Rund um‘s Fläschenloch (9): Überraschung auf dem Chlifläschli – eine ausgewachsene Höhle


Publiziert von konschtanz , 4. Juli 2023 um 21:40.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:25 Juni 2023
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AR   Alpstein 

Auch heute geht es wieder mit dem Velo von Urnäsch hoch bis zur Steinfluh. Wanderweg Richtung Chräzerli. Bei Gross-Chräzeren nach rechts abzweigen, hoch Richtung Spicher. Bei Spicher West Richtung Hochalp. Ich erreiche den Hochfläschen und steige nochmal ab ins Fläschenloch. Ich will schauen, ob es nicht doch eine Umgehung des Wasserfalls gibt, der mir das letzte Mal den weiteren Abstieg versperrte.

Als ich unten ankomme, höre ich Steine poltern. Gegenüber, an den Westhängen des Glücksbergs, steigen drei Gämsen auf, die hier weiden. Dann ein fallen Steine von viel weiter oben, von einem Grasband, das zur Steilwand des Spicher rüberreicht. Auch hier eine Gämse. Dann stelle ich fest, dass selbst der Weg bis an die Kante des Wasserfalls über eine kleinere Stufe führt, die ich zwar rutschend absteigen könnte, aber wie zurück? Ich schaue in die Gegenrichtung, die steilen, grasbewachsenen Hänge hoch. Komme ich von dort in die nächste Parallelrunse weiter östlich? Das Gras bedeckt hier Nagelfluh, die mir schlechten Halt bietet. Einmal in der Böschung ins Rutschen gekommen wären meine Chancen gering abzubremsen.

So kehre ich um wie beim letzten Mal und steige dann beim Kettli und beim Seil vom Hochfläschen ab zum Chlifläschli. Die Übergänge der verschiedenen Stufen des Chlifläschli kenne ich inzwischen. Als ich die unterste Stufe erreiche, dort, wo der Viehstall des Chlifläschli steht, sehe ich einen Mann mit mehreren Kindern den Hang aufsteigen. Der Mann köpft die Disteln mit seinem Stock. Vorne dran ein Hund. Der Hund kennt mich schon und ich ihn auch. Er hatte mich früher schon auf der Alp Böheli begrüßt, mit Bellen und Schwanzwedeln. Der Hund rennt mir entgegen und beschnuppert mich. Es folgt der Mann mit einem Mädchen und zwei Jungen. Der Mann ist der Almbauer von der Alp Böheli. Er hat Kühe, Hühner und Bienen. Aber Chlifläschli gehört einem anderen Bauern. Er ist hier mit seinen Kindern aufgestiegen, um ihnen die Höhle zu zeigen. Er lädt mich ein, mitzukommen. Eine Höhle? Die Einladung nehme ich gern an. Bei einem toten Baum, der im oberen Teil der Alm auf der Weide steht, strebt er nach Süden, zu einem Wäldchen. Wir kommen um eine Ecke und da sehe ich im steilen Waldboden ein Loch, nicht viel größer als der Hund. Die Buben verschwinden darin, der Mann, das Mädchen auch. Mit seinem Handy beleuchtet der Mann das Innere. Ich will auch rein, aber der Hund steht am Eingang, und ich komme nicht vorbei. Schließlich lässt er mich durch und folgt wenig später selbst. In der Höhle ist es richtig kühl, im Gegensatz zur sommerlichen Hitze draußen. Da und dort tropft es von der Decke. Sogar kleine Tropfsteine haben sich gebildet, ein paar Millimeter dünn und wenige Zentimeter lang. An einer Stelle haben die Tropfen ein Kuhle von 30 – 50 cm Durchmesser im Boden ausgespült. Aber da ist keine Pfütze. Das Wasser versickert in der Nagelfluh untendrunter. Der Almbauer geht in der Höhle weiter nach Süden, wo eine Nagelfluhwand die Höhle begrenzt. Hier wie an den Stellen zuvor kann man aufrecht stehen. Wir verlassen die Höhle durch einen zweiten Spalt im Erdreich.

Der Mann weist auf die Nagelfluhwand im Süden: Das ist die Wand, die das untere Höhlenende begrenzt. Hier wird greifbar, wie sich Höhlen bilden. Die Decke aus Nagelfluh, der Boden noch zum größeren Teil Mergel, der offenkundig ausgeschwemmt wurde, und dann die Begrenzung durch die Wand der nächsten Stufe. Die Nagelfluhwände verlaufen hier von Nordwest nach Südost, die einzelnen Stufen sind von Süden nach Norden gegeneinander versetzt, so dass die mergelhaltige Schicht der Höhle in der benachbarten Stufe weiter südlich auf einer anderen Höhe zu finden sein muss, weil sie zueinander verschoben sind. Deshalb bildet die Nachbarwand das Ende der Höhle.

Der Almbauer fragt mich, ob ich den Glücksberg kenne, was ich bejahe. Er verrät mir, dass es von dort einen Aufstieg zur Oberkante der Spicherwand gibt, an kritischer Stelle mit Seil.

Den Klettersteig vom Chlifläschli zum Hochfläschen kennt er natürlich, und das Fläschenloch sowie das Seil am Wasserfall auch. Wie lange die Leiter schon dort unter Holz und Steinen verschüttet ist und wo sie ursprünglich stand, weiß er auch nicht, das ist jedenfalls schon länger her.

Wie schön, dass ich auf jemanden gestoßen bin, der sich hier auskennt. Wir steigen mit den Kindern zusammen zur Alp Böheli ab, wo er einen Zaun repariert, und ich verabschiede mich.

Was für ein schöner Tag!


Tourengänger: konschtanz


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