Total normal - die ersten beiden Sellatürme

Wir lassen es dieses Mal ruhiger angehen. Wir wollen unseren Dolomitenurlaub nicht im Auto verbringen, sondern bleiben zuerst einmal fünf Tage auf dem Sellajoch. Weil Genuss das oberste Motto ist, ist auch die erste gemeinsame Alpinklettertour, die Wolfgang und ich in diesem Jahr unternehmen, eher defensiv ausgewählt:
Wir versuchen die Normalwege auf 1. und 2. Sellaturm mit so wenig Verhauern wie möglich zu wiederholen.

Nachdem ich den Wolf zuerst hinter einer unter der Lokomotive querenden Klettermannschaft herschicke, ist auch der erste Verhauer geschafft. Verdammt nochmal, es ist der untere Weg, Zing!

So ein kleiner Selbstanschiss hilft! Ab jetzt machen wir alles richtig. Viele Stellen, die uns im vergangenen Jahr noch extrem erschienen, werden heute routiniert und sauber abgearbeitet bzw. aufgeklettert. Wir finden sogar die mausgraue Sanduhrschlinge direkt über der kleinen, felsgrauen Einstiegsplatte. Bei AKW genießen wir die imposante Szenerie der Sellatürme und erreichen die Gipfel ohne große Schwierigkeiten.

Ich werde auch wieder gebeten zu fotografieren. Leider sinds keine jungen Hasen, sondern ein alter Knacker, der sich dispektierlich über meine kleine Auswahl an Friends und Keilen äußert. Ach ja, und sein Huawup-Handy sei auch besser als meine billige Knipse...
Ich stelle gedanklich s = 1/2*g*t² um, berechne überschlagsmäßig, dass sein Handy ca. 8 Sekunden bis zum Aufprall auf dem Sellajoch fallen würde (Luftreibung wurde vernachlässigt), mache das Foto und verabschiede ihn in seinen wohlverdienten Abstieg. Sinken kann er ja kaum noch tiefer...

Wir hingegen sind glücklich und zufrieden. Etwas Neues könnte man doch noch probieren. Wir kehren noch einmal zum 1. Sellaturm zurück und probieren den Abseiler durch einen sehr breiten Kamin. Obacht, die beiden durch eine Schlinge verbundenen Haken sind noch nicht der Abseilstand, sondern der Ausstieg aus der "Freccia bis"! Der Abseilring ist von dort noch ca. 3 Meter entfernt! Ein doppelt genommenes 50m-Seil reicht von dort genau bis auf den Grund des Kamins.

Mal schauen, was es heute bei Annalisa zum Essen gibt ...