1. Sellaturm 2533m und 2. Sellaturm 2598m - So normal wie möglich

Wir haben den ersten gemeinsamen Tag und die erste gemeinsame Nacht überstanden, allein das ist schon als Erfolg zu werten ;-) Heute will ZvB endlich zeigen, was er kann und gibt die ersten beiden Sellatürme als Ziel aus, so normal wie nur möglich, mehr traut er mir nicht zu.
Er kennt die Touren gut und ich brauche ihm nur zu folgen. D.h. ich folge auch seinen Anweisungen, der Offizier in ihm duldet keine eigene Meinung oder gar Widerrede. So lasse ich mich ans kurze Seil binden und tapse ihm wie ein Hündchen hinterher.
Die Schlüsselstelle befindet sich schon am Einstieg, das 5 Meter Wandl wird von fast allen Sellaturmreitern benutzt und entsprechend abgewichst ist der Fels. Klettertechnisch gerade mal III, aber mit sehr wenig Grip. Für Zing eine einfache Übung, selbst in den hohen Bergstiefeln. Routiniert und zügig richtet er seine Stände ein, jeder Handgriff sitzt, Kompliment!
Es folgt einiges an Gehgelände, ein paar knapp 2er Rippen und der letzte einfache Steig zum 1. Sellaturm. Natürlich ist unser Blick immer auf den Himmel gerichtet, das Wetter ist nicht zu 100% stabil, aber der 2. Turm müsste sich noch ausgehen. Wir steigen umgehend zurück zum Abzweig und jetzt wird es deutlich anspruchsvoller. Über II+ geht es aber nie hinaus, Genussgelände in sehr gutem Fels.  Auch der letzte Aufschwung unterm Gipfel schaut schlimmer aus als er ist, Bernardi bewertet ihn mit III, für unseren Geschmack etwas hoch!?
Um den Gipfelzacken einfach herum, auch der 2. Turm ist in der Tasche, Danke Zing! Auch hier besteht kein Grund zum Trödeln, schon sind wir wieder weg, Gewitter wie gestern wollen wir in diesem Gelände nicht erleben.
Zing kennt eine Abkürzung mit der man u.a. auch das abgespeckte Einstiegswändchen vermeiden kann. Wir queren unter den 1. Turm zurück und dort befindet sich eine Abseilstelle. Auf den ersten Blick nicht zu erkennen, nur wenn man es weiß! Unser 50er Seil reicht dafür exakt aus und schon hängen wir in der senkrechten düsteren Wand, very scary!
Die ausgesetzten Zweierrippen klettern wir am kurzen Seil ab und dann braucht es nur noch einen Abseiler! Aber just in dem Moment, wo wir zum Haken queren, beginnt es zu regnen, 5 Minuten zu früh! Ich ziehe den Poncho über und seile als fliegender roter Gartenzwerg ab, auch das ist machbar ;-)
Und wieder traben wir im Regen zurück, heute allerdings ohne Hagel und Blitz, immerhin. Diesmal sind wir noch halbwegs trocken zurück in der Herberge, es zeichnet sich eine Besserung ab. Das Abendessen ist wieder überragend, wir haben uns arrangiert, so gut wie das eben zwischen Zing und mir möglich ist.