Drei Schleifen an der Saarschleife


Publiziert von Nik Brückner , 31. Mai 2023 um 17:13. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Saar-Nahe-Bergland
Tour Datum:29 Mai 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:13 Kilometer

Die Saarschleife, die kurz hinter dem Merziger Stadtteil Besseringen beginnt und beim Städtchen Mettlach endet, ist eins der landschaftlichen Highlights im Westen Deutschlands. Während Besseringen und Mettlach eigentlich nur etwa zwei Kilometer auseinanderliegen, macht die Saar lieber einen Umweg von nahezu zehn Kilometern. An der schmalsten Stelle des von der Saar umflossenen Bergs sind beide Ufer nur 325 Meter auseinander.

Eigentlich ein hübscher, romantischer Ort, ist das Plateau bei Orscholz (yep, das heißt so) in den vergangenen Jahren radikal durchtouristisiert worden. Nichts blieb hier dem Zufall überlassen, schon gar nicht das Erleben der Natur. Kaffee & Kuchen, Eis am Stiel, Getränke, eiskalt Genießen, Bistro, Badespaß, Abenteuerwald, Baumwipfelpfad, Aussichtsturm - Ihr nennt es. Es gibt nichts, was es hier nicht gibt. Schließlich muss man mithalten, die an der Loreley rüsten nämlich ebenfalls massiv auf. 

Wo bleibt der Skywalk!!!

Wenigstens ist alles rollstuhlgerecht, sogar der Aussichtsturm und das meine ich durchaus ernst. Wenn schon, denn schon. Ist die Romantik des Ortes unter all dem geilen Kommerz noch zu entdecken? Nun, ja, schon, wenn man sehr früh morgens kommt. Dann sieht man am Baumwipfelpfad sogar Eichhörnchen. Und wenn man schnell wieder weggeht, und dafür genügen ein paar Schritte, links oder rechts der Touriautobahn. Und die lohnen sich, ein paar mehr sogar noch mehr, denn hier ist es eigentlich schön. Mal sehen, was man hier wandern kann.



Zwei Tage nach unserer herrlichen Tour in Kastel-Staadt (einschließlich Klettersteig, Spalten und Felsgrat) wollten die Waldelfe und ich uns dieses Highlight doch mal ansehen. Los ging's am Parkplatz Cloef-Atrium P1 (393 m) den wir mit "Rationalis Impetus" von Arkitekture im Player anfuhren. Am Cloef-Atrium Orscholz (385 m) befindet sich der Eingang zum Baumwipfelpfad (386 m), den wir als zwei der ersten betraten. Wo uns denn auch das Hörnchen begrüßte.

2016 wurde von einer Baumwipfelpfadkette der gebührenpflichtige "Baumwipfelpfad Saarschleife" mit einem unmittelbar oberhalb der kostenlosen Traditionsaussicht Cloef befindlichen Aussichtsturm eröffnet. Vom Aussichtsturm hat man den gleichen Blick (nein, "einen wesentlich weiteren Blick") "als"/wie "von der Cloef".

Na, die Sicht ist wirklich schön. Vom Aussichtsturm aus hat man den perfektionierten Blick auf die Saarschleife, da ist der Money-Shot sein Eintrittsmoney wert.

Die Saarschleife ist ein Durchbruchstal der Saar durch den Taunusquarzit. Ihr Ufer wird von Felswänden, Schutthalden und kleinen Felsschluchten gebildet. Die Talverengung rührt daher, dass die aus dem Buntsandstein des Merziger Beckens kommende Saar hier in einen Abschnitt harten Quarzitgesteins eintritt.

Auf dem bewaldeten Bergrücken innerhalb der Saarschleife befinden sich die ehemalige Klosterkirche St. Gangolf mit Teilen der ehemaligen Klosteranlage sowie die Burgruine Montclair.


Wieder herunten, ging es vor zum altbewährten Aussichtspunkt Cloef (380 m), von dem aus man (fast) den gleichen Blick hat. 

Der Aussichtspunkt liegt nämlich immerhin auch noch 180 Meter über dem Fluss. Zum Ursprung des ungewöhnlichen Namens gibt es heute zwei Theorien:

Eine Version leitet ihn aus dem Lateinischen von "clivus" oder "clevus" her, das 'Abhang' bedeutet (vgl. den Ortsnamen Kleve). Dies würde zu der Felsformation passen, auf der die Cloef-Schutzhütte steht.

Eine andere Version leitet den Namen aus dem Keltischen ab, wonach es ein steiniges Kerbtal bezeichnet.

 

Wir nahmen hier einen schmalen Pfad, der uns an der Bergkante entlang, bzw. eigentlich ein paar Meter unterhalb, hinüber zum Aussichtspunkt Kleine Cloef führte. Markiert ist er nicht, was schade ist, denn er ist deutlich schöner als der breite Wanderweg, der parallel oberhalb ebenfalls zur Kleinen Cloef (338 m) führt.

Von hier aus kurz nach Nordosten, hinunter zum Weselbach (339 m), den man nassen Fußes durchschreitet. Auch drüben wählten wir wieder den Weg an der Kante entlang. Der bot allerdings entgegen unseren Erwartungen nicht allzu viel Aussicht. Trotzdem schön, es geht immer über Felsen und Wurzeln gen Osten. Ignoriert man sämtliche Linksabzweige, bleibt man immer an der Kante, und gelangt an einer Stelle, an der der Weg sich ins Tal hinunter wendet, an ein paar alte Treppenstufen, die von umgenutzten Eisenbahnschwellen gebildet werden. Sie führen hinauf zum Burgstall der Burgruine Saarstein (303 m).

Die Burg Saarstein ist eine abgegangene Höhenburg auf einer Bergzunge oberhalb der Wellesbachschlucht. Die Burg wurde 1351 von Bischof Balduin von Trier erbaut, vermutlich im Zusammenhang mit der Belagerung der gegenüberliegenden Burg Montclair. Die steht allerdings noch, halbwegs, während Saarstein praktisch völlig verschwunden ist. Das sagt vermutlich einiges über die Belagerung aus. 

Die Burg wurde letztmals 1439 im Besitz des Arnold von Sierck genannt, heute sind nur noch geringe Mauerreste und zahllose Steine zu sehen.


Wieder zurück am Weg, ging es nun hinunter zur Saar. Dabei passiert man ein Geröllfeld, weiter unten geht es durch einen alten Hohlweg. Dann ist das Saarufer erreicht.

Wir wandten uns hier nach rechts, und wanderten die Saarschleife bis zu ihrem Scheitelpunkt (172 m) entlang. Von hier aus führt ein sehr schöner Zickzackweg hinauf zur Cloef

An einer Stelle führt ein Trampelpfad in die Schlucht des Weselbachs hinein. Schilder warnen vor Absturzgefahr, was mich allerdings eher anlockte als abschreckte. T3, schmal, man sieht nicht wirklich viel.

Wieder zurück auf dem Zickzackweg ging es nun durch herrlichen, lichten Wald an Felswänden entlang hinauf zum Aussichtspunkt Cloef (380 m).

Hier war inzwischen die Hölle los. Also schnell weiter! Der am nächsten an der Kante gelegene Weg führt nun zunächst einmal weg von dieser, durch wunderschönen Wald, über ein Brückerl und weiter zu einer Straußenfarm (354 m), an der wir links abzweigten. Ein breiter Weg führt hinunter zu einem weiteren Aussichtspunkt, dem Teufelsstein (315 m). Trotz dem Namen sollte man Spektakuläres hier aber nicht erwarten.

Das folgt aber gleich: Der nächste Abstieg zur Saar nämlich. Vom Teufelsstein auf dem breiten Weg noch ein Stück nach Südwesten in einen Tobel hinein, dort zweigt an einem Schild ein unmarkierter Pfad links in den Wald hinunter. Auf meiner Karte heißt der "Kommelsteinbach Trail S1" - vielleicht kann ja jemand damit was anfangen.

Auf diesem schick Trail genannten Steig ging es nun wieder hinunter zur Saar, diesmal zwischen Geröllfeldern (links) und (vermutlich) dem Kommelsteinbach (rechts). Kleine Wasserfälle inbegriffen, aber alles keine Inbegriffe von Wasserfällen. Erneut ein schmaler, felsiger Pfad, zuletzt führen aber sogar ein paar Stufen hinunter, auf das Gelände der Saarschleifenlodge (168 m), wo ein paar Häuschen auf Stelzen stehen, in denen man übernachten kann.

...und die Seele baumeln lassen. Steht auf der Webseite. Bin wirklich gespannt, wieviele Jahrhunderte noch ins Land gehen müssen, bis diese vollkommen durchgenudelte Uralt-Formulierung auch dem allerletzen Agenturfuzzy zu blöd ist. Hoffentlich hat niemand einen - ähem - Kreativen für diesen unkreativen Werbetext bezahlt.
 

An den baumelnden Seelen der Lodge vorbei, überquerten wir den Steinbach, und gleich auf dessen anderer Seite ging es das Tal wieder hinauf. Links und rechts ragen steile Felswände in den - na, nicht gerade in den Himmel, der ist hier zu weit weg, aber immerhin doch in die Baumwipfel. Ein wunderschönes Tal, ein hübscher Pfad, und hin und wieder überquert man den Steinbach auf malerischen Holzbrücken. Am Ende wendet er sich nach rechts, und über Stufen geht es nun wieder hinauf auf's Plateau

Der Weg führt weiter zu der Stelle, an der wir zuvor auf den Kommelsteinbach Trail S1 abgebogen waren. Diesmal nahmen wir den einzigen an dieser Kreuzung noch nicht begangenen Weg, einen Pfad, der nach links in ein sanftes Tälchen führt.

Hier wächst Sauerampfer! Sehr leckere Wegzehrung zwischendurch!

An der nächsten Kreuzung ging es (im Prinzip) geradeaus, eigentlich kurz links und gleich wieder rechts. An der nächsten Kreuzung ebenfalls im Prinzip geradeaus, dann ging's im Wald an ein paar Felsen entlang weiter zu einem breiten Weg. Über diesen hinüber, zu dem angeschrieben Orkelsfels (400 m)

Der Orkelsfels unterscheidet sich durch seine weißgraue Farbe von dem ihn umgebenden Taunusquarzit. Na, dort, wo man ihn sieht, er ist nämlich ziemlich eingewachsen. Die heutige Größe macht angeblich nur rund 40% seiner ursprünglichen Größe aus. Wohin wohl der Rest verschwunden sein mag?

Im Volksmund heißt der Felsen nur "die Burg". Der Legende nach soll sich hier die Burg der Herren vom Orkelsfels befunden haben. Belege dafür existieren leider nicht. 1937 deklarierte der Reichsforstmeister den Felsen als Naturdenkmal. (Danke Tanja)

 

Der Fels liegt direkt am Ortsrand von Orscholz. Von hier aus führt ein markierter Wanderweg über Wiesen und durch den Wald geradewegs zurück zum Cloef-Atrium Orscholz (385 m), wo unsere Runde endete.


Fazit:

Drei Schleifen, vier mit der Saarschleife selbst - das kann sich sehen lassen. Genau wie diese Landschaft und die Wege, die durch sie hindurchführen. Felsen, Aussicht, plätschernde Bäche, frischer Sauerampfer, alte Burgställe - und als Krönung der Money-Shot vom neuen Aussichtsturm. Wie würde ein Agenturfuzzy das nennen? Mit allen Sinnen genießen?


Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (2)


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Margit hat gesagt: Eine schöne Schleifen-Tour...
Gesendet am 1. Juni 2023 um 07:56
... habt ihr da gebastelt!
Falls ihr mal wieder in die Ecke kommen solltet:
Die Burg Montclair ist einen Besuch wert und auch mit der einzigen Saar-Fähre "Welles" im Mini-Format kann man ruhig mal fahren - echt witzig.
Den Skywalk findest du übrigens am Schaumberg ;-)
Zum Glück verunstaltet er die Landschaft kaum...

Lieben Gruß
Margit

Nik Brückner hat gesagt: RE:Eine schöne Schleifen-Tour...
Gesendet am 1. Juni 2023 um 09:21
Servus nochmal!

Ja, Montclair wäre auf der Liste gestanden, wenn wir noch einen Tag mehr gehabt hätten. Nächstes Mal dann. Denn wir waren positiv überrascht über das Bundesland, über das wir am wenigsten wussten, und kommen sicher mal wieder.

Für die Tipps ganz herzlichen Dank! Die kommen jetzt auch mit auf die Liste.

Herzlichen Gruß,

Nik


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