Flitzer über den Fitzer

Man möge mir das platte Wortspiel verzeihen. Aber ich war tatsächlich recht zügig unterwegs, weil man mich nachmittags im Büro erwartete. Für Halbtagestouren ist die Überschreitung bestens geeignet, denn Auf- und Abstieg liessen sich mit der Engstligenalp-Seilbahn weiter verkürzen. Die Schwierigkeiten oben am Grat waren moderat genug, um mit Turnschuhen anzutreten, aber doch zu hoch, um gelangweilt ein Programm abzuspulen - was will man mehr!?

Mein Start erfolgt Punkt acht Uhr von der Talstation Underem Birg (1399m). Noch herrscht Ruhe, die erste Bahn fährt um 8:30. Der direkte Bergwanderweg zur Engstligenalp verläuft fast durchgehend sehr steil, entsprechend zügig bin ich oben. Unterwegs öffnen sich schöne Blicke auf die Engstligenfälle sowie die ausladenden Flanken des Fitzers. Von der Alp erkenne ich zwei Personen, welche sich über Fitzergrat bewegen. Ob ich die noch einhole?

Ich folge zunächst weiter dem Wanderweg Richtung Ammertepass, um an passender Stelle den markanten Rücken anzupeilen, welcher von P. 2543 ("Mittelgipfel") runterzieht. Das Grasgelände ist steil, aber unschwierig. Vom Mittelgipfel mache ich mich ohne Pause an den kurzen Gratübergang zum vorgelagerten Fitzer (2458m). Das ist zweifellos die Schlüsselstelle heute. Aber egal was andere Berichte stipulieren, das ist keine T6 und Kletterei wird ebenso wenig benötigt. Der Grat ist brüchig, aber immer aufrecht begehbar. Die Ausgesetztheit wirkt angesichts der mässig steilen Flanken gut erträglich. Das Panorama von diesem formidablem Aussichtsbalkon ins Entschligetal ist... bescheiden, mit besten Grüssen Richtung Sahara.

Zurück auf gleichem Weg zum Mittelgipfel und weiter südwestwärts Richtung Rotstock, wo die zwei Vorgänger angekommen sind. Das müsste reichen. Den Felsbug des Rotstocks umgehe ich auf der Südostseite, in Wandnähe. Interessanterweise hat sich hier kaum eine Wegspur herausgebildet und die Tritte wollen achtsam gesetzt sein. Bei erster (offensichtlicher) Gelegenheit steige ich steiles Gras-Schrofen-Gelände hoch, welches mich in einem Rechts-Links-Bogen direkt zum Gipfel des Rotstocks (2637m) führt. 

Oben erwarten mich Sturmböen; kippt das Wetter? Egal, der Rest bietet keine Schwierigkeiten mehr. Über den meist breiten Rücken lässt sich der benachbarte Ammertespitz (2613m) unschwierig gewinnen (teils Wegspur). Hier bleibt Zeit für ein Schwätzchen mit den erwähnten Vorgängern. Die beiden Einheimischen, Mitglieder der lokalen SAC-Sektion, zeigen sich ganz angetan ob meiner Fortbewegungsart und löchern mich mit Fragen. Und mit der integralen Niesengrat-Begehung kann man bei Kennern immer punkten. Gut, sie sind vorbelastet: Gründer des Vogellisi-Berglaufs, Helfer am neuen UTMB-Wildstrubel, Finisher am SwissAlpine. Soviel habe ich zumindest verstanden, das Adelbodner Idiom ist doch arg herausfordernd...

Der Rückweg liegt auf der Hand, wenn man zurück nach Underem Birg will: Abstieg in den Ammertepass (2443m) und über Schneereste runter in die Ebene der Engstligenalp. Eigentlich wollte ich per Bahn weiter, aber die Knie gaben sich heute recht pflegeleicht. So spare ich mir die 12.50 für 550Hm und wähle stattdessen erstmals die kurzen Umwege via oberen und unteren Wasserfall -  das lohnt sich durchaus! 


Zeiten (kum)
0:45  Engstligenalp
1:40  Fitzer
2:10  Rotstock
2:30  Ammertespitz
3:10  Engstligenalp
3:35  Underem Birg