlt mir noch.)

BG, Moritz

Kaiserin hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. August 2023 um 21:37
Sehr gerne doch Moritz!

Es freut mich sehr zu wissen wenn meine Beiträge Dir oder anderen eine Hilfe sind! Habe ich doch schon so lange von diesem Portal profitiert. Ich hoffe dass ich jetzt mal etwas regelmäßiger dazu komme etwas zurück zu geben. :)

Liebe Grüße,
Judith

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. August 2023 um 06:10
Cool, das war auch meine Motivation, als ich angefangen habe hier Berichte zu publizieren.

Kaiserin hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. August 2023 um 09:58
Blöd dass man hier nicht "liken" kann. ;)
Ich hab halt von fast allen meiner Touren GPS-Tracks. An denen hapert's hier häufig. Insbesondere bei weglosen Touren oder auch im Winter auf Skitouren (die ich halt mit Schneeschuhen gehe) können die durchaus mal hilfreich sein. Mal sehen wie lange ich die Produktivität aufrecht erhalten kann. ;) Wenn das Wetter so weiter geht hab ich wohl Zeit Altlasten einzutragen, haha!


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