Monte Sella di Sennes 2787m - Im Abseits

Niemand scheint sich mehr für den Monte Sella di Sennes zu interessieren, ein Berg im Abseits? Mich intressiert er trotzdem noch und heute werde ich die seit langem geplante Überschreitung durchs Krippestal durchziehen. Am Kreidesee stelle ich den Wagen ab, später werde ich mit dem Bus von Pederü hierher zurückkommen.
Ein paar Kollegen haben sich auch ins Krippestal verirrt, aber im Vergleich zu den Völkerwanderungen um Fanes und Sennes herrscht hier himmlische Ruhe. Natürlich lockt auch keine Hütte und der Weg zieht sich lange bis sich die Blicke zögerlich öffnen. Der letzte Stich zum Sennesjoch ist noch dazu geröllig und steil, nur für den abgehärteten Bergwanderer geeignet, von E-Bikern mal ganz abgesehen.
Kaum gedacht kommt mir vom Joch ein echter Mountainbiker ohne Motorantrieb entgegen, ein richtiger Experte noch vom alten Schlag. Locker schwingt er durch das Geröll abwärts und erkundigt sich nebenbei, ob der Steig zum Kreidesee wieder gerichtet wurde, Respekt!
Am Ju de Senes zieht der markierte Steig auf der Südseite abwärts und rechts sichte ich Begehungsspuren auf den Ostkamm zum Monte Sella di Sennes. Immer am Grat entlang folge ich der Spur und ohne Schwierigkeiten erreiche ich die Südflanke und den Gipfel. Der Monte Sella ist von allen Seiten ein langer Haatscher, vielleicht ist er deshalb aus der Mode gekommen? Kein Mensch weit und breit zu sehen, fast unheimlich.
Das Wetter lädt nicht zu langen Pausen ein und schon bin ich wieder auf dem Weg abwärts. Ich suche mir die beste Linie, treffe auf eine schwache Markierung, verlasse sie wieder und folge dem alten Steig westlich der Senneshütte nach Pederü.
Seit Stunden bin jetzt mutterseelenallein unterwegs und erst auf der Fahrstraße bekomme ich Gesellschaft, zurück aus dem Abseits. Ich trotte zum Gasthaus Pederü und hier gönne ich mir die erste richtige Pause. Es gibt eine leckere Topfentorte, aber schon bin ich wieder im Stress. Der Bus fährt alle Stunden und in 10 Minuten wäre der nächste dran. Also schlürfe ich schnell meinen Kaffee und steige in den Shuttle, bevor ich hier eine volle Stunde rumsitze!?
Was für ein Glück, der Fahrscheinautomat ist defekt, meine heutige Fahrt ist gratis. Ich nehme das Geschenk an, lasse mich an der Mautstelle absetzen und vertrete mir noch ein wenig die Füße bis zum Kreidesee. Die Sonne scheint inzwischen auch dazu und versteckt im Abseits finde ich dabei noch ein paar nette Blümchen.