Kurzbericht 

Bussgang rund um die Bussalp...


Publiziert von lorenzo , 4. Juni 2023 um 19:11.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 3 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 2545 m
Abstieg: 2410 m
Strecke:24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Burglauenen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Grindelwald
Kartennummer:LK 1229 Grindelwald: M. Brandt, Clubführer Berner Voralpen, SAC 1981

Während zwei Alpsommern auf der Bussalp Mitte 80 sind wir nach getaner Arbeit, vor dem Eintreiben der Kühe oder zum Salz verteilen bei schönem Wetter jeweils auf die umliegenden Gipfel Burg, Winteregg, Hohtissel und Faulhorn gestiegen, und einmal haben wir nach getätigten Vorbereitungen vor dem Alpaufzug sogar das Reeti von Spitzen zum Gassenboden überschritten. Für eine Blitzbegehung der Heckmair-Route zwischen der morgendlichen und abendlichen Besorgung der Tiere im Stil von Ueli Bühler hat es aber leider nicht gereicht, obwohl wir die imposante Eiger-Nordwand tagein, tagaus vor unserer Nase hatten, und sogar nachts die Lichter der Station Eigerwand herüber leuchten sahen. Seitdem bin ich immer wieder gerne auf die Bussalp zurückgekehrt, sei es zu Fuss oder mit Skiern, und endlich reifte der Gedanke, mit einem Gang über alle sie umgebenden Gipfel die ihr gebührende Referenz zu erweisen.

Nachdem ich in Burglauenen den letzten Bahnwagen verlassen hatte - so die Vorschrift - stieg ich, wie letztmals vor bald 40 Jahren, als ich 
im Spätsommer das Chästeilet auf dem Mitteläger besuchte, über den steilen und langen Chrachenweg dort hinauf. Noch war der Himmel blau, und über dem Itramenberg trat Schritt für Schritt das Dreigestirn hervor, bis es, als ich Ufem Schilt ankam, in seiner vollen Pracht erstrahlte. Mit der Burg, von der ich nur den S- und N-Turm kannte, wartete gleich zu Beginn der voraussichtlich schwierigste Teil der ganzen Runde, von dem im Führer wenig ermutigend zu lesen ist:

"Die Überschreitung ist durchwegs heikel und verlangt grösste angespannte Vorsicht. Sie ist von geringem Interesse".

Während der 1. Aussage durchaus zuzustimmen ist, fand ich die 2. unzutreffend, indem es sich um eine sowohl in technischer als auch in ästhetischer Hinsicht äusserst interessante Traversierung handelt, und sogar die Besteigung des Mittleren Turms keineswegs nur "unerfreulich" ist.

Aber schon wartete die nächste Herausforderung, die darin bestand, den Zugang zum "Gemspfad" "am Fusse des Felskessels...auf ca. 2300m" zu finden. Ich querte aufs Geratwohl zur Gletti und zum Tissel und weiter zum Bira SE-Grat, wo sich der Blick zu einem riesigen Amphitheater, in dem sich Gemsrudel tummelten, öffnete, und sich die beschriebene Route auf einem bequemen Bandweg und über die sehr steile SE-Flanke zum Turm wie von selbst ergab. Die Fortsetzung zum Turm ist zwar ausgesetzt, aber nicht schwer, und erst vor und nach der tiefen Scharte im Winteregg SW-Grat musste ich meine bescheidenen Kletterkünste wieder aus dem Rucksack holen. Nach der Bewältigung dieser Kleinigkeiten drohte nun neues Ungemach: einerseits vom vielen noch liegenden Schnee, in den ich z.T. hüfttief einsank, und von aufziehenden Wolken, die sich über dem Faulhorn und dem Reeti, dem Kernsstück der gesamten Tour, auszubreiten begannen.

"Don't worry - be Schläppi" sagte ich mir, und watete so schnell ich konnte durch den wechselhaften Alt- und Schwimmschnee, dabei möglichst apere Stellen ausnützend, auf das Faulhorn. Das noch weitgehend in Schnee gekleidete Reeti machte bei dem inzwischen grauen Licht einen recht alpinen Eindruck, und beim Aufstieg zum Simelihorn kam, was kommen musste: leichte Graupelschauer, die mich noch nicht gross störten, und kurz darauf, schon etwas beunruhigender, erstes Donnergrollen vom Brünig her. Den üblichen Zwiespalt: umkehren oder weitergehen, löste ich mit Blick zum Himmel, wo "no äs Fätzelli blauwe Hosestoff" flatterte, zugunsten von zweiterem, nicht aber ohne noch einen Gang höher zu schalten. Im Eilzugstempo ging es über Simelihorn und Reeti und der Abstieg über den SE-Grat gelang dank recht festem Altschnee noch etwas schneller. Unbeschadet und erleichtert erreichte ich die Fernandeshitta, während es inzwischen schon wieder aufzuklaren begann...

Nun stand einer Erkletterung auch noch der beiden Haupttürme der Hireleni wettermässig vorübergehend nichts mehr im Wege, ausser dass der Fels etwas nass geworden war. Erst als ich zurück beim Stockdepot angelangt war, fiel erster, zum Glück nur leichter Regen, der aber den Weiterweg Rchtung Uf Spitzen kaum beeinträchtigte, und der auch schon bald wieder aufhörte. Nach dem z.T. ausgesetzten Abstieg über den SSE-Grat, rechts flankiert von schwindelerregenden 300Hm hohen Plattenschüssen hoch über Flesch, begann auf der Alp Baach in unübersichtlichem coupiertem und überwachsenem Gelände die Suche nach dem letzten Gipfel, dem Furggenhorn. Endlich zeigte mir der blaue Punkt auf Swisstopo an, dass ich richtig gelandet war, und für eine erste richtige Pause schien der Ort auch geeignet zu sein. Auf eingezeichneten, markierten und nicht mehr eingezeichneten Wegen gelangte ich zum Wanderweg, auf dem ich bei zunehmendem Donnergrollen und dessen gefürchigem Echo an den grossen Nordwänden des Tals, aber noch trockenen Fusses, nach Grindelwald hinunter gelangte. Gerade war ein voller Zug von der Kleinen Scheidegg angekommen, und zehn Minuten später fuhr der nächste nach Interlaken, aber trotz dem Gedränge liess sich bei einem freundlichen Japaner noch ein Plätzchen finden, und als es spätestens in Zweilütschinen richtig zu regnen begonnen hatte, waren alle froh, am Trockenen zu sitzen...

Burglauenen-Burg

Von der Station Burglauenen (896m) auf dem Wanderweg (gelb) ins Dorf, und auf der Alpstrasse und dem Bergweg (weiss-rot, wr, Hoztreppe und -stufen, Kabel) über Chrachenmad nach Ufem Schilt (1822m) beim Bussalp Mittelläger, 1h 30min, T3. Nach NW auf Weide zu P. 2003 und über den z.T. baumbewachsenen S-Rücken (Gras, Schrofen, Stellen I) auf den Burg S-Turm. Abstieg durch die N-Flanke schräg von E nach W (steile Schrofen) zu einem Sattel und E Umgehung der folgenden brüchigen Zähne bis unter den Mittleren Turm. Dieser kann über die E-Flanke erklettert werden, über die dann auch wieder abgeklettert wird (steile Schrofen, II). Von deren Fuss durch ein kurzes Couloir nach NE und über Stufen unter den N-Turm. In dessen senkrechter E-SE-Wand auf einem bequemen Grasband nach N und von NE auf diesen (2207m), 1h 15min, T6. Nach NW zum Gipfel (2209m) und weiter zur Kuppe ca. 2200m und nach NNE hinunter in den Sattel ca. 2155m, 15min, T3. Insgesamt 3h.

Turm-Winteregg-Faulhorn
Vom Sattel ca. 2155m nach NNE zum eingezeichneten Pfad, auf diesem und weglos über Weide leicht ansteigend zur Gletti, und nach SW zum Tissel (2190m). In einem ansteigenden Linksbogen (steile Grasschrofen) zum Bira SE-Grat bei ca. 2260m, über diesen hinauf bis ca. 2280m, und unter den Flühen des Felskessels leicht ansteigend nach NW zum Couloirfuss auf ca. 2310m unter dem Sattel zwischen Bira und Turm. Durch dessen SE-Flanke, mehrere Rippen querend (steile Grasschrofen) diagonal auf dessen Gipfel (2401m), 45min, T5. Über den NE-Grat (ausgesetzt, Stellen I) zum NE-Gipfel und hinunter in den erwähnten Sattel ca. 2380m, 5min, T5. Nach E ansteigend zum S-Rücken, und über diesen (Pfadspuren) auf die Bira (2456m), 10min, T4. Abstieg wenige Meter nach NE, dann über den Winteregg SW-Grat (Gras, Felsen) vor einen tiefen Grateinschnitt, in den abgeklettert wird (gestufter Fels, 20 Hm I-II).  Auf der anderen Seite direkt an der Kante (II+) zurück zum Grat, und über diesen (Gras), einen weiteren Einschnitt bei P. 2555 passierend, auf den Gipfel der Winteregg (2572m), 30min, T5. Abstieg über den ENE-Rücken (Gras) zum Bergweg bei P. 2503, 5min, T2. Wr über P. 2522 und P. 2522 zu P. 2567, und auf dem eingezeichneten Weg entlang dem WSW-Rücken auf das Faulhorn (2680m), und Abstieg wr zum Gassenboden (2552m) und weiter zum Sattel ca. 2545m, 55min, T3. Insgesamt 2h 30min.

Reeti-Hireleni-Uf Spitzen-Furggenhorn-Grindelwald
Vom Sattel ca. 2545m über die N-Flanke (Geröll, Felsen, Pfadspuren) auf den Esel (2687m) und Abstieg über den E-Grat in den Sattel ca. 2670m. Über den W-Grat (I) auf das Simelihorn (2749m) und Abstieg über den SE-Grat (leichte Felsen, Geröll) in den Sattel ca. 2675m. Über den NW-Grat (I) auf das Reeti (2757m), 45min, T5. Abstieg entlang dem SE-Grat (Fels, Geröll, eingezeichneter Pfad) über den SE-Gipfel P. 2652 und P. 2518 zur Fernandeshitta (2402m), und weiter wr zu Spitzen (2327m), 30min, T4. Auf dem eingezeichneten Pfad zu den Hireleni (2357m) und Erkletterung des NW- und SE-Turms (je II), 15min, T6. Weiter über den NW-Grat (Fixseil, Bh, Stellen I) auf den Uf Spitzen N- (2381m) und (eingezeichneter Pfad) S-Gipfel (2331m), 15min, T4. Abstieg über den SSE-Grat und die S-Flanke (Gras, Schrofen) zur Alp Baach und durch überwachsenes und coupiertes Gelände zum eingezeichneten Weg N vom Furggenhorn, auf dessen Gipfel (2006m) ein Pfad führt, 30min, T5. Zurück zum eingezeichneten Weg, auf diesem zum Bergweg und wr bis P. 1864. Nach S (auf älteren Karten eingezeichneter Weg) über Brendlimatten nach Uf Nothalten (Alphütte ca. 1685m) und S vom Seelein auf dem eingezeichneten Weg zur Alpstrasse. Gelb über Strahlgässli zum Bergrestaurant Aellfluh (1428m), und über Zächenminiiteler (1297m), Teiffenboden und Terrassenweg hinunter zum Bahnhof Grindelwald (1035m), 1h, T3. Insgesamt 3h 15min.

Verhältnisse: sonnig und mild mit zunehmenden Quellwolken und zuletzt Graupelschauer und Gewitter. Alt- und Schwimmschnee oberhalb ca. 2500m.

Material: Leichtpickel (nicht gebraucht) zu üblicher Alpinwanderausrüstung.

Fahrplan: 7.30 Start, 9 Uhr Ufem Schilt, 10.15 Burg N-Turm, 11.15 Turm, 11.30 Bira, 12 Uhr Winteregg, 13 Uhr Faulhorn, 13.45 Reeti, 14.30 Hireleni, 14.45 Uf Spitzen, 15.15 Furggenhorn, 16.30 Grindelwald.

Tourengänger: lorenzo


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