Grattour ob der Engstligenalp / Fitzer, Rotstock, Ammertenspitz


Publiziert von Camox , 28. September 2013 um 21:19.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:28 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Unter dem Birg - Engstligenalp - Pt. 2'542 - Fitzer - Pt. 2'542 - Pt. 2'559 - Rotstock - Pt. 2'620 - Pt. 2'534 - Ammertenspitz - Ammertenpass - Engstligenalp - Engstligenfall - Unter dem Birg

Heute zog es mich in die Region Adelboden. Immer wieder habe ich den stolzen Berg bestaunt, der alleinstehend über der Ortschaft thront und einem sofort auffällt, wenn man auf der Strasse dem Dorf nahe kommt. Und mindestens das erste Mal musste ich schmunzeln ab seinem ungewöhnlichen Name: der Fitzer. Seine Nachbargipfel kannte ich zwar bereits, aber einer Mehrfachbegehung war ich nicht abgeneigt. Und so ergab sich eine interessante Grattour ob der Engstligenalp.


Gestartet bin ich bei der Talstation der Bahn bei unter dem Birg. Ich steige zuerst den schön angelegten Wanderweg hoch zur Alp. Man kommt dort dank direkter Wegführung und vielen Treppenstufen zügig in die Höhe und ab und an segelt die Gondel über einem durch. Auf der Ebene der Enstligenalp folge ich dann noch ein Weilchen dem Wanderweg in Richtung Ammertenpass. Kurz nachdem man nahe dem Hang einen Bachlauf queren muss, verlasse ich den Weg rechts den Hang hoch und steuere die Mulde an, welche sich zwischen den Gratpunkten 2‘542 und 2‘559 hochzieht. Auf rund 2‘250 müM gelingt es einem, rechterhand den Rücken zu erreichen, welcher sich vom Pt. 2‘542 hinab zieht. Dabei wird es kurz etwas steiler. Auf dem Rücken geht es nun alles hoch zum Nebengipfel des Fitzers (im Führer "Südgipfel" genannt, hier auf Hikr heisst der Wegpunkt allerdings "mittlerer Gipfel"). Der Rücken wird allmählich steiler, bevor er im oberen Teil wieder etwas abflacht und man den Nebengipfel zu Gesicht bekommt. Kritisch wurde es in meinen Augen bei diesem Aufstieg nicht, da man sich nie gross exponiert vorkommt und ich halte auch einen Abstieg auf dieser Route für gut machbar.
 

Auf dem Südgipfel tausche ich die Wanderstöcke gegen den Pickel ein. Ich stopfe noch die Schuhbändel in die Schuhe, denn stolpern wäre im folgenden Teil verheerend. Ich mache mich an den Abstieg auf dem Grat zum Nordgipfel Pt. 2‘458 rüber, wobei vor allem im ersten Teil abgestiegen werden muss. Ich steige nahe dem Grat oder leicht auf der Ostseite vorsichtig hinunter. Schon bald zwingt einem der schmaler werdende Grat sich direkt auf diesem weiter zu bewegen. Die Sache ist vor allem im mittleren Teil am anspruchsvollsten, aber auf der ganzen Strecke von rund 300 Metern ist volle Konzentration geboten. Nicht immer kann ich aufrecht gehen und einmal muss man einem kleinen Gendarme ausweichen. Kurz vor dem Nordgipfel wird der Grat ein kurzes Stück lang wieder etwas einfacher und nur noch ein kurzes schmales Gratstück gilt es zu meistern. Dann ist der eigentliche Fitzer auch erreicht. Und wie erwartet hat man eine herrliche Aussicht über Adelboden und raus aus dem Tal. Ich geniesse noch ein wenig die Aussicht und lade Energie nach, denn mit der Konzentration gehen einige Kalorien drauf. Als Getränk zum Anstossen kann ich für diesen Gipfel eher einen Rimuss statt einen Merlot empfehlen, der Balance zuliebe. Aber ich bleibe gleich bei Wasser.
 

Dann gilt es den Grat wieder in Angriff zu nehmen, denn es geht zurück zu Pt. 2‘542. Auf dem Rückweg erschien mir die Überschreitung nicht mehr ganz so arg, was vermutlich an der neuen Perspektive liegt, welche man einnimmt, wenn man sich im Aufstieg befindet. Ab dem Südgipfel folge ich dem Grat an Pt. 2‘559 vorbei weiter in Richtung Rotstock. Der Grat bleibt noch ein Weilchen etwas ausgesetzt, die Sache verharmlost sich dann aber zwischenzeitlich. Vor den Gipfelfelsen des Stocks wird er aber wieder schmäler. Linkerhand, gleich unter diesen Felsen, kann man aber dann in die östlichen Grashänge einsteigen und die Wand so umgehen. Wie bereits von Axi hier treffend beschrieben, ist die goldene Regel dabei stets nahe an den Felsen zu bleiben. Ich habe mir die Sache schwieriger vorgestellt. Das Gelände ist dank guter Stufung relativ angenehm zu begehen, wenn auch die nötige Vorsicht und Trittprüfung angesagt sind. Am tiefsten Punkt, gleich bevor ich rechts in eine Grasmulde aufsteige, klettere ich noch kurz über eine Platte. Dann den genannten Grashang hoch, der einen praktisch direkt zum Gipfel führt.
 

Der Rotstock bietet, dank seiner den Fitzer überragenden Höhe, nochmals tolle Aussicht und ich weiss, dass nun der grobe Teil der Tour überstanden ist. Einfach, sagen wir T3-, geht es nun über den meist breiten Rücken noch rüber zum Ammertenspitz. Eine nahende Wetterfront hat die Sicht seither etwas dunstig werden lassen, aber die Aussicht verliert dadurch nicht an Reiz. Noch einmal mache ich kurz Pause und geniesse auch die Sicht zum Strubel. Dann steige ich via Amertenpass wieder runter auf die Engstligenalp. Hier ist zu dieser Jahreszeit das Golfen gross in Mode, wie ich es bereits von oben beobachten konnte. Glücklicherweise sind die Kühe bereits abgezogen und die Gefahr von Konfrontationen somit gebannt.

Mit einer Zusatzschlaufe am Engstligenfall vorbei, eine Dusche konnte jedenfalls nicht schaden, steige ich dann wieder runter zur Talstation. Ich muss gestehen, dass ich den Aufstiegsweg zur Engstligenalp das erste Mal beging. Alle Gipel rund um die Alp habe ich entweder via Hahnenmoos oder Kandersteg bestiegen. Diese Wissenslücke wurde somit glücklicherweise geschlossen.


Der Fitzer war der 100ste Gipfel in meinem Streifgebiet um Frutigen (2000müM und höher) und er wurde einem Jubiläumsberg auch würdig. Die Kombination mit den anderen beiden Gipfeln lohnt sich auf alle Fälle. Schon nur aus dem Grund, dass man so einen bequemen Abstieg machen kann. Die von Zaza vorgeschlagene Schwierigkeit von T5- für den Nordgipfel finde ich eindeutig zu tief gegriffen. Der Grat ist nach meiner Beurteilung mindestens T5+ oder eben noch mehr. Ich hoffe, dieser Bericht motiviert für weitere Begehungen dieser Gipfel. Besonders alpinbachi wünsche ich, dass er es auch einmal auf den Südgipfel schafft. Sein Rekobericht kann ich jedenfalls schon mal empfehlen. Mit dem Beschrieb des Führers wäre mir nicht ganz klar gewesen, wo man den Aufstieg zum Südgipfel nun starten soll (die im Führer beschriebenen Einstiegspunkte der Tour, Pt. 2‘022 und 2‘032, beziehen sich auf ältere Kartenwerke und sie verschwinden ab 1998 auf der 1:25'000er. Via "Zeitreise Swisstopo" sind die Standorte jedoch nachvollziehbar).

 


Tourengänger: Camox


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Kommentare (4)


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Gelöschter Kommentar

Camox hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. September 2013 um 13:39
Danke dir vielmals. Ich hoffe, du kannst das Projekt Nordgipfel auch mal angehen!

Grüess
Markus

alpinbachi hat gesagt:
Gesendet am 3. Oktober 2013 um 16:20
Hoi Markus,
Danke! (-:
Ja der Fitzer… auf der ewigen ToDo Liste… In den Anfängen meiner Wanderkarriere (1995) wollte ich vom Rotstock zum Fitzer… Bin aber eher weit unter den Gipfelfelsen traversiert und kam in übles lebendiges Gelände (Für meine Verhältnisse). Danach machte ich einen riesen Bogen um diesen Berg… Der angepeilte Grat im Jahr 2010 sollte machbar sein und oben werde ich schauen… Wird aber Saison 2014 (-: Mal mit dem Axi schauen...
Liebe Grüesse Bachi

Camox hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Oktober 2013 um 08:43
Hoi Bachi,

Ja, so ein Schreckenserlebnis führt oft dazu, dass man einen Gipfel lange nicht mehr in Angriff nimmt. Ich habe da auch meine Beispiele. In Gesellschaft des ebenso kompetenten Axi hoffe ich, dass es in dem Fall 2014 klappen könnte. Ich bleibe gerne auf dem Laufenden!

Grüess
Markus


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