Von S-Chanf nach Il Fuorn (via Fuorcla val Sassa und Fuorcla Murter)


Publiziert von Hallodri82 , 10. Juli 2023 um 20:00.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum: 7 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 2555 m
Abstieg: 2430 m
Strecke:32

Der erste Tag meiner zweitätigen Wanderung durch den CH-Nationalpark. Als gebürtiger Unterengadiner war ich allerdings seit ca 25 Jahren nicht mehr dort und wollte einfach mal die Gegend auf mich wirken lassen. Aufgrund des allgemeinen "auf dem Weg bleiben"-Gebot sind explorative Unternehmungen dort ja sowieso ausgeschlossen. Von daher wird dieser Bericht mal relativ kurz sein, da alles auf dem offiziellen CH-Wandernetz. Vom Baselbiet ist das ein langer ÖV-Weg. Die erste Verbindung bringt einem erst Mitte Morgen ins Engadin.

Ich verlasse die komplett mit Wandervolk überladene Bahn in S-Chanf um ca 9:20 und wandere direkt los in Richtung Prasüras. Dort nehme ich den breiten Wanderweg Richtung Parkhütte Varusch und sinniere etwas darüber nach, was denn eigentlich genau ein WRW-Wanderweg ist. Dieser breite T1-Weg das Tal hinauf? Und weshalb sind im Jura alle WW gelb auch dann, wenn es an Abbruchkanten entlang geht? Nach der Parkhütte wird der Weg dann etwas schmaler, aber maximal T2 immer noch. Kurioserweise hat es an einer Stelle Seilsicherungen. Wegen dem Eis im Winter?

Ich erreiche Pt 1878, dort wo der WBW-Weg ins Val Sassa abzweigt, um 1030. Ich bin relativ flott unterwegs und überhole zwei Wandergruppen. Um 12:20 bin ich oben, weit vor der Marschzeit. Ich wundere mich wiederum etwas, weshalb dieser Weg "alpin" klassifiziert ist. Hier auf Hikr liest man, dass der Weg durch abschüssiges Gelände führt. Klar, linkerhand geht es teilweise weit runter, aber stets in einer Hangneigung, welche nun wirklich kein fatales Abrutschen möglich macht. Die Stelle mit der Seilsicherung ist ebenfalls kaum als Schlüsselstelle zu bezeichnen, denn dort kann man sogar mit den Stöcken hochmarschieren, braucht nicht mal die Hände. Klar, bei Schnee/Eis ist das heikel, aber dann sind doch diverse Wege, auch rwr-Wege heikel? Kurz vor der Seilsicherungs-Stelle ist die Wegfindung etwas mühsam und gleich zu Beginn dort ist ein kleines, unproblematisches Schneefeld. Nach dieser Stelle geht es nochmals relativ steil nach oben, bis dann ein weitläufiges Hochplateau inkl Flüsschen erreicht ist. Von dort sieht man die Fuorcla schon gut. Das Gelände wird nun gerölliger, aber unproblematisch und bald ist man oben. Ich brauchte ab Pt 1878 1h 50 Minuten (55 Minuten vor der offiziellen Marschzeit). Aber gegen Ende merke ich: die dünnere Luft, ja die bin ich ned so gewohnt als Flachländer und das sollte ich später noch viel deutlicher merken.

Ich sinniere oben auf der Fuorcla wie schön denn nun eigentlich eine Geröll-Einöde ist. Und wie erstrebenswert es ist da hochzumarschieren. Als Jura-Fan beginne ich die Farben zu vermissen. Von den Bäumen, Gräsern, Sträuchen, Blumen. Die Idee, über hohe Geröll-Pässe zu wandern, um "ins nächste Tal" zu kommen, hat aber gewiss auch etwas romantisches und ich bin stolz, hier oben zu stehen.

Der Weg runter bis Plan val Sassa ist ungefährlich, nicht ausgesetzt, aber er zieht sich einfach elendig lang die Geröllhalde herunter. So ca bei Pt 1938 ist dann die Geröllhalde endlich zu ende und ich fülle eine meiner Wasserflaschen auf am Ova da Cluozza. Ab Start wbw-Weg auf der anderen Seite der Fuorcla bis dahin ist dieser Weg allerhöchstens ein T3. Eine wrw-Markierung hätte es gewiss auch getan.

Ab dann ist der Weg, bis zu Pt 1834 ein schöner. Legföhren, Gräser, Steine, das Flüsschen und ein angenehmer Weg, der mal auf und mal ab sich dem Tal entlang zieht, tendenziell in Summe natürlich etwas abwärts aber fast nicht spürbar. Ich geniesse diesen Teil sehr. Wäre der Weg nicht noch so lang, hätte ich gewiss etwas rennen können dort, aber ich musste haushalterisch mit meinen Kräften umgehen.

Bei Pt 1834 steilt der Weg dann urplötzlich und sehr sonnenausgesetzt auf und bald erreicht man die Wegkreuzung knapp oberhalb der Chamanna Cluozza. Vor mir: der Murter, ca 700 Höhenmeter. Der Weg führt zuerst wunderschön durch den Wald. Relativ bald lichtet sich der Wald und die Sonnen-Ausgesetztheit nimmt zu. Ich spüre die Höhenmeter von S-chanf bis zur Fuorcla val Sassa und den darauf folgenden langen Abstieg. Mein Tempo nimmt schlagartig ab und ich weiss, dass ich hier nun ganz langsam und gemütlich aufsteigen muss. Der Weg ist toll angelegt, und leitet in vielen Serpentinen hoch. Ungefähr auf ca 2'150 MüM quert der Weg eine relativ steile Rinne, der Weg ist dort mit einer Seilsicherung versehen. Auch wenn der Weg dort etwas rutschig ist, ist er doch genügend breit und der Abbruch ist auch nicht völlig vertikal. Das Seil habe ich nicht gebraucht, aber eine Wandergruppe im Abstieg hat relativ intensiv über diese Passage geflucht.

Nach der Querung kommen dann komischerweise meine Kräfte irgendwie wieder zurück. Der Weg windet sich weiter den Wiesenhang hoch, bis schliesslich die Fuorcla Murter erreicht ist. Die grasbestandene, breite Passhöhe gefällt mir sehr gut. Wenn ich nur die Berge beim Namen nennen könnte;-) Ich würde gerne länger verweilen, aber der Weg ist noch lang. Ab Chamanna Cluozza stufe ich das als T2 ein, allerhöchstens die Querung könnte man als T3 ansehen.

Der Abstieg Richtung Plan Praspöl ist dann wirklich enorm schön. Zuerst zieht sich der oft langgezogene, schmale Pfad die Wiese hinunter, einmal sprintet ein Murmeltief im Stile des/der Trailrunner:in vor mir den Weg entlang. Bald kommt man in einen Legföhren-Wald, immer wieder mal recht abenteuerlich angelegt in der Nähe von Felswänden. Tief, tief unter mir leuchtet der Lai da l'ova spin in einem intensiven Türkis. Irgendwann kommt man dann in den Wald und der Weg steilt merklich an. Nach einem langen Abstieg erreiche ich Plan Praspöl und steige ab, um über die Brücke den Spöl zu queren. Bis dahin T2. Das ist eine einsame Gegend hier. Nicht gut, wenn mich hier die Kräfte verlassen würden, denn vor mir liegen weitere 500 Höhenmeter.

Der Weg steilt unmittelbar nach der Brücke wieder auf, quert einmal den Ofenpass und windet sich dann in einer recht angenehmen Steigung in Richtung des bewaldeten Muottas da Grimmels. Der WW umgeht den höchsten Punkt aber nordseitig und man darf ja ned von den Wegen weg, also konnte ich diesen Gipfel nicht erstürmen. Bei der Wiese Grimmels sehe ich zum ersten Mal das stattliche Hotel Il Fuorn, mein Ziel. Aber es wirkt noch weit weg.

Der Abstieg dann recht angenehm, die Querung des Ova da val Ftur gefällt mir gut und ab dann relativ ereignislos zum Hotel. Ich stürze gleich mal drei Dinge runter, jeweils 0.5 LIter: Cola, Wasser, alkoholfreies Bier. Dann Zimmerbezug, Duschen und ein feines Znacht im guten Restaurant des Hotels.




Tourengänger: Hallodri82


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